Es begann mit einer Doktorarbeit: Wie die Affäre von US-General Petraeus mit seiner Biografin ihren Lauf nahm
David Howell Petraeus wollte der Beste sein. Schon immer. Bereits im Jahrbuch von West Point, der Eliteakademie der US-Armee, lobten sie 1974 ihren Absolventen als 'einen, der immer aufs Ganze geht'. Damals begann seine himmelstürmende Karriere, die nun in dem Urteil seines Präsidenten gipfelte, Petraeus sei 'der herausragende General seiner Generation'. Das Lob des Barack Obama jedoch war schon Teil des Nachrufs, Stunden zuvor hatte der Vier-Sterne-General seinen Rücktritt vom Amt des CIA-Chefs eingereicht - wegen einer sexuellen Affäre mit einer so attraktiven wie ihm ergebungsvoll huldigenden Biografin.
In der Armee bewunderten sie diesen General als einen, der immer mehr wollte. Und der meist mehr bekam: Mehr Soldaten im Wüstenkrieg im Irak, mehr US-Truppen in Afghanistan, zuletzt mehr Drohnen für Bombenschläge seiner CIA gegen mutmaßliche Terroristen am Hindukusch oder auf der arabischen Halbinsel. Das, so mutmaßen nun Gefährten wie Neider, sei dem Mann zu Kopf gestiegen - und offenbar nicht nur dorthin. Bei der Begegnung mit Paula Broadwell jedenfalls, der zwanzig Jahre jüngeren Harvard-Absolventin und Majorin der Reserve, vergaß Petraeus all die tugendhaften Vorsätze, die er seinen Untergebenen predigte. Ein Leitsatz, den 'King David' gern über gute Führung in der Truppe verbreitete, lautete so: 'Charakter bedeutet, dass du das Richtige tust, wenn niemand zuschaut.'
Der zarte Anfang dieser am Ende verhängnisvollen Affäre hatte noch in aller Öffentlichkeit stattgefunden. Petraeus trat 2006 an der Harvard-Universität auf, um über seine Erfahrungen im Irakkrieg zu berichten. Und während er schilderte, wie er im Frühjahr 2003 als Kommandeur die legendäre 101. Luftlande-Division bis nach Bagdad geführt hatte, saß Paula Broadwell im Publikum. Anschließend stellte sich die Doktorandin beim Gastdozenten vor, erzählte von ihrer geplanten Arbeit über 'Führung im Krieg'. Petraeus gab ihr seine Visitenkarte, versprach zu helfen.
Wie, wann und wo sich der Kontakt zwischen Mentor und Verehrerin zu einer Beziehung auswuchs, ist unklar. Der General, seit knapp 38 Jahren mit seiner Frau Holly verehelicht, schweigt dazu ebenso wie Broadwell, die ebenfalls verheiratet und Mutter zweier Kinder ist. Offenbar vollzog sich die Annäherung in Stufen. Paula Broadwell, eine Powerfrau mit exzellenten Zeugnissen und sportlichen Auszeichnungen, hatte sich entschlossen, ihre Doktorarbeit zu einer Fallstudie über ihr Idol umzuwidmen - und gleichzeitig ein Buch (mit angeblich sechstelligem Honorar) über Amerikas Kriegsheld zu schreiben. Als ihre hemmungslos devote Biografie ('All In: The Education of General David Petraeus') vor knapp einem Jahr auf den Markt kam, hat sie in einem PR-Interview erzählt, wie sie 2008 einen ersten Durchbruch schaffte. Damals nahm sie der General auf einen seiner bei Untergebenen gefürchteten Gewaltläufe mit: Vor den Toren Washingtons rannten beide am Potomac-Ufer entlang, erstes Interview im beinahe olympiareifen Tempo von sechs Minuten pro Meile. 'Ich glaube, da habe ich einen Test bestanden', hat Broadwell später lächelnd gesagt.
Und sie rannten weiter, immer weiter. Broadwell entschloss sich, den General - inzwischen Oberkommandierender aller US- und Nato-Truppen in Afghanistan - im Felde zu beobachten. In der Höhenluft von Kabul hielten die beiden Fitness-Freaks ihr Tempo. Petraeus, ein ansonsten um seine mediale Wirkung stets besorgter Mann, gewährte der journalistisch völlig unerfahrenen Frau unbeschränkten Zugang. Die Washington Post beschreibt in ihrer Sonntagsausgabe, diese Nähe habe im Umfeld des Generals für Irritationen gesorgt. 'Sie war unerbittlich Pro-Petraeus. Sie war keine Reporterin, sie erschien mir mehr als seine Messdienerin', hat ein Zeitzeuge erzählt. Broadwell, nicht uneitel, verbreitete über Facebook stolz und übereifrig, was sie so alles beobachte am Hindukusch. Das schürte Sicherheitsbedenken. Obendrein beschwerten sich Afghanen, die schöne Amerikanerin im Hauptquartier trage provozierend enge Kleidung und verletzte das Schamgefühl des Gastlandes. Petraeus soll Broadwell deshalb zu mehr Zurückhaltung ermahnt haben.
Nach Informationen des Wall Street Journal hat die eigentliche Liebesbeziehung jedoch erst daheim begonnen, nach Petraeus" Rückkehr nach Washington im August 2011 und seiner Berufung zum CIA-Chef. Die Liaison habe 'mehrere Monate' gewährt, sei aber beendet gewesen, lange bevor sie nun aufflog, weil Broadwell offenbar eine mutmaßliche Konkurrentin im Umfeld des Generals in allerlei E-Mails bedroht hat. Die unbekannte Frau schaltete das FBI ein, die Ermittler fürchteten, Unbekannte hätten die Codes zur privaten Email des Geheimdienstchefs geknackt. Dann lasen die FBI-Experten 'sehr eindeutige Mails', in denen sich Petraeus und seine Geliebte nicht nur über die angebliche Nebenbuhlerin, sondern auch über Intimitäten austauschten. Der Rest war Routine: Am Abend des vergangenen Dienstags - der Nacht von Obamas Wiederwahl - informierten die Bundeskriminalisten den obersten Geheimdienstchef James Clapper. Am Freitag trat Petraeus ab. Gerüchte, er könne einer Intrige zum Opfer gefallen sein, weisen alle Vorgesetzten zurück.
Noch vorige Woche hatte sich Paula Broadwell im Glanz ihres Generals gesonnt: Sie veröffentlichte eine Liste von zwölf Ratschlägen, die David Petraeus fürs Leben bereithalte. Regel Nummer 5 hat er nun beschämt befolgt: 'Wir alle machen Fehler. Der Schlüssel ist, sie anzuerkennen und sie zuzugeben.'
David Howell Petraeus wollte der Beste sein. Schon immer. Bereits im Jahrbuch von West Point, der Eliteakademie der US-Armee, lobten sie 1974 ihren Absolventen als 'einen, der immer aufs Ganze geht'. Damals begann seine himmelstürmende Karriere, die nun in dem Urteil seines Präsidenten gipfelte, Petraeus sei 'der herausragende General seiner Generation'. Das Lob des Barack Obama jedoch war schon Teil des Nachrufs, Stunden zuvor hatte der Vier-Sterne-General seinen Rücktritt vom Amt des CIA-Chefs eingereicht - wegen einer sexuellen Affäre mit einer so attraktiven wie ihm ergebungsvoll huldigenden Biografin.
In der Armee bewunderten sie diesen General als einen, der immer mehr wollte. Und der meist mehr bekam: Mehr Soldaten im Wüstenkrieg im Irak, mehr US-Truppen in Afghanistan, zuletzt mehr Drohnen für Bombenschläge seiner CIA gegen mutmaßliche Terroristen am Hindukusch oder auf der arabischen Halbinsel. Das, so mutmaßen nun Gefährten wie Neider, sei dem Mann zu Kopf gestiegen - und offenbar nicht nur dorthin. Bei der Begegnung mit Paula Broadwell jedenfalls, der zwanzig Jahre jüngeren Harvard-Absolventin und Majorin der Reserve, vergaß Petraeus all die tugendhaften Vorsätze, die er seinen Untergebenen predigte. Ein Leitsatz, den 'King David' gern über gute Führung in der Truppe verbreitete, lautete so: 'Charakter bedeutet, dass du das Richtige tust, wenn niemand zuschaut.'
Der zarte Anfang dieser am Ende verhängnisvollen Affäre hatte noch in aller Öffentlichkeit stattgefunden. Petraeus trat 2006 an der Harvard-Universität auf, um über seine Erfahrungen im Irakkrieg zu berichten. Und während er schilderte, wie er im Frühjahr 2003 als Kommandeur die legendäre 101. Luftlande-Division bis nach Bagdad geführt hatte, saß Paula Broadwell im Publikum. Anschließend stellte sich die Doktorandin beim Gastdozenten vor, erzählte von ihrer geplanten Arbeit über 'Führung im Krieg'. Petraeus gab ihr seine Visitenkarte, versprach zu helfen.
Wie, wann und wo sich der Kontakt zwischen Mentor und Verehrerin zu einer Beziehung auswuchs, ist unklar. Der General, seit knapp 38 Jahren mit seiner Frau Holly verehelicht, schweigt dazu ebenso wie Broadwell, die ebenfalls verheiratet und Mutter zweier Kinder ist. Offenbar vollzog sich die Annäherung in Stufen. Paula Broadwell, eine Powerfrau mit exzellenten Zeugnissen und sportlichen Auszeichnungen, hatte sich entschlossen, ihre Doktorarbeit zu einer Fallstudie über ihr Idol umzuwidmen - und gleichzeitig ein Buch (mit angeblich sechstelligem Honorar) über Amerikas Kriegsheld zu schreiben. Als ihre hemmungslos devote Biografie ('All In: The Education of General David Petraeus') vor knapp einem Jahr auf den Markt kam, hat sie in einem PR-Interview erzählt, wie sie 2008 einen ersten Durchbruch schaffte. Damals nahm sie der General auf einen seiner bei Untergebenen gefürchteten Gewaltläufe mit: Vor den Toren Washingtons rannten beide am Potomac-Ufer entlang, erstes Interview im beinahe olympiareifen Tempo von sechs Minuten pro Meile. 'Ich glaube, da habe ich einen Test bestanden', hat Broadwell später lächelnd gesagt.
Und sie rannten weiter, immer weiter. Broadwell entschloss sich, den General - inzwischen Oberkommandierender aller US- und Nato-Truppen in Afghanistan - im Felde zu beobachten. In der Höhenluft von Kabul hielten die beiden Fitness-Freaks ihr Tempo. Petraeus, ein ansonsten um seine mediale Wirkung stets besorgter Mann, gewährte der journalistisch völlig unerfahrenen Frau unbeschränkten Zugang. Die Washington Post beschreibt in ihrer Sonntagsausgabe, diese Nähe habe im Umfeld des Generals für Irritationen gesorgt. 'Sie war unerbittlich Pro-Petraeus. Sie war keine Reporterin, sie erschien mir mehr als seine Messdienerin', hat ein Zeitzeuge erzählt. Broadwell, nicht uneitel, verbreitete über Facebook stolz und übereifrig, was sie so alles beobachte am Hindukusch. Das schürte Sicherheitsbedenken. Obendrein beschwerten sich Afghanen, die schöne Amerikanerin im Hauptquartier trage provozierend enge Kleidung und verletzte das Schamgefühl des Gastlandes. Petraeus soll Broadwell deshalb zu mehr Zurückhaltung ermahnt haben.
Nach Informationen des Wall Street Journal hat die eigentliche Liebesbeziehung jedoch erst daheim begonnen, nach Petraeus" Rückkehr nach Washington im August 2011 und seiner Berufung zum CIA-Chef. Die Liaison habe 'mehrere Monate' gewährt, sei aber beendet gewesen, lange bevor sie nun aufflog, weil Broadwell offenbar eine mutmaßliche Konkurrentin im Umfeld des Generals in allerlei E-Mails bedroht hat. Die unbekannte Frau schaltete das FBI ein, die Ermittler fürchteten, Unbekannte hätten die Codes zur privaten Email des Geheimdienstchefs geknackt. Dann lasen die FBI-Experten 'sehr eindeutige Mails', in denen sich Petraeus und seine Geliebte nicht nur über die angebliche Nebenbuhlerin, sondern auch über Intimitäten austauschten. Der Rest war Routine: Am Abend des vergangenen Dienstags - der Nacht von Obamas Wiederwahl - informierten die Bundeskriminalisten den obersten Geheimdienstchef James Clapper. Am Freitag trat Petraeus ab. Gerüchte, er könne einer Intrige zum Opfer gefallen sein, weisen alle Vorgesetzten zurück.
Noch vorige Woche hatte sich Paula Broadwell im Glanz ihres Generals gesonnt: Sie veröffentlichte eine Liste von zwölf Ratschlägen, die David Petraeus fürs Leben bereithalte. Regel Nummer 5 hat er nun beschämt befolgt: 'Wir alle machen Fehler. Der Schlüssel ist, sie anzuerkennen und sie zuzugeben.'