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Weiche Ziele

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Die Zeitung Al-Akhbar schreibt: "Die Terrorteufel töten elf unserer tapferen Soldaten". Der Staatschef will den "schwarzen Terror" mit der Wurzel ausrotten, der Verteidigungsminister befiehlt seinen Generalen, "den Terroristen die Arme abzuschlagen". Ägypten gerät immer tiefer in den Sog des Terrors. Vor zwei Tagen hatten Selbstmordattentäter einen Bus mit Wehrpflichtigen auf dem Nordsinai angegriffen. Elf Soldaten starben in der Küstenstadt El-Arisch, 37 wurden verletzt. Am selben Tag wurde eine Bombe auf eine Kairoer Polizeistation geworfen, drei Personen wurden verletzt. Anfang der Woche war in der Hauptstadt bereits ein wichtiger Polizeioffizier auf offener Straße erschossen worden. Die Gewaltwelle trifft das Land, während die Wirtschaftslage miserabel bleibt, weil der für das Land überlebenswichtige Tourismus sich nicht erholt. Die deutsche Botschaft mahnt weiter zur Vorsicht bei Ägyptenreisen.



Ägypten wird von einer Gewaltwelle getroffen. Die Sicherheitslage hat sich verschlechtert.

Der von der Armee nach dem Sturz Mursis ausgerufene "Krieg gegen den Terror" findet nun wirklich statt. Es lässt sich kaum sagen, ob die Mehrheit der Islamisten von Anfang auf Gewalt setzen wollten, wie es die Regierung behauptet, oder es sich um die Selbsterfüllung der Prophezeiung vom Anti-Terrorkrieg handelt. Für das Touristengeschäft ist das Gift. "Bei Reisen nach Ägypten einschließlich der Touristengebiete am Roten Meer wird generell zur Vorsicht geraten", schreibt die deutsche Botschaft. "Reisende sollten die Küstenorte am Roten Meer keinesfalls verlassen."

Die sehr deutliche Reisewarnung vom Sommer ist nach dem Ende der Straßenkrawalle vor einigen Wochen sogar abgeschwächt worden. Berlin kennt die Empfindlichkeiten Kairos in Sachen Tourismus. Dass sich die Sicherheitslage verschlechtert hat, lässt sich aber nicht bestreiten. Statt Gewalt bei Großdemonstrationen sind es nun gezielte Terrorakte. Vorerst gelten sie den Angehörigen des Sicherheitsapparates, doch die Touristenzentren sind weiche Ziele. Während der Terrorwelle der Neunzigerjahre waren Feriengäste angegriffen worden, 2005 und 2006 gab es Anschläge gegen Hotels auf dem Sinai.

Vor wenigen Tagen war der Polizeihauptmann Mohamed Mabruk in Kairo erschossen worden. Mabruk galt als einer der Hauptbelastungszeugen im Prozess gegen den im Juli gestürzten Islamisten-Präsidenten Mohammed Mursi. Der Offizier des Inlandsgeheimdienstes soll Telefonate mitgeschnitten haben, die Mursi in seiner Amtszeit angeblich mit Führern der Terrororganisation al-Qaida geführt hatte. Die Mitschnitte gelten als Beweis, den Muslimbrüdern und Mursi nachzuweisen, dass sie den Terror unterstützt und den Aufbau einer "Islamischen Armee" aus Militanten auf dem Sinai betrieben haben.

"Das Attentat auf Hauptmann Mabruk war eine Botschaft an alle, die mit dem Mursi-Prozess befasst sind", sagte der Polizeiexperte Emad Aboul-Futuh der Süddeutschen Zeitung. "Die Islamisten wollen ein umfassendes Klima der Angst schaffen", so der frühere Polizeigeneral.

Vor allem auf dem Nordsinai, auf dem die Armee seit Monaten Krieg gegen Tausende militante Islamisten führt, kommt es fast täglich zu Angriffen auf Polizei und Armee; im August waren 24 Polizisten in einem Bus gefangen genommen und exekutiert worden. Gleichzeitig verschärft sich die Lage in der Hauptstadt. Vor wenigen Wochen überlebte Innenminister Muhamed Ibrahim einen Bombenanschlag; obwohl der Minister eine der am besten geschützten Personen im Land ist, konnten Selbstmordbomber seinen Konvoi angreifen. Zudem werden Polizisten an Kontrollpunkten aus Autos heraus beschossen oder Sprengsätze gegen Polizeistationen geschleudert.

Der Einsatz von Selbstmordattentätern ist neu in Ägypten. Er zeigt, welches Ausmaß die Radikalisierung bei Teilen der Islamisten erreicht hat. Alle Versuche einer politischen Versöhnung zwischen Staat und Islamisten sind bisher gescheitert. Die Regierung versucht die Muslimbruderschaft und andere Islamisten-Organisationen zu zerschlagen; dem Ex-Präsidenten und einem guten Dutzend weiterer Fundamentalisten wird der Prozess gemacht. Ihnen droht die Todesstrafe. Zudem hält eine Verhaftungswelle an. Ein Teil der Anhänger der Islamisten wird so in den Untergrund gedrängt. Gleichzeitig will die Regierung im Dezember eine neue Verfassung zum Referendum vorlegen, im Frühjahr und Sommer sollen Parlament und Präsident gewählt werden.

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