Der Volksmund irrt, wenn er behauptet, böse Menschen würden keine Lieder kennen. Als strammer Rechtsaußen zum Beispiel hat man in Deutschland ein potenziell bestürzend großes Repertoire, das zeigt die Kiste voller CDs, die am Mittwoch in einem Konferenzraum des Landeskriminalamts in Sachsen aufgeklappt herumsteht.
IT-Spezialist beim LKA, Marcel Karras, arbeitete sechs Monate lang an der Programmierung eines des neuen Analysetools „Nazi-Shazam“.
Die Gruppe „Bonzenjäger“ ist im Programm, daneben wallt „Arisches Blut“ und meutern die „Freibeuter“. Bislang mussten sich Beamte des LKA einzeln durch jede dieser CDs hören, um indiziertes Liedgut zu ermitteln, sie hatten Textzeilen zu identifizieren und diese dann mit DAREX abzugleichen, einer Datenbank innerhalb der Antiterrordatei. Eine mühselige Arbeit ist das und eine fast aussichtslose wird es, will man neben den CDs auch noch die stetig wachsende Zahl von Online-Radios mit rechtsextremistischer Musik überwachen.
Schon deswegen dürften die sechs Monate Arbeit gut investiert sein, die Marcel Karras mit der Programmierung dessen verbracht hat, was nun unter dem Rufnamen „Nazi-Shazam“ firmiert.
Karras arbeitet als IT-Spezialist beim LKA Sachsen und spricht in Maschinendeutsch lieber von einer „Audiofingerabdruckreferenzdatei“, meint aber im Grunde dasselbe: eine Software, die Musik scannt und sie mit der schwarzen Liste einer Datenbank abgleicht. Bisher brauchte es eine Mannarbeitswoche, um acht Stunden völkischer Musik zu überprüfen. Mit der Audiofingerab... also, mit Nazi-Shazam dauert die Überprüfung eines Titels nur noch wenige Sekunden. Die Software nimmt alle 200 Millisekunden eine Art Fingerabdruck der Klangfrequenz. Pro Lied kommen etwa 1200 solcher Fingerabdrücke zusammen, sie werden zusammengefasst in einer gerade mal 15 Kilobyte großen Datei.
Die Beamten des LKA können nun Fingerabdrücke von neuen CDs oder aus Livestreams nehmen und diese durch die Datenbank schicken. Ähneln oder gleichen sich Abschnitte eines Frequenzgebirges mit denen eines bereits indizierten Songs, schlägt die Software an. Schlägt sie nicht an, muss das Lied wie bislang üblich individuell abgehört werden. Deswegen soll die Datenbank zwei Listen enthalten. Eine schwarze Liste für verbotenes Liedgut, und eine weiße für den Persilschein auf dem kurzen Dienstweg. Karras bringt dafür bei der Präsentation am Mittwoch ein schönes Beispiel: Das Lied „Landungsbrücken raus“ von Kettcar gehört natürlich auf die weiße Liste, auch wenn der Titel anderes vermuten lassen könnte.
Bei der jüngsten Konferenz seiner Kollegen hat Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) bereits für die Software geworben, „der nächste Schritt muss sein, dass der Bund übernimmt“. Die Datenbank soll auf einem zentralen Server eingerichtet werden, auf den dann alle LKAs Zugriff hätten und auf welchem sie neue Musik für alle speichern könnten. „Momentan“, sagt ein Abteilungsleiter des sächsischen LKA, sei es noch so, „dass eine CD, die sich ein sächsischer Beamter angehört hat, einer aus Thüringen dann vielleicht noch mal anhören muss“. Die Software, sagt Marcel Karras, laufe inzwischen zwar recht stabil, aber es stünden erst Fingerabdrücke von 7000 Titeln zum Abgleich bereit. Damit das Programm wirksam funktioniere, müssten nun Behörden aller Länder ihre CD-Sammlungen speichern. Das aber, sagt Karras, sei „leider wirklich noch Zukunftsmusik“.
IT-Spezialist beim LKA, Marcel Karras, arbeitete sechs Monate lang an der Programmierung eines des neuen Analysetools „Nazi-Shazam“.
Die Gruppe „Bonzenjäger“ ist im Programm, daneben wallt „Arisches Blut“ und meutern die „Freibeuter“. Bislang mussten sich Beamte des LKA einzeln durch jede dieser CDs hören, um indiziertes Liedgut zu ermitteln, sie hatten Textzeilen zu identifizieren und diese dann mit DAREX abzugleichen, einer Datenbank innerhalb der Antiterrordatei. Eine mühselige Arbeit ist das und eine fast aussichtslose wird es, will man neben den CDs auch noch die stetig wachsende Zahl von Online-Radios mit rechtsextremistischer Musik überwachen.
Schon deswegen dürften die sechs Monate Arbeit gut investiert sein, die Marcel Karras mit der Programmierung dessen verbracht hat, was nun unter dem Rufnamen „Nazi-Shazam“ firmiert.
Karras arbeitet als IT-Spezialist beim LKA Sachsen und spricht in Maschinendeutsch lieber von einer „Audiofingerabdruckreferenzdatei“, meint aber im Grunde dasselbe: eine Software, die Musik scannt und sie mit der schwarzen Liste einer Datenbank abgleicht. Bisher brauchte es eine Mannarbeitswoche, um acht Stunden völkischer Musik zu überprüfen. Mit der Audiofingerab... also, mit Nazi-Shazam dauert die Überprüfung eines Titels nur noch wenige Sekunden. Die Software nimmt alle 200 Millisekunden eine Art Fingerabdruck der Klangfrequenz. Pro Lied kommen etwa 1200 solcher Fingerabdrücke zusammen, sie werden zusammengefasst in einer gerade mal 15 Kilobyte großen Datei.
Die Beamten des LKA können nun Fingerabdrücke von neuen CDs oder aus Livestreams nehmen und diese durch die Datenbank schicken. Ähneln oder gleichen sich Abschnitte eines Frequenzgebirges mit denen eines bereits indizierten Songs, schlägt die Software an. Schlägt sie nicht an, muss das Lied wie bislang üblich individuell abgehört werden. Deswegen soll die Datenbank zwei Listen enthalten. Eine schwarze Liste für verbotenes Liedgut, und eine weiße für den Persilschein auf dem kurzen Dienstweg. Karras bringt dafür bei der Präsentation am Mittwoch ein schönes Beispiel: Das Lied „Landungsbrücken raus“ von Kettcar gehört natürlich auf die weiße Liste, auch wenn der Titel anderes vermuten lassen könnte.
Bei der jüngsten Konferenz seiner Kollegen hat Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) bereits für die Software geworben, „der nächste Schritt muss sein, dass der Bund übernimmt“. Die Datenbank soll auf einem zentralen Server eingerichtet werden, auf den dann alle LKAs Zugriff hätten und auf welchem sie neue Musik für alle speichern könnten. „Momentan“, sagt ein Abteilungsleiter des sächsischen LKA, sei es noch so, „dass eine CD, die sich ein sächsischer Beamter angehört hat, einer aus Thüringen dann vielleicht noch mal anhören muss“. Die Software, sagt Marcel Karras, laufe inzwischen zwar recht stabil, aber es stünden erst Fingerabdrücke von 7000 Titeln zum Abgleich bereit. Damit das Programm wirksam funktioniere, müssten nun Behörden aller Länder ihre CD-Sammlungen speichern. Das aber, sagt Karras, sei „leider wirklich noch Zukunftsmusik“.