Im Büro der Nachkriegszeit wurde das Verhalten der Mitarbeiter mit Stechuhr kontrolliert. Eine Glocke läutete Arbeitsbeginn, Mittagspause, Arbeitsende ein – und wer nicht folgte, bekam vom Chef die Rechnung präsentiert. Das strenge Zeitregiment erscheint heute unmenschlich. Dabei wird die andere Seite dieser geregelten Arbeitswelt gern vergessen: Wer früher zu viele Überstunden machte, die Pause ausfallen ließ oder gar seinen Urlaub nicht nahm, der bekam – zu seinem eigenen Schutz – ebenfalls Ärger.
Früher war nicht alles besser – aber zumindest die Arbeitszeit war mit der Stechuhr strikt geregelt.
Die Arbeitskultur kannte nicht nur Pflichten von Beschäftigten, sondern auch deren Rechte. Heute, und gerade in jungen Branchen ohne gewerkschaftliche Tradition, gelten diese Regeln nicht mehr viel. Jeder fünfte Arbeitnehmer schöpft die Pausenzeiten nicht aus, die ihm zustehen, 21 Prozent beklagen ein „pausenfeindliches Klima“ am Arbeitsplatz, wie die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi herausgefunden hat. Und dabei ist noch gar nicht die Rede von den Zumutungen der flexibilisierten Arbeitswelt, in der mehr oder weniger „freie“ Mitarbeiter selbst entscheiden, wie lange sie arbeiten, ob sie Pause machen oder nicht. Immer häufiger werden Pausen infrage gestellt, weil die Arbeit zu viel ist, weil sonst der Kollege einspringen müsste oder der Chef es nicht zulässt.
Dahinter steckt allzu oft ein Leistungsdenken, das überzogen ist: Vorgesetzte, Freunde oder Eltern loben uns nicht nur für unsere Arbeit, sondern auch für ein atemloses Zwölf-Stunden-Pensum, das weit über normal hinausgeht. Wer sich überarbeitet, wird bewundert. Je länger wir schuften, desto besser. Pausen? Werden überschätzt! Psychologen sehen diese Haltung kritisch, Frank Berzbach etwa sagt: „Ein Klima von Hektik und Pausenlosigkeit beweist nicht, dass hart gearbeitet wird, sondern völlig falsch.“
Wer falsch arbeitet, ist weniger produktiv. Wer unter Arbeits- und Zeitdruck seine Pause streicht und durcharbeitet, am Bildschirm isst und Kaffee trinkt, tut sich und seinem Arbeitgeber nichts Gutes. Der ist am Ende des Tages nur müde, erschöpft und ausgelaugt. Kein Mensch kann stundenlang hochkonzentriert arbeiten oder gar kreativ sein. Unser Leistungsniveau schwankt über den Tag, nach rund einer Stunde aufmerksamer Arbeit schaltet der Köper auf Erholung um – oftmals bemerken wir das gar nicht: Wir holen uns eine Cola, gehen rauchen, machen uns am Kopierer zu schaffen oder klicken uns durchs Netz. Spätestens jetzt ist Zeit für eine bewusste, klar umgrenzte Pause. Fünf bis zehn Minuten jede Stunde empfehlen Wissenschafter. Ihre Studien zeigen: Nur so lässt sich die Leistungsfähigkeit wiederherstellen. Wer auf Pausen verzichtet, macht Fehler, ist unproduktiv, kommt langsamer voran.
Obwohl das alles gut erforscht und längst bekannt ist, machen wir zu wenige Pausen. Auch das Arbeitsgesetz geizt damit: Nur 30 Minuten Erholung sieht es für einen sechs- bis neunstündigen Arbeitstag vor. Und auch die mussten Gewerkschaften in langen Auseinandersetzungen erkämpfen. Erst ab 1839 gab es für Kinder bei zehn Stunden Arbeitszeit eine vorgeschriebene Pause. Der Verband der Buchdrucker setzt 1873 bei zehn Stunden Arbeit je eine Viertelstunde Frühstücks- und Vesperpause durch. So ist es in vielen Betrieben noch heute: Bestenfalls sind 15Minuten Frühstückspause, eine kurze Mittagspause von 30 Minuten und eine Kaffeepause am Nachmittag vorgesehen. Ganz schön viel, könnte man meinen.
Aus psychologischer und medizinischer Sicht ist das immer noch zu wenig. Wer arbeitet, sollte sich viel öfter eine kleine Auszeit gönnen. Einfach ist das nicht. Auch wenn Gewerkschaften dafür gesorgt haben, dass ein voller Arbeitstag ohne Unterbrechung in Deutschland Geschichte ist, vor Selbstausbeutung schützen sie uns nicht. Das fünfminütige Kontrastprogramm zur Arbeit ist unserer eigenen Planung überlassen. Diese Zeit für Entspannung und Ausgleich müssen sich Arbeitnehmer aktiv nehmen und gegen den Zugriff von Chefs, Kollegen und Kunden verteidigen – und gegen die eigene Betriebsamkeit. Schließlich gibt es immer etwas zu erledigen, zu lesen, aufzuräumen. In ihrer Pause haben Beschäftigte Sinnvolleres zu tun: am besten gar nichts. Und das bitte ohne schlechtes Gewissen.
Dass das schlecht zu unserem moralisch aufgeladenen Verständnis von Arbeit und Leistung passt, ist offenkundig. Auch der Chef wird sich nicht unbedingt freuen über so viel demonstrativen Müßiggang. Aber vielleicht lässt er sich ja davon überzeugen, dass auch um 18 Uhr noch leistungsfähig ist, wer sich vorher eine kurzfristige Erholung gönnen konnte.
Früher war nicht alles besser – aber zumindest die Arbeitszeit war mit der Stechuhr strikt geregelt.
Die Arbeitskultur kannte nicht nur Pflichten von Beschäftigten, sondern auch deren Rechte. Heute, und gerade in jungen Branchen ohne gewerkschaftliche Tradition, gelten diese Regeln nicht mehr viel. Jeder fünfte Arbeitnehmer schöpft die Pausenzeiten nicht aus, die ihm zustehen, 21 Prozent beklagen ein „pausenfeindliches Klima“ am Arbeitsplatz, wie die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi herausgefunden hat. Und dabei ist noch gar nicht die Rede von den Zumutungen der flexibilisierten Arbeitswelt, in der mehr oder weniger „freie“ Mitarbeiter selbst entscheiden, wie lange sie arbeiten, ob sie Pause machen oder nicht. Immer häufiger werden Pausen infrage gestellt, weil die Arbeit zu viel ist, weil sonst der Kollege einspringen müsste oder der Chef es nicht zulässt.
Dahinter steckt allzu oft ein Leistungsdenken, das überzogen ist: Vorgesetzte, Freunde oder Eltern loben uns nicht nur für unsere Arbeit, sondern auch für ein atemloses Zwölf-Stunden-Pensum, das weit über normal hinausgeht. Wer sich überarbeitet, wird bewundert. Je länger wir schuften, desto besser. Pausen? Werden überschätzt! Psychologen sehen diese Haltung kritisch, Frank Berzbach etwa sagt: „Ein Klima von Hektik und Pausenlosigkeit beweist nicht, dass hart gearbeitet wird, sondern völlig falsch.“
Wer falsch arbeitet, ist weniger produktiv. Wer unter Arbeits- und Zeitdruck seine Pause streicht und durcharbeitet, am Bildschirm isst und Kaffee trinkt, tut sich und seinem Arbeitgeber nichts Gutes. Der ist am Ende des Tages nur müde, erschöpft und ausgelaugt. Kein Mensch kann stundenlang hochkonzentriert arbeiten oder gar kreativ sein. Unser Leistungsniveau schwankt über den Tag, nach rund einer Stunde aufmerksamer Arbeit schaltet der Köper auf Erholung um – oftmals bemerken wir das gar nicht: Wir holen uns eine Cola, gehen rauchen, machen uns am Kopierer zu schaffen oder klicken uns durchs Netz. Spätestens jetzt ist Zeit für eine bewusste, klar umgrenzte Pause. Fünf bis zehn Minuten jede Stunde empfehlen Wissenschafter. Ihre Studien zeigen: Nur so lässt sich die Leistungsfähigkeit wiederherstellen. Wer auf Pausen verzichtet, macht Fehler, ist unproduktiv, kommt langsamer voran.
Obwohl das alles gut erforscht und längst bekannt ist, machen wir zu wenige Pausen. Auch das Arbeitsgesetz geizt damit: Nur 30 Minuten Erholung sieht es für einen sechs- bis neunstündigen Arbeitstag vor. Und auch die mussten Gewerkschaften in langen Auseinandersetzungen erkämpfen. Erst ab 1839 gab es für Kinder bei zehn Stunden Arbeitszeit eine vorgeschriebene Pause. Der Verband der Buchdrucker setzt 1873 bei zehn Stunden Arbeit je eine Viertelstunde Frühstücks- und Vesperpause durch. So ist es in vielen Betrieben noch heute: Bestenfalls sind 15Minuten Frühstückspause, eine kurze Mittagspause von 30 Minuten und eine Kaffeepause am Nachmittag vorgesehen. Ganz schön viel, könnte man meinen.
Aus psychologischer und medizinischer Sicht ist das immer noch zu wenig. Wer arbeitet, sollte sich viel öfter eine kleine Auszeit gönnen. Einfach ist das nicht. Auch wenn Gewerkschaften dafür gesorgt haben, dass ein voller Arbeitstag ohne Unterbrechung in Deutschland Geschichte ist, vor Selbstausbeutung schützen sie uns nicht. Das fünfminütige Kontrastprogramm zur Arbeit ist unserer eigenen Planung überlassen. Diese Zeit für Entspannung und Ausgleich müssen sich Arbeitnehmer aktiv nehmen und gegen den Zugriff von Chefs, Kollegen und Kunden verteidigen – und gegen die eigene Betriebsamkeit. Schließlich gibt es immer etwas zu erledigen, zu lesen, aufzuräumen. In ihrer Pause haben Beschäftigte Sinnvolleres zu tun: am besten gar nichts. Und das bitte ohne schlechtes Gewissen.
Dass das schlecht zu unserem moralisch aufgeladenen Verständnis von Arbeit und Leistung passt, ist offenkundig. Auch der Chef wird sich nicht unbedingt freuen über so viel demonstrativen Müßiggang. Aber vielleicht lässt er sich ja davon überzeugen, dass auch um 18 Uhr noch leistungsfähig ist, wer sich vorher eine kurzfristige Erholung gönnen konnte.