Darcy Bear, 47, sucht als Häuptling für seinen Stamm in der kanadischen Prärie einen Weg aus der Misere. Vor 20 Jahren ließ er auf seinem Stammesgebiet einen der besten Golfplätze des Landes bauen. Heute sichert die Anlage 60 Jobs und bringt 330000 Euro im Jahr – ein Sechstel der Jahreseinnahmen des kleinen Reservats der Whitecap Dakota. Zeit für einen Kassensturz mit Darcy Bear, der mit 26 Jahren erstmals zum Chief gewählt wurde.
Die Whitecap Dakota haben neue Wege gefunden ihr Land zu nutzen
SZ: Chief Bear, reden wir über Geld – und damit über Golf. Wie oft spielen Sie?
Ich würde mehr spielen, wenn ich Zeit hätte. Früher, bevor wir unseren eigenen Golfplatz bauten, spielte ich sehr viel häufiger.
SZ: Dürfen Ihre Stammesmitglieder denn auf der 3,7 Millionen Euro teuren Anlage spielen?
Klar, aber die meisten sind mehr an ihren eigenen Hobbys interessiert, an Pferden, Rodeos oder Pow-Wow-Treffen.
SZ: Dann schlagen Sie also aus der Reihe?
Tu ich nicht. Als Junge arbeitete ich eng mit meinem Opa zusammen. Meine Familie besaß Pferde und Rinder. Wir Jungs hatten alle unsere Pflichten vor und nach der Schule. Aber ich war wirklich begabt in Mathe und schloss die Highschool mit guten Noten ab.
SZ: Und das reichte, um aus einem armen 700-Menschen-Reservat an die Universität zu kommen?
Wahrscheinlich ist mein Opa daran schuld. Von ihm habe ich den Unternehmergeist. Er flößte mir eine gute Arbeitsmoral ein. Ich wurde von den Großeltern aufgezogen. In meiner Jugend gab es im Reservat keine moderne Infrastruktur. Früher hatten wir nur Freiluftklos. Wasser und Holz fürs Heizen mussten wir draußen holen. Ich half überall mit. Ich ziehe gern Projekte durch. Und ich liebe wirtschaftliches Denken.
SZ: Wie haben Sie das umgesetzt?
Bevor ich Chief wurde, kämpfte unsere Gemeinde mit vielen Problemen. Der Stammesrat und ich mussten uns etwas einfallen lassen. Jetzt haben wir den Golfplatz, ein Kasino, einen Laden und bald einen Industriepark. Wir sorgten auch für die nötige Infrastruktur: Schulen, Klinik und Kinderkrippe, Wasser- und Abwasserleitungen, Teerstraßen und Internet. Wir beglichen unser anfängliches Defizit in nur zwei Jahren. Die Baukosten für die Golfanlage zahlten wir in sechs Jahren zurück. Das hat uns die Tür zu neuen Geschäften geöffnet.
SZ: Wenn mehr Häuptlinge wirtschaftlich denken würden, ginge es dann Kanadas Ureinwohnern nicht besser?
Sie dürfen nicht vergessen, dass die Regierungen früher Gesetze schufen, um uns nicht an der Wirtschaft teilhaben zu lassen. Sie zementierten unsere Abhängigkeit, indem sie uns in Reservate und unsere Kinder in von Kirchen geführte Internate steckten. Dort wurde ihnen die Sprache, Identität, Kultur und der Stolz wegerzogen. Und vor allem unsere Fähigkeit, Eltern zu sein. Auf diese Weise erzeugten die Regierungen das Elend unseres Volkes. Sie wollten uns assimilieren. Heute arbeitet unsere Gemeinde daran, dieses historische Unrecht zu korrigieren.
SZ: Eine Golfanlage hat also Ihren Stamm befreit?
Sie ist ein Sprungbrett, um unsere Wirtschaft voranzubringen. Wir verhandelten mit Kanadas Regierung und verwalten unser Land nun durch eigene Gesetze selber. Der Golfplatz sichert uns einen wichtigen Teil unseres nachhaltigen Einkommens. Weitere 540 Leute arbeiten im Kasino, und wir verpachten Grundstücke. Heute stammen nur noch 25 Prozent unserer jährlichen Einnahmen von der kanadischen Regierung.
SZ: Sie haben also eine Goldgrube entdeckt?
Gold? Wenn man bedenkt, dass ein internationales Golfmagazin unsere Anlage unter die 15 besten Plätze in Kanada reihte und als beste in unserer Provinz bezeichnete, dann ja. Aber für unsere Vorfahren war das Land alles andere als Gold wert. Es war üblich, dass die britische Kolonialregierung den Indianern minderwertiges Land zuteilte. Unser Land besteht vornehmlich aus Sanddünen und hartem Gras. Es war lange nur gut genug für Rinder und Pferde. Aber für eine Golfanlage eignet es sich hervorragend. Fragen Sie nur Wayne Carleton.
SZ: Wer ist das?
Den kennen Sie nicht? Das ist ein bekannter Golfplatz-Designer. Ich lud ihn ein, als er sich in der Gegend aufhielt. Als Wayne das Gelände sah, warf es ihn fast um.
SZ: Warum?
Weil es überall sanfte Hügel hat und der Regen schnell versickert. Wir ließen die Anlage so naturbelassen wie möglich. Sie ist riesig! Normalerweise ist ein Golfplatz 44 bis 52 Hektar groß, aber wir haben 93 Hektar. Als Golfspieler hat man das Gefühl, die Anlage ganz allein für sich zu haben.
SZ: Sind Sie nun ein Kapitalist?
Nein, ich sehe mich eher als sozial denkenden Unternehmer. Wir investieren unser Geld zurück in die Wirtschaftsentwicklung. Die Gewinne finanzieren unsere Kultur, Erziehung, Sprache und Sozialprogramme. Wir installierten zum Beispiel Klimaanlagen in den Häusern unserer Senioren. Aber die wirtschaftliche Entwicklung ist der Schlüssel zu unserem Wohlergehen, weil sie Arbeitsplätze schafft und soziale Probleme eliminiert.
SZ: Eine Lösung auch für die Armut und Hoffnungslosigkeit anderer Indianerstämme?
Warum nicht? Wir haben viel von wirtschaftlich erfolgreichen Stämmen in den USA und Kanada lernen können, die wir vorher besucht haben. Zwei finanziell gut situierte Stämme in unserer Nachbarschaft haben Geld in unseren Golfplatz investiert. Das haben sie nicht als Freunde gemacht, sondern weil es eine gute Investition war. Wir haben insgesamt über 60 Millionen Euro an Investitionen angezogen.
SZ: Hilft es, dass die Whitecap-Dakota nahe der Boomstadt Saskatoon leben?
Es stimmt, dass wir nur 26 Kilometer von Saskatoon entfernt sind. Aber Städte profitieren auch, wenn es den ländlichen Gegenden gut geht. Unser Stamm war zuerst hier. Unser Häuptling Whitecap half dem weißen Siedler John Lake 1882, einen guten Standort für Saskatoon zu finden. Unsere Vorfahren haben schon immer an Beziehungen geglaubt, die beiden Seiten etwas bringen.
SZ: Aber sind viele Reservate nicht einfach viel zu weit weg von Industriezentren?
Ich sage immer: Man kann nicht in Isolation funktionieren. Aber heutzutage gibt es auch Möglichkeiten in entlegenen Gegenden, etwa im Bergbau. Man muss sich umschauen. Vielleicht gibt es Partner, mit denen man sich zusammentun kann. Wir haben stets den Geist der Allianzen, an den unsere Vorfahren glaubten, zum Vorbild genommen.
SZ: Was würden Sie Stämmen raten, die Probleme mit Korruption und mangelnder Transparenz haben?
Bringt als Erstes die Finanzen in Ordnung! Für gute Entscheidungen braucht man finanzielle Daten auf dem neuesten Stand. Heuert einen ausgebildeten Buchhalter an. Zweitens: Bildet Vertrauen, sodass andere mit euch zusammenarbeiten wollen. Wenn man etwas zusagt, dann muss man es auch tun. Drittens: Gute Führungsleute umgeben sich mit einem guten Team, und sie beziehen die Gemeinde mit ein.
SZ: Verdienen Sie mehr als der Premierminister Kanadas?
Nein. Warum fragen Sie?
SZ: Weil vor drei Jahren herauskam, dass es bei einigen Häuptlingen so ist.
Ich bin dafür, dass die Saläre der Chiefs veröffentlicht werden, genau wie man es mit den Salären der Politiker macht. Ich habe das persönlich vor einem Senatsausschuss in Ottawa erklärt.
SZ: Ihr Einkommen ist also öffentlich?
Ja, mein Gehalt wird von den Mitgliedern meiner Gemeinde festgesetzt. Ich verdiene 130000 Dollar (86000 Euro) im Jahr.
SZ: Was ist Ihr wichtigster Erfolg?
Dass wir in unserer Gemeinde die Arbeitslosenrate von 70 auf rund vier Prozent gesenkt haben. Die Eltern arbeiten, das ist ein wichtiges Vorbild für die jungen Menschen. Es ist cool geworden zu arbeiten. Wir haben jetzt schon so viele Jobs im Reservat, dass wir Leute aus Saskatoon beschäftigen können.
SZ: Warum haben Sie eigentlich eine Assistentin aus Deutschland?
Ganz einfach: Sie war die beste Person für die Stelle. Sie hat die verlangte Ausbildung und Erfahrung. Es geht nicht um die Herkunft, sondern um die beste Bewerberin.
SZ: Und Allianzen sind für Sie auch wichtig.
Richtig. Mein Opa sagte immer zu mir: Wenn jemand Hilfe braucht, hilf. Denn eines Tages könntest du auch Hilfe brauchen.
SZ: Haben Sie auch eine Allianz mit der britischen Krone? Prinz Charles hat Ihnen im Juni 2012 bei seinem Kanada-Besuch eine Medaille verliehen.
Ach, wissen Sie, die Beziehung unseres Volkes zur britischen Krone reicht bis ins frühe 18. Jahrhundert zurück. Unsere Dakota-Vorfahren kämpften gemeinsam mit den Briten gegen die Amerikaner im Krieg von 1812. Diese Schlacht führte zum Friedensvertrag von Gent im selben Jahr. Vier Jahre später wurde die Grenze zwischen Kanada und den USA errichtet. Unglücklicherweise übergaben die Briten unser Land den Amerikanern. So zogen wir im Jahr 1862 in unser nördliches Territorium in Kanada.
SZ: Ihre Allianzen konnten Sie aber nicht vor einem Millionendieb schützen.
Sie meinen den früheren Angestellten in unserer Buchhaltung, der zweieinhalb Millionen Dollar entwendete? Es ist sicher bedauerlich, dass es skrupellose Menschen auf dieser Welt gibt. Aber wir lassen uns nicht wegen eines einzigen Kriminellen von unserem Weg abbringen. Die Justiz wird sich durchsetzen. Der Dieb war übrigens kein Mitglied unseres Stammes.
SZ: Gehen Sie jetzt Golf spielen?
Nein, leider nicht (lacht). Wissen Sie, wir planen den Bau eines neuen Luxushotels mit 140 Betten, und das nimmt viel Zeit in Anspruch – wer hat da schon Muße für Golf?
Die Whitecap Dakota haben neue Wege gefunden ihr Land zu nutzen
SZ: Chief Bear, reden wir über Geld – und damit über Golf. Wie oft spielen Sie?
Ich würde mehr spielen, wenn ich Zeit hätte. Früher, bevor wir unseren eigenen Golfplatz bauten, spielte ich sehr viel häufiger.
SZ: Dürfen Ihre Stammesmitglieder denn auf der 3,7 Millionen Euro teuren Anlage spielen?
Klar, aber die meisten sind mehr an ihren eigenen Hobbys interessiert, an Pferden, Rodeos oder Pow-Wow-Treffen.
SZ: Dann schlagen Sie also aus der Reihe?
Tu ich nicht. Als Junge arbeitete ich eng mit meinem Opa zusammen. Meine Familie besaß Pferde und Rinder. Wir Jungs hatten alle unsere Pflichten vor und nach der Schule. Aber ich war wirklich begabt in Mathe und schloss die Highschool mit guten Noten ab.
SZ: Und das reichte, um aus einem armen 700-Menschen-Reservat an die Universität zu kommen?
Wahrscheinlich ist mein Opa daran schuld. Von ihm habe ich den Unternehmergeist. Er flößte mir eine gute Arbeitsmoral ein. Ich wurde von den Großeltern aufgezogen. In meiner Jugend gab es im Reservat keine moderne Infrastruktur. Früher hatten wir nur Freiluftklos. Wasser und Holz fürs Heizen mussten wir draußen holen. Ich half überall mit. Ich ziehe gern Projekte durch. Und ich liebe wirtschaftliches Denken.
SZ: Wie haben Sie das umgesetzt?
Bevor ich Chief wurde, kämpfte unsere Gemeinde mit vielen Problemen. Der Stammesrat und ich mussten uns etwas einfallen lassen. Jetzt haben wir den Golfplatz, ein Kasino, einen Laden und bald einen Industriepark. Wir sorgten auch für die nötige Infrastruktur: Schulen, Klinik und Kinderkrippe, Wasser- und Abwasserleitungen, Teerstraßen und Internet. Wir beglichen unser anfängliches Defizit in nur zwei Jahren. Die Baukosten für die Golfanlage zahlten wir in sechs Jahren zurück. Das hat uns die Tür zu neuen Geschäften geöffnet.
SZ: Wenn mehr Häuptlinge wirtschaftlich denken würden, ginge es dann Kanadas Ureinwohnern nicht besser?
Sie dürfen nicht vergessen, dass die Regierungen früher Gesetze schufen, um uns nicht an der Wirtschaft teilhaben zu lassen. Sie zementierten unsere Abhängigkeit, indem sie uns in Reservate und unsere Kinder in von Kirchen geführte Internate steckten. Dort wurde ihnen die Sprache, Identität, Kultur und der Stolz wegerzogen. Und vor allem unsere Fähigkeit, Eltern zu sein. Auf diese Weise erzeugten die Regierungen das Elend unseres Volkes. Sie wollten uns assimilieren. Heute arbeitet unsere Gemeinde daran, dieses historische Unrecht zu korrigieren.
SZ: Eine Golfanlage hat also Ihren Stamm befreit?
Sie ist ein Sprungbrett, um unsere Wirtschaft voranzubringen. Wir verhandelten mit Kanadas Regierung und verwalten unser Land nun durch eigene Gesetze selber. Der Golfplatz sichert uns einen wichtigen Teil unseres nachhaltigen Einkommens. Weitere 540 Leute arbeiten im Kasino, und wir verpachten Grundstücke. Heute stammen nur noch 25 Prozent unserer jährlichen Einnahmen von der kanadischen Regierung.
SZ: Sie haben also eine Goldgrube entdeckt?
Gold? Wenn man bedenkt, dass ein internationales Golfmagazin unsere Anlage unter die 15 besten Plätze in Kanada reihte und als beste in unserer Provinz bezeichnete, dann ja. Aber für unsere Vorfahren war das Land alles andere als Gold wert. Es war üblich, dass die britische Kolonialregierung den Indianern minderwertiges Land zuteilte. Unser Land besteht vornehmlich aus Sanddünen und hartem Gras. Es war lange nur gut genug für Rinder und Pferde. Aber für eine Golfanlage eignet es sich hervorragend. Fragen Sie nur Wayne Carleton.
SZ: Wer ist das?
Den kennen Sie nicht? Das ist ein bekannter Golfplatz-Designer. Ich lud ihn ein, als er sich in der Gegend aufhielt. Als Wayne das Gelände sah, warf es ihn fast um.
SZ: Warum?
Weil es überall sanfte Hügel hat und der Regen schnell versickert. Wir ließen die Anlage so naturbelassen wie möglich. Sie ist riesig! Normalerweise ist ein Golfplatz 44 bis 52 Hektar groß, aber wir haben 93 Hektar. Als Golfspieler hat man das Gefühl, die Anlage ganz allein für sich zu haben.
SZ: Sind Sie nun ein Kapitalist?
Nein, ich sehe mich eher als sozial denkenden Unternehmer. Wir investieren unser Geld zurück in die Wirtschaftsentwicklung. Die Gewinne finanzieren unsere Kultur, Erziehung, Sprache und Sozialprogramme. Wir installierten zum Beispiel Klimaanlagen in den Häusern unserer Senioren. Aber die wirtschaftliche Entwicklung ist der Schlüssel zu unserem Wohlergehen, weil sie Arbeitsplätze schafft und soziale Probleme eliminiert.
SZ: Eine Lösung auch für die Armut und Hoffnungslosigkeit anderer Indianerstämme?
Warum nicht? Wir haben viel von wirtschaftlich erfolgreichen Stämmen in den USA und Kanada lernen können, die wir vorher besucht haben. Zwei finanziell gut situierte Stämme in unserer Nachbarschaft haben Geld in unseren Golfplatz investiert. Das haben sie nicht als Freunde gemacht, sondern weil es eine gute Investition war. Wir haben insgesamt über 60 Millionen Euro an Investitionen angezogen.
SZ: Hilft es, dass die Whitecap-Dakota nahe der Boomstadt Saskatoon leben?
Es stimmt, dass wir nur 26 Kilometer von Saskatoon entfernt sind. Aber Städte profitieren auch, wenn es den ländlichen Gegenden gut geht. Unser Stamm war zuerst hier. Unser Häuptling Whitecap half dem weißen Siedler John Lake 1882, einen guten Standort für Saskatoon zu finden. Unsere Vorfahren haben schon immer an Beziehungen geglaubt, die beiden Seiten etwas bringen.
SZ: Aber sind viele Reservate nicht einfach viel zu weit weg von Industriezentren?
Ich sage immer: Man kann nicht in Isolation funktionieren. Aber heutzutage gibt es auch Möglichkeiten in entlegenen Gegenden, etwa im Bergbau. Man muss sich umschauen. Vielleicht gibt es Partner, mit denen man sich zusammentun kann. Wir haben stets den Geist der Allianzen, an den unsere Vorfahren glaubten, zum Vorbild genommen.
SZ: Was würden Sie Stämmen raten, die Probleme mit Korruption und mangelnder Transparenz haben?
Bringt als Erstes die Finanzen in Ordnung! Für gute Entscheidungen braucht man finanzielle Daten auf dem neuesten Stand. Heuert einen ausgebildeten Buchhalter an. Zweitens: Bildet Vertrauen, sodass andere mit euch zusammenarbeiten wollen. Wenn man etwas zusagt, dann muss man es auch tun. Drittens: Gute Führungsleute umgeben sich mit einem guten Team, und sie beziehen die Gemeinde mit ein.
SZ: Verdienen Sie mehr als der Premierminister Kanadas?
Nein. Warum fragen Sie?
SZ: Weil vor drei Jahren herauskam, dass es bei einigen Häuptlingen so ist.
Ich bin dafür, dass die Saläre der Chiefs veröffentlicht werden, genau wie man es mit den Salären der Politiker macht. Ich habe das persönlich vor einem Senatsausschuss in Ottawa erklärt.
SZ: Ihr Einkommen ist also öffentlich?
Ja, mein Gehalt wird von den Mitgliedern meiner Gemeinde festgesetzt. Ich verdiene 130000 Dollar (86000 Euro) im Jahr.
SZ: Was ist Ihr wichtigster Erfolg?
Dass wir in unserer Gemeinde die Arbeitslosenrate von 70 auf rund vier Prozent gesenkt haben. Die Eltern arbeiten, das ist ein wichtiges Vorbild für die jungen Menschen. Es ist cool geworden zu arbeiten. Wir haben jetzt schon so viele Jobs im Reservat, dass wir Leute aus Saskatoon beschäftigen können.
SZ: Warum haben Sie eigentlich eine Assistentin aus Deutschland?
Ganz einfach: Sie war die beste Person für die Stelle. Sie hat die verlangte Ausbildung und Erfahrung. Es geht nicht um die Herkunft, sondern um die beste Bewerberin.
SZ: Und Allianzen sind für Sie auch wichtig.
Richtig. Mein Opa sagte immer zu mir: Wenn jemand Hilfe braucht, hilf. Denn eines Tages könntest du auch Hilfe brauchen.
SZ: Haben Sie auch eine Allianz mit der britischen Krone? Prinz Charles hat Ihnen im Juni 2012 bei seinem Kanada-Besuch eine Medaille verliehen.
Ach, wissen Sie, die Beziehung unseres Volkes zur britischen Krone reicht bis ins frühe 18. Jahrhundert zurück. Unsere Dakota-Vorfahren kämpften gemeinsam mit den Briten gegen die Amerikaner im Krieg von 1812. Diese Schlacht führte zum Friedensvertrag von Gent im selben Jahr. Vier Jahre später wurde die Grenze zwischen Kanada und den USA errichtet. Unglücklicherweise übergaben die Briten unser Land den Amerikanern. So zogen wir im Jahr 1862 in unser nördliches Territorium in Kanada.
SZ: Ihre Allianzen konnten Sie aber nicht vor einem Millionendieb schützen.
Sie meinen den früheren Angestellten in unserer Buchhaltung, der zweieinhalb Millionen Dollar entwendete? Es ist sicher bedauerlich, dass es skrupellose Menschen auf dieser Welt gibt. Aber wir lassen uns nicht wegen eines einzigen Kriminellen von unserem Weg abbringen. Die Justiz wird sich durchsetzen. Der Dieb war übrigens kein Mitglied unseres Stammes.
SZ: Gehen Sie jetzt Golf spielen?
Nein, leider nicht (lacht). Wissen Sie, wir planen den Bau eines neuen Luxushotels mit 140 Betten, und das nimmt viel Zeit in Anspruch – wer hat da schon Muße für Golf?