Es knackt dreimal. Das Fenster leistet wenig Widerstand. Nach einer Minute und 30 Sekunden ist es ausgehebelt – und zwar mit einer Hand. Der große schlanke Mann könnte jetzt einsteigen, doch das ist gar nicht seine Absicht. Arno Helfrich steht in Anzug und Krawatte zwischen Beschlägen, Sperrriegeln, Sicherheitstüren und Gittern im Polizeipräsidium München. Das Fenster ist Teil eines Ausstellungsraums, der ihm und seinem vierköpfigen Team der polizeilichen Beratungsstelle für Prävention und Opferschutz in München als Anschauungsobjekt dient. Solche Beratungsstellen gibt es in ganz Deutschland. Sie haben derzeit ziemlich viel zu tun.
Die Zahl der Wohnungseinbrüche nimmt seit 2009 zu. Deshalb geht der Trend zur Prävention. Und wer sein Haus schützt, erspart sich viel Ärger.
Die Zahl der Wohnungseinbruchdiebstähle nimmt hierzulande seit 2009 kontinuierlich zu. Die gerade erschienene Kriminalstatistik für 2013 verzeichnet einen Anstieg um 3,7 Prozent auf 149500 Fälle. Das bedeutet, dass statistisch gesehen alle dreieinhalb Minuten ein Einbruch verübt wird. Es gibt ein Nord-Süd-Gefälle in der Republik, und in Großstädten wie Berlin, Hamburg oder Bremen sind Bürger besonders betroffen. Und wer glaubt, Einbrecher kämen meist nachts oder zur Urlaubszeit, der täuscht sich. Sie kommen, wenn keiner zu Hause ist. Weil immer mehr Menschen länger arbeiten, nehmen Einbrüche am Tag zu. Die Dämmerung ist ein beliebter Zeitpunkt.
Familie Teupke (Name geändert) bewohnt ein Reihenhaus in einem Münchner Vorort. Es war Mitte März, die Söhne von Meike Teupke waren beim Fußballtraining. Als der Jüngere mit einem verletzten Daumen nach Hause kam, rief Frau Teupke ihren Mann an, ob er den großen Sohn auf dem Heimweg von der Arbeit beim Training abholen könne und fuhr mit dem Kleinen ins Krankenhaus. „Da war es ungefähr halb sieben und es dämmerte. Ich habe sonst immer eine Lampe angelassen, wenn wir weg sind, nur an diesem Abend nicht“, erzählt sie.
Als Familie Teupke gegen halb neun nach Hause kam, brannten alle Lichter. Die Terrassentür stand offen. Die Personalausweise, die Eheringe, eine Festplatte, Passbilder und 50 Schweizer Franken waren weg. Meike Teupke glaubt, dass sie die Täter überraschten und sich der Schaden daher noch in Grenzen hielt. „Man wird echt argwöhnisch“, sagt Meike Teupke, die sich fragt, ob sie vor dem Einbruch beobachtet wurde. Die 47-Jährige Krankenschwester aus dem Rheinland war wie die meisten Betroffenen nach dem Einbruch erst mal geschockt.
Ein Einbruch ist ein massiver Eingriff in die Privatsphäre. Im Wohnzimmer hatten die Kinder Lego-Konstruktionen aufgebaut, die sie auf dem Flohmarkt verkaufen wollten. Die Täter haben nichts davon zerstört. „Die müssen auf Zehenspitzen da durch sein“, sagt Meike Teupke. Ihr Mann nimmt jetzt immer seinen Geldbeutel mit ans Bett, wenn er schlafen geht. Und die Kinder haben gelernt, niemanden herein zu lassen, wenn es an der Tür klingelt und sie alleine zu Hause sind.
„Viele Bürger sind nach einem Einbruch völlig durch den Wind“, sagt Arno Helfrich. Seine Berater sind bis September ausgebucht. Das Telefon klingelt ständig. Oft fällt die Frage, was man selbst tun kann, um sich zu schützen – auch gegen die Angst vor Einbrechern.
Securitas, ein bundesweit tätiges Sicherheitsunternehmen, fährt zum Beispiel seit mehreren Jahren im wohlhabenden Stadtteil Köln-Hahnwald Streife. Beauftragt wurde Securitas dazu von Hahnwalder Bürgern, die sich zu einer Interessengemeinschaft zusammengefunden haben. Doch Bernd Weiler von Securitas schätzt den Markt für Wohngebietsstreifen als relativ gering ein. So ein Service ist teuer. Die Mitglieder des Vereins „Sicherheit im Hahnwald“ zahlen einen Monatsbeitrag von 80 Euro. Mancherorts schließen sich Nachbarn daher zu Bürgerwehren zusammen. Bei diesem Stichwort verzieht Arno Helfrich das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Ist das Hysterie, dass die Menschen der Polizei die Arbeit abnehmen wollen? „Einerseits ist es gut, wenn dann mehr gesichert wird“, sagt Helfrich, „aber das allein reicht nicht. Die Leute müssen mitteilungsbedürftiger werden.“
Ist es also eine Frage der Kommunikation? Das Reihenhaus der Teupkes in München ist von allen Seiten gut einsehbar. Gegenüber wohnt ein Rentnerpaar, das viel zu Hause ist. Einige junge Familien wohnen in der Nachbarschaft. Man könnte sich kennen, aber der Kontakt hält sich in Grenzen. Meike Teupke sagt, „die Leute sind komisch. Wenn die Kinder zu laut sind, wird sofort gemeckert, aber sonst gucken alle weg.“
Der Kriminalhauptkommissar Heinrich Hauner ist so etwas wie Arno Helfrichs Außendienstmitarbeiter. Er ist bei Teupkes zu Besuch, um sie vor Ort zu beraten. „Es gibt drei messbare Größen, wodurch sich Einbrüche verhindern lassen“, sagt er, „mechanische Sicherheitsmaßnahmen, soziale Kontrolle und Alarmanlagen.“ Herr Hauner untersucht die Terrassentür, die mit einer Pilzzapfenverriegelung ausgestattet ist. Hinter dem komplizierten Wort steckt ein einfacher Mechanismus: Schließt man die Tür, schiebt sich der pilzförmige Zapfen so in eine Schiene, dass man ihn nicht nach oben raus hebeln, sondern nur seitlich heraus schieben kann. Vorausgesetzt, die zugehörigen Beschläge passen. Das ist bei Teupkes nicht der Fall. Der Austausch dürfte um die 500 Euro kosten, schätzt Hauner.
Die Hausherrin steht mit verschränkten Armen auf ihrer Terrasse. „Aber Sie fangen auch ein paar Einbrecher, ab und zu?“, fragt sie vorsichtig. Tatsächlich ist die Aufklärungsquote bei Einbrüchen mäßig. Sie lag 2013 bei 15,5 Prozent, das ist der schlechteste Wert seit Mitte der Neunzigerjahre. Die Einbruchsqualität ist dagegen gestiegen. Die Täter sind schneller, hinterlassen kaum Spuren und sie sind organisierter. Gerade mit Einbrecherbanden, die von Stadt zu Stadt durch Europa ziehen, tut sich die Polizei schwer. „Bei den neuen Serientätern braucht man einen langen Atem“, erklärt Arno Helfrich. Längst arbeiten Polizisten europaweit zusammen.
Die Teupkes haben den Schock überwunden. Und Meike Teupke gibt es am meisten Sicherheit, zu handeln. Erst 2010 hatten sie ihr neues Reihenhaus bezogen. Über Sicherheitstechnik hatten sie sich beim Bauen keine Gedanken gemacht. Sie befinden sich damit in guter Gesellschaft. Beim Brandschutz müssen sich Bauherren in Deutschland an strenge Vorgaben halten, doch was die Sicherheit angeht, hinkt das Baurecht hinterher. In den Niederlanden sind Sicherheitsmaßnahmen für Neu- und Umbauten Vorschrift. Warum das vorbildlich ist, fasst Arno Helfrich zusammen: „Der Einbrecher ist ein fauler Hund. Wenn er nicht schnell drin ist, versucht er es woanders.“
Vor Ort klopft Herr Hauner die Wände von Familie Teupkes Kellerschächten ab und zeigt, wie sich die Gitterroste über den Schächten fixieren ließen, damit man sie von oben nicht einfach heraus heben kann. „Im Prinzip sorgen wir hiermit für Verdrängung“, sagt auch Heinrich Hauner. Wenn ein Haus oder eine Wohnung gut gesichert ist, versuchen es die Täter oft gar nicht erst und gehen weiter zum Nachbarn. Gleiches gilt für Alarmanlagen. Die wäre für das Haus der Teupkes nicht unter 5000 Euro zu haben. Herr Hauner erklärt, dass die Anlagen aufgrund der Lärmbelästigung nach drei Minuten wieder ausgehen müssen. Manche Täter warten das einfach ab. Wenn die Anlage keine Weiterschaltung an jemanden auslöst, der die Polizei ruft oder selbst nachschaut, ist man auf Reaktionen aus der Nachbarschaft angewiesen. Und die bleiben häufig aus.
Sicherheitsgefühl ist etwas Subjektives. Und gerade Einbruchsopfern können die richtigen Maßnahmen helfen, sich wieder wohler zu fühlen in den eigenen vier Wänden. „Der Trend geht zur Prävention“, sagt Arno Helfrich. Und da ist weniger mehr. Mit der richtigen Beratung kann man viel Geld sparen. Bessere Schlösser und gesicherte Lichtschächte erhöhen die Sicherheit, aber sie helfen der Polizei nicht bei der Ermittlungsarbeit. Es gibt keine bundesweiten Zahlen, doch Lars van Beek, Leiter der Abteilung für regionale Kriminalität der Polizei Bremen schätzt, der größte Teil der Festnahmen bei Wohnungseinbrüchen in der Hansestadt gehe auf Bürgerhinweise zurück. In München hat die Polizei im vergangenen Jahr auf diese Weise 26 Täter erwischt, sagt Herr Hauner. Beim Wählen der 110 sind die Leute allerdings zurückhaltend. Sie können oft nicht einschätzen, ob es ein Bekannter, ein Handwerker oder ein Einbrecher ist, der beim Nachbarn vor der Tür steht. In der Großstadt können die Täter sich gut im Schutz der Anonymität bewegen. In ländlicheren Gebieten, wo jeder jeden kennt, ist die soziale Kontrolle größer. Das erhöht die Sicherheit.
Die Polizei gibt Listen mit zertifizierten Herstellern einbruchshemmender Produkte heraus. Bei denen wird sich Frau Teupke bald melden. „Da müssen wir nachrüsten“, sagt sie. Bald fahren sie in den Urlaub. So schnell wird es mit der Nachrüstung nichts werden. Meike Teupke ist nicht die Sorte Mensch, die einen hohen Zaun um ihren Garten baut. Sie hat Nachbarn beauftragt, sich um die Blumen zu kümmern und nach dem Rechten zu sehen. Und sie will auch bei denen klingeln, die sie bisher noch nicht oder nur vom Sehen kennt, um sie über den Einbruch zu informieren und um sich besser kennenzulernen.
„Es muss ja nicht gleich die Bürgerwehr sein“, sagt Arno Helfrich. Manchmal reicht es auch, sich nachbarschaftlich zu vernetzen und ein bisschen aufeinander zu achten.
Die Zahl der Wohnungseinbrüche nimmt seit 2009 zu. Deshalb geht der Trend zur Prävention. Und wer sein Haus schützt, erspart sich viel Ärger.
Die Zahl der Wohnungseinbruchdiebstähle nimmt hierzulande seit 2009 kontinuierlich zu. Die gerade erschienene Kriminalstatistik für 2013 verzeichnet einen Anstieg um 3,7 Prozent auf 149500 Fälle. Das bedeutet, dass statistisch gesehen alle dreieinhalb Minuten ein Einbruch verübt wird. Es gibt ein Nord-Süd-Gefälle in der Republik, und in Großstädten wie Berlin, Hamburg oder Bremen sind Bürger besonders betroffen. Und wer glaubt, Einbrecher kämen meist nachts oder zur Urlaubszeit, der täuscht sich. Sie kommen, wenn keiner zu Hause ist. Weil immer mehr Menschen länger arbeiten, nehmen Einbrüche am Tag zu. Die Dämmerung ist ein beliebter Zeitpunkt.
Familie Teupke (Name geändert) bewohnt ein Reihenhaus in einem Münchner Vorort. Es war Mitte März, die Söhne von Meike Teupke waren beim Fußballtraining. Als der Jüngere mit einem verletzten Daumen nach Hause kam, rief Frau Teupke ihren Mann an, ob er den großen Sohn auf dem Heimweg von der Arbeit beim Training abholen könne und fuhr mit dem Kleinen ins Krankenhaus. „Da war es ungefähr halb sieben und es dämmerte. Ich habe sonst immer eine Lampe angelassen, wenn wir weg sind, nur an diesem Abend nicht“, erzählt sie.
Als Familie Teupke gegen halb neun nach Hause kam, brannten alle Lichter. Die Terrassentür stand offen. Die Personalausweise, die Eheringe, eine Festplatte, Passbilder und 50 Schweizer Franken waren weg. Meike Teupke glaubt, dass sie die Täter überraschten und sich der Schaden daher noch in Grenzen hielt. „Man wird echt argwöhnisch“, sagt Meike Teupke, die sich fragt, ob sie vor dem Einbruch beobachtet wurde. Die 47-Jährige Krankenschwester aus dem Rheinland war wie die meisten Betroffenen nach dem Einbruch erst mal geschockt.
Ein Einbruch ist ein massiver Eingriff in die Privatsphäre. Im Wohnzimmer hatten die Kinder Lego-Konstruktionen aufgebaut, die sie auf dem Flohmarkt verkaufen wollten. Die Täter haben nichts davon zerstört. „Die müssen auf Zehenspitzen da durch sein“, sagt Meike Teupke. Ihr Mann nimmt jetzt immer seinen Geldbeutel mit ans Bett, wenn er schlafen geht. Und die Kinder haben gelernt, niemanden herein zu lassen, wenn es an der Tür klingelt und sie alleine zu Hause sind.
„Viele Bürger sind nach einem Einbruch völlig durch den Wind“, sagt Arno Helfrich. Seine Berater sind bis September ausgebucht. Das Telefon klingelt ständig. Oft fällt die Frage, was man selbst tun kann, um sich zu schützen – auch gegen die Angst vor Einbrechern.
Securitas, ein bundesweit tätiges Sicherheitsunternehmen, fährt zum Beispiel seit mehreren Jahren im wohlhabenden Stadtteil Köln-Hahnwald Streife. Beauftragt wurde Securitas dazu von Hahnwalder Bürgern, die sich zu einer Interessengemeinschaft zusammengefunden haben. Doch Bernd Weiler von Securitas schätzt den Markt für Wohngebietsstreifen als relativ gering ein. So ein Service ist teuer. Die Mitglieder des Vereins „Sicherheit im Hahnwald“ zahlen einen Monatsbeitrag von 80 Euro. Mancherorts schließen sich Nachbarn daher zu Bürgerwehren zusammen. Bei diesem Stichwort verzieht Arno Helfrich das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Ist das Hysterie, dass die Menschen der Polizei die Arbeit abnehmen wollen? „Einerseits ist es gut, wenn dann mehr gesichert wird“, sagt Helfrich, „aber das allein reicht nicht. Die Leute müssen mitteilungsbedürftiger werden.“
Ist es also eine Frage der Kommunikation? Das Reihenhaus der Teupkes in München ist von allen Seiten gut einsehbar. Gegenüber wohnt ein Rentnerpaar, das viel zu Hause ist. Einige junge Familien wohnen in der Nachbarschaft. Man könnte sich kennen, aber der Kontakt hält sich in Grenzen. Meike Teupke sagt, „die Leute sind komisch. Wenn die Kinder zu laut sind, wird sofort gemeckert, aber sonst gucken alle weg.“
Der Kriminalhauptkommissar Heinrich Hauner ist so etwas wie Arno Helfrichs Außendienstmitarbeiter. Er ist bei Teupkes zu Besuch, um sie vor Ort zu beraten. „Es gibt drei messbare Größen, wodurch sich Einbrüche verhindern lassen“, sagt er, „mechanische Sicherheitsmaßnahmen, soziale Kontrolle und Alarmanlagen.“ Herr Hauner untersucht die Terrassentür, die mit einer Pilzzapfenverriegelung ausgestattet ist. Hinter dem komplizierten Wort steckt ein einfacher Mechanismus: Schließt man die Tür, schiebt sich der pilzförmige Zapfen so in eine Schiene, dass man ihn nicht nach oben raus hebeln, sondern nur seitlich heraus schieben kann. Vorausgesetzt, die zugehörigen Beschläge passen. Das ist bei Teupkes nicht der Fall. Der Austausch dürfte um die 500 Euro kosten, schätzt Hauner.
Die Hausherrin steht mit verschränkten Armen auf ihrer Terrasse. „Aber Sie fangen auch ein paar Einbrecher, ab und zu?“, fragt sie vorsichtig. Tatsächlich ist die Aufklärungsquote bei Einbrüchen mäßig. Sie lag 2013 bei 15,5 Prozent, das ist der schlechteste Wert seit Mitte der Neunzigerjahre. Die Einbruchsqualität ist dagegen gestiegen. Die Täter sind schneller, hinterlassen kaum Spuren und sie sind organisierter. Gerade mit Einbrecherbanden, die von Stadt zu Stadt durch Europa ziehen, tut sich die Polizei schwer. „Bei den neuen Serientätern braucht man einen langen Atem“, erklärt Arno Helfrich. Längst arbeiten Polizisten europaweit zusammen.
Die Teupkes haben den Schock überwunden. Und Meike Teupke gibt es am meisten Sicherheit, zu handeln. Erst 2010 hatten sie ihr neues Reihenhaus bezogen. Über Sicherheitstechnik hatten sie sich beim Bauen keine Gedanken gemacht. Sie befinden sich damit in guter Gesellschaft. Beim Brandschutz müssen sich Bauherren in Deutschland an strenge Vorgaben halten, doch was die Sicherheit angeht, hinkt das Baurecht hinterher. In den Niederlanden sind Sicherheitsmaßnahmen für Neu- und Umbauten Vorschrift. Warum das vorbildlich ist, fasst Arno Helfrich zusammen: „Der Einbrecher ist ein fauler Hund. Wenn er nicht schnell drin ist, versucht er es woanders.“
Vor Ort klopft Herr Hauner die Wände von Familie Teupkes Kellerschächten ab und zeigt, wie sich die Gitterroste über den Schächten fixieren ließen, damit man sie von oben nicht einfach heraus heben kann. „Im Prinzip sorgen wir hiermit für Verdrängung“, sagt auch Heinrich Hauner. Wenn ein Haus oder eine Wohnung gut gesichert ist, versuchen es die Täter oft gar nicht erst und gehen weiter zum Nachbarn. Gleiches gilt für Alarmanlagen. Die wäre für das Haus der Teupkes nicht unter 5000 Euro zu haben. Herr Hauner erklärt, dass die Anlagen aufgrund der Lärmbelästigung nach drei Minuten wieder ausgehen müssen. Manche Täter warten das einfach ab. Wenn die Anlage keine Weiterschaltung an jemanden auslöst, der die Polizei ruft oder selbst nachschaut, ist man auf Reaktionen aus der Nachbarschaft angewiesen. Und die bleiben häufig aus.
Sicherheitsgefühl ist etwas Subjektives. Und gerade Einbruchsopfern können die richtigen Maßnahmen helfen, sich wieder wohler zu fühlen in den eigenen vier Wänden. „Der Trend geht zur Prävention“, sagt Arno Helfrich. Und da ist weniger mehr. Mit der richtigen Beratung kann man viel Geld sparen. Bessere Schlösser und gesicherte Lichtschächte erhöhen die Sicherheit, aber sie helfen der Polizei nicht bei der Ermittlungsarbeit. Es gibt keine bundesweiten Zahlen, doch Lars van Beek, Leiter der Abteilung für regionale Kriminalität der Polizei Bremen schätzt, der größte Teil der Festnahmen bei Wohnungseinbrüchen in der Hansestadt gehe auf Bürgerhinweise zurück. In München hat die Polizei im vergangenen Jahr auf diese Weise 26 Täter erwischt, sagt Herr Hauner. Beim Wählen der 110 sind die Leute allerdings zurückhaltend. Sie können oft nicht einschätzen, ob es ein Bekannter, ein Handwerker oder ein Einbrecher ist, der beim Nachbarn vor der Tür steht. In der Großstadt können die Täter sich gut im Schutz der Anonymität bewegen. In ländlicheren Gebieten, wo jeder jeden kennt, ist die soziale Kontrolle größer. Das erhöht die Sicherheit.
Die Polizei gibt Listen mit zertifizierten Herstellern einbruchshemmender Produkte heraus. Bei denen wird sich Frau Teupke bald melden. „Da müssen wir nachrüsten“, sagt sie. Bald fahren sie in den Urlaub. So schnell wird es mit der Nachrüstung nichts werden. Meike Teupke ist nicht die Sorte Mensch, die einen hohen Zaun um ihren Garten baut. Sie hat Nachbarn beauftragt, sich um die Blumen zu kümmern und nach dem Rechten zu sehen. Und sie will auch bei denen klingeln, die sie bisher noch nicht oder nur vom Sehen kennt, um sie über den Einbruch zu informieren und um sich besser kennenzulernen.
„Es muss ja nicht gleich die Bürgerwehr sein“, sagt Arno Helfrich. Manchmal reicht es auch, sich nachbarschaftlich zu vernetzen und ein bisschen aufeinander zu achten.