Die alte Dame zögert, geht weg, als würde sie sich schämen, dann kommt sie wieder und fragt den Mann mit dem großen Kochlöffel in der Hand: „Kann ich auch eine Suppe haben?“ Da lächelt Konstantinos Polychronopoulos.
Griechischer Junge am Stand von Polychronopoulos
Metaxourgiou ist einer der schlichteren Stadtteile von Athen, viele Häuser zeigen starke Spuren des Verfalls. Auf einem Gemüsemarkt gibt es billige Tomaten, Kohl und Orangen. Zwischen zwei Ständen hat der Grieche Polychronopoulos seinen Gaskocher aufgebaut. Darauf steht ein großer Stahltopf, darin köcheln Reisnudeln in Tomatensoße mit frischem Fenchel. Dampf und Duft ziehen über die Marktgasse hinweg. Ein paar Kinder haben sich auf die Bordsteine gesetzt, sie warten auf die Suppe, wie die alte Dame im hellbraunen Mantel mit dünnen Pelzkragen.
Seit dem 6. Dezember 2011 kocht Konstantinos Polychronopoulos auf den Straßen von Athen. „Jeden Tag an einem anderen Ort“, sagt er. „Ich habe keinen einzigen Tag unterbrochen“, sagt er. Seit Konstantinos kocht, geht es ihm gut. Vorher war das anders. „Zwei Jahre habe ich nach Arbeit gesucht“, erzählt der 49-Jährige. Bis 2009 war er 25 Jahre lang in einer Firma für das Marketing zuständig. Dann kam die Krise. Weil er offiziell nicht angestellt war, sondern als Dienstleistungsunternehmer quasi selbständig, konnte er kein Arbeitslosengeld beantragen. „Das geht vielen Leuten so“, sagt er. „Ich musste von der Rente meiner Mutter leben. Bald war ich depressiv und einsam.“ Eines Tages sah er zwei Kinder auf einem Markt in einem Mülleimer wühlen. Die Kinder hatten offensichtlich Hunger. „Da bin ich nach Hause gegangenen und habe zehn Brote geschmiert und sie auf den Markt gebracht.“ Aber die Kinder hätten sich geschämt, die Brote zu nehmen, erzählt der Grieche.
Da kam ihm die Idee mit dem Kochtopf. Er nahm einen Freund mit, sie fragten die Markthändler nach je einem Stück Gemüse und kochten erstmals in aller Öffentlichkeit. Gemüseeintopf. Konstantinos und sein Freund fingen an zu essen. „Da trauten sich die Leute näherzukommen, sie aßen mit uns.“ Konstantinos sagt, „es geht nicht um Almosen, es geht um Würde“.
Konstantinos hat inzwischen Nachahmer gefunden, in anderen Orten Griechenlands. Er hat von ihnen gehört, eine Organisation für all diese Köche will er aber nicht. Es soll keine Bürokratie geben. Im Internet kann man erfahren, wo „O Allos Anthropos“ (Der andere Mensch), wie seine Initiative heißt, kochen wird. Daran können sich auch die Spender orientieren, die ihm Lebensmittel bringen wollen. Leute, die es sich leisten können, aber auch solche, die wenig haben. „Wir hatten schon Obdachlose, die mit einer Tüte Nudeln kommen, weil sie ja keinen Platz haben, wo sie kochen könnten“, erzählt der Koch, der selbst von kleinsten Spenden lebt.
Inzwischen hat er auch immer einige Helfer dabei. Sie bauen einen langen Tisch auf, darauf das Einweggeschirr, Brot, Wasser. An diesem Tag in Metaxourgiou hat ein Grieche in einem guten Anzug auch eine Flasche Tsipouro, griechischen Tresterbrand, mitgebracht. Konstantinos nimmt einen kleinen Schluck aus einem Plastikbecher und rührt weiter im Topf.
Ein paar Musiker sind auch gekommen. Konstantinos tänzelt im Takt um den Topf. „Soul Kitchen“, Küche mit Seele, haben sie seine Initiative in Athen getauft. Das gefällt ihm. Am Wichtigsten ist dem Koch Konstantinos jedoch, dass die Menschen, die mit ihm sein tägliches Essen teilen, „auch miteinander reden“. Denn Einsamkeit kann so schlimm sein wie Hunger.
Griechischer Junge am Stand von Polychronopoulos
Metaxourgiou ist einer der schlichteren Stadtteile von Athen, viele Häuser zeigen starke Spuren des Verfalls. Auf einem Gemüsemarkt gibt es billige Tomaten, Kohl und Orangen. Zwischen zwei Ständen hat der Grieche Polychronopoulos seinen Gaskocher aufgebaut. Darauf steht ein großer Stahltopf, darin köcheln Reisnudeln in Tomatensoße mit frischem Fenchel. Dampf und Duft ziehen über die Marktgasse hinweg. Ein paar Kinder haben sich auf die Bordsteine gesetzt, sie warten auf die Suppe, wie die alte Dame im hellbraunen Mantel mit dünnen Pelzkragen.
Seit dem 6. Dezember 2011 kocht Konstantinos Polychronopoulos auf den Straßen von Athen. „Jeden Tag an einem anderen Ort“, sagt er. „Ich habe keinen einzigen Tag unterbrochen“, sagt er. Seit Konstantinos kocht, geht es ihm gut. Vorher war das anders. „Zwei Jahre habe ich nach Arbeit gesucht“, erzählt der 49-Jährige. Bis 2009 war er 25 Jahre lang in einer Firma für das Marketing zuständig. Dann kam die Krise. Weil er offiziell nicht angestellt war, sondern als Dienstleistungsunternehmer quasi selbständig, konnte er kein Arbeitslosengeld beantragen. „Das geht vielen Leuten so“, sagt er. „Ich musste von der Rente meiner Mutter leben. Bald war ich depressiv und einsam.“ Eines Tages sah er zwei Kinder auf einem Markt in einem Mülleimer wühlen. Die Kinder hatten offensichtlich Hunger. „Da bin ich nach Hause gegangenen und habe zehn Brote geschmiert und sie auf den Markt gebracht.“ Aber die Kinder hätten sich geschämt, die Brote zu nehmen, erzählt der Grieche.
Da kam ihm die Idee mit dem Kochtopf. Er nahm einen Freund mit, sie fragten die Markthändler nach je einem Stück Gemüse und kochten erstmals in aller Öffentlichkeit. Gemüseeintopf. Konstantinos und sein Freund fingen an zu essen. „Da trauten sich die Leute näherzukommen, sie aßen mit uns.“ Konstantinos sagt, „es geht nicht um Almosen, es geht um Würde“.
Konstantinos hat inzwischen Nachahmer gefunden, in anderen Orten Griechenlands. Er hat von ihnen gehört, eine Organisation für all diese Köche will er aber nicht. Es soll keine Bürokratie geben. Im Internet kann man erfahren, wo „O Allos Anthropos“ (Der andere Mensch), wie seine Initiative heißt, kochen wird. Daran können sich auch die Spender orientieren, die ihm Lebensmittel bringen wollen. Leute, die es sich leisten können, aber auch solche, die wenig haben. „Wir hatten schon Obdachlose, die mit einer Tüte Nudeln kommen, weil sie ja keinen Platz haben, wo sie kochen könnten“, erzählt der Koch, der selbst von kleinsten Spenden lebt.
Inzwischen hat er auch immer einige Helfer dabei. Sie bauen einen langen Tisch auf, darauf das Einweggeschirr, Brot, Wasser. An diesem Tag in Metaxourgiou hat ein Grieche in einem guten Anzug auch eine Flasche Tsipouro, griechischen Tresterbrand, mitgebracht. Konstantinos nimmt einen kleinen Schluck aus einem Plastikbecher und rührt weiter im Topf.
Ein paar Musiker sind auch gekommen. Konstantinos tänzelt im Takt um den Topf. „Soul Kitchen“, Küche mit Seele, haben sie seine Initiative in Athen getauft. Das gefällt ihm. Am Wichtigsten ist dem Koch Konstantinos jedoch, dass die Menschen, die mit ihm sein tägliches Essen teilen, „auch miteinander reden“. Denn Einsamkeit kann so schlimm sein wie Hunger.