Wie weit können Wunsch und Wirklichkeit in der Wirtschaft auseinanderklaffen? Niemand macht das so eindrucksvoll vor, wie RWE: In Fernsehspots hat der Energiekonzern längst seinen Frieden mit der Energiewende gemacht: "Unser Land geht vorweg", verspricht der Slogan der neuen Kampagne und fordert von den Deutschen: "Gehen Sie mit!". RWE im Aufbruch, so sieht es auch Konzernchef Peter Terium am liebsten.
Doch am Donnerstag wurde bei Vorlage der Quartalsbilanz klar: Von Aufbruch in der Essener Zentrale kann überhaupt keine Rede sein. Der Sparkurs bei RWE wird noch härter als bisher bekannt. Der hochverschuldete Konzern mit mehr als 50 Milliarden Euro Umsatz muss sich drastisch verkleinern und künftig mit weniger Mitarbeitern auskommen.
Dieses Versprechen gilt nun für das Unternehmen selbst. 7000 Arbeitsplätze müssen gestrichen werden.
Der Energiekonzern kündigte am Donnerstag an, bis 2016 weitere 6750 Stellen zu streichen - 5000 davon allein in Deutschland. Von 2011 bis Ende 2013 hat RWE bereits 6200 Stellen abgebaut oder durch Verkauf abgegeben. Das neue Sparprogramm soll ein Volumen von einer Milliarde Euro haben und vor allem die angeschlagene Kraftwerkssparte treffen. An seinem Ende dürfte ein stark geschrumpfter Riese stehen: die Zahl der Beschäftigten soll von fast 74000 im Jahr 2011 auf künftig gut 61000 sinken. Mit der Gesamtsumme von 13000 wegfallenden Jobs seit 2011 liegt RWE sogar noch über den Streichungen von Eon. Der Düsseldorfer Rivale hatten angekündigt, von 2010 bis 2015 rund 11000 Jobs zu streichen und damit heftigen Protest von den Gewerkschaften ausgelöst.
Betriebsbedingte Kündigungen will RWE über eine Jobbörse, Altersteilzeitmodelle und das Streichen frei werdender Stellen vermeiden. Eine Verlängerung des tariflichen Kündigungsschutzes, der bis Ende 2014 läuft, lehnt die Unternehmensspitze aber ab. Verhandlungen müsse es auch über die Höhe der Gehälter sowohl der Mitarbeiter als auch der Führungskräfte geben, kündigte Personalchef Uwe Tigges am Donnerstag an.
Damit droht ein interner Machtkampf mit den Arbeitnehmervertretern. "Wir wollen Beschäftigungssicherung bis mindestens Ende 2018", sagte die Sprecherin des Verdi-Bundesverbandes, Martina Sönnichsen, angesichts der RWE-Pläne. "Eine Nullrunde für die Beschäftigten gibt es mit uns auf keinen Fall." Am 11. Dezember sind Tarifverhandlungen für die RWE-Mitarbeiter geplant. Auch die Gewerkschaft IG BCE reagierte mit harter Kritik auf den Vorstoß: "Es kann nicht sein, dass die Beschäftigten die Zeche für eine verfehlte Konzernstrategie zu zahlen haben", sagte IG BCE-Vorstandsmitglied Peter Hausmann. Hinter vorgehaltener Hand drohen Betriebsräte bereits mit Streik.
RWE und seinen Konkurrenten macht zu schaffen, dass ihre Kohle- und Gaskraftwerke wegen des anhaltenden Booms beim Ökostrom immer seltener am Netz sind. Das wachsende Angebot lässt den Börsenpreis so stark fallen, dass sich ihr Betrieb immer seltener lohnt. "30 bis 40 Prozent der Anlagen schreiben Verluste", warnt beispielsweise RWE-Chef Terium. "Die Erträge reichen nicht, um unsere Schulden zu bedienen." Die Lage sei für das Unternehmen ernst.
Allerdings erzielt das Unternehmen in diesem Jahr noch hohe Gewinne von etwa neun Milliarden Euro. Zum einen, weil die umstrittenen Braunkohlekraftwerke des Energieversorgers wegen der niedrigen Emissionspreise derzeit auf vollen Touren laufen. Außerdem hat RWE vom Gaslieferanten Gazprom aus Moskau eine milliardenschwere Rückzahlung bekommen. Für 2014 erwartet der Essener Konzern jedoch härtere Zeiten und einen deutlich stärkeren Gewinnrückgang. Der Überschuss vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen werde auf 7,6 bis 8,1 Milliarden Euro schrumpfen. Das Nettoergebnis werde von 2,4 Milliarden Euro voraussichtlich auf bis zu 1,5Milliarden Euro fallen.
Die Folge: RWE muss nun sogar dort sparen, wo das Unternehmen eigentlich seine Zukunft sieht - im Geschäft mit erneuerbaren Energien. Die grüne RWE-Tochter Innogy muss ihre Stellenzahl halbieren, Investitionen in Windparks werden gedrosselt. "Wir müssen bei Investitionen abwarten, wie die politischen Rahmenbedingungen künftig aussehen. Und die würde RWE zusammen mit den anderen Energiekonzernen gerne beeinflussen. Die Energiekonzerne fordern von der neuen Bundesregierung staatliche Hilfen für ihre konventionellen Kohle- und Gaskraftwerke, die künftig als Reserve herhalten sollen, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. RWE erzeugt mehr als die Hälfte seines Stroms mit Kohlekraftwerken.
Die Aktionäre von RWE überzeugte der Sparkurs nicht. Die Papiere verloren zeitweise mehr als zehn Prozent. "Das Zahlenwerk ist enttäuschend, und durch den Ausblick wird der Bericht auch nicht besser", sagte ein Händler. Politiker kritisierten das Vorgehen hart: "Für die betroffenen Tausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die demnächst das Unternehmen verlassen müssen, ist es ein bitterer Tag", sagte Grünen-Abgeordneter Oliver Krischer. "RWE mutiert zum vom Aussterben bedrohten Energiedinosaurier."
Doch am Donnerstag wurde bei Vorlage der Quartalsbilanz klar: Von Aufbruch in der Essener Zentrale kann überhaupt keine Rede sein. Der Sparkurs bei RWE wird noch härter als bisher bekannt. Der hochverschuldete Konzern mit mehr als 50 Milliarden Euro Umsatz muss sich drastisch verkleinern und künftig mit weniger Mitarbeitern auskommen.
Dieses Versprechen gilt nun für das Unternehmen selbst. 7000 Arbeitsplätze müssen gestrichen werden.
Der Energiekonzern kündigte am Donnerstag an, bis 2016 weitere 6750 Stellen zu streichen - 5000 davon allein in Deutschland. Von 2011 bis Ende 2013 hat RWE bereits 6200 Stellen abgebaut oder durch Verkauf abgegeben. Das neue Sparprogramm soll ein Volumen von einer Milliarde Euro haben und vor allem die angeschlagene Kraftwerkssparte treffen. An seinem Ende dürfte ein stark geschrumpfter Riese stehen: die Zahl der Beschäftigten soll von fast 74000 im Jahr 2011 auf künftig gut 61000 sinken. Mit der Gesamtsumme von 13000 wegfallenden Jobs seit 2011 liegt RWE sogar noch über den Streichungen von Eon. Der Düsseldorfer Rivale hatten angekündigt, von 2010 bis 2015 rund 11000 Jobs zu streichen und damit heftigen Protest von den Gewerkschaften ausgelöst.
Betriebsbedingte Kündigungen will RWE über eine Jobbörse, Altersteilzeitmodelle und das Streichen frei werdender Stellen vermeiden. Eine Verlängerung des tariflichen Kündigungsschutzes, der bis Ende 2014 läuft, lehnt die Unternehmensspitze aber ab. Verhandlungen müsse es auch über die Höhe der Gehälter sowohl der Mitarbeiter als auch der Führungskräfte geben, kündigte Personalchef Uwe Tigges am Donnerstag an.
Damit droht ein interner Machtkampf mit den Arbeitnehmervertretern. "Wir wollen Beschäftigungssicherung bis mindestens Ende 2018", sagte die Sprecherin des Verdi-Bundesverbandes, Martina Sönnichsen, angesichts der RWE-Pläne. "Eine Nullrunde für die Beschäftigten gibt es mit uns auf keinen Fall." Am 11. Dezember sind Tarifverhandlungen für die RWE-Mitarbeiter geplant. Auch die Gewerkschaft IG BCE reagierte mit harter Kritik auf den Vorstoß: "Es kann nicht sein, dass die Beschäftigten die Zeche für eine verfehlte Konzernstrategie zu zahlen haben", sagte IG BCE-Vorstandsmitglied Peter Hausmann. Hinter vorgehaltener Hand drohen Betriebsräte bereits mit Streik.
RWE und seinen Konkurrenten macht zu schaffen, dass ihre Kohle- und Gaskraftwerke wegen des anhaltenden Booms beim Ökostrom immer seltener am Netz sind. Das wachsende Angebot lässt den Börsenpreis so stark fallen, dass sich ihr Betrieb immer seltener lohnt. "30 bis 40 Prozent der Anlagen schreiben Verluste", warnt beispielsweise RWE-Chef Terium. "Die Erträge reichen nicht, um unsere Schulden zu bedienen." Die Lage sei für das Unternehmen ernst.
Allerdings erzielt das Unternehmen in diesem Jahr noch hohe Gewinne von etwa neun Milliarden Euro. Zum einen, weil die umstrittenen Braunkohlekraftwerke des Energieversorgers wegen der niedrigen Emissionspreise derzeit auf vollen Touren laufen. Außerdem hat RWE vom Gaslieferanten Gazprom aus Moskau eine milliardenschwere Rückzahlung bekommen. Für 2014 erwartet der Essener Konzern jedoch härtere Zeiten und einen deutlich stärkeren Gewinnrückgang. Der Überschuss vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen werde auf 7,6 bis 8,1 Milliarden Euro schrumpfen. Das Nettoergebnis werde von 2,4 Milliarden Euro voraussichtlich auf bis zu 1,5Milliarden Euro fallen.
Die Folge: RWE muss nun sogar dort sparen, wo das Unternehmen eigentlich seine Zukunft sieht - im Geschäft mit erneuerbaren Energien. Die grüne RWE-Tochter Innogy muss ihre Stellenzahl halbieren, Investitionen in Windparks werden gedrosselt. "Wir müssen bei Investitionen abwarten, wie die politischen Rahmenbedingungen künftig aussehen. Und die würde RWE zusammen mit den anderen Energiekonzernen gerne beeinflussen. Die Energiekonzerne fordern von der neuen Bundesregierung staatliche Hilfen für ihre konventionellen Kohle- und Gaskraftwerke, die künftig als Reserve herhalten sollen, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. RWE erzeugt mehr als die Hälfte seines Stroms mit Kohlekraftwerken.
Die Aktionäre von RWE überzeugte der Sparkurs nicht. Die Papiere verloren zeitweise mehr als zehn Prozent. "Das Zahlenwerk ist enttäuschend, und durch den Ausblick wird der Bericht auch nicht besser", sagte ein Händler. Politiker kritisierten das Vorgehen hart: "Für die betroffenen Tausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die demnächst das Unternehmen verlassen müssen, ist es ein bitterer Tag", sagte Grünen-Abgeordneter Oliver Krischer. "RWE mutiert zum vom Aussterben bedrohten Energiedinosaurier."