Noch nie wurde im Fußball so viel Geld für Transfers ausgegeben. Der Sport muss aber seine soziale Verantwortung erkennen.
Mit seinem Wechsel vom englischen Fußballclub Tottenham Hotspurs zum spanischen Rekordmeister Real Madrid ist der 24-jährige Waliser Fußballprofi Gareth Bale zum teuersten Spieler der Welt geworden. Sein künftiger Arbeitgeber hat für ihn eine Ablösesumme von 100 Millionen Euro bezahlt, ein neuer Rekord auf dem Transfermarkt. Das ist nur ein weiteres Beispiel dafür, welch enorme Geldsummen im internationalen Fußballgeschäft im Spiel sind. Insgesamt wurden in diesem Jahr umgerechnet fast 2,6 Milliarden Euro für den Transfer von Spielern ausgegeben, knapp ein Drittel mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres. Geld, das vor allem aus den immer weiter steigenden Lizenzgebühren für TV-Rechte und den entsprechenden Sponsorenverträgen stammt. Es ist davon auszugehen, dass sich diese Preisspirale weiterdreht, einhergehend mit Skandalen und Kritik am globalen Geschäft Fußball. Die Frage aber lautet: Ist das wirklich die Zukunft des Fußballs?
Seit seinem Transfer zu Real Madrid ist Gareth Bale (hier mit der Walisischen Nationalmannschaft) der teuerste Fußballspieler der Welt.
Ausgerechnet die fußballbegeisterten Brasilianer haben im Juni eindrucksvoll auf die Selbstbezogenheit des Fußballs und seine mangelnde soziale Dimension hingewiesen. Im Umfeld der Fußballspiele zum Fifa-Konföderationen-Pokal, der ein Jahr vor der Fußballweltmeisterschaft im Gastgeberland ausgetragen wird, protestierten Millionen Menschen gegen die hohen Kosten der Vorbereitungen für die Weltmeisterschaft 2014 und dagegen, dass gleichzeitig öffentliche Dienstleistungen zerfallen, insbesondere die Gesundheits- und Bildungssysteme. Diese Demonstrationen haben viele in Brasilien und in der Fußballwelt gleichermaßen überrascht. Die Annahme, sobald der Ball rolle, werden sich die Proteste schon legen, erwies sich als Trugschluss. In abgemilderter Form dauern die Proteste bis heute an. Die brasilianische Öffentlichkeit hat den Fußball zum Anlass genommen, aktiv zu werden. Die Demonstranten fordern, dass vor Fußballereignissen nicht nur in Stadien und in die Straßen zu Stadien investiert wird. Fußball soll nicht nur zum Nutzen einiger weniger sein, sondern für alle.
Nichts ist mit Fußball vergleichbar, kein Produkt, keine Dienstleistung, keine gesellschaftliche Bewegung, kein anderer Sport. Fußball ist einzigartig mit seiner enormen Strahlkraft und Attraktivität, seiner Macht, mit der er Menschen auf der ganzen Welt in allen Gesellschaftsschichten erreicht. Daraus leitet sich die besondere soziale Verantwortung der Akteure im Fußballgeschäft ab. Clubs wie Manchester United oder Bayern München inspirieren Menschen in Jakarta und Nairobi genauso wie in ihren Heimatstädten. Entsprechend muss das Konzept der sozialen Verantwortung weiterentwickelt werden.
Fußball kann Leben verändern. Er kann jungen Menschen aus benachteiligten Verhältnissen Themen wie Bildung, Integration, Gewaltprävention oder Friedensarbeit näherbringen. Täglich sehe ich, wie Menschen durch Fußball vor Landminen oder Bandenkriminalität bewahrt, über HIV oder Fettleibigkeit aufgeklärt werden oder eine Arbeitsstelle bekommen. Es gibt außerdem eine Vielzahl inspirierender Beispiele für die gelungene Zusammenarbeit von Sponsoren, Fußballverbänden und -vereinen, Regierungen und Graswurzel-Fußballprojekten - in der Entwicklungsarbeit ebenso wie bei der Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit in Europa oder in der Arbeit mit Obdachlosen in den USA.
Ich liebe Fußball und ich glaube an die Kraft des Fußballs. Daher frage ich mich: Was wäre, wenn der Fußball, die Fußballindustrie als Ganzes, mit diesem Juwel wirklich verantwortungsvoll umgehen würde? Verantwortungsvoll im unternehmerischen und gesellschaftlichen Sinne. Was wäre, wenn das Geschäft Fußball den sozialen Mehrwert in sein Geschäftsmodell integrieren würde?
Dabei geht es mir nicht darum, dass die Vereine großmütig von dem, was sie erwirtschaften, 'zurückgeben', dass sie als milde 'Wohltäter' auftreten. Es geht um ein zukunftsfähiges 'Produkt Fußball'. Wenn man sich den Kapitalfluss im Fußball anschaut, dann zahlen dort vor allem die Fans ein, direkt oder indirekt - sei es durch den Kauf eines Gareth-Bale-Trikots, einer Eintrittskarte für das Bundesligaspiel am Wochenende oder durch die Rundfunkgebühren, die wir alle bezahlen. Daran würde auch niemand Anstoß nehmen, wenn es sich um irgendeine Ware oder Leistung und nicht um Fußball handelte. Weil es aber um Fußball geht, kann es nicht sein, dass die eigentlichen 'shareholder', die Milliarden Fans und die Menschen, die mit Fußball erreicht werden können, lediglich als Konsumenten oder als Empfänger von Marketinginteressen getriebenen Charity-Maßnahmen verstanden werden. Denn genau sie sind es, die den Wert des Fußballs ausmachen.
Würde der Fußball sich dieser Einzigartigkeit bewusst, könnte er auch seine gesellschaftliche Wirkung entfalten. Es geht nicht darum, Gutes zu tun, denn viele Akteure im Fußball, nicht zuletzt der Weltverband Fifa, tun da bereits sehr viel. Es geht vielmehr darum zu verstehen, dass es keine andere Wahl gibt, als grundsätzlich verantwortungsvoll mit dem öffentlichen Gut Fußball umzugehen. Das wäre nicht nur eine smarte Entscheidung, es wäre auch die einzig richtige.
Die Ereignisse in Brasilien können zum Wendepunkt in der Geschichte des Fußballs werden. Sie haben gezeigt, dass Sportgroßereignisse nicht mehr losgelöst von ihrem gesellschaftlichen Umfeld funktionieren. Die Kluft zwischen dem Fußballgeschäft einerseits und den gesellschaftlichen Gruppen, aus denen der Fußball kommt und dem er seinen Erfolg verdankt, muss dringend geschlossen werden. Es ist an der Zeit, dass der Sport sich auf seine Wurzeln besinnt und mit seiner eigenen Basis verbindet. Der Fußball braucht funktionierende Gemeinschaften, um sich weiterzuentwickeln. Er muss ein aktiver, verantwortungsbewusster Bestandteil der Gesellschaft sein. Der Fußball ist kein Besitztum der Fußballindustrie. Er gehört den Fans und der Gesellschaft, und die Branche bleibt ihnen noch zu viel schuldig.
Noch nie war der Fußball so teuer wie heute, das hat die vergangene Woche gezeigt. Bisher ist ihm der Kollaps erspart geblieben, weil die unwiderstehliche Qualität des Produkts Fußball alles wettmacht - noch. Die Leidenschaft für das Spiel lässt Fans noch oft über die Ticketpreise, die astronomischen Gehälter und Transfer-Deals sowie die zahlreichen Skandale hinwegsehen. Aber erste Risse werden sichtbar: Die protestierenden Brasilianer haben uns im Juni gezeigt, dass der Fußball sehr wohl an Strahlkraft einbüßen kann, wenn er zu Veränderungen nicht bereit ist.
Mit seinem Wechsel vom englischen Fußballclub Tottenham Hotspurs zum spanischen Rekordmeister Real Madrid ist der 24-jährige Waliser Fußballprofi Gareth Bale zum teuersten Spieler der Welt geworden. Sein künftiger Arbeitgeber hat für ihn eine Ablösesumme von 100 Millionen Euro bezahlt, ein neuer Rekord auf dem Transfermarkt. Das ist nur ein weiteres Beispiel dafür, welch enorme Geldsummen im internationalen Fußballgeschäft im Spiel sind. Insgesamt wurden in diesem Jahr umgerechnet fast 2,6 Milliarden Euro für den Transfer von Spielern ausgegeben, knapp ein Drittel mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres. Geld, das vor allem aus den immer weiter steigenden Lizenzgebühren für TV-Rechte und den entsprechenden Sponsorenverträgen stammt. Es ist davon auszugehen, dass sich diese Preisspirale weiterdreht, einhergehend mit Skandalen und Kritik am globalen Geschäft Fußball. Die Frage aber lautet: Ist das wirklich die Zukunft des Fußballs?
Seit seinem Transfer zu Real Madrid ist Gareth Bale (hier mit der Walisischen Nationalmannschaft) der teuerste Fußballspieler der Welt.
Ausgerechnet die fußballbegeisterten Brasilianer haben im Juni eindrucksvoll auf die Selbstbezogenheit des Fußballs und seine mangelnde soziale Dimension hingewiesen. Im Umfeld der Fußballspiele zum Fifa-Konföderationen-Pokal, der ein Jahr vor der Fußballweltmeisterschaft im Gastgeberland ausgetragen wird, protestierten Millionen Menschen gegen die hohen Kosten der Vorbereitungen für die Weltmeisterschaft 2014 und dagegen, dass gleichzeitig öffentliche Dienstleistungen zerfallen, insbesondere die Gesundheits- und Bildungssysteme. Diese Demonstrationen haben viele in Brasilien und in der Fußballwelt gleichermaßen überrascht. Die Annahme, sobald der Ball rolle, werden sich die Proteste schon legen, erwies sich als Trugschluss. In abgemilderter Form dauern die Proteste bis heute an. Die brasilianische Öffentlichkeit hat den Fußball zum Anlass genommen, aktiv zu werden. Die Demonstranten fordern, dass vor Fußballereignissen nicht nur in Stadien und in die Straßen zu Stadien investiert wird. Fußball soll nicht nur zum Nutzen einiger weniger sein, sondern für alle.
Nichts ist mit Fußball vergleichbar, kein Produkt, keine Dienstleistung, keine gesellschaftliche Bewegung, kein anderer Sport. Fußball ist einzigartig mit seiner enormen Strahlkraft und Attraktivität, seiner Macht, mit der er Menschen auf der ganzen Welt in allen Gesellschaftsschichten erreicht. Daraus leitet sich die besondere soziale Verantwortung der Akteure im Fußballgeschäft ab. Clubs wie Manchester United oder Bayern München inspirieren Menschen in Jakarta und Nairobi genauso wie in ihren Heimatstädten. Entsprechend muss das Konzept der sozialen Verantwortung weiterentwickelt werden.
Fußball kann Leben verändern. Er kann jungen Menschen aus benachteiligten Verhältnissen Themen wie Bildung, Integration, Gewaltprävention oder Friedensarbeit näherbringen. Täglich sehe ich, wie Menschen durch Fußball vor Landminen oder Bandenkriminalität bewahrt, über HIV oder Fettleibigkeit aufgeklärt werden oder eine Arbeitsstelle bekommen. Es gibt außerdem eine Vielzahl inspirierender Beispiele für die gelungene Zusammenarbeit von Sponsoren, Fußballverbänden und -vereinen, Regierungen und Graswurzel-Fußballprojekten - in der Entwicklungsarbeit ebenso wie bei der Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit in Europa oder in der Arbeit mit Obdachlosen in den USA.
Ich liebe Fußball und ich glaube an die Kraft des Fußballs. Daher frage ich mich: Was wäre, wenn der Fußball, die Fußballindustrie als Ganzes, mit diesem Juwel wirklich verantwortungsvoll umgehen würde? Verantwortungsvoll im unternehmerischen und gesellschaftlichen Sinne. Was wäre, wenn das Geschäft Fußball den sozialen Mehrwert in sein Geschäftsmodell integrieren würde?
Dabei geht es mir nicht darum, dass die Vereine großmütig von dem, was sie erwirtschaften, 'zurückgeben', dass sie als milde 'Wohltäter' auftreten. Es geht um ein zukunftsfähiges 'Produkt Fußball'. Wenn man sich den Kapitalfluss im Fußball anschaut, dann zahlen dort vor allem die Fans ein, direkt oder indirekt - sei es durch den Kauf eines Gareth-Bale-Trikots, einer Eintrittskarte für das Bundesligaspiel am Wochenende oder durch die Rundfunkgebühren, die wir alle bezahlen. Daran würde auch niemand Anstoß nehmen, wenn es sich um irgendeine Ware oder Leistung und nicht um Fußball handelte. Weil es aber um Fußball geht, kann es nicht sein, dass die eigentlichen 'shareholder', die Milliarden Fans und die Menschen, die mit Fußball erreicht werden können, lediglich als Konsumenten oder als Empfänger von Marketinginteressen getriebenen Charity-Maßnahmen verstanden werden. Denn genau sie sind es, die den Wert des Fußballs ausmachen.
Würde der Fußball sich dieser Einzigartigkeit bewusst, könnte er auch seine gesellschaftliche Wirkung entfalten. Es geht nicht darum, Gutes zu tun, denn viele Akteure im Fußball, nicht zuletzt der Weltverband Fifa, tun da bereits sehr viel. Es geht vielmehr darum zu verstehen, dass es keine andere Wahl gibt, als grundsätzlich verantwortungsvoll mit dem öffentlichen Gut Fußball umzugehen. Das wäre nicht nur eine smarte Entscheidung, es wäre auch die einzig richtige.
Die Ereignisse in Brasilien können zum Wendepunkt in der Geschichte des Fußballs werden. Sie haben gezeigt, dass Sportgroßereignisse nicht mehr losgelöst von ihrem gesellschaftlichen Umfeld funktionieren. Die Kluft zwischen dem Fußballgeschäft einerseits und den gesellschaftlichen Gruppen, aus denen der Fußball kommt und dem er seinen Erfolg verdankt, muss dringend geschlossen werden. Es ist an der Zeit, dass der Sport sich auf seine Wurzeln besinnt und mit seiner eigenen Basis verbindet. Der Fußball braucht funktionierende Gemeinschaften, um sich weiterzuentwickeln. Er muss ein aktiver, verantwortungsbewusster Bestandteil der Gesellschaft sein. Der Fußball ist kein Besitztum der Fußballindustrie. Er gehört den Fans und der Gesellschaft, und die Branche bleibt ihnen noch zu viel schuldig.
Noch nie war der Fußball so teuer wie heute, das hat die vergangene Woche gezeigt. Bisher ist ihm der Kollaps erspart geblieben, weil die unwiderstehliche Qualität des Produkts Fußball alles wettmacht - noch. Die Leidenschaft für das Spiel lässt Fans noch oft über die Ticketpreise, die astronomischen Gehälter und Transfer-Deals sowie die zahlreichen Skandale hinwegsehen. Aber erste Risse werden sichtbar: Die protestierenden Brasilianer haben uns im Juni gezeigt, dass der Fußball sehr wohl an Strahlkraft einbüßen kann, wenn er zu Veränderungen nicht bereit ist.