Ganz zum Schluss lässt Daniel Cohn-Bendit alle noch einmal richtig rocken, mit Goran Bregović & his Wedding and Funeral Band. „Kalashnikov“ spielt die Band, als der Tag zu Ende geht, „boom, boom, boom“ der immer wiederkehrende Takt, zu dem Hunderte im Flagey tanzen und hüpfen. Und Dani, der grüne Übervater, mittendrin – für einen 69-Jährigen ziemlich rüstig.
Zuvor hatte der andere große Alte der Grünen die Stimmung schon mal kräftig vorgeheizt. Joschka Fischer, 65 Jahre alt, Weggefährte Cohn-Bendits, macht das auf seine Weise. Er putscht die europäischen Grünen, deren Kampagne zur Europawahl bisher schleppend verläuft, mit Worten auf. „Keine Angst vor den europakritischen Parteien“, ruft Fischer von der Bühne des großen Saals im hippen Brüsseler Kulturzentrum Flagey, einst eine der weltweit ersten Radiostationen. „Attackiert die Skeptiker. Attackiert hart. Aber bleibt friedlich.“ Applaus brandet auf, Dani und Joschka sitzen vor ihren Fans, und für den Moment wirkt alles so wie damals, als Fischer Bundesaußenminister war und seine Partei immer wieder überzeugen musste, in neue Abenteuer aufzubrechen. Und Cohn-Bendit ihm zur Seite stand.
Fast wie damals:Daniel Cohn-Bendit und Joschka Fischer werben für die Europawahl
Fischer genießt den Augenblick. Er, der sich 2006 aus der aktiven Politik zurückgezogen und anderen Leidenschaften verschrieben hat, setzt sich gerade auf in dem engen Sessel und beginnt zu erklären, warum sich vieles in Europa nicht mehr gut anfühlt. Das Problem, sagt Fischer, sind nicht europaskeptische Parteien. Sondern das komplette Versagen der großen Volksparteien, welche die Mitte der Gesellschaft repräsentieren. „Warum kann in Frankreich eine Marine Le Pen sagen, wenn ihr mich wählt, dann treten wir aus dem Euro aus, und keine große Partei schreit auf, niemand kämpft dagegen an?“ Dieses Schweigen sei das Gefährliche für Europa. Keine der großen Volksparteien, nicht in Frankreich, nicht in Deutschland, nirgendwo, werbe für Europa, erkläre wirklich, was passieren würde, wenn Frankreich aus dem Euro austrete.
Die europaskeptischen Parteien holten die Menschen bei ihren Gefühlen ab, die großen Volksparteien nicht – weil sie selbst zweifelten. „Solange die Volksparteien sagen, ja, vielleicht, eines Tages könnten wir möglicherweise ein geeintes Europa haben, solange wir also nicht wissen, was wir wollen, können wir nicht dafür kämpfen.“ Fischer rockt den Saal.
Als tief in der Nacht die „Kalashnikov“ ertönt, ist Joschka längst in ein Taxi gestiegen. Dani genießt seine eintägige Abschiedsparty bis zum Schluss. Nach den Europawahlen Ende Mai will er nach Brasilien aufbrechen. Am Rande der Fußballweltmeisterschaft dreht er ein Roadmovie zu dem, was neben Politik, Debatten, Revoluzzertum seine Leidenschaft ist. Fußball. Cerstin Gammelin
Zuvor hatte der andere große Alte der Grünen die Stimmung schon mal kräftig vorgeheizt. Joschka Fischer, 65 Jahre alt, Weggefährte Cohn-Bendits, macht das auf seine Weise. Er putscht die europäischen Grünen, deren Kampagne zur Europawahl bisher schleppend verläuft, mit Worten auf. „Keine Angst vor den europakritischen Parteien“, ruft Fischer von der Bühne des großen Saals im hippen Brüsseler Kulturzentrum Flagey, einst eine der weltweit ersten Radiostationen. „Attackiert die Skeptiker. Attackiert hart. Aber bleibt friedlich.“ Applaus brandet auf, Dani und Joschka sitzen vor ihren Fans, und für den Moment wirkt alles so wie damals, als Fischer Bundesaußenminister war und seine Partei immer wieder überzeugen musste, in neue Abenteuer aufzubrechen. Und Cohn-Bendit ihm zur Seite stand.
Fast wie damals:Daniel Cohn-Bendit und Joschka Fischer werben für die Europawahl
Fischer genießt den Augenblick. Er, der sich 2006 aus der aktiven Politik zurückgezogen und anderen Leidenschaften verschrieben hat, setzt sich gerade auf in dem engen Sessel und beginnt zu erklären, warum sich vieles in Europa nicht mehr gut anfühlt. Das Problem, sagt Fischer, sind nicht europaskeptische Parteien. Sondern das komplette Versagen der großen Volksparteien, welche die Mitte der Gesellschaft repräsentieren. „Warum kann in Frankreich eine Marine Le Pen sagen, wenn ihr mich wählt, dann treten wir aus dem Euro aus, und keine große Partei schreit auf, niemand kämpft dagegen an?“ Dieses Schweigen sei das Gefährliche für Europa. Keine der großen Volksparteien, nicht in Frankreich, nicht in Deutschland, nirgendwo, werbe für Europa, erkläre wirklich, was passieren würde, wenn Frankreich aus dem Euro austrete.
Die europaskeptischen Parteien holten die Menschen bei ihren Gefühlen ab, die großen Volksparteien nicht – weil sie selbst zweifelten. „Solange die Volksparteien sagen, ja, vielleicht, eines Tages könnten wir möglicherweise ein geeintes Europa haben, solange wir also nicht wissen, was wir wollen, können wir nicht dafür kämpfen.“ Fischer rockt den Saal.
Als tief in der Nacht die „Kalashnikov“ ertönt, ist Joschka längst in ein Taxi gestiegen. Dani genießt seine eintägige Abschiedsparty bis zum Schluss. Nach den Europawahlen Ende Mai will er nach Brasilien aufbrechen. Am Rande der Fußballweltmeisterschaft dreht er ein Roadmovie zu dem, was neben Politik, Debatten, Revoluzzertum seine Leidenschaft ist. Fußball. Cerstin Gammelin