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Horror für Hanks

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Bei der 'Wetten dass..?' Sendung am Samstag musste Tom Hanks einen Bremer Stadtmusikanten spielen. Er fands nicht witzig und lästerte im Radio.

Wie schnell man der Welt abhandenkommt, merkt man, wenn man zwar 'Wetten, dass..?' nicht gesehen hat, aber jetzt liest, was darüber geredet und geschrieben wird. Kern der Rezeption scheint zu sein, dass der Schauspieler Tom Hanks nicht kapiert, wieso er mit einer Katzenmütze auf dem Kopf dastand und der Moderator Markus Lanz sackhüpfend um ihn herumteufelte. Wer nicht dabei war, versteht es ebenso wenig, und er versteht noch ganz andere Sachen nicht. Zum Beispiel warum sich einer wie Tom Hanks nicht zu schade ist, in einer Sendung wie dieser mit einer Katzenmütze auf dem Kopf herumzustehen, und warum er, wenn er schon mit einer Katzenmütze auf dem Kopf herumstand, danach mit der deutschen TV-Unterhaltung ins Gericht geht. Wusste er nicht, dass 'Wetten, dass..?' in einem Land spielt, in dem bereits Kinder in Katzenmützen gesteckt werden, und zwar in 'süße'?




So wird er uns im Gedächtnis bleiben: Tom Hanks, der Ober-Stadtmusikant

Was das Sackhüpfen angeht, so hat es in der öffentlichen Meinung noch keinen gesicherten Platz gefunden. Beobachter nehmen an, dass es im Fernsehen neuerdings einen Trend zu mehr und exzessiverer körperlicher Bewegung gebe. Das war bisher schwer zu belegen, an Symptomen hatte es jedoch keinen Mangel. Die Forschung diskutiert derzeit den Ansatz, dass es das ZDF war, das den Weg zur TV-immanenten Mobilität bereitete, indem es das Studio des Heute-Journals mit einer überlangen Theke ausstattete, die von den Anchorleuten abgeschritten wird, wenn"s zu den leichteren Themen geht. Claus Kleber absolviert diese Strecke eher steif, was seinem Naturell entspricht, aber auch daraus resultieren könnte, dass man ihn vor Einweihung der Theke gefragt haben soll, ob er bei besonders heiteren Themen nicht einen Salto machen könnte. Kleber lehnte mit den Worten ab: 'Seh ich aus wie Klose?' Als Günther Jauch davon Wind bekam, schaute er in den Spiegel, und obwohl auch er nicht wie Klose aussieht, schlug er kürzlich auf RTL einen Salto.

In dieser Linie steht wohl auch Lanz" Sackhüpfen, wobei wir es hier mit einer vertrackten Weiterführung zu tun haben. Einerseits ist ja das Sackhüpfen eine derart kindliche Sportart, dass man den Verdacht nicht loswird, Lanz schiele damit auf sein künftiges Publikum. Andererseits hat der Mann deutlich sportliche Ambitionen, und um das auf möglichst leutselige Art 'rüberzubringen', wirft er sich aufs Sackhüpfen, das bei den Olympischen Spielen von 1904 in St. Louis zuletzt geübt wurde, außerhalb der Wertung, aber immerhin. Damals gab es übrigens auch Anthropologische Tage, an denen die Naturvölker zeigen durften, wie sie im Baumstammklettern und verwandten Sportarten drauf sind. Sollte Sackhüpfen je wieder olympische Disziplin werden, muss Markus Lanz die deutsche Truppe anführen, und wenn Tom Hanks mag, kann er als Vertreter der Naturvölker mitgehen. Mit Katzenmütze auf dem Kopf.

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