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Die bösen Geschichten der Nacht

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Was in unserem Gehirn passiert, während wir schlafen, ist immer noch weitgehend unerforscht. Experten wollen jetzt Alpträume genauer unter die Lupe nehmen.

Es geht um Geschichten wie diese, sie geschehen immer in der Nacht: „Ich befinde mich in einer Kammer. Ein weißes Tuch zwingt mich in die Hocke. Da sind große und grotesk geformte, ausgestopfte Tiere wie Hunde und Katzen mit gebleckten Zähnen und hervortretenden Augen. Sie hängen herunter und wackeln in meine Richtung. Ich fühle mich gefangen und verängstigt.“

Klarer Fall: ein Albtraum.

Knapp 10 000 derartige Traumberichte haben die Psychologen Geneviève Robert und Antonio Zadra von der kanadischen Universität Montreal gesammelt, mal mehr, mal weniger detailliert. Entscheidend: Anders als in vielen anderen Untersuchungen wurden die 572 Studienteilnehmer gebeten, jeden Morgen unmittelbar nach dem Aufwachen zu notieren, was sie in der Nacht erlebt hatten, wobei die Forscher besonders an den Inhalten von Albträumen interessiert waren. Ein solches Verfahren verspricht deutlich bessere Ergebnisse, als wenn man Menschen mit Fragebögen ganz allgemein nach ihren Traumerfahrungen der letzten Zeit befragt. Denn Schlafforscher wissen seit Langem, dass man sich an Träume besonders schlecht erinnert.

Robert und Zadra kommen in ihrer Publikation im Fachmagazin Sleep (online) in der Tat zu einigen neuen Erkenntnissen. So betonen sie unter anderem, dass man wirkliche „Albträume“ von nur „schlechten Träumen“ unterscheiden müsse. Das Unterscheidungskriterium: Bei Albträumen sei die emotionale Erschütterung meist so groß, dass die Betroffenen davon aufwachten und kaum noch zurück in den Schlaf finden.

Ihre Analyse von 253 Albträumen und 431 schlechten Träumen zeigte zudem, dass auch gängige Vorstellungen über die typischen Inhalte von Träumen zumindest teilweise zu korrigieren seien: „Tod, Gesundheitsängste und Bedrohungen sind verbreitete Themen in Albträumen“, sagt Studienautorin Geneviève Robert, „aber sie charakterisieren keinesfalls alle Albträume.“ Ein Mythos sei es ebenfalls, dass der albträumende Schläfer besonders häufig gejagt werde, gelähmt sei oder in eine bodenlose Tiefe falle. Selbst das Gefühl konkreter Angst fehle immerhin in etwa einem Drittel der Albträume und in fast allen schlechten Träumen. Stattdessen erzählten die Studienteilnehmer häufig über die Wahrnehmung einer eher diffusen unheilvollen Stimmung, die sie aus dem Schlaf gerissen habe. „Ich erinnere mich an einen Bericht, in dem die Person bloß eine Eule auf einem Ast gesehen hatte, und dennoch vollkommen schockiert davon war“, erzählt Robert.

Bestätigt hat sich hingegen die Annahme, dass sich die Trauminhalte der Geschlechter unterscheiden. Männer träumen häufiger von Katastrophen, von Überflutungen, Erdbeben und Krieg sowie – keiner weiß warum – von Insekten. In den Träumen der Frauen hingegen spiegeln sich doppelt so häufig zwischenmenschliche Konflikte.

Nur am Rande behandeln die Studienautoren die Frage nach den Ursachen der Albträume, unter denen fünf bis sechs Prozent der Menschen leiden. Manchmal seien es traumatische Ereignisse im Wachleben, die einen Menschen auch in die Nacht hinein verfolgen. Bekannt sei auch, dass der Konsum und der Entzug von psychotropen Drogen und Alkohol sich auf das Traumgeschehen auswirken kann. Aber auch bei psychisch völlig unbelasteten Schläfern könnten Albträume eine Funktion haben: Sie simulierten böse Ereignisse, damit man ihnen im Wachzustand besser begegnen kann.

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