Warum die Band Cairokee in Ägypten gleichzeitig beliebt wie auch gefürchtet ist
Im staatlichen Fernsehen sind ihre Lieder verboten - auch heute noch. Schon dem ehemaligen Präsidenten Hosni Mubarak waren die Texte dieser Musiker zu rebellisch. Einige Jahre und zwei Revolutionen später, werden die Songs der Pop-Rock-Band Cairokee noch immer nicht gespielt. Mit der Veröffentlichung ihres neuen Albums wird es jetzt auch erst einmal nichts: Die Zensoren lassen einen Song nicht zu. Das umstrittene Lied heißt ,Nefsy afagar", auf Deutsch "Ich würde gerne etwas in die Luft sprengen". Die Besorgnis der Zensoren ist verständlich - die politische Situation im Land bleibt heikel. Doch die Band beteuert, dass sie keineswegs zu Anschlägen aufruft. In die Luft sprengen wollen die Cairokees lediglich die Intoleranz, mit der sich die Bürger im Alltag begegnen.
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Die Band Cairokee bei einem Open-Air-Konzert im Juli 2013
Amir Eid, 29, Cairokee-Sänger, ist wütend über die Zensoren. Anfang September sollte das neue Album, ihr drittes, auf den Markt kommen - und jetzt das. Er sitzt mit den anderen vier Bandmitgliedern in seiner Wohnung in Maadi, einem Nobelviertel im Süden der ägyptischen Hauptstadt, die auch als Studio dient. Die Männer kennen sich seit ihrer Schulzeit, haben alle Business studiert und nebenbei Musik gemacht. Obwohl die Band in ihrer jetzigen Besetzung schon 2006 gegründet wurde, kam der große Durchbruch erst während der Revolution im Januar 2011 mit dem Lied "Sout el Horeya", Stimme der Freiheit. Die CD zählt zu den erfolgreichsten in Ägypten. Cairokee-Konzerte sind binnen kurzer Zeit ausverkauft und im Mai wurde die Band sogar im Libanon bei den Middle East Music Awards als Band des Jahres ausgezeichnet.
Der Name der zur Zeit angesagtesten Band Ägyptens bildet sich aus Kairo und Karaoke - sie ist, mehr als jede Partei, Sprachrohr der Jugend. In ihren Liedern, die auch auf der Straße gesungen werden, geht es um junge Leute die keine Jobs finden, um soziale Ungerechtigkeit und Frustration. Aber auch um Liebe, Beziehungen, Hoffnung.
30 Jahre wurde Ägypten von Hosni Mubarak mit Hilfe der Polizei und Militär regiert, es herrschte Ausnahmezustand. Themen wie Politik, Korruption und Armut waren tabu. Das prägte auch die Musikszene. Alles, was nicht mit Liebe zu tun hatte, wurde zensiert. Cairokee hat schon vor der Revolution dagegen rebelliert. Dafür kassierten sie mehrere Drohanrufe von der damals gefürchteten ägyptischen Staatssicherheit. Mutig machten sie weiter. "Ich schreibe Geschichten, die ich fühle, die auf der Straße passieren, nicht die, die von mir erwartet werden", sagt Eid. Doch die Produzenten bevorzugten lange Musiker ohne politische oder gesellschaftliche Botschaften - Cairokee war ihnen zu unangepasst, zu rebellisch. "Wir wollten uns nicht vorschreiben lassen, was wir singen sollten", sagt Tamer Hashem, Schlagzeuger der Band. Daher gründete Cairokee ein eigenes Label. Das war der Beginn eines Neuanfangs in der ägyptischen Musikszene. Die Musiker wurden experimentierfreudiger, probierten neue Beats aus, sangen von Liebe zwischen Menschen, aber auch von Liebe zum eigenen, so zerrissenen Land.
Cairokees neues Album wird den Titel "Sekkah Schemal" tragen, der falsche Weg. Der Song, geschrieben noch vor der Entmachtung des damaligen Präsidenten Mohammed Mursi, beschreibt wie das Land unter der islamistischen Führung einst in die falsche Richtung ging. Ein weiteres der dreizehn Lieder ist ein Duett mit einem internationalen Star, dessen Namen die Musiker jedoch noch nicht verraten wollen. "Das Album beschreibt genau, wie wir uns gerade fühlen", sagt Sänger Eid. "Wir sind wütend."
Noch verhindern die Zensoren, dass die CD endlich erscheinen kann. Cairokee hat eine Petition auf Freigabe bei den Behörden eingereicht. Eine Antwort haben sie noch nicht bekommen. Die Angst davor bleibt, dass das Land - wegen was auch immer - erneut aus dem Takt geraten könnte.
Im staatlichen Fernsehen sind ihre Lieder verboten - auch heute noch. Schon dem ehemaligen Präsidenten Hosni Mubarak waren die Texte dieser Musiker zu rebellisch. Einige Jahre und zwei Revolutionen später, werden die Songs der Pop-Rock-Band Cairokee noch immer nicht gespielt. Mit der Veröffentlichung ihres neuen Albums wird es jetzt auch erst einmal nichts: Die Zensoren lassen einen Song nicht zu. Das umstrittene Lied heißt ,Nefsy afagar", auf Deutsch "Ich würde gerne etwas in die Luft sprengen". Die Besorgnis der Zensoren ist verständlich - die politische Situation im Land bleibt heikel. Doch die Band beteuert, dass sie keineswegs zu Anschlägen aufruft. In die Luft sprengen wollen die Cairokees lediglich die Intoleranz, mit der sich die Bürger im Alltag begegnen.
Die Band Cairokee bei einem Open-Air-Konzert im Juli 2013
Amir Eid, 29, Cairokee-Sänger, ist wütend über die Zensoren. Anfang September sollte das neue Album, ihr drittes, auf den Markt kommen - und jetzt das. Er sitzt mit den anderen vier Bandmitgliedern in seiner Wohnung in Maadi, einem Nobelviertel im Süden der ägyptischen Hauptstadt, die auch als Studio dient. Die Männer kennen sich seit ihrer Schulzeit, haben alle Business studiert und nebenbei Musik gemacht. Obwohl die Band in ihrer jetzigen Besetzung schon 2006 gegründet wurde, kam der große Durchbruch erst während der Revolution im Januar 2011 mit dem Lied "Sout el Horeya", Stimme der Freiheit. Die CD zählt zu den erfolgreichsten in Ägypten. Cairokee-Konzerte sind binnen kurzer Zeit ausverkauft und im Mai wurde die Band sogar im Libanon bei den Middle East Music Awards als Band des Jahres ausgezeichnet.
Der Name der zur Zeit angesagtesten Band Ägyptens bildet sich aus Kairo und Karaoke - sie ist, mehr als jede Partei, Sprachrohr der Jugend. In ihren Liedern, die auch auf der Straße gesungen werden, geht es um junge Leute die keine Jobs finden, um soziale Ungerechtigkeit und Frustration. Aber auch um Liebe, Beziehungen, Hoffnung.
30 Jahre wurde Ägypten von Hosni Mubarak mit Hilfe der Polizei und Militär regiert, es herrschte Ausnahmezustand. Themen wie Politik, Korruption und Armut waren tabu. Das prägte auch die Musikszene. Alles, was nicht mit Liebe zu tun hatte, wurde zensiert. Cairokee hat schon vor der Revolution dagegen rebelliert. Dafür kassierten sie mehrere Drohanrufe von der damals gefürchteten ägyptischen Staatssicherheit. Mutig machten sie weiter. "Ich schreibe Geschichten, die ich fühle, die auf der Straße passieren, nicht die, die von mir erwartet werden", sagt Eid. Doch die Produzenten bevorzugten lange Musiker ohne politische oder gesellschaftliche Botschaften - Cairokee war ihnen zu unangepasst, zu rebellisch. "Wir wollten uns nicht vorschreiben lassen, was wir singen sollten", sagt Tamer Hashem, Schlagzeuger der Band. Daher gründete Cairokee ein eigenes Label. Das war der Beginn eines Neuanfangs in der ägyptischen Musikszene. Die Musiker wurden experimentierfreudiger, probierten neue Beats aus, sangen von Liebe zwischen Menschen, aber auch von Liebe zum eigenen, so zerrissenen Land.
Cairokees neues Album wird den Titel "Sekkah Schemal" tragen, der falsche Weg. Der Song, geschrieben noch vor der Entmachtung des damaligen Präsidenten Mohammed Mursi, beschreibt wie das Land unter der islamistischen Führung einst in die falsche Richtung ging. Ein weiteres der dreizehn Lieder ist ein Duett mit einem internationalen Star, dessen Namen die Musiker jedoch noch nicht verraten wollen. "Das Album beschreibt genau, wie wir uns gerade fühlen", sagt Sänger Eid. "Wir sind wütend."
Noch verhindern die Zensoren, dass die CD endlich erscheinen kann. Cairokee hat eine Petition auf Freigabe bei den Behörden eingereicht. Eine Antwort haben sie noch nicht bekommen. Die Angst davor bleibt, dass das Land - wegen was auch immer - erneut aus dem Takt geraten könnte.