Wem Vittorio Colao, 52, ein Gefühl davon geben will, was die Leute heutzutage mit ihrem Handy machen, dem zeigt er sein eigenes. Über keinen anderen Dienst verbraucht er so viele Daten wie über Netflix. Der amerikanische Anbieter hat mit eigens fürs Internet produzierten Serien wie „House of Cards“ für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Nicht nur bei Colao.
Vodafone will im Kampf um die Daten nicht den Anschluss verlieren
Genau das ist für den Italiener, der seit fast sechs Jahren an der Spitze von Vodafone steht, ein enormes Problem.
Seit Jahren steigt die Menge der Daten, die durch das Netz geschleust werden. Vor allem, weil die Menschen nicht mehr nur Webseiten anklicken, sondern auch Filme schauen. Während Vodafone viel Geld in den Ausbau der Netze stecken muss, um diese Datenflut zu bewältigen, schöpfen die amerikanischen Internetunternehmen wie Amazon, Google, Facebook oder eben Netflix die Gewinne ab.
Die Konzerne aus dem Silicon Valley verdienen ihr Geld nicht mit stetig sinkenden Gebühren für den Internetanschluss, sondern mit Speicherplatz, den sie in der digitalen Wolke vermieten. Mit Anzeigen, die sie im Internet platzieren. Oder mit Büchern, die sich dort per Klick kaufen lassen. Zwei Zahlen machen das Dilemma deutlich, vor dem nicht nur Colao, sondern seine gesamte Branche steht: Der Datenverkehr in Europa hat sich in den vergangenen fünf Jahren mehr als vervierfacht. Aber den hiesigen Telekommunikationsunternehmen ist es nicht gelungen, daraus ein gutes Geschäft zu machen. Ihr Umsatz ist sogar gesunken.
Mit aller Kraft stemmen sich die europäischen Telekommunikationskonzerne gegen diesen Trend. Vodafone legt nun 7,2 Milliarden Euro auf den Tisch, um den spanischen Kabelnetzbetreiber Ono zu kaufen. So versuchen die Briten, stark im Mobilfunk, eine strategische Schwäche auszugleichen. Sie können bislang kaum mit Angeboten für einen Festnetz- oder einen Fernsehanschluss punkten. „Ein immer größerer Teil der Konsumenten sucht nach Komplettpaketen. Und wer dieser Kundschaft kein Fernsehangebot machen kann, der bleibt außen vor“, sagt John Delaney, Analyst bei dem auf Technologie spezialisierten Marktforscher IDC. Nicht nur mit einem eigenen Fernsehdienst lockte Ono zuletzt zahlreiche Kunden, sondern auch mit neuen und schnelleren Internetverbindungen. Im vergangenen Jahr lag der Umsatz bei knapp 1,6 Milliarden Euro. Die Briten, die ihr Netz zuletzt in spanischen Städten aufgerüstet haben, rechnen durch die Übernahme des vor allem im ländlichen Raum gut ausgestatteten Kabelbetreibers auf mittlere Sicht mit jährlichen Einsparungen von 240 Millionen Euro.
Mit dem Geschäft setzt Vodafone in Spanien fort, was der Konzern im vergangenen Herbst in Deutschland begonnen hat: Hierzulande stemmt Vodafone gerade die 10,7 Milliarden Euro teure Übernahme von Kabel Deutschland. Für die Verschmelzung von Fest- und Mobilnetz sei Deutschland die Blaupause, hatte Colao erst kürzlich in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung gesagt. „Deutschland ist hier die Lokomotive.“
Mobilfunkvertrag und Festnetzanschluss , ein schnelles Internet und Fernsehen – mit solchen Rundumpaketen versuchen die Telekommunikationsunternehmen nun zahlungsfreudige Kundschaft anzulocken, nachdem sie sich über Jahre hinweg mit Niedrigtarifen das Leben schwer gemacht haben. Aus diesem Grund tut sich der französische Mobilfunkanbieter SFR mit dem Kabelnetzbetreiber Numericable zusammen. Die Deutsche Telekom hat in Osteuropa zugekauft. Nun umgarnt Tim Höttges, der neue Chef des Bonner Konzerns, nicht nur Privatkunden mit Komplettpaketen aus Mobilfunk, Telefon, Internet, Fernsehen und ähnlichen Diensten. Er wirbt auch mit Speicher- und Sicherheitsdiensten gezielt um Geschäftskunden. Denn die milliardenschweren Investitionen in den Ausbau der Netze lohnen sich nur, wenn diese Netze auch von vielen Menschen genutzt werden. „Das ist wie bei einem Flug über den Ozean. Das rechnet sich auch nicht, wenn die Maschine nur zu zehn Prozent ausgelastet ist“, sagt Höttges.
Es ist nicht nur die Suche nach neuen Einnahmen, die die europäischen Manager treibt. Es ist auch der Versuch, den mächtigen Internetkonzernen aus dem Silicon Valley etwas entgegen zu setzen. Mit der undankbaren Rolle des Klempners, der nur die Leitungen verlegt, wollen sich die Telekommunikationsfirmen nicht mehr zufrieden geben.
Bei Vodafone ist man auf die Idee, Kunden mit Komplettpaketen für sich zu gewinnen, erst spät gekommen. Später jedenfalls als bei manch anderem Anbieter. Diese Zögerlichkeit müssen die Briten nun teuer bezahlen. Denn die Kabelnetzbetreiber, die nicht nur etwas vom Fernsehen verstehen, sondern auch mit deutlich schnelleren Übertragungsgeschwindigkeiten im Internet punkten können, sind zu attraktiven Übernahmekandidaten geworden. Einige Monate musste Vodafone nun auch um Ono, einen der letzten verbliebenen unabhängigen Kabelnetzbetreiber in Europa, werben. Es heißt, das Angebot sei zwei mal aufgestockt worden. Zuletzt musste Vodafone noch einmal eine Milliarde Euro drauf legen. Auch mit Kabel Deutschland soll das deutsche Team von Vodafone bereits vor einigen Jahren geliebäugelt, aber für eine Übernahme nicht die Zustimmung der Konzernspitze in London erhalten haben.
Immerhin, Vodafone kann es sich leisten. Der Konzern hat einiges auf der hohen Kante. Nicht zuletzt weil die Briten im vergangenen Herbst für 130 Milliarden Dollar ihr Geschäft in den USA verkauft haben, verfügen sie über so hohe Barreserven wie kein anderer europäischer Telekommunikationsunternehmen.
Gut möglich, dass sich Vodafone nun auch noch anderswo nach Kabelnetzbetreibern umsieht. In Italien. Oder in den Niederlanden.
Vodafone will im Kampf um die Daten nicht den Anschluss verlieren
Genau das ist für den Italiener, der seit fast sechs Jahren an der Spitze von Vodafone steht, ein enormes Problem.
Seit Jahren steigt die Menge der Daten, die durch das Netz geschleust werden. Vor allem, weil die Menschen nicht mehr nur Webseiten anklicken, sondern auch Filme schauen. Während Vodafone viel Geld in den Ausbau der Netze stecken muss, um diese Datenflut zu bewältigen, schöpfen die amerikanischen Internetunternehmen wie Amazon, Google, Facebook oder eben Netflix die Gewinne ab.
Die Konzerne aus dem Silicon Valley verdienen ihr Geld nicht mit stetig sinkenden Gebühren für den Internetanschluss, sondern mit Speicherplatz, den sie in der digitalen Wolke vermieten. Mit Anzeigen, die sie im Internet platzieren. Oder mit Büchern, die sich dort per Klick kaufen lassen. Zwei Zahlen machen das Dilemma deutlich, vor dem nicht nur Colao, sondern seine gesamte Branche steht: Der Datenverkehr in Europa hat sich in den vergangenen fünf Jahren mehr als vervierfacht. Aber den hiesigen Telekommunikationsunternehmen ist es nicht gelungen, daraus ein gutes Geschäft zu machen. Ihr Umsatz ist sogar gesunken.
Mit aller Kraft stemmen sich die europäischen Telekommunikationskonzerne gegen diesen Trend. Vodafone legt nun 7,2 Milliarden Euro auf den Tisch, um den spanischen Kabelnetzbetreiber Ono zu kaufen. So versuchen die Briten, stark im Mobilfunk, eine strategische Schwäche auszugleichen. Sie können bislang kaum mit Angeboten für einen Festnetz- oder einen Fernsehanschluss punkten. „Ein immer größerer Teil der Konsumenten sucht nach Komplettpaketen. Und wer dieser Kundschaft kein Fernsehangebot machen kann, der bleibt außen vor“, sagt John Delaney, Analyst bei dem auf Technologie spezialisierten Marktforscher IDC. Nicht nur mit einem eigenen Fernsehdienst lockte Ono zuletzt zahlreiche Kunden, sondern auch mit neuen und schnelleren Internetverbindungen. Im vergangenen Jahr lag der Umsatz bei knapp 1,6 Milliarden Euro. Die Briten, die ihr Netz zuletzt in spanischen Städten aufgerüstet haben, rechnen durch die Übernahme des vor allem im ländlichen Raum gut ausgestatteten Kabelbetreibers auf mittlere Sicht mit jährlichen Einsparungen von 240 Millionen Euro.
Mit dem Geschäft setzt Vodafone in Spanien fort, was der Konzern im vergangenen Herbst in Deutschland begonnen hat: Hierzulande stemmt Vodafone gerade die 10,7 Milliarden Euro teure Übernahme von Kabel Deutschland. Für die Verschmelzung von Fest- und Mobilnetz sei Deutschland die Blaupause, hatte Colao erst kürzlich in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung gesagt. „Deutschland ist hier die Lokomotive.“
Mobilfunkvertrag und Festnetzanschluss , ein schnelles Internet und Fernsehen – mit solchen Rundumpaketen versuchen die Telekommunikationsunternehmen nun zahlungsfreudige Kundschaft anzulocken, nachdem sie sich über Jahre hinweg mit Niedrigtarifen das Leben schwer gemacht haben. Aus diesem Grund tut sich der französische Mobilfunkanbieter SFR mit dem Kabelnetzbetreiber Numericable zusammen. Die Deutsche Telekom hat in Osteuropa zugekauft. Nun umgarnt Tim Höttges, der neue Chef des Bonner Konzerns, nicht nur Privatkunden mit Komplettpaketen aus Mobilfunk, Telefon, Internet, Fernsehen und ähnlichen Diensten. Er wirbt auch mit Speicher- und Sicherheitsdiensten gezielt um Geschäftskunden. Denn die milliardenschweren Investitionen in den Ausbau der Netze lohnen sich nur, wenn diese Netze auch von vielen Menschen genutzt werden. „Das ist wie bei einem Flug über den Ozean. Das rechnet sich auch nicht, wenn die Maschine nur zu zehn Prozent ausgelastet ist“, sagt Höttges.
Es ist nicht nur die Suche nach neuen Einnahmen, die die europäischen Manager treibt. Es ist auch der Versuch, den mächtigen Internetkonzernen aus dem Silicon Valley etwas entgegen zu setzen. Mit der undankbaren Rolle des Klempners, der nur die Leitungen verlegt, wollen sich die Telekommunikationsfirmen nicht mehr zufrieden geben.
Bei Vodafone ist man auf die Idee, Kunden mit Komplettpaketen für sich zu gewinnen, erst spät gekommen. Später jedenfalls als bei manch anderem Anbieter. Diese Zögerlichkeit müssen die Briten nun teuer bezahlen. Denn die Kabelnetzbetreiber, die nicht nur etwas vom Fernsehen verstehen, sondern auch mit deutlich schnelleren Übertragungsgeschwindigkeiten im Internet punkten können, sind zu attraktiven Übernahmekandidaten geworden. Einige Monate musste Vodafone nun auch um Ono, einen der letzten verbliebenen unabhängigen Kabelnetzbetreiber in Europa, werben. Es heißt, das Angebot sei zwei mal aufgestockt worden. Zuletzt musste Vodafone noch einmal eine Milliarde Euro drauf legen. Auch mit Kabel Deutschland soll das deutsche Team von Vodafone bereits vor einigen Jahren geliebäugelt, aber für eine Übernahme nicht die Zustimmung der Konzernspitze in London erhalten haben.
Immerhin, Vodafone kann es sich leisten. Der Konzern hat einiges auf der hohen Kante. Nicht zuletzt weil die Briten im vergangenen Herbst für 130 Milliarden Dollar ihr Geschäft in den USA verkauft haben, verfügen sie über so hohe Barreserven wie kein anderer europäischer Telekommunikationsunternehmen.
Gut möglich, dass sich Vodafone nun auch noch anderswo nach Kabelnetzbetreibern umsieht. In Italien. Oder in den Niederlanden.