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Angst und Spiele

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Islamisten kündigten Terror an. Russische Spezialeinheiten werden darauf vorbereitet.

Wladimir Putin hatte das Wochenende nutzen wollen, um gute Stimmung für Sotschi zu verbreiten. Erst traf er sich mit Freiwilligen, verriet ihnen, dass er sich besonders auf die Wettkämpfe in den Disziplinen Eishockey, Eiskunstlauf und Biathlon freue, scherzte und zwickte eine junge Frau, die zuvor erklärt hatte, sie könne es nicht glauben, dass der russische Präsident ihr nun leibhaftig gegenüberstehe. Dann gab er dem US-Sender ABC ein ausführliches Interview, versprach, Russland werde „alles Notwendige tun, um die Menschen bei den Olympischen Winterspielen zu schützen“ und versicherte zum wiederholten Mal, ungeachtet des international kritisierten Gesetztes gegen das Werben für Homosexualität seien alle Athleten willkommen, ganz gleich welcher sexueller Orientierung.

Doch auch die Sorgen bekamen weniger als drei Wochen vor Beginn der Winterspiele neue Nahrung: In einem Video, das am Sonntag auf einer Website kaukasischer Untergrundkämpfer erschien, bekennt sich eine radikale Gruppe unter dem Namen „Ansar Al-Sunna“ zu den zwei Anschlägen, die im Dezember in Wolgograd 34 Menschen getötet hatten, und kündigt neuen Terror an. „Wir haben ein Geschenk für Euch und alle Touristen vorbereitet, die herüberkommen“, sagen zwei russisch sprechende Männer in dem Video. „Wenn ihr die Olympischen Spiele abhaltet, werdet ihr ein Geschenk von uns bekommen für das Blut der Muslime, das vergossen wurde.“ Der Anfang der 49-minütigen Aufnahme zeigt angeblich den Bau der Selbstmord-Sprengsätze von Wolgograd. Die Botschaft schließt mit Bildern von den Explosionen.

Obwohl internationale Experten bezweifeln, dass die radikalen Islamisten im Kaukasus in der Lage sind, in der hoch gesicherte Festung rund um die Spielstätten zuzuschlagen, ist es den Terroristen zumindest gelungen, die Angst zu den Spielen zu tragen. Für eine groß angelegte Aktion seien die Untergrundkämpfer im Kaukasus zu wenig organisiert, glaubt Mark Galeotti, Professor an der New York University und Spezialist für russische Sicherheitsfragen. „Das sogenannte Kaukasus-Emirat ist eine Ansammlung kleiner Zellen, die mal zusammenarbeiten, mal unabhängig voneinander“, urteilt er. Ihr selbst ernannter Führer Doku Umarow habe in Wahrheit nur eingeschränkte Autorität.

Dass der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow in der vergangenen Woche erklärte, er habe sichere Hinweise darauf, dass Umarow bei einer früheren Aktion russischer Spezialtruppen getötet worden sei, trug dagegen wenig zur Beruhigung bei. Kadyrow hatte den Terroristen in der Vergangenheit bereits wiederholt für tot erklärt, allerdings war der danach immer wieder aufgetaucht. Zuletzt hatte er im Sommer zu Anschlägen auf die Olympischen Spiele aufgerufen. In dem nun erschienenen Bekennervideo danken die beiden Sprecher Umarow, dass er das Moratorium für Anschläge auf Ziele in Zentralrussland aufgehoben habe.

Die US-Regierung hatte schon in der Vergangenheit zu erhöhter Wachsamkeit bei Reisen nach Sotschi gemahnt. Nun äußerte sich der Vorsitzende im Geheimdienstausschuss des Repräsentantenhauses, Mike Rogers, besorgt über die Zusammenarbeit mit den russischen Diensten. „Sie geben uns nicht alle Informationen darüber, woher die Bedrohung kommt und ob die Terroristen an weiteren Plänen arbeiten“, sagte er dem Sender CNN. Laut Berichten amerikanischer Experten hat das Team der USA eine private Sicherheitsfirma angeheuert, um die Sportler im Notfall zu befreien. Auch Deutschland schickt Polizisten als Begleitung für die Athleten in das Mannschaftslager in Sotschi, allerdings unbewaffnete.

Russische Medien kritisierten, dass die Bedrohung vor allem dazu genutzt werde, die Kompetenzen des Geheimdienstes auszuweiten. Am Mittwoch berät die Staatsduma über ein Paket von Gesetzesänderungen, das unter anderem die Strafen für „Angriffe auf den Staat“ drastisch erhöht und Mitarbeitern des FSB erlaubt, Autos zu kontrollieren und Personen zu durchsuchen. Bisher war ihnen das nur in Ausnahmen während Anti-Terror-Einsätzen erlaubt. Internetdienste müssen Nutzerdaten künftig ein halbes Jahr lang speichern und über Bezahldienste wie Paypal dürfen nur noch maximal 2200 Euro im Monat überwiesen werden.

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