Einer muss ja den Anfang machen, so wie es immer einen ersten Eiskristall gibt, der sich löst, andere mitzieht und die Lawine ins Tal donnern lässt. In der Ukraine war es Mustafa Nayyem. Als am 21. November Präsident Viktor Janukowitsch verkündete, dass die Ukraine die Arbeit am Abkommen mit der EU gestoppt habe, da saß Nayyem an seinem Computer und postete spontan eine Kleinigkeit. „Lasst uns um 22.30 Uhr unter dem Unabhängigkeitsdenkmal zusammenkommen. Zieht euch warm an, bringt Regenschirme mit, Tee, Kaffee und Freunde.“ Und er erhielt Antworten, kurze wie „ich werde kommen“, „ich komme auch“. Es waren viele. So rollte er an, der ukrainische Dauerprotest.
Nayyem startete die Proteste in der Ukraine mit dem Aufruf sich unter dem Unabhängigeitsdenkmal zu treffen. Seine Blogeinträge und Kommentare zum Geschehen spielen eine einflussreiche Rolle.
Wie das so oft ist in diesen Zeiten: Nayyem ist ein bekannter Blogger, aber er ist auch ein bekannter ukrainischer Fernsehjournalist. Ein unbequemer. Aufsehen erregte er einmal, als er in einer großen Pressekonferenz Präsident Janukowitsch fragte, wie es sein könne, dass es diesem immer besser gehe und den Menschen in der Ukraine schlechter und schlechter.
Nayyem, 32 Jahre alt, glatzköpfig mit Kinnbart, spielt bei den Massenprotesten in der Ukraine nicht die entscheidende, aber eine einflussreiche Rolle. In hoher Frequenz spuckt er über seinen Blog kurze Kommentare aus, provoziert Debatten, protokolliert die ukrainisch-europäische Pendeldiplomatie, schreibt wie zuletzt über den Brüssel-Besuch des Sekretärs des Staatssicherheitsrates. Vor allem aber ist er Mitgründer des kritischen Internet-Fernsehsenders hromadske.tv, der von Beginn an die Bevölkerung mit Live-Bildern aus Kiew von den Demonstrationen auf dem Platz der Unabhängigkeit versorgte.
„Jung zu sein und nicht revolutionär, ist ein genetischer Widerspruch“, steht als Motto auf seinem Twitter-Account. Und so geht er auch mit der Opposition nicht allzu zimperlich um. Dem Spiegel sagte er neulich, „es ist das erste Mal, dass wir Ukrainer für etwas demonstrieren, nämlich für die Annäherung an die EU, nicht gegen irgendetwas. Aber ich habe ein total ungutes Gefühl: Die Opposition hat die Planke extrem hoch gelegt, sie ist zur Geisel der Straße geworden.“
Nayyem, der aus Afghanistan stammt, hat in der Ukraine schon eigene politische Fernsehsendungen moderiert, schreibt nun regelmäßig für die kritische Internet-Zeitung Ukrainska Prawda (Ukrainische Wahrheit). In einem Artikel forderte er einmal den Rauswurf eines Mitarbeiters der Sondereinheit Berkut, weil der ihn tags zuvor als „kaukasisches Gesicht“ beschrieben und kurzzeitig festgenommen hatte.
Im Frühjahr überwarf sich Mustafa Nayyem mit dem neuen Management eines Fernsehkanals, verließ den Sender mit ein paar Kollegen und gründete mit ihnen zusammen hromatske.tv. Täglich liefert der Sender seit drei Wochen Bilder von der Protestbewegung, streut die Atmosphäre des Kiewer Maidan in die Winkel des großen Flächenstaates, lässt kommentarlos die proeuropäischen Demonstranten sprechen. Er sieht darin ein Stück journalistischer Freiheit, ein Gegengewicht zu den großen ukrainischen Fernsehkanälen, die, wenn nicht dem Staat, reichen ukrainischen Unternehmern gehören. Und „bei denen sind die Interessen letztendlich recht schwer zu durchschauen“, sagt die ukrainische Online-Journalistin Oleksandra Krokhmal.
Nayyem startete die Proteste in der Ukraine mit dem Aufruf sich unter dem Unabhängigeitsdenkmal zu treffen. Seine Blogeinträge und Kommentare zum Geschehen spielen eine einflussreiche Rolle.
Wie das so oft ist in diesen Zeiten: Nayyem ist ein bekannter Blogger, aber er ist auch ein bekannter ukrainischer Fernsehjournalist. Ein unbequemer. Aufsehen erregte er einmal, als er in einer großen Pressekonferenz Präsident Janukowitsch fragte, wie es sein könne, dass es diesem immer besser gehe und den Menschen in der Ukraine schlechter und schlechter.
Nayyem, 32 Jahre alt, glatzköpfig mit Kinnbart, spielt bei den Massenprotesten in der Ukraine nicht die entscheidende, aber eine einflussreiche Rolle. In hoher Frequenz spuckt er über seinen Blog kurze Kommentare aus, provoziert Debatten, protokolliert die ukrainisch-europäische Pendeldiplomatie, schreibt wie zuletzt über den Brüssel-Besuch des Sekretärs des Staatssicherheitsrates. Vor allem aber ist er Mitgründer des kritischen Internet-Fernsehsenders hromadske.tv, der von Beginn an die Bevölkerung mit Live-Bildern aus Kiew von den Demonstrationen auf dem Platz der Unabhängigkeit versorgte.
„Jung zu sein und nicht revolutionär, ist ein genetischer Widerspruch“, steht als Motto auf seinem Twitter-Account. Und so geht er auch mit der Opposition nicht allzu zimperlich um. Dem Spiegel sagte er neulich, „es ist das erste Mal, dass wir Ukrainer für etwas demonstrieren, nämlich für die Annäherung an die EU, nicht gegen irgendetwas. Aber ich habe ein total ungutes Gefühl: Die Opposition hat die Planke extrem hoch gelegt, sie ist zur Geisel der Straße geworden.“
Nayyem, der aus Afghanistan stammt, hat in der Ukraine schon eigene politische Fernsehsendungen moderiert, schreibt nun regelmäßig für die kritische Internet-Zeitung Ukrainska Prawda (Ukrainische Wahrheit). In einem Artikel forderte er einmal den Rauswurf eines Mitarbeiters der Sondereinheit Berkut, weil der ihn tags zuvor als „kaukasisches Gesicht“ beschrieben und kurzzeitig festgenommen hatte.
Im Frühjahr überwarf sich Mustafa Nayyem mit dem neuen Management eines Fernsehkanals, verließ den Sender mit ein paar Kollegen und gründete mit ihnen zusammen hromatske.tv. Täglich liefert der Sender seit drei Wochen Bilder von der Protestbewegung, streut die Atmosphäre des Kiewer Maidan in die Winkel des großen Flächenstaates, lässt kommentarlos die proeuropäischen Demonstranten sprechen. Er sieht darin ein Stück journalistischer Freiheit, ein Gegengewicht zu den großen ukrainischen Fernsehkanälen, die, wenn nicht dem Staat, reichen ukrainischen Unternehmern gehören. Und „bei denen sind die Interessen letztendlich recht schwer zu durchschauen“, sagt die ukrainische Online-Journalistin Oleksandra Krokhmal.