Man kann nicht leugnen, dass die Botschaft eingeschlagen hat. Hunderte Kommentare in deutschen und ausländischen Medien – selbst ein Bundespräsident erhält derart viel Resonanz in Zeitungen und TV-Anstalten nur sehr selten. Noch dazu, wenn er keinen großen Auftritt hinlegt, sondern zunächst nur eine ganz kleine Meldung produziert hat, die Botschaft nämlich, dass er, Joachim Gauck, nicht zu den Olympischen Winterspielen nach Sotschi reisen werde. Nichts Dramatisches, scheint es, eine kurze Meldung im Spiegel eben. Doch die Medien sprechen hernach von einem "klaren Zeichen", einem "mutigen Schritt" oder auch von einer "kraftvollen Geste".
Inzwischen ist nicht mehr ganz so sicher, ob der deutsche Präsident diese große Welle wirklich auslösen wollte. Sicher ist, dass Joachim Gauck Lob für kraftvolle Gesten genießen dürfte. Sicher ist aber auch, dass seine Sprecherin bei den Nachfragen bemüht ist, die Entscheidung als eine gewöhnliche, weil historisch nicht unübliche zu beschreiben. Ihr Hinweis, der frühere Präsident Horst Köhler sei 2010 auch nicht zu den Spielen nach Vancouver geflogen, erzeugt den Eindruck, dass das Nein zur Sotschi-Reise für das Präsidialamt keine große Sache sein sollte.
Werden sich so schnell nicht wieder Hände schütteln: Bundespräsident Gauck (li.) erteilte Wladimir Putin eine Absage für das Beiwohnen der Winterspiele in Sotschi.
Groß aber ist sie ohne jeden Zweifel. Erstens, weil das Russland Wladimir Putins Gaucks Absage natürlich genau registriert. Die prompte Kritik aus dem russischen Parlament sagt alles. Zweitens, weil die deutsch-russischen Beziehungen auch ohne Olympia hochkompliziert sind. Das gilt für das von höflich-ruppiger Abneigung geprägte Verhältnis zwischen Putin und Angela Merkel. Aber es gilt auch für die aktuellen Spannungen um die Ukraine. Und drittens, weil für Joachim Gauck wahrscheinlich kein anderes Land so viele Emotionen auslösen dürfte wie Russland. Ein Russland, das unter Putin sehr bemüht ist, Einfluss und Größe des alten Sowjetreichs zu restaurieren, auch auf Kosten von Demokratie und Menschenrechten. Man wundert sich deshalb, warum Gauck seine Entscheidung nicht offensiver öffentlich gemacht hat. Wollte er eine Botschaft versenden, aber den ganz großen Wirbel vermeiden?
So sieht es am Tag danach aus. Denn die Meldung ist kein Unfall gewesen. Sie geht nicht auf eine zufällige Bemerkung Gaucks zurück. Der Spiegel und die russische Botschaft hatten bei Gauck vor Wochen angefragt, was er machen werde. Er musste sich also entscheiden. Nur eines wollte er nicht: seine Begründung liefern. Dabei liegt die auf der Hand, wenn man ihn in den vergangenen Jahren erlebt hat. Gauck will erst zu einem Staatsbesuch nach Russland reisen, bevor er dem Land anderweitig seine Aufwartung macht. Er möchte in dem Land der Millionen Kriegsopfer erst sein Haupt vor den Toten neigen, bevor er dem Sport zuschaut. Und er will, das ist ihm Herzensanliegen, in dem Land, in dem sein Vater Kriegsgefangener war und noch heute Menschenrechte beschnitten werden, über Geschichtsaufarbeitung und Demokratie sprechen, bevor er Putin im Stadion die Hand schüttelt.
So erlebt man dieser Tage einen Bundespräsidenten in der kommunikativen Zwickmühle. Und eine Regierung, die von Gauck überrascht wurde. Wie sie sich nun verhält, will sie erst nach der Regierungsbildung entscheiden.
Inzwischen ist nicht mehr ganz so sicher, ob der deutsche Präsident diese große Welle wirklich auslösen wollte. Sicher ist, dass Joachim Gauck Lob für kraftvolle Gesten genießen dürfte. Sicher ist aber auch, dass seine Sprecherin bei den Nachfragen bemüht ist, die Entscheidung als eine gewöhnliche, weil historisch nicht unübliche zu beschreiben. Ihr Hinweis, der frühere Präsident Horst Köhler sei 2010 auch nicht zu den Spielen nach Vancouver geflogen, erzeugt den Eindruck, dass das Nein zur Sotschi-Reise für das Präsidialamt keine große Sache sein sollte.
Werden sich so schnell nicht wieder Hände schütteln: Bundespräsident Gauck (li.) erteilte Wladimir Putin eine Absage für das Beiwohnen der Winterspiele in Sotschi.
Groß aber ist sie ohne jeden Zweifel. Erstens, weil das Russland Wladimir Putins Gaucks Absage natürlich genau registriert. Die prompte Kritik aus dem russischen Parlament sagt alles. Zweitens, weil die deutsch-russischen Beziehungen auch ohne Olympia hochkompliziert sind. Das gilt für das von höflich-ruppiger Abneigung geprägte Verhältnis zwischen Putin und Angela Merkel. Aber es gilt auch für die aktuellen Spannungen um die Ukraine. Und drittens, weil für Joachim Gauck wahrscheinlich kein anderes Land so viele Emotionen auslösen dürfte wie Russland. Ein Russland, das unter Putin sehr bemüht ist, Einfluss und Größe des alten Sowjetreichs zu restaurieren, auch auf Kosten von Demokratie und Menschenrechten. Man wundert sich deshalb, warum Gauck seine Entscheidung nicht offensiver öffentlich gemacht hat. Wollte er eine Botschaft versenden, aber den ganz großen Wirbel vermeiden?
So sieht es am Tag danach aus. Denn die Meldung ist kein Unfall gewesen. Sie geht nicht auf eine zufällige Bemerkung Gaucks zurück. Der Spiegel und die russische Botschaft hatten bei Gauck vor Wochen angefragt, was er machen werde. Er musste sich also entscheiden. Nur eines wollte er nicht: seine Begründung liefern. Dabei liegt die auf der Hand, wenn man ihn in den vergangenen Jahren erlebt hat. Gauck will erst zu einem Staatsbesuch nach Russland reisen, bevor er dem Land anderweitig seine Aufwartung macht. Er möchte in dem Land der Millionen Kriegsopfer erst sein Haupt vor den Toten neigen, bevor er dem Sport zuschaut. Und er will, das ist ihm Herzensanliegen, in dem Land, in dem sein Vater Kriegsgefangener war und noch heute Menschenrechte beschnitten werden, über Geschichtsaufarbeitung und Demokratie sprechen, bevor er Putin im Stadion die Hand schüttelt.
So erlebt man dieser Tage einen Bundespräsidenten in der kommunikativen Zwickmühle. Und eine Regierung, die von Gauck überrascht wurde. Wie sie sich nun verhält, will sie erst nach der Regierungsbildung entscheiden.