Die Montagsdemo war bisher nichts, was man suchen musste in Stuttgart, man hörte die Trillerpfeifen und Sprechchöre ja schon aus der Ferne. Und man wusste ja auch, dass sich die Gegner des Bahnprojekts Stuttgart 21 seit vier Jahren direkt vor dem Hauptbahnhof versammeln, dessen Tieferlegung sie unbedingt verhindern wollen.
In besonderem Maße war der Treffpunkt der Aktivisten den Autofahrern vertraut, jeden Montagabend mussten sie mit einem Stau auf dem Cityring rechnen, oft war der einen Kilometer lang. Autofahrer waren auf das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 nicht gut zu sprechen. Auch Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs schimpften über Fahrtausfälle und Verspätungen; Einzelhändler beklagten Einnahmerückgänge. Seit der Niederlage der S 21-Gegner bei der Volksabstimmung im November 2011 wuchs bei vielen Stuttgartern das Gefühl: So kann es nicht weitergehen. Diese Überzeugung hat sich jetzt auch in Teilen der Protestbewegung durchgesetzt.
Flaggen wie diese wehten zu Beginn der Demonstrationen noch wöchentlich vor dem Hauptbahnhof. Der Protest in Stuttgart ist mittlerweile fast ganz verebbt.
Wer am Montagabend dieser Woche die Demo sucht, muss den blauen Rohren folgen, die später mal Grundwasser aus der S21-Baugrube Richtung Neckar leiten sollen. Die Rohre führen die berühmte Stuttgarter Halbhöhe hinauf, in der sich einst der breite, bunte Protest gegen das Milliardenvorhaben formierte. Dort oben hört man wieder die Trillerpfeifen und die Sprechchöre, man findet die Kundgebung eingezwängt auf dem kleinen, schmucklosen Urbanplatz. Es ist die 207. Montagsdemo, eine stolze, trotzige Versammlung. Doch auch eine, die nicht verbergen kann, dass der vielleicht bekannteste Bürgerprotest der Republik wieder etwas an Breite und Buntheit verloren hat.
Ganz offiziell sogar: Vier wichtige Gruppen sind gerade aus dem Aktionsbündnis gegen den Tiefbahnhof ausgetreten, die Stuttgarter Grünen, der BUND-Regionalverband, der Verkehrsclub Deutschland und der Fahrgastverband Pro Bahn. Alle waren sie von Anfang an mit dabei, alle sind auch weiterhin gegen Stuttgart 21. Aber alle mussten sich Sorgen machen, für die Radikalisierung des Protests mit in Haftung genommen zu werden.
Die vom Grünen Fritz Kuhn regierte Stadt hatte der Demo vor Wochen einen neuen Ort zugewiesen: den Marktplatz. Die Parkschützer, rigoros wie eh und je, beharrten auf dem Hauptbahnhof. Sie gingen juristisch gegen die Stadt vor und unterlagen vor dem Verwaltungsgerichtshof Mannheim. Die Entscheidung scherte sie allerdings nicht, sie trafen sich trotzdem am Bahnhof. Die Brüche im Aktionsbündnis waren nicht mehr zu übersehen.
Nun also die Trennung. „Die Interessen der Mitglieder haben sich auseinander entwickelt“, sagt BUND-Regionalgeschäftsführer Gerhard Pfeifer. Die vier jetzt ausgetretenen Gruppen wollten etwa festschreiben, dass man das Ergebnis der Volksabstimmung anerkennt . Mit den Parkschützern und anderen war das nicht zu machen, sie halten die Abstimmung ebenso für manipuliert wie den Stresstest zur Leistungsfähigkeit des geplanten Tiefbahnhofs. Ihre Maßlosigkeit in Wort und Tat habe die Protestbewegung beschädigt, sagen die Kritiker. Ober-Parkschützer Matthias von Herrmann hält dagegen: Dass gerade die „Behinderung durch die Grünen“ jetzt wegfalle, sei eine „Befreiung“. Die Gemütslage bei den Grünen dürfte ähnlich sein: Ministerpräsident Winfried Kretschmann vertritt ja schon länger die Ansicht, bei Stuttgart 21 sei „der Käs’ gegessen“, was bisher nicht so ganz zu den vom Stuttgarter Kreisverband mitorganisierten Demos passte. Rechtzeitig vor der Kommunalwahl dürfen sich die Grünen also aus diesem Spagat erheben.
Und das verbliebene Aktionsbündnis? Muss künftig ohne die organisatorische Kraft und den seriösen Abglanz der Ausscheider auskommen. „Liebe Unermüdlichen, liebe Standhafte“, begrüßen die Bündnis-Sprecher am Montag am Urbanplatz die Teilnehmer. 1500 sind es laut Polizei, 2000 laut Organisatoren, jedenfalls immer noch ganz schön viele. Sie habe eine Botschaft für all jene, die denken, der Protest würde jetzt zerfallen, ruft die Moderatorin: „Ihr habt Euch geschnitten und uns unterschätzt.“ Am kommenden Montag wollen sich die Bahnhofsgegner wieder treffen – zur 208. Montagsdemo, dann ganz ordnungsgemäß am Marktplatz.
In besonderem Maße war der Treffpunkt der Aktivisten den Autofahrern vertraut, jeden Montagabend mussten sie mit einem Stau auf dem Cityring rechnen, oft war der einen Kilometer lang. Autofahrer waren auf das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 nicht gut zu sprechen. Auch Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs schimpften über Fahrtausfälle und Verspätungen; Einzelhändler beklagten Einnahmerückgänge. Seit der Niederlage der S 21-Gegner bei der Volksabstimmung im November 2011 wuchs bei vielen Stuttgartern das Gefühl: So kann es nicht weitergehen. Diese Überzeugung hat sich jetzt auch in Teilen der Protestbewegung durchgesetzt.
Flaggen wie diese wehten zu Beginn der Demonstrationen noch wöchentlich vor dem Hauptbahnhof. Der Protest in Stuttgart ist mittlerweile fast ganz verebbt.
Wer am Montagabend dieser Woche die Demo sucht, muss den blauen Rohren folgen, die später mal Grundwasser aus der S21-Baugrube Richtung Neckar leiten sollen. Die Rohre führen die berühmte Stuttgarter Halbhöhe hinauf, in der sich einst der breite, bunte Protest gegen das Milliardenvorhaben formierte. Dort oben hört man wieder die Trillerpfeifen und die Sprechchöre, man findet die Kundgebung eingezwängt auf dem kleinen, schmucklosen Urbanplatz. Es ist die 207. Montagsdemo, eine stolze, trotzige Versammlung. Doch auch eine, die nicht verbergen kann, dass der vielleicht bekannteste Bürgerprotest der Republik wieder etwas an Breite und Buntheit verloren hat.
Ganz offiziell sogar: Vier wichtige Gruppen sind gerade aus dem Aktionsbündnis gegen den Tiefbahnhof ausgetreten, die Stuttgarter Grünen, der BUND-Regionalverband, der Verkehrsclub Deutschland und der Fahrgastverband Pro Bahn. Alle waren sie von Anfang an mit dabei, alle sind auch weiterhin gegen Stuttgart 21. Aber alle mussten sich Sorgen machen, für die Radikalisierung des Protests mit in Haftung genommen zu werden.
Die vom Grünen Fritz Kuhn regierte Stadt hatte der Demo vor Wochen einen neuen Ort zugewiesen: den Marktplatz. Die Parkschützer, rigoros wie eh und je, beharrten auf dem Hauptbahnhof. Sie gingen juristisch gegen die Stadt vor und unterlagen vor dem Verwaltungsgerichtshof Mannheim. Die Entscheidung scherte sie allerdings nicht, sie trafen sich trotzdem am Bahnhof. Die Brüche im Aktionsbündnis waren nicht mehr zu übersehen.
Nun also die Trennung. „Die Interessen der Mitglieder haben sich auseinander entwickelt“, sagt BUND-Regionalgeschäftsführer Gerhard Pfeifer. Die vier jetzt ausgetretenen Gruppen wollten etwa festschreiben, dass man das Ergebnis der Volksabstimmung anerkennt . Mit den Parkschützern und anderen war das nicht zu machen, sie halten die Abstimmung ebenso für manipuliert wie den Stresstest zur Leistungsfähigkeit des geplanten Tiefbahnhofs. Ihre Maßlosigkeit in Wort und Tat habe die Protestbewegung beschädigt, sagen die Kritiker. Ober-Parkschützer Matthias von Herrmann hält dagegen: Dass gerade die „Behinderung durch die Grünen“ jetzt wegfalle, sei eine „Befreiung“. Die Gemütslage bei den Grünen dürfte ähnlich sein: Ministerpräsident Winfried Kretschmann vertritt ja schon länger die Ansicht, bei Stuttgart 21 sei „der Käs’ gegessen“, was bisher nicht so ganz zu den vom Stuttgarter Kreisverband mitorganisierten Demos passte. Rechtzeitig vor der Kommunalwahl dürfen sich die Grünen also aus diesem Spagat erheben.
Und das verbliebene Aktionsbündnis? Muss künftig ohne die organisatorische Kraft und den seriösen Abglanz der Ausscheider auskommen. „Liebe Unermüdlichen, liebe Standhafte“, begrüßen die Bündnis-Sprecher am Montag am Urbanplatz die Teilnehmer. 1500 sind es laut Polizei, 2000 laut Organisatoren, jedenfalls immer noch ganz schön viele. Sie habe eine Botschaft für all jene, die denken, der Protest würde jetzt zerfallen, ruft die Moderatorin: „Ihr habt Euch geschnitten und uns unterschätzt.“ Am kommenden Montag wollen sich die Bahnhofsgegner wieder treffen – zur 208. Montagsdemo, dann ganz ordnungsgemäß am Marktplatz.