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Hauptsache brutal

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Wer regelmäßig ins Kino geht, den wird es nicht wundern. Aber nun ist es auch wissenschaftlich nachgewiesen: Amerikanische Filme zeigen immer drastischere Gewalt. Für eine Studie, die die Ohio State University und das Annenberg Public Policy Center zusammen erarbeitet haben, wurden 945 Filme untersucht, die zwischen 1950 und 2012 ins Kino gekommen sind, ausgewählt wurden jeweils die erfolgreichsten eines Jahrgangs. 420 der Filme sind nach 1985 entstanden, und davon enthielten 396 mindestens eine Sequenz von mehr als fünf Minuten, in der Gewalt gezeigt wurde. Die Wissenschaftler hatten es besonders auf den Gebrauch von Schusswaffen abgesehen: Sie fanden 263 Szenen, in denen auf ein lebendes Ziel geschossen wurde, Jagdszenen wurden aus der Bewertung ausgeschlossen.



Amerikanische Filme werden immer gewalttätiger und die Altersfreigaben verschieben sich. Wie wirkt sich das auf die Kinder aus?

Daniel Romer und Brad Bushman, Co-Autoren der Studie, haben in dieser Woche erste Ergebnisse bekanntgegeben. Ihre gesamte Auswertung erscheint im Dezember in der amerikanischen Fachzeitschrift Pediatrics - Ziel der Erhebungen war es, den Einfluss von Gewalt im Kino auf Kinder zu untersuchen. Klar ist wohl, dass sich die Gewalt-Standards für Altersfreigaben in den USA im Erhebungszeitraum massiv verschoben haben, gewalttätiger wurden vor allem Filme, die in den USA das Zertifikat PG 13 bekommen, also ab 13 Jahren freigegeben sind: Die 'parental guidance', die Begleitung der Eltern, wird nur unverbindlich empfohlen. Zuständig für die Freigaben ist die Motion Picture Association of America (MPAA), die die Studie auf Anfrage von Variety nicht kommentieren wollte.

Die Darstellung von Gewalt ist messbar, die Auswirkungen nachzuweisen ist ein heikles Geschäft. Die Wissenschaftler der neuen Studie ziehen in ihrer Vorabveröffentlichung eine Parallele zwischen Rauchen im Film und Gewalt - Kinder würden durchs Zuschauen zur Nachahmung verleitet, es gebe auch immer mehr reale Schießereien, die sich an den typischen Kino-Vorbildern orientierten. Der Nachweis, dass damit nicht nur die Form der Gewalttat, sondern der Gewaltausbruch an sich durch Vorbilder auf der Leinwand oder im Fernsehen ausgelöst wurde - der dürfte allerdings schwierig werden.

Die Autoren der neuen Studie verteidigen diesen Ansatz jedenfalls - und verweisen darauf, dass inzwischen sechs wichtige Gesundheits-Verbände diesen Standpunkt teilten, unter anderem die American Medical Association, American Psychological Association und American Psychiatric Association, jeweils die großen US-Fachverbände der Mediziner, der Psychologen und der Psychiater.

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