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Es ist noch nicht soweit

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Berlin setzt dem bunten Ramsch am Checkpoint Charlie eine Infobox zum Kalten Krieg entgegen. Mehr Erinnerungen und weniger Bubble-Tea.


Bislang war der Checkpoint Charlie eine sichere Adresse, um zu beobachten, wie Berlin seine eigene Geschichte verjuxt. Der Kapitalismus hat den Kampf der Systeme natürlich auch hier gewonnen, und er überzog diesen Ort deutsch-deutscher Geschichte mit touristischem Trödel, wie man ihn sich ramschiger kaum vorstellen kann. Man kann Russenmützen kaufen und Gasmasken. Es gibt Dönerbuden, Asiabuden, Bubble-Tea-Buden. Es gibt eine Eisdiele, die 'Kalter Krieg' heißt. Es gibt nicht: ein gescheites Museum, einen würdigen Ort der Erinnerung.



Zu viel Ramsch drumherum: Der Checkpoint Charlie

Berlin und sein Regierender Bürgermeister sind stets verdächtig, sich nicht mit Ernsthaftigkeit beschweren zu wollen. Es ist also für beide ein guter Moment, als Klaus Wowereit an diesem Donnerstag vor einem schwarzen Pavillon am Checkpoint Charlie steht und sagt, die Eröffnung dieser Blackbox sei 'ein Anfang für mehr'.

Dies ist der Anfang: eine Ausstellung soll auf 225 Quadratmetern den Kalten Krieg erklären - vielfältig genug, um komplexes Geschehen nicht zu verkürzen, und einfach genug, um von Besuchern in kurzer Zeit verstanden zu werden. Dies ist die Zukunft: 320000 Euro hat die Box gekostet, bis 2016 soll sie abgelöst werden von einem richtigen Museum, einem Bau mit 3000 Quadratmetern Ausstellungsfläche.

Mehr Erinnerung, weniger Bubble-Tea, das ist die Botschaft. Wowereit erinnerte daran, dass der Kalte Krieg nie so heiß gewesen sei wie am Checkpoint Charlie, wo sich Ende Oktober 1961 die Panzer der Sowjets und der Amerikaner gegenüberstanden, mitten in Berlin. Es gebe ein 'großes Bedürfnis nach fundierter historischer Information an diesem brisanten Ort der Nachkriegsgeschichte', sagte Wowereit. Mit der Blackbox solle die Vermittlung solcher Informationen erprobt werden. Er bedauere es, dass es 'Anfang der Neunziger Jahre versäumt worden ist, hier Flächen zu schaffen, die dem Rechnung tragen'. Gleichwohl könne man es nicht verhindern, dass hier 'einige ihren kommerziellen Nutzen rausziehen'.

Dazu darf auch Alexandra Hildebrandt gezählt werden, die gleich nebenan das Mauermuseum betreibt, das in der Kritik steht, mehr Wert auf die Gestaltung des Eintrittspreises zu legen als auf eine wissenschaftlich und technisch professionelle Präsentation der Exponate.

Gegner des neuen Zentrums sehen darin eine staatlich geförderte Konkurrenz zu dem privat betriebenen Museum von Hildebrandt. Auch Wowereits Koalitionspartner, die Berliner CDU, lehnt den Neubau ab - mit Verweis auf die Kosten (etwa sechs Millionen Euro) und den Umzug des Alliierten-Museums nach Tempelhof.

Rainer Klemke, Gedenkstättenreferent in der Berliner Kulturverwaltung und Projektleiter des neuen Zentrums Kalter Krieg, sieht in seinem Vorhaben keine Konkurrenz zu Hildebrandts Mauermuseum, eher eine 'notwendige Ergänzung'. Hildebrandt sei 'absolut beratungsresistent' und 'die tollen Exponate, die sie hat, drohen zernutzt zu werden.' Er könne sich gleichwohl vorstellen, für beide Einrichtungen ein Kombiticket vorzuschlagen, sagte Klemke bei der Eröffnung. Appeasement-Politik im Jahr 2012.

Vorerst nicht für ein Kombiticket vorgesehen: das Groß-Panorama des Künstlers Yadegar Asisi, das an diesem Freitag gegenüber der Infobox an der Friedrichstraße öffnet. Das Rundbild, 15 Meter hoch, zeigt einen fiktiven Herbsttag der 80er Jahre. Es gibt also wieder eine geschlossene Mauer am Checkpoint Charlie, aber diesmal besteht sie aus drei Meter breiten, gedruckten Bildbahnen.

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