Zum Beispiel Claus Kleber. Der Moderator des „Heute-Journals“ ist jetzt auch „auf Twitter“, wie man so sagt. Und dort twittert Kleber, der sonst mit viel professoraler Gravitas im Fernsehstudio doziert, Dinge wie: „Crazy!“, „Tipps, anybody?“, „U’ll C“ oder „Sonst: Hölle.“ Sowieso haben seine Sätze selten mehr als zwei Wörter, Kleber meistert die Kunst der Verknappung, die durch die 140-Zeichen-Grenze von Twitter geboten ist. Die Leute finden das großartig – nach nicht mal einer Woche hat der Mann, der von den alten Medien kam, mehr als 16000 Follower.
Ein Meister der Verknappung: Claus Kleber ist seit ein paar Tagen auf Twitter unterwegs – und hat schon jetzt mehr als 16000 Follower.
Zum Beispiel die CIA. Auch der amerikanische Geheimdienst hat seit Kurzem eine Repräsentanz auf Twitter. Ganz im bekannten Schlapphutstil lautete die erste Botschaft: „Wir können weder bestätigen noch dementieren, dass dies unser erster Tweet ist.“ Große Lacher allenthalben, mehr als 50000 Mal wurde der Gag retweetet. Zuletzt noch die Berliner Polizei. Die twitterte vorvergangenes Wochenende 24 Stunden lang einen jeden ihrer Einsätze. „Mann streift ohne Hose durch #Mitte“ und ähnliche Tweets bescherten 20000 neue Follower.
Lange Zeit fanden die Public-Relations-Abteilungen auf Twitter gar nicht statt. Sie waren zwar angemeldet, aber viel zu sehr darum bemüht, keine Fehler zu machen, ja nichts Kontroverses oder Missverständliches zu senden. Oder sie bezahlten Geld, um ihre Tweets in der Timeline der Nutzer sichtbar zu machen – was sich nicht großartig von konventioneller Werbung unterscheidet. Doch im Jahr 2014 können die Twitter-Accounts von Exekutiv-Organen und großen Konzernen klingen, als stammten sie von pubertierenden Teenagern. Sie streuen schwer dechiffrierbare Abkürzungen und Emoticons in die Nachrichten, sie nutzen den Zugriff auf das scheinbar unbegrenzte Arsenal beliebig remixbarer Memen. Und sie scheuen sich nicht, meckernde Kunden auch mal anzupflaumen. Weil die Erfahrung zeigt, dass unbeteiligte Beobachter das sehr komisch finden – und es dementsprechend gern teilen.
Doch egal ob Claus Kleber, CIA oder Polizei – alle drei sind auch beispielhaft für ein größeres Dilemma: Schnell drängt sich der Verdacht der Anbiederung beim neuen Publikum im Netz auf. Der erste Unmut über die Usurpation durch die Social-Media-Abteilungen regt sich bereits. In Zeiten, in denen jene – früher mal so vage definierten – „Social Media“ an manchen Universitäten schon als Aufbau-Studiengang gelehrt werden, bekommen die Plattformen, die sich angeblich durch authentische Botschaften und direktes Feedback auszeichnen, ein Glaubwürdigkeitsproblem.
Von vielen Nutzern werden Twitter oder Facebook als Terrain wahrgenommen, auf dem die Konventionen der Mainstream-Kultur nicht gelten, in dem die Gesetze von Meinungsmacht und Manipulation außer Kraft gesetzt waren. Schon seit langer Zeit ist Ironie das vorherrschende Stilmittel im sozialen Netz und Sarkasmus im Zweifelsfall die beste Reaktion auf so gut wie jeden Input. Wenn die Unternehmen nun den hippen Diskurs kapern, schreibt etwa Kate Losse im Online-Magazin The New Inquiry, werde es Zeit für einen wertkonservativen Backlash. Wenigstens das hat sich also auch im Netz nicht geändert: Uncool ist das neue Cool.
Ein Meister der Verknappung: Claus Kleber ist seit ein paar Tagen auf Twitter unterwegs – und hat schon jetzt mehr als 16000 Follower.
Zum Beispiel die CIA. Auch der amerikanische Geheimdienst hat seit Kurzem eine Repräsentanz auf Twitter. Ganz im bekannten Schlapphutstil lautete die erste Botschaft: „Wir können weder bestätigen noch dementieren, dass dies unser erster Tweet ist.“ Große Lacher allenthalben, mehr als 50000 Mal wurde der Gag retweetet. Zuletzt noch die Berliner Polizei. Die twitterte vorvergangenes Wochenende 24 Stunden lang einen jeden ihrer Einsätze. „Mann streift ohne Hose durch #Mitte“ und ähnliche Tweets bescherten 20000 neue Follower.
Lange Zeit fanden die Public-Relations-Abteilungen auf Twitter gar nicht statt. Sie waren zwar angemeldet, aber viel zu sehr darum bemüht, keine Fehler zu machen, ja nichts Kontroverses oder Missverständliches zu senden. Oder sie bezahlten Geld, um ihre Tweets in der Timeline der Nutzer sichtbar zu machen – was sich nicht großartig von konventioneller Werbung unterscheidet. Doch im Jahr 2014 können die Twitter-Accounts von Exekutiv-Organen und großen Konzernen klingen, als stammten sie von pubertierenden Teenagern. Sie streuen schwer dechiffrierbare Abkürzungen und Emoticons in die Nachrichten, sie nutzen den Zugriff auf das scheinbar unbegrenzte Arsenal beliebig remixbarer Memen. Und sie scheuen sich nicht, meckernde Kunden auch mal anzupflaumen. Weil die Erfahrung zeigt, dass unbeteiligte Beobachter das sehr komisch finden – und es dementsprechend gern teilen.
Doch egal ob Claus Kleber, CIA oder Polizei – alle drei sind auch beispielhaft für ein größeres Dilemma: Schnell drängt sich der Verdacht der Anbiederung beim neuen Publikum im Netz auf. Der erste Unmut über die Usurpation durch die Social-Media-Abteilungen regt sich bereits. In Zeiten, in denen jene – früher mal so vage definierten – „Social Media“ an manchen Universitäten schon als Aufbau-Studiengang gelehrt werden, bekommen die Plattformen, die sich angeblich durch authentische Botschaften und direktes Feedback auszeichnen, ein Glaubwürdigkeitsproblem.
Von vielen Nutzern werden Twitter oder Facebook als Terrain wahrgenommen, auf dem die Konventionen der Mainstream-Kultur nicht gelten, in dem die Gesetze von Meinungsmacht und Manipulation außer Kraft gesetzt waren. Schon seit langer Zeit ist Ironie das vorherrschende Stilmittel im sozialen Netz und Sarkasmus im Zweifelsfall die beste Reaktion auf so gut wie jeden Input. Wenn die Unternehmen nun den hippen Diskurs kapern, schreibt etwa Kate Losse im Online-Magazin The New Inquiry, werde es Zeit für einen wertkonservativen Backlash. Wenigstens das hat sich also auch im Netz nicht geändert: Uncool ist das neue Cool.