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Eine ganz und gar unglaubliche Geschichte

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Was für ein Scoop. Am sechsten März bringt das amerikanische Magazin Newsweek, traditionsreich, weltberühmt, die Geschichte „Bitcoin’ s Face“. Reporterin Leah McGrath Goodman schrieb über den Mann, der die virtuelle Währung erfunden haben soll. Bitcoins sind durchaus eine Konkurrenz zu klassischen Währungen, sie funktionieren selbst ohne Banken und ohne staatliche Regulierung. Längst ist ein großer, nicht immer legaler Markt entstanden. Kein Wunder, dass Leah McGrath Goodmans Recherche von Newsweek ganz groß veröffentlicht wurde.



Doch nicht enthüllt? Das Newsweek-Cover vom 6. März

Früher hieß es „Stop the presses!“, wenn etwas Sensationelles noch in der Druckausgabe untergebracht werden musste. Heute heißt es „Start the presses“. Newsweek, seit dem Jahreswechsel 2012/13 eigentlich nur noch im Netz zu erhalten, druckte eine Sonderausgabe für McGrath Goodmans Reportage. Der Bitcoinerfinder soll demnach ein Mann namens Satoshi Nakamoto sein, ein japanischstämmiger Kalifornier. Was für eine Fallhöhe.

Und was für ein tiefer Fall. Wäre es für ein „Stop the presses“ nicht längst zu spät, Newsweek müsste spätestens jetzt die Maschinen anhalten. Der Reuters-Journalist Felix Salmon hat via Twitter eine Erklärung von Satoshi Nakamoto verbreitet, die er von dessen Anwalt erhalten habe. „Ich habe Bitcoin weder erfunden noch sonst wie damit gearbeitet“, schreibt Nakamoto da. „Ich bestreite den Newsweek-Artikel uneingeschränkt.“ Das Wort „Bitcoin“ habe er überhaupt erst im Februar 2014 das erste mal gehört, nachdem ihm sein Sohn erzählt habe, dass sich die Reporterin über ihn erkundige. Zu einem anderen Journalisten habe er in Unkenntnis des Wortes und der Materie prompt „Bitcom“ gesagt.

Ansonsten beschwert sich Satoshi Nakamoto darüber, ins Rampenlicht gezerrt worden zu sein. Er sei arbeitslos und die Jobsuche würde nun durch den Artikel erschwert. Bitcoins haben, weil die gerne auch von Cyberkriminellen verwendet werden, nicht den besten Ruf. „Der falsche Newsweek-Artikel hat meine 93-jährige Mutter, meine Zwillinge und ihre Familien extrem verwirrt und gestresst.“ Newsweek hat bislang Anfragen zu dem Statement nicht beantwortet.

So steht bislang Wort gegen Wort. Doch Anzeichen, dass mit der Recherche von McGrath Goodmann etwas nicht stimmen könnte, gibt es viele. Da ist zunächst der Text selbst, eine dünne Recherche, was die Sache betrifft. Die Reporterin trieb McGrath Goodman so sehr in die Enge, dass die Polizei kam. Fragen stellte sie ihm, während Polizisten neben dem wohl stark verunsicherten Mann standen.

Neben seinem Namen, den der echte Bitcoin-Gründer tatsächlich verwendet hat, glaubt die Reporterin auch deshalb an ihre Recherche, weil beide Satoshi Nakamotos amerikanisches und englisches Englisch vermischen. Dürfen Beweise auf diesem Niveau einer Journalistin ausreichen, um einen Mann im Detail auf sehr vielen Seiten zu beschreiben, sein Leben zu erzählen, seine Familie immer wieder mit Anrufen zu nerven und Statements von seinen Geschwistern drucken, die wenig bis nichts zur Frage beitragen, ob Nakamoto nun der Bitcoin-Erfinder ist, oder nicht?

McGrath Goodmans Recherche wurde von Anfang an in der Bitcoinszene stark kritisiert. Die Reporterin ficht das nicht an, ihre fehlt es offenbar nicht an Selbstbewusstsein. Auf ihrer Webseite veröffentlicht sie Beschimpfungen gegen ihre Person und Arbeit, auf Twitter nennt sie sich „Truth_Eater“. Man wird sehen, welche Wahrheit sie im Fall Satoshi Nakamoto ihren Lesern serviert hat. Nakamoto jedenfalls erwägt, juristisch gegen die Berichterstattung vorzugehen.

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