Das Klischee geht so: Da sind junge Leute, sie sind gut ausgebildet und motiviert, sie wollen lernen und im Arbeitsleben ankommen. Und da sind Unternehmen, sie sind gierig und berechnend, sie wollen die Arbeitskraft, die Ideen und die Dynamik dieser jungen Menschen, aber zahlen wollen sie nichts. Und auf ein reguläres Arbeitsverhältnis festlegen wollen sie sich schon gar nicht. Deswegen knechten die Unternehmen den Nachwuchs mit schier endlosen Praktika. Und die jungen Leute? Hangeln sich von einem Schnupperjob zum nächsten, ohne Planungssicherheit, ohne finanzielle Basis, gefangen in einer WG-Existenz, für die sie eigentlich längst zu alt sind.
Eine Studie belegt, dass 82% von 7500 Befragten Praktikanten mit ihrem Praktikum zufrieden sind.
Die Realität funktioniert selten nach so einem strengen Schwarz-Weiß-Prinzip, aber tatsächlich war die Arbeitswirklichkeit vieler junger Menschen, vor allem vieler junger Akademiker, nicht besonders rosig. Sie waren die "Generation Praktikum" - und sie waren unzufrieden.
Hat das nun ein Ende? Kehren am Arbeitsmarkt die guten Sitten zurück? Eine neue Studie, die auf einer bundesweiten Umfrage bei mehr als 7500 Praktikanten beruht, legt das zumindest nahe. Denn die Untersuchung bietet überraschend positive Ergebnisse zur Arbeitssituation von Praktikanten. Demnach waren 82 Prozent der Befragten waren mit ihrem Praktikum zufrieden. Entscheiden dafür dürfte wohl sein, dass unbezahlte Praktika in den meisten Unternehmen offenbar nicht mehr gang und gäbe sind. So erhielten 94Prozent für die Schnuppermonate Geld - im Durchschnitt 736 Euro pro Monat. Fast jeder Zweite merkt aber trotzdem an: Das ist zu wenig. Dass mehr drin sein könnte, zeigt zumindest der internationalen Vergleich: In anderen europäischen Ländern rücken die Arbeitgeber für die Praktikanten im Mittel immerhin 944 Euro heraus.
Die Überweisungen fallen je nach Bundesland höchst unterschiedlich aus. Am besten bezahlt wird im Norden: Hamburg liegt mit 833 Euro an der Spitze, gefolgt von Bremen mit 791 Euro und Bayern mit durchschnittlich 765 Euro. An letzter Stelle auf der Gehaltsliste stehen die drei ostdeutschen Bundesländer Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt mit Durchschnittsverdiensten zwischen 500 und 550 Euro.
Das insgesamt positive Urteil wollen freilich nicht alle glauben. Florian Haggenmiller, Bundesjugendsekretär des Gewerkschaftsbundes, verwies darauf, dass noch 2011 in einer Untersuchung 40 Prozent der Praktika als unbezahlt galten. Mehr als die Hälfte der Befragten damals gab an, auf finanzielle Unterstützung durch die Eltern angewiesen zu sein. Haggenmiller sagte, es widerspräche "jeder Lebenserfahrung, dass sich diese prekäre Situation binnen kürzester Zeit dramatisch verändert" haben solle. Praktikanten würden immer noch "als billige Arbeitskräfte ausgenutzt".
Laut der Studie, die die Online-Jobbörse Absolventa und das Beratungsunternehmen Clevis initiierten, gilt selbst schon bei Praktikanten: Frauen hinken bei der Bezahlung hinterher. 30 Euro weniger springen für sie im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen weniger heraus. Männer mit einem Master in der Tasche kommen im Durchschnitt auf 829 Euro, mit Bachelor-Abschluss sind es 729 Euro. Am großzügigsten sind dabei die Unternehmen, die in der Marktforschung oder Rechtsberatung tätig sind, am sparsamsten der öffentliche Dienst sowie Firmen in den Sparten Forschung und Lehre.
Noten für die Qualität als Arbeitgeber gab es auch - von 1 (nicht zufrieden) bis 5 (sehr zufrieden). Von den Unternehmen mit mindestens 15 Praktikanten erhielten Dell, Südzucker, Wacker Chemie, Porsche und Coca-Cola die besten Zeugnisse als Arbeitgeber. Auf den Rängen sechs bis zehn folgen Ikea, Freudenberg, Infineon, SAP und BASF. Am schlechtesten schnitten Deutsche Bank, Peek & Cloppenburg, Axel Springer, Axa und Capgemini Consulting ab, gefolgt von der Werbeagentur Serviceplan, BMW, Bosch, Stadtwerke München und Salzgitter. Am zufriedensten waren Praktikanten, die sich in der Pharmabranche umschauen durften. Dort schätzen die jungen Leute vor allem, dass klar umrissen ist, was sie tun sollen. Von den mehr als 7500 Befragten waren vier von fünf zwischen 21 und 26 Jahren alt. 77 Prozent studierten noch. Gut jeder Sechste hatte bereits das Studium abgeschlossen, suchte nach Arbeit oder hatte bereits bis zu zwei Jahren Berufserfahrung.
Nach früheren Angaben des Bundesbildungsministeriums gibt es in Deutschland im Jahr etwa 170000 Praktikanten. Vor mehr als fünf Jahren hatten diese ihre Situation noch weitaus schlechter beurteilt. Das ergab zumindest eine Befragung des Internationalen Instituts für Empirische Sozialforschung im Auftrag des Bundesarbeitsministeriums: Danach fühlten sich 30 Prozent der Praktikanten ausgenutzt. 80 Prozent von ihnen sagten sogar, mindestens die Hälfte ihrer Arbeitszeit als normale Kraft eingesetzt worden zu sein. Und jeder Zweite gab an, keinen Euro für das Praktikum kassiert zu haben.
Mehr als 100000 Bürger unterstützten damals mit ihrer Unterschrift eine Petition, um die Rechte von Praktikanten zu verbessern. Der damalige Arbeitsminister Olaf Scholz (SPD) plante, das Recht auf eine angemessene Vergütung gesetzlich festschreiben zu lassen und Praktika im Bürgerlichen Gesetzbuch klar als "Lernverhältnisse" von anderen Arbeitsplätzen abzugrenzen. Mit der "Generation Praktikum" sollte Schluss sein. Scholz wollte Hochschulabsolventen und junge Leute mit einer Berufsausbildung, die sich mit der vagen Aussicht auf eine feste Stelle von Praktikum zu Praktikum hangeln und für harte Arbeit schlecht oder gar nicht bezahlt werden, besser stellen. Er scheiterte damit jedoch am Widerstand der Wirtschaftsverbände und des damals von Annette Schavan (CDU) geführten Bundesbildungsministeriums. Ihr Hauptargument: Die Unternehmen stellen dann keine Praktikanten mehr ein.
Es gilt deshalb auch als wahrscheinlich, dass es für diese jungen Leute beim geplanten gesetzlichen Mindestlohn in Höhe von 8,50 Euro Ausnahmen geben wird. Dies steht nicht im Koalitionsvertrag von Union und SPD. Die Arbeitsgruppe Arbeit und Soziales war sich in den Koalitionsverhandlungen schlug aber vor, keinen Mindestlohn für Praktikanten vorzuschreiben, "die ihr Praktikum im Rahmen einer Schul- oder Studienordnung absolvieren, sowie für Schüler bis zum Ende der Schulpflicht."
Eine Studie belegt, dass 82% von 7500 Befragten Praktikanten mit ihrem Praktikum zufrieden sind.
Die Realität funktioniert selten nach so einem strengen Schwarz-Weiß-Prinzip, aber tatsächlich war die Arbeitswirklichkeit vieler junger Menschen, vor allem vieler junger Akademiker, nicht besonders rosig. Sie waren die "Generation Praktikum" - und sie waren unzufrieden.
Hat das nun ein Ende? Kehren am Arbeitsmarkt die guten Sitten zurück? Eine neue Studie, die auf einer bundesweiten Umfrage bei mehr als 7500 Praktikanten beruht, legt das zumindest nahe. Denn die Untersuchung bietet überraschend positive Ergebnisse zur Arbeitssituation von Praktikanten. Demnach waren 82 Prozent der Befragten waren mit ihrem Praktikum zufrieden. Entscheiden dafür dürfte wohl sein, dass unbezahlte Praktika in den meisten Unternehmen offenbar nicht mehr gang und gäbe sind. So erhielten 94Prozent für die Schnuppermonate Geld - im Durchschnitt 736 Euro pro Monat. Fast jeder Zweite merkt aber trotzdem an: Das ist zu wenig. Dass mehr drin sein könnte, zeigt zumindest der internationalen Vergleich: In anderen europäischen Ländern rücken die Arbeitgeber für die Praktikanten im Mittel immerhin 944 Euro heraus.
Die Überweisungen fallen je nach Bundesland höchst unterschiedlich aus. Am besten bezahlt wird im Norden: Hamburg liegt mit 833 Euro an der Spitze, gefolgt von Bremen mit 791 Euro und Bayern mit durchschnittlich 765 Euro. An letzter Stelle auf der Gehaltsliste stehen die drei ostdeutschen Bundesländer Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt mit Durchschnittsverdiensten zwischen 500 und 550 Euro.
Das insgesamt positive Urteil wollen freilich nicht alle glauben. Florian Haggenmiller, Bundesjugendsekretär des Gewerkschaftsbundes, verwies darauf, dass noch 2011 in einer Untersuchung 40 Prozent der Praktika als unbezahlt galten. Mehr als die Hälfte der Befragten damals gab an, auf finanzielle Unterstützung durch die Eltern angewiesen zu sein. Haggenmiller sagte, es widerspräche "jeder Lebenserfahrung, dass sich diese prekäre Situation binnen kürzester Zeit dramatisch verändert" haben solle. Praktikanten würden immer noch "als billige Arbeitskräfte ausgenutzt".
Laut der Studie, die die Online-Jobbörse Absolventa und das Beratungsunternehmen Clevis initiierten, gilt selbst schon bei Praktikanten: Frauen hinken bei der Bezahlung hinterher. 30 Euro weniger springen für sie im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen weniger heraus. Männer mit einem Master in der Tasche kommen im Durchschnitt auf 829 Euro, mit Bachelor-Abschluss sind es 729 Euro. Am großzügigsten sind dabei die Unternehmen, die in der Marktforschung oder Rechtsberatung tätig sind, am sparsamsten der öffentliche Dienst sowie Firmen in den Sparten Forschung und Lehre.
Noten für die Qualität als Arbeitgeber gab es auch - von 1 (nicht zufrieden) bis 5 (sehr zufrieden). Von den Unternehmen mit mindestens 15 Praktikanten erhielten Dell, Südzucker, Wacker Chemie, Porsche und Coca-Cola die besten Zeugnisse als Arbeitgeber. Auf den Rängen sechs bis zehn folgen Ikea, Freudenberg, Infineon, SAP und BASF. Am schlechtesten schnitten Deutsche Bank, Peek & Cloppenburg, Axel Springer, Axa und Capgemini Consulting ab, gefolgt von der Werbeagentur Serviceplan, BMW, Bosch, Stadtwerke München und Salzgitter. Am zufriedensten waren Praktikanten, die sich in der Pharmabranche umschauen durften. Dort schätzen die jungen Leute vor allem, dass klar umrissen ist, was sie tun sollen. Von den mehr als 7500 Befragten waren vier von fünf zwischen 21 und 26 Jahren alt. 77 Prozent studierten noch. Gut jeder Sechste hatte bereits das Studium abgeschlossen, suchte nach Arbeit oder hatte bereits bis zu zwei Jahren Berufserfahrung.
Nach früheren Angaben des Bundesbildungsministeriums gibt es in Deutschland im Jahr etwa 170000 Praktikanten. Vor mehr als fünf Jahren hatten diese ihre Situation noch weitaus schlechter beurteilt. Das ergab zumindest eine Befragung des Internationalen Instituts für Empirische Sozialforschung im Auftrag des Bundesarbeitsministeriums: Danach fühlten sich 30 Prozent der Praktikanten ausgenutzt. 80 Prozent von ihnen sagten sogar, mindestens die Hälfte ihrer Arbeitszeit als normale Kraft eingesetzt worden zu sein. Und jeder Zweite gab an, keinen Euro für das Praktikum kassiert zu haben.
Mehr als 100000 Bürger unterstützten damals mit ihrer Unterschrift eine Petition, um die Rechte von Praktikanten zu verbessern. Der damalige Arbeitsminister Olaf Scholz (SPD) plante, das Recht auf eine angemessene Vergütung gesetzlich festschreiben zu lassen und Praktika im Bürgerlichen Gesetzbuch klar als "Lernverhältnisse" von anderen Arbeitsplätzen abzugrenzen. Mit der "Generation Praktikum" sollte Schluss sein. Scholz wollte Hochschulabsolventen und junge Leute mit einer Berufsausbildung, die sich mit der vagen Aussicht auf eine feste Stelle von Praktikum zu Praktikum hangeln und für harte Arbeit schlecht oder gar nicht bezahlt werden, besser stellen. Er scheiterte damit jedoch am Widerstand der Wirtschaftsverbände und des damals von Annette Schavan (CDU) geführten Bundesbildungsministeriums. Ihr Hauptargument: Die Unternehmen stellen dann keine Praktikanten mehr ein.
Es gilt deshalb auch als wahrscheinlich, dass es für diese jungen Leute beim geplanten gesetzlichen Mindestlohn in Höhe von 8,50 Euro Ausnahmen geben wird. Dies steht nicht im Koalitionsvertrag von Union und SPD. Die Arbeitsgruppe Arbeit und Soziales war sich in den Koalitionsverhandlungen schlug aber vor, keinen Mindestlohn für Praktikanten vorzuschreiben, "die ihr Praktikum im Rahmen einer Schul- oder Studienordnung absolvieren, sowie für Schüler bis zum Ende der Schulpflicht."