Zuletzt war Shaun White wieder in den Schlagzeilen. Es hatte mit Snowboarden nichts zu tun, auch nichts mit seinen Plänen für die Winterspiele in Sotschi. Es waren nicht einmal Sportmedien, die was zu berichten hatten über den zweimaligen Olympiasieger und 13-maligen X-Games-Gewinner. Shaun White hatte sich ein Haus gekauft: eine Villa in Malibu/Kalifornien mit Meerblick und Swimming-Pool. Das interessierte den Boulevard sehr, zumal die Unterkunft nicht ganz billig war: Für neun Millionen Dollar soll White sie von dem Fernseh-Produzenten Mike Fleiss erstanden haben. Außerdem ist die Nachbarschaft exklusiv, der Schauspieler Owen Wilson und der Regisseur Bryan Singer gehören dazu.
Shaun White, Snowboard-Olympiasieger und 13-maliger Gewinner bei den X-Games, nimmt an den Winterspielen in Sotschi teil.
Aus solchen gesellschaftlichen Höhen steigt Shaun White, 27, also hinunter, wenn er an diesem Wochenende den ersten von fünf Selektions-Wettkämpfen des US-Ski- und Snowboarder-Verbandes in Breckenridge/Colorado auf sich nimmt. Mehr Glamour-Faktor hat wohl niemand zu bieten im Wintersport, und auch wenn bodenständige Spiele-Versteher wenig anfangen können mit den Sphären einer solch hollywoodesken Medienfigur – die Bedeutung von Shaun White für Olympia in Sotschi ist schwer zu leugnen. Die kleine Welt des Wintersports braucht Personal, das über ihren Tellerrand hinausstrahlt. Und der US-Sender NBC, der wichtigste Fernsehrechte-Abnehmer des Internationalen Olympischen Komitees, kann sein Publikum auch nicht nur mit norwegischen Langläufern und deutschen Rodlern bespaßen. Athleten wie die US-Ski-Alpine Lindsey Vonn sind Stützen des NBC-Programms für Sotschi. Oder eben Shaun White, der längst nicht mehr nur ein beliebiger Olympiasieger und Werbemillionär ist, sondern auch ein Firmen-Besitzer, Mode-Mensch, Musiker und Computerspiel-Charakter; sogar ein Kaugummi-Geschmack ist nach ihm benannt.
Auf dem Platz muss White trotzdem funktionieren. Zumal die Mission diesmal schwieriger ist als 2006 und 2010. Zur Halfpipe ist die Disziplin Slopestyle gekommen, sozusagen eine Akrobatik-Abfahrt auf der Hindernis-Piste, und White wäre nicht White, wenn er sich nicht für einen Zweifach-Gold-Gewinn interessieren würde. Die Doppelbelastung nennt er „eine große Herausforderung“, und es kann gut sein, dass sie seine Motivation geschärft hat, nachdem er in den vergangenen Jahren immer wieder zu erkennen gegeben hat, dass ihn das Snowboarden, in dem er schon mit 13 Profi wurde, nicht ausfülle.
Viele Wettkämpfe hat Shaun White nach den Spielen von Vancouver 2010 nicht gemacht. Jedes Jahr gewann er pflichtgemäß sein Halfpipe-Gold bei den X-Games – aber sonst? Er brauchte noch einen anderen Zeitvertreib, und zwischendurch war gar nicht klar, ob er die Zerstreuung bei den richtigen Dingen suchte.
Im September 2012 randalierte er nach einer Feier in einem Hotel in Nashville. Das passte gar nicht zu Shaun White, der bei aller Rock’n’Roll-Attitüde doch immer so professionell, fast streberhaft gewirkt hatte.
Wenig später stand dann auch eine kleinlaute Entschuldigung für „mein armseliges Verhalten“ auf seiner Facebook-Seite, und White willigte ein, sich wegen seines Alkohol-Konsums in Behandlung zu begeben. Er ließ sich für wohltätige Zwecke die markanten roten Locken abschneiden. Und im Sommer tourte er mit seiner Rock-Band Bad Things als Lead-Gitarrist durch die USA. Selig berichtete er davon, dass er bei diesen Auftritten endlich mal nicht im Mittelpunkt stehe. Ein wohltuender Kontrast zum Sport: „Die Musik und in der Band zu spielen haben mir auf jeden Fall die Ablenkung gegeben, auf die ich zurückkommen kann und die mich freut.“
Aber das Sotschi-Projekt nimmt er ernst. Wieder hat ihm einer seiner Sponsoren eine Halfpipe hingestellt, diesmal im Perisher Resort/Australien, damit er dort im Herbst für Olympia trainieren konnte. Im November war er am Stubaier Gletscher/Österreich, wo die Betreiber einen Slopestyle-Kurs gebaut haben, der Eigenschaften des olympischen von Sotschi aufweist. Gerade die Slopestyle-Sache fuchst White. Im Januar stellte er bei den X-Games fest, dass er zwar wieder sein Halfpipe-Gold gewann, dass ihn aber in der neuen Olympia-Disziplin die Entwicklung überholt hatte. Platz fünf, unerhört.
Und weil die Leistungsdichte groß ist bei den Amerikanern, darf er auch die nationale Qualifikation nicht unterschätzen. „Ich werde auf jeden Fall versuchen, ein paar Dreifachsprünge im Slopestyle-Kurs zu zeigen“, sagte er zuletzt, „denn das ist mir vergangene Saison irgendwie entgangen.“
Angeschlagen war White zwischendurch auch: Eine Sprunggelenksverletzung, zugezogen beim Slopestyle-Training in Neuseeland. Er ärgerte sich. „Sprunggelenk, Mann, das brauchste.“ Aber es hätte schlimmer kommen können. Sein aussichtsreicher Landsmann Luke Mitrani ist diesen Sommer beim Halfpipe-Training auf den Kopf gefallen: Genickbruch mit glimpflichen Folgen. Ob Mitrani, 23, seine Snowboard-Karriere fortsetzen kann, ist fraglich, aber immerhin ist er nicht gelähmt. Der Kampf um die besten Plätze im Snowboarden ist nicht risikofrei, und Shaun White weiß gut, dass er froh sein muss, wenn er nicht nur siegreich daraus hervorgeht, sondern auch heil.
Shaun White, Snowboard-Olympiasieger und 13-maliger Gewinner bei den X-Games, nimmt an den Winterspielen in Sotschi teil.
Aus solchen gesellschaftlichen Höhen steigt Shaun White, 27, also hinunter, wenn er an diesem Wochenende den ersten von fünf Selektions-Wettkämpfen des US-Ski- und Snowboarder-Verbandes in Breckenridge/Colorado auf sich nimmt. Mehr Glamour-Faktor hat wohl niemand zu bieten im Wintersport, und auch wenn bodenständige Spiele-Versteher wenig anfangen können mit den Sphären einer solch hollywoodesken Medienfigur – die Bedeutung von Shaun White für Olympia in Sotschi ist schwer zu leugnen. Die kleine Welt des Wintersports braucht Personal, das über ihren Tellerrand hinausstrahlt. Und der US-Sender NBC, der wichtigste Fernsehrechte-Abnehmer des Internationalen Olympischen Komitees, kann sein Publikum auch nicht nur mit norwegischen Langläufern und deutschen Rodlern bespaßen. Athleten wie die US-Ski-Alpine Lindsey Vonn sind Stützen des NBC-Programms für Sotschi. Oder eben Shaun White, der längst nicht mehr nur ein beliebiger Olympiasieger und Werbemillionär ist, sondern auch ein Firmen-Besitzer, Mode-Mensch, Musiker und Computerspiel-Charakter; sogar ein Kaugummi-Geschmack ist nach ihm benannt.
Auf dem Platz muss White trotzdem funktionieren. Zumal die Mission diesmal schwieriger ist als 2006 und 2010. Zur Halfpipe ist die Disziplin Slopestyle gekommen, sozusagen eine Akrobatik-Abfahrt auf der Hindernis-Piste, und White wäre nicht White, wenn er sich nicht für einen Zweifach-Gold-Gewinn interessieren würde. Die Doppelbelastung nennt er „eine große Herausforderung“, und es kann gut sein, dass sie seine Motivation geschärft hat, nachdem er in den vergangenen Jahren immer wieder zu erkennen gegeben hat, dass ihn das Snowboarden, in dem er schon mit 13 Profi wurde, nicht ausfülle.
Viele Wettkämpfe hat Shaun White nach den Spielen von Vancouver 2010 nicht gemacht. Jedes Jahr gewann er pflichtgemäß sein Halfpipe-Gold bei den X-Games – aber sonst? Er brauchte noch einen anderen Zeitvertreib, und zwischendurch war gar nicht klar, ob er die Zerstreuung bei den richtigen Dingen suchte.
Im September 2012 randalierte er nach einer Feier in einem Hotel in Nashville. Das passte gar nicht zu Shaun White, der bei aller Rock’n’Roll-Attitüde doch immer so professionell, fast streberhaft gewirkt hatte.
Wenig später stand dann auch eine kleinlaute Entschuldigung für „mein armseliges Verhalten“ auf seiner Facebook-Seite, und White willigte ein, sich wegen seines Alkohol-Konsums in Behandlung zu begeben. Er ließ sich für wohltätige Zwecke die markanten roten Locken abschneiden. Und im Sommer tourte er mit seiner Rock-Band Bad Things als Lead-Gitarrist durch die USA. Selig berichtete er davon, dass er bei diesen Auftritten endlich mal nicht im Mittelpunkt stehe. Ein wohltuender Kontrast zum Sport: „Die Musik und in der Band zu spielen haben mir auf jeden Fall die Ablenkung gegeben, auf die ich zurückkommen kann und die mich freut.“
Aber das Sotschi-Projekt nimmt er ernst. Wieder hat ihm einer seiner Sponsoren eine Halfpipe hingestellt, diesmal im Perisher Resort/Australien, damit er dort im Herbst für Olympia trainieren konnte. Im November war er am Stubaier Gletscher/Österreich, wo die Betreiber einen Slopestyle-Kurs gebaut haben, der Eigenschaften des olympischen von Sotschi aufweist. Gerade die Slopestyle-Sache fuchst White. Im Januar stellte er bei den X-Games fest, dass er zwar wieder sein Halfpipe-Gold gewann, dass ihn aber in der neuen Olympia-Disziplin die Entwicklung überholt hatte. Platz fünf, unerhört.
Und weil die Leistungsdichte groß ist bei den Amerikanern, darf er auch die nationale Qualifikation nicht unterschätzen. „Ich werde auf jeden Fall versuchen, ein paar Dreifachsprünge im Slopestyle-Kurs zu zeigen“, sagte er zuletzt, „denn das ist mir vergangene Saison irgendwie entgangen.“
Angeschlagen war White zwischendurch auch: Eine Sprunggelenksverletzung, zugezogen beim Slopestyle-Training in Neuseeland. Er ärgerte sich. „Sprunggelenk, Mann, das brauchste.“ Aber es hätte schlimmer kommen können. Sein aussichtsreicher Landsmann Luke Mitrani ist diesen Sommer beim Halfpipe-Training auf den Kopf gefallen: Genickbruch mit glimpflichen Folgen. Ob Mitrani, 23, seine Snowboard-Karriere fortsetzen kann, ist fraglich, aber immerhin ist er nicht gelähmt. Der Kampf um die besten Plätze im Snowboarden ist nicht risikofrei, und Shaun White weiß gut, dass er froh sein muss, wenn er nicht nur siegreich daraus hervorgeht, sondern auch heil.