Frauen in der Armee gelten bisher eher als Störfaktor; sie provozieren sexistische Sprüche und machen beim Geländelauf früher schlapp – soweit das Vorurteil. Für Konflikte zwischen Soldat und Soldatin hat Norwegen nun aber eine Lösung gefunden: Sie dürfen im selben Raum schlafen. Das sorge für Entspannung und weniger sexuelle Belästigung. Die Frau sei nicht mehr Frau, sondern Zimmergenosse. Das Geschlecht verliere an Bedeutung – und an Reiz, wie eine Studie ergab, die das norwegische Verteidigungsministerium in Auftrag gegeben hatte.
In Norwegen dürfte sich Verteidigungsministerin von der Leyen mit ihren Offizieren bald ein Zimmer teilen
„Wir waren sehr überrascht. Wir hätten nicht gedacht, dass die Unisex-Räume für die Mädchen okay sind“, sagt die Soziologin Ulla-Britt Lilleaas von der Uni Oslo. Für das Militär hat sie zwei Einheiten verglichen, eine im Norden des Landes mit gemischten Schlafräumen, eine im Süden mit getrennten Stuben. Jeweils zehn Frauen und zehn Männer hat sie interviewt. Ergebnis: Wo die Geschlechter zusammenleben, sind die Frauen akzeptierter, ist der Teamgeist größer.
Die Soldatinnen kommen meist nach der Schule mit 19 Jahren zur Armee, wenn für die Männer die einjährige Wehrpflicht beginnt. Sie treten freiwillig an, jeder zehnte Rekrut in Norwegen ist weiblich. Viele Einheiten haben mittlerweile Unisex-Räume, auf Wunsch können die Soldatinnen aber auch in ein männerfreies Zimmer ziehen. „Doch niemand möchte das“, sagt Lilleaas. Die Frauen würden sich damit selbst zu Außenseitern machen. „Durch die Unisex-Räume verschwinden Geschlechter-Stereotypen oder werden weniger offensichtlich.“ Die Uniform tue den Rest: „Es gibt kein Geschlecht in der Armee“, sagte eine der Interviewten. „Es gibt nur Grün.“
Das könnte ein Grund dafür sein, dass es trotz benachbarter Betten keinen sexuellen Kontakt gibt – zumindest soweit Lilleaas dies ermitteln konnte. Den Soldaten ist Sex miteinander verboten. Wer dagegen verstößt, wird versetzt. Die ersten gemeinsamen Schlafräume gibt es seit 2008, die nördliche Einheit der Studie war eine der ersten. Co-Autor Dag Ellingsen beobachtete, dass sich das Verhalten der Männer verändert hat. Sie achteten mehr darauf, regelmäßig zu duschen und sauber zu machen, sagt er. Im einzigen Fall von Belästigung, der in dieser Einheit auffiel, ergriffen die Soldaten sofort Partei für die Frau.
Ganz anders die Ergebnisse bei der Marine-Einheit im Süden. Hier kam es laut Lilleaas zu derart derben sexistischen Sprüchen, dass Soldatinnen krank wurden und zwei ihren Dienst quittieren wollten. Im reinen Frauen-Zimmer waren sie vom Rest der Truppe isoliert, sie lästerten und stritten viel. Einmal ließ sich eine Rekrutin beim Dauerlauf um den See tragen, weil sie nicht mehr konnte. Eine andere veröffentlichte ein Foto von sich in Badeanzug mit Soldatenhelm auf Facebook. Solches Verhalten schade dem Ruf aller Frauen in der Einheit, erklärt Lilleaas.
Sie glaubt, dass sich Unisex-Räume in Norwegen durchsetzen werden. Im Nachbarland Schweden sind sie schon Standard. Doch während Schweden die Wehrpflicht abgeschafft hat, will Norwegen sie 2016 auf Frauen ausweiten. Auch sonst sorgt Oslo für mehr Gleichberechtigung: Männliche Soldaten dürfen jetzt lange Haare haben.
In Norwegen dürfte sich Verteidigungsministerin von der Leyen mit ihren Offizieren bald ein Zimmer teilen
„Wir waren sehr überrascht. Wir hätten nicht gedacht, dass die Unisex-Räume für die Mädchen okay sind“, sagt die Soziologin Ulla-Britt Lilleaas von der Uni Oslo. Für das Militär hat sie zwei Einheiten verglichen, eine im Norden des Landes mit gemischten Schlafräumen, eine im Süden mit getrennten Stuben. Jeweils zehn Frauen und zehn Männer hat sie interviewt. Ergebnis: Wo die Geschlechter zusammenleben, sind die Frauen akzeptierter, ist der Teamgeist größer.
Die Soldatinnen kommen meist nach der Schule mit 19 Jahren zur Armee, wenn für die Männer die einjährige Wehrpflicht beginnt. Sie treten freiwillig an, jeder zehnte Rekrut in Norwegen ist weiblich. Viele Einheiten haben mittlerweile Unisex-Räume, auf Wunsch können die Soldatinnen aber auch in ein männerfreies Zimmer ziehen. „Doch niemand möchte das“, sagt Lilleaas. Die Frauen würden sich damit selbst zu Außenseitern machen. „Durch die Unisex-Räume verschwinden Geschlechter-Stereotypen oder werden weniger offensichtlich.“ Die Uniform tue den Rest: „Es gibt kein Geschlecht in der Armee“, sagte eine der Interviewten. „Es gibt nur Grün.“
Das könnte ein Grund dafür sein, dass es trotz benachbarter Betten keinen sexuellen Kontakt gibt – zumindest soweit Lilleaas dies ermitteln konnte. Den Soldaten ist Sex miteinander verboten. Wer dagegen verstößt, wird versetzt. Die ersten gemeinsamen Schlafräume gibt es seit 2008, die nördliche Einheit der Studie war eine der ersten. Co-Autor Dag Ellingsen beobachtete, dass sich das Verhalten der Männer verändert hat. Sie achteten mehr darauf, regelmäßig zu duschen und sauber zu machen, sagt er. Im einzigen Fall von Belästigung, der in dieser Einheit auffiel, ergriffen die Soldaten sofort Partei für die Frau.
Ganz anders die Ergebnisse bei der Marine-Einheit im Süden. Hier kam es laut Lilleaas zu derart derben sexistischen Sprüchen, dass Soldatinnen krank wurden und zwei ihren Dienst quittieren wollten. Im reinen Frauen-Zimmer waren sie vom Rest der Truppe isoliert, sie lästerten und stritten viel. Einmal ließ sich eine Rekrutin beim Dauerlauf um den See tragen, weil sie nicht mehr konnte. Eine andere veröffentlichte ein Foto von sich in Badeanzug mit Soldatenhelm auf Facebook. Solches Verhalten schade dem Ruf aller Frauen in der Einheit, erklärt Lilleaas.
Sie glaubt, dass sich Unisex-Räume in Norwegen durchsetzen werden. Im Nachbarland Schweden sind sie schon Standard. Doch während Schweden die Wehrpflicht abgeschafft hat, will Norwegen sie 2016 auf Frauen ausweiten. Auch sonst sorgt Oslo für mehr Gleichberechtigung: Männliche Soldaten dürfen jetzt lange Haare haben.