Ganz schön kalt ist es im dünn besiedelten Lappland.
SZ: Herr Rintamäki, wie kalt ist es heute in Oulu?
Hannu Rintamäki: Minus 20 Grad heute Morgen.
Tödliche Temperaturen?
Eigentlich ziemlich normal für die Jahreszeit. Aber im Dezember und Anfang Januar war es ungewöhnlich mild, nur um die Null Grad. Und jetzt plötzlich der Einbruch.
Ein Schock selbst für hartgesottene Finnen?
Die Menschen haben über die milden Wochen hinweg vergessen, was Winter bedeutet. Das kann gefährlich sein. Sie sind nicht vorbereitet, haben die Winterkleidung nicht rausgeholt. Manche laufen immer noch mit offener Jacke herum. Die meisten brauchen etwa eine Woche, um sich anzupassen.
Wenn sie bis dahin nicht erfroren sind.
Ja, wobei man sich das nicht so vorstellen darf, dass die Menschen im Schnee liegen bleiben und erfroren sind. Außer sie sind betrunken oder ältere, verwirrte Menschen, die den Weg nach Hause nicht finden. Die meisten anderen sterben an kardiovaskulärem Stress.
Bitte was?
Wenn der Körper plötzlich in die Kälte kommt, pumpt er schnell Blut aus Beinen, Armen und Haut in die inneren Organe und ins Gehirn, um sie zu schützen und möglichst wenig Wärme zu verlieren. Das ist eine starke Reaktion, die das Herz sehr belastet. Wer Herzprobleme hat, erleidet einen Infarkt oder stirbt an Herzversagen.
Die Kälte erschreckt Finnen zu Tode?
Zumindest diejenigen mit schwachem Herzen. Es passiert nicht nur in Finnland, sondern in allen Ländern mit kaltem Winter. Die meisten Menschen wissen nur nichts von der Gefahr. In Finnland sterben jährlich 2000 bis 3000 Einwohner aufgrund niedriger Temperaturen. Bei insgesamt 50000 Toten pro Jahr ist das ein großer Teil. Zum Vergleich: Im Verkehr verunglückten 2012 nur 254 Menschen tödlich.
Könnte daran liegen, dass nicht viel los ist auf Finnlands Straßen.