Brasilien bekämpft Kriminalität mit Verbot von Spielzeugwaffen
An einem Augusttag in São Paulo erschießt ein 13-jähriger Brasilianer seine Eltern, seine Großmutter, seine Großtante und sich selbst. Ein brasilianischer Priester wird bei einem Überfall in Fortaleza von zwei Jugendlichen erschossen. Fälle wie diese gehören zum Alltag in Brasilien; in dem Land sterben jährlich 35000 Menschen durch Schusswaffen. Bei den 15- bis 24-Jährigen ist ein Schuss sogar die häufigste Todesursache. Das soll sich ändern - aber ist es dafür hilfreich, was Brasilianische Behörden derzeit tun?
Ein Junge mit Spielzeugpistole in Caracas, Venezuela
Ab sofort sind zumindest im Bundesdistrikt Brasilia rund um die gleichnamige Hauptstadt Spielzeugwaffen per Gesetz verboten. Man möchte damit verhindern, dass sich Kinder an Waffen gewöhnen und später selbst benutzen. Das Herstellungs- und Verkaufsverbot gilt nicht nur für Plastikpistolen, die echten Waffen täuschend ähnlich sehen. Untersagt sind künftig auch Wasser-, Schaum- und Laserpistolen und sogar solche, die nur Schussgeräusche machen. Handeln aus Verzweiflung: Zwar trat vor zehn Jahren unter dem Präsidenten Lula ein Entwaffnungsgesetz in Kraft, das Zivilpersonen das Tragen von Waffen verbietet, aber brasilianische Journalisten berichten, dass der Verkauf von Schusswaffen an Privatleute dennoch exponentiell stieg. Allein im vergangenen Jahr sollen etwa 31500 Waffen verkauft worden sein.
Bisher gibt es keine Studien darüber, ob Kinder, die mit Waffen spielen, später mehr Verbrechen begehen als andere. Doch im Hinblick auf die Fußball-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr versucht die Regierung mit allen Mitteln, die Gewalt einzudämmen. Sie rechtfertigt das nun beschlossene Gesetz mit dem Ziel, eine Kultur der Gewaltfreiheit etablieren zu wollen. Die Unterstaatssekretärin für den Schutz von Gewaltopfern, Valéria Velasco, sagte der Zeitung Folha de São Paulo, das Gesetz solle Überfällen vorbeugen und bei Kindern ein Bewusstsein für die Gefahren von Waffen schaffen.
Nach Ansicht des brasilianischen Sicherheitsexperten Daniel Lorenz könnte die Gewalt auf den Straßen sogar sofort zurückgehen, wenn die Nachbildungen aus den Spielzeugläden verschwinden. "Für Laien ist es oft sehr schwierig, Attrappen zu erkennen", sagte er der Zeitung O Globo. Die Polizei habe die Erfahrung gemacht, dass sogar knallbunte Spielzeugpistolen, die von Tätern schwarz angemalt wurden, im Moment des Überfalls die gleiche Wirkung auf die Opfer hätten wie echte Waffen. Bei brasilianischen Bürgern ist das Verbot allerdings umstritten. "Geniale Idee", war auf Twitter zu lesen, ebenso wie dieser höhnische Kommentar: "Wenn du es nicht schaffst, das Verbrechen zu bekämpfen, verbiete das Spielzeug."
Viele Kinder in der Stadt Ceilândia, ebenfalls im Bundesdistrikt, haben ihre Spielzeugpistolen bereits freiwillig abgegeben. Mitarbeiter der Behörden tauschen sie jetzt gegen Bücher ein. Innerhalb von wenigen Tagen kamen so etwa 500 Waffen zusammen. Die Verkäufer von Spielzeugwaffen haben nun ein Jahr Zeit, die Ware aus dem Regal zu nehmen. Wer gegen das Gesetz verstößt, dem drohen Geldstrafen von umgerechnet mehr als 30000 Euro und ein Lizenzentzug.
An einem Augusttag in São Paulo erschießt ein 13-jähriger Brasilianer seine Eltern, seine Großmutter, seine Großtante und sich selbst. Ein brasilianischer Priester wird bei einem Überfall in Fortaleza von zwei Jugendlichen erschossen. Fälle wie diese gehören zum Alltag in Brasilien; in dem Land sterben jährlich 35000 Menschen durch Schusswaffen. Bei den 15- bis 24-Jährigen ist ein Schuss sogar die häufigste Todesursache. Das soll sich ändern - aber ist es dafür hilfreich, was Brasilianische Behörden derzeit tun?
Ein Junge mit Spielzeugpistole in Caracas, Venezuela
Ab sofort sind zumindest im Bundesdistrikt Brasilia rund um die gleichnamige Hauptstadt Spielzeugwaffen per Gesetz verboten. Man möchte damit verhindern, dass sich Kinder an Waffen gewöhnen und später selbst benutzen. Das Herstellungs- und Verkaufsverbot gilt nicht nur für Plastikpistolen, die echten Waffen täuschend ähnlich sehen. Untersagt sind künftig auch Wasser-, Schaum- und Laserpistolen und sogar solche, die nur Schussgeräusche machen. Handeln aus Verzweiflung: Zwar trat vor zehn Jahren unter dem Präsidenten Lula ein Entwaffnungsgesetz in Kraft, das Zivilpersonen das Tragen von Waffen verbietet, aber brasilianische Journalisten berichten, dass der Verkauf von Schusswaffen an Privatleute dennoch exponentiell stieg. Allein im vergangenen Jahr sollen etwa 31500 Waffen verkauft worden sein.
Bisher gibt es keine Studien darüber, ob Kinder, die mit Waffen spielen, später mehr Verbrechen begehen als andere. Doch im Hinblick auf die Fußball-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr versucht die Regierung mit allen Mitteln, die Gewalt einzudämmen. Sie rechtfertigt das nun beschlossene Gesetz mit dem Ziel, eine Kultur der Gewaltfreiheit etablieren zu wollen. Die Unterstaatssekretärin für den Schutz von Gewaltopfern, Valéria Velasco, sagte der Zeitung Folha de São Paulo, das Gesetz solle Überfällen vorbeugen und bei Kindern ein Bewusstsein für die Gefahren von Waffen schaffen.
Nach Ansicht des brasilianischen Sicherheitsexperten Daniel Lorenz könnte die Gewalt auf den Straßen sogar sofort zurückgehen, wenn die Nachbildungen aus den Spielzeugläden verschwinden. "Für Laien ist es oft sehr schwierig, Attrappen zu erkennen", sagte er der Zeitung O Globo. Die Polizei habe die Erfahrung gemacht, dass sogar knallbunte Spielzeugpistolen, die von Tätern schwarz angemalt wurden, im Moment des Überfalls die gleiche Wirkung auf die Opfer hätten wie echte Waffen. Bei brasilianischen Bürgern ist das Verbot allerdings umstritten. "Geniale Idee", war auf Twitter zu lesen, ebenso wie dieser höhnische Kommentar: "Wenn du es nicht schaffst, das Verbrechen zu bekämpfen, verbiete das Spielzeug."
Viele Kinder in der Stadt Ceilândia, ebenfalls im Bundesdistrikt, haben ihre Spielzeugpistolen bereits freiwillig abgegeben. Mitarbeiter der Behörden tauschen sie jetzt gegen Bücher ein. Innerhalb von wenigen Tagen kamen so etwa 500 Waffen zusammen. Die Verkäufer von Spielzeugwaffen haben nun ein Jahr Zeit, die Ware aus dem Regal zu nehmen. Wer gegen das Gesetz verstößt, dem drohen Geldstrafen von umgerechnet mehr als 30000 Euro und ein Lizenzentzug.