Wäre man eigentlich gerne Cro, der Erfolgspanda aus Stuttgart? Der in den vergangenen zwei Jahren nicht nur die Maske mit sich herumschleppen musste, sondern auch die schwere Frage, wie auf dem nächsten Album noch mal so etwas wie „Easy“ zu bewerkstelligen wäre? Jetzt ist „Melodie“ (Chimperator Records) da und wie zu erwarten war, hat er sich doch ein bisschen vom allgemeinen Gemecker über seinen schwäbischen Kindergeburtstagsflow anschießen lassen. Da sind schärfere Tracks, ein paar giftige Repliken, ein bisschen Gefummel mit dunklen Sachen. Aber zum Glück nicht zu viel. Am besten ist er nämlich weiterhin, wenn er lustig und weich von der Bühne runter bounct, als Tim Bendzko des Hip-Hop, als nett verpeilter Provinz-Homie. Seine Beats sind dabei immer viel besser als die Texte, in denen alle Mädchen Girls sind, Sex immer was zum Kichern und Cro eh dauerverliebt, hihi. Aber er nimmt sich dabei immerhin selbst auf die Schippe, exemplarisch bei „Never Cro Up“, einer Art universellen Daseinserklärung. Man darf diesem netten Rapper von nebenan ruhig mal Danke sagen, einfach für den Pop, den er mitbringt, für längst vergessene Zeilen wie „Sag mal Klettergerüst, du hast ne nackte Frau geküsst“ und dafür, dass man beim Hören immer Lust auf den Sprungturm im nächsten Freibad bekommt. Arschbombenmusik ist das, gute Laune, die eher zufällig Hip-Hop heißt. Zusammen mit Materia belebt Cro dieses Jahr damit endgültig ein Genre wieder, für das Stuttgart bekannt ist: Rap für Menschen, die keinen Rap mögen. Und ist ein Hit wie „Easy“ dabei? Nicht ganz, aber ein „Traum“. Das Gemecker dürfte auch weniger werden. Alles richtig gemacht.
Cro belebt in diesem Jahr zusammen mit Marteria ein Genre, für das Stuttgart bekannt ist: Rap für Menschen, die keinen Rap mögen.
Traurige Nachrichten kommen von anderen ewigen Jungs des Hip-Hop.
Die Beastie Boys sind nach dem Tod von Adam Yauch vor zwei Jahren immer noch traumatisiert und planen keine Tour und keine neue Musik mehr, das berichtet der britische NME. Damit wäre „Hot Sauce Comitee Part Two“ (2011) das letzte Werk der B-Boys. Ein guter Grund, diese Platte noch mal zu hören, sie ist eigentlich doch großartig, gerade jetzt, wenn die Nächte am hellsten sind.
Wie viel Mittelmaß versteckt sich im Hipstertum? Angesichts des neuen Albums von Clap Your Hands Say Yeah ist man geneigt zu sagen: ermüdend viel. Diese Band, die in den vergangenen zehn Jahren immer nur eine Träne im Augenwinkel des Erfolgs war, sie schafft es einfach nicht mehr. Dabei hängt irgendwo in der sperrigen Melancholie des Alec Ounsworth garantiert ein Dutzend großartiger, epischer Songs, ist aber fest verkeilt in unentschlossenen Kompositionen. Wenn man die Sound-Entwicklung der Band, die heute eigentlich nur noch ein loses Konstrukt um Ounsworth ist, in Gänze durchgeht, liegt so viel Fragment und Sackgasse, soviel Experiment und Hirnkrampf vor einem, dass es für mehrere No-Future-Generationen reichen würde. Auf „Only Run“ (Xtra Mile) sind sie nun bei einem dunkel treibenden Psychobombast angekommen. Dass ausgerechnet Matt Berninger bei einem Song („Coming Down“) einspringt und die Sache kurz aus dem Sumpf zieht, ist schon beinahe zynisch. Schließlich schafft es dessen Band The National mit lässiger Souveränität seit Jahren die wunden Punkte ihrer süchtigen Hörerschaft in Klang zu gießen und vergrößert ständig ihre Bühnen. Für Clap Your Hands bleiben wieder nur die Brosamen. „Only Run“ in seiner ganzen Wucht lässt jedenfalls nach einigen Durchläufen nichts als ein paar Silberfäden im Kopf zurück.
Frischfleisch aus New York gibt es natürlich auch: Streng genommen ist es für The Pains of Being Pure At Heart zwar auch schon das dritte Album, das diese Woche unter dem Titel „Days Of Abandon“ (Fierce Panda) erscheint, aber es ist das Werk, dass ihre Idee am weitesten in die Welt hinaus tragen dürfte. Glasklarer Indie-Pop, wie man ihn aus den USA so lieblich schon lange nicht mehr gehört hat, Keyboard, Gitarre, Mädchenstimme. Salbt das Ohr, weicht das Gemüt. Sollte man mal zum Picknick mitbringen und erinnert an die seligen Zeiten um die Jahrtausendwende, in denen kleine Label wie Apricot Records mit winzigen Bands den musikalischen Zeitgeist in Watte packten.
Wehe, wehe, die Sommersonnwende rückt schon wieder näher. Auf was kann man sich in der zweiten Jahreshälfte noch freuen? Zuschauer der Show „Circus Halligalli“ wissen es, denn dort kündigten die Adrenalin-Slacker von Kraftklub jetzt überraschend ihr neues Album an – und zwar mittels eines ziemlich wirkungsvollen Cameo-Auftritts im Bankräuber-Outfit. Die neue Platte der Chemnitzer kommt Mitte September, heißt „In Schwarz“ und wenn alles darauf so knallt wie die live vorgestellte Single „Hand in Hand“, dann hat die dunkle Jahreszeit erst mal ihren Schrecken verloren.
Cro belebt in diesem Jahr zusammen mit Marteria ein Genre, für das Stuttgart bekannt ist: Rap für Menschen, die keinen Rap mögen.
Traurige Nachrichten kommen von anderen ewigen Jungs des Hip-Hop.
Die Beastie Boys sind nach dem Tod von Adam Yauch vor zwei Jahren immer noch traumatisiert und planen keine Tour und keine neue Musik mehr, das berichtet der britische NME. Damit wäre „Hot Sauce Comitee Part Two“ (2011) das letzte Werk der B-Boys. Ein guter Grund, diese Platte noch mal zu hören, sie ist eigentlich doch großartig, gerade jetzt, wenn die Nächte am hellsten sind.
Wie viel Mittelmaß versteckt sich im Hipstertum? Angesichts des neuen Albums von Clap Your Hands Say Yeah ist man geneigt zu sagen: ermüdend viel. Diese Band, die in den vergangenen zehn Jahren immer nur eine Träne im Augenwinkel des Erfolgs war, sie schafft es einfach nicht mehr. Dabei hängt irgendwo in der sperrigen Melancholie des Alec Ounsworth garantiert ein Dutzend großartiger, epischer Songs, ist aber fest verkeilt in unentschlossenen Kompositionen. Wenn man die Sound-Entwicklung der Band, die heute eigentlich nur noch ein loses Konstrukt um Ounsworth ist, in Gänze durchgeht, liegt so viel Fragment und Sackgasse, soviel Experiment und Hirnkrampf vor einem, dass es für mehrere No-Future-Generationen reichen würde. Auf „Only Run“ (Xtra Mile) sind sie nun bei einem dunkel treibenden Psychobombast angekommen. Dass ausgerechnet Matt Berninger bei einem Song („Coming Down“) einspringt und die Sache kurz aus dem Sumpf zieht, ist schon beinahe zynisch. Schließlich schafft es dessen Band The National mit lässiger Souveränität seit Jahren die wunden Punkte ihrer süchtigen Hörerschaft in Klang zu gießen und vergrößert ständig ihre Bühnen. Für Clap Your Hands bleiben wieder nur die Brosamen. „Only Run“ in seiner ganzen Wucht lässt jedenfalls nach einigen Durchläufen nichts als ein paar Silberfäden im Kopf zurück.
Frischfleisch aus New York gibt es natürlich auch: Streng genommen ist es für The Pains of Being Pure At Heart zwar auch schon das dritte Album, das diese Woche unter dem Titel „Days Of Abandon“ (Fierce Panda) erscheint, aber es ist das Werk, dass ihre Idee am weitesten in die Welt hinaus tragen dürfte. Glasklarer Indie-Pop, wie man ihn aus den USA so lieblich schon lange nicht mehr gehört hat, Keyboard, Gitarre, Mädchenstimme. Salbt das Ohr, weicht das Gemüt. Sollte man mal zum Picknick mitbringen und erinnert an die seligen Zeiten um die Jahrtausendwende, in denen kleine Label wie Apricot Records mit winzigen Bands den musikalischen Zeitgeist in Watte packten.
Wehe, wehe, die Sommersonnwende rückt schon wieder näher. Auf was kann man sich in der zweiten Jahreshälfte noch freuen? Zuschauer der Show „Circus Halligalli“ wissen es, denn dort kündigten die Adrenalin-Slacker von Kraftklub jetzt überraschend ihr neues Album an – und zwar mittels eines ziemlich wirkungsvollen Cameo-Auftritts im Bankräuber-Outfit. Die neue Platte der Chemnitzer kommt Mitte September, heißt „In Schwarz“ und wenn alles darauf so knallt wie die live vorgestellte Single „Hand in Hand“, dann hat die dunkle Jahreszeit erst mal ihren Schrecken verloren.