Bramsche – Beweisen lässt sich die Sache nicht. Aber Hans-Christian Sanders ist sich sicher: „Die Bettdecken hatten Schuld.“ Er sagt das mit einem Schmunzeln, denn der Fall ist skurril. Wochenlang hatten die Spieler der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in den Sommernächten 2012 ihr Haupt auf Erzeugnissen von Sanders’ Bettwaren-Unternehmen gebettet. Bis nach Frankreich, wo sich die Kicker auf die Europameisterschaft vorbereiteten, ließen sie sich Decken einer speziellen Produktreihe aus Bramsche schicken. Denn die Universität Regensburg hatte in Studien in einem Schlaflabor nachgewiesen, dass diese Produkte die Tiefschlafphase verlängern. Und die ist für die Regeneration des Körpers besonders wichtig.
Mit Sanders Bettwäschen kann man die Tiefschlafphase verlängern. Das wies die Uni Regensburg im Schlaflabor nach.
Als dann das Turnier in Polen und der Ukraine begann, schlummerten die Kicker in bewährter Manier unter den Sanders-Decken. Und tagsüber bekamen die Gegner zu spüren, wie ausgeschlafen die Elf von Trainer Jogi Löw war. Doch in der Nacht vor dem Spiel gegen Italien, das über den Einzug ins Endspiel entschied, mussten sich die Spieler in ihrem Danziger Hotel mit herkömmlichen Bettwaren begnügen. Die Mannschaftsbetreuer hatten die Decken beim Umzug des Trosses von Warschau nach Danzig vergessen. Wie es weiterging, ist bekannt. Das Finale fand ohne Deutschland statt.
Auch in diesen Wochen hätten die deutschen Spieler bei der Fußball-Weltmeisterschaft in der Hitze Brasiliens Bettdecken, die den Schweiß abführen, wohl gut gebrauchen können. An dem Fußballfan Hans-Christian Sanders sollte es nicht liegen. Er wollte das Team wieder mit den „Climabalance“-Produkten ausstatten. Doch dann kam vom Deutschen Fußball Bund eine Absage: Mit der Nationalmannschaft sei diesmal keine PR möglich.
Unlängst hat Sanders aber einen Liefervertrag mit einem schwedischen Möbelhaus unterzeichnet. Ikea? Der Chef schmunzelt und schweigt. Außerdem hat die Firma einen chinesischen Matratzenhersteller als Partner gewonnen, der die Decken zu einer Luxusmarke in seinem Heimatland aufbauen will. Zu guter Letzt hat der Mittelständler im vergangenen Oktober eine Anleihe platziert, die ihm gegen ein ungewöhnlich hohes Zinsversprechen von 8,25 Prozent jährlich etwa 22 Millionen Euro in die Kasse brachte. Geld, mit dem vor allem Produktion und Vertrieb ausgebaut werden sollen. Es sieht also so aus, als stünde der Bettwarenhersteller vor einer vielversprechenden Zukunft. In fünf Jahren, so prognostiziert Sanders, werde der Umsatz gut 90 Millionen Euro betragen – etwa doppelt so viel wie im Jahr 2013.
Es gar nicht so lange her, dass das 1885 gegründete Unternehmen am Abgrund stand. Die Billigkonkurrenz aus China hatte Sanders viele Kunden weggeschnappt. Die Auftragsbücher waren leer, ein Großteil des Kapitals war aufgezehrt, und die Banken verweigerten weitere Unterstützung. Mithilfe von Familie und Freunden stemmte Sanders, Vater von vier Kindern, die Krise. Seit 2006 erwirtschaftet der Bettwarenspezialist wieder Gewinne.
Die Wende gelang, weil der Chef mit dem Rücken zur Wand eine weitreichende Entscheidung traf: Anstatt weiter nur Inletts, also das Innere der Bettdecken, herzustellen, produzierte das Unternehmen fortan auch ganze Kissen und Bettdecken. Das sorgte für Aufruhr in der Branche. Plötzlich war die Firma aus Bramsche ein Konkurrent für all diejenigen, die sie zuvor mit Inlets beliefert hatte. Aber Sanders war überzeugt: „Mit Gewebe allein können wir nicht überleben. Das ist die einzig richtige Entscheidung.“ Zu übermächtig erschien ihm die Konkurrenz aus Asien.
Sanders wollte sich jedoch abheben, investierte in die Erforschung neuer Produkte und stellte einen Verfahrenstechniker ein – was ungewöhnlich war in einer wenig innovativen Branche wie Bettwaren. Der Ingenieur, Sanders nennt ihn „einen Querdenker“, kam auf die Idee, in die Decken kleine quadratische Fenster aus löchrigem Polyester einzulassen, um den Feuchtigkeitstransport zu verbessern. Es folgten Messungen, Tests und Simulationen. Dann war sie fertig, die Klimabettdecke.
Was sie kann und warum sie deutlich teurer ist als herkömmliche Decken, erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Dazu bedarf es fachkundiger Beratung. Doch die ist immer seltener zu finden in der Bettenbranche, in der sich die Anzahl der Fachgeschäfte in den vergangenen 20 Jahren gedrittelt hat. Gerade noch 1000 Spezialläden gibt es in Deutschland. Nach Einschätzung von Sanders wird das Verkaufsstellennetz aber nicht weiter schrumpfen: „Gesundheit und Wellness erhalten mehr Aufmerksamkeit – davon profitieren auch Bettwarenanbieter.“ Vor einiger Zeit hat der Unternehmer einen neuen Absatzkanal für seine Produkte entdeckt: die Verkaufssender im Fernsehen. Anfangs hatte er Zweifel gehabt, ob dies ein geeigneter Weg sei, auch hochwertige Artikel zu verkaufen. Inzwischen ist er ein Fan dieses Vertriebswegs. Die Verkaufzahlen seien überwältigend, sagt er. Offensichtlich vertrauten viele Verbraucher den Verkäufern und Moderatoren auf dem Bildschirm.
Bedarf für neue Bettwaren gibt es Sanders zufolge in Deutschland genug. „Aus hygienischen Gründen sollten Kissen alle drei Jahre und Daunendecken alle fünf bis sieben Jahre gewechselt werden. Tatsächlich aber sind sie doppelt so lange in Gebrauch“, beobachtet der Firmenchef.
Das Unternehmen hat seine Produktionsstätten in Deutschland Schritt für Schritt dichtgemacht. Schon seit 1992 wird in der Ukraine gefertigt. Auf der grünen Wiese, fernab größerer Orte und nahe der Grenze zu Ungarn, fingen die Sanders-Leute mit einer Näherei an, später kam eine Weberei dazu. Heute ist der Standort mit 600 Mitarbeitern der wichtigste Pfeiler der Firmengruppe. Gefertigt werden dort nicht nur Kissen und Decken. Seit einiger Zeit produziert Sanders auch Gardinen – im Lohnauftrag für deutsche und internationale Kunden. „Hochprofitabel und ausbaufähig“ sei das, betont der Chef. Die politischen Unruhen in der Ukraine hätten das Geschäft nicht behindert. Die Produktion laufe auf Hochtouren und ohne Behinderungen. „Das erste Quartal war für unser Unternehmen in der Ukraine äußerst erfolgreich. Wir wollen dort weiter investieren“, betont Sanders.
Mit Sanders Bettwäschen kann man die Tiefschlafphase verlängern. Das wies die Uni Regensburg im Schlaflabor nach.
Als dann das Turnier in Polen und der Ukraine begann, schlummerten die Kicker in bewährter Manier unter den Sanders-Decken. Und tagsüber bekamen die Gegner zu spüren, wie ausgeschlafen die Elf von Trainer Jogi Löw war. Doch in der Nacht vor dem Spiel gegen Italien, das über den Einzug ins Endspiel entschied, mussten sich die Spieler in ihrem Danziger Hotel mit herkömmlichen Bettwaren begnügen. Die Mannschaftsbetreuer hatten die Decken beim Umzug des Trosses von Warschau nach Danzig vergessen. Wie es weiterging, ist bekannt. Das Finale fand ohne Deutschland statt.
Auch in diesen Wochen hätten die deutschen Spieler bei der Fußball-Weltmeisterschaft in der Hitze Brasiliens Bettdecken, die den Schweiß abführen, wohl gut gebrauchen können. An dem Fußballfan Hans-Christian Sanders sollte es nicht liegen. Er wollte das Team wieder mit den „Climabalance“-Produkten ausstatten. Doch dann kam vom Deutschen Fußball Bund eine Absage: Mit der Nationalmannschaft sei diesmal keine PR möglich.
Unlängst hat Sanders aber einen Liefervertrag mit einem schwedischen Möbelhaus unterzeichnet. Ikea? Der Chef schmunzelt und schweigt. Außerdem hat die Firma einen chinesischen Matratzenhersteller als Partner gewonnen, der die Decken zu einer Luxusmarke in seinem Heimatland aufbauen will. Zu guter Letzt hat der Mittelständler im vergangenen Oktober eine Anleihe platziert, die ihm gegen ein ungewöhnlich hohes Zinsversprechen von 8,25 Prozent jährlich etwa 22 Millionen Euro in die Kasse brachte. Geld, mit dem vor allem Produktion und Vertrieb ausgebaut werden sollen. Es sieht also so aus, als stünde der Bettwarenhersteller vor einer vielversprechenden Zukunft. In fünf Jahren, so prognostiziert Sanders, werde der Umsatz gut 90 Millionen Euro betragen – etwa doppelt so viel wie im Jahr 2013.
Es gar nicht so lange her, dass das 1885 gegründete Unternehmen am Abgrund stand. Die Billigkonkurrenz aus China hatte Sanders viele Kunden weggeschnappt. Die Auftragsbücher waren leer, ein Großteil des Kapitals war aufgezehrt, und die Banken verweigerten weitere Unterstützung. Mithilfe von Familie und Freunden stemmte Sanders, Vater von vier Kindern, die Krise. Seit 2006 erwirtschaftet der Bettwarenspezialist wieder Gewinne.
Die Wende gelang, weil der Chef mit dem Rücken zur Wand eine weitreichende Entscheidung traf: Anstatt weiter nur Inletts, also das Innere der Bettdecken, herzustellen, produzierte das Unternehmen fortan auch ganze Kissen und Bettdecken. Das sorgte für Aufruhr in der Branche. Plötzlich war die Firma aus Bramsche ein Konkurrent für all diejenigen, die sie zuvor mit Inlets beliefert hatte. Aber Sanders war überzeugt: „Mit Gewebe allein können wir nicht überleben. Das ist die einzig richtige Entscheidung.“ Zu übermächtig erschien ihm die Konkurrenz aus Asien.
Sanders wollte sich jedoch abheben, investierte in die Erforschung neuer Produkte und stellte einen Verfahrenstechniker ein – was ungewöhnlich war in einer wenig innovativen Branche wie Bettwaren. Der Ingenieur, Sanders nennt ihn „einen Querdenker“, kam auf die Idee, in die Decken kleine quadratische Fenster aus löchrigem Polyester einzulassen, um den Feuchtigkeitstransport zu verbessern. Es folgten Messungen, Tests und Simulationen. Dann war sie fertig, die Klimabettdecke.
Was sie kann und warum sie deutlich teurer ist als herkömmliche Decken, erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Dazu bedarf es fachkundiger Beratung. Doch die ist immer seltener zu finden in der Bettenbranche, in der sich die Anzahl der Fachgeschäfte in den vergangenen 20 Jahren gedrittelt hat. Gerade noch 1000 Spezialläden gibt es in Deutschland. Nach Einschätzung von Sanders wird das Verkaufsstellennetz aber nicht weiter schrumpfen: „Gesundheit und Wellness erhalten mehr Aufmerksamkeit – davon profitieren auch Bettwarenanbieter.“ Vor einiger Zeit hat der Unternehmer einen neuen Absatzkanal für seine Produkte entdeckt: die Verkaufssender im Fernsehen. Anfangs hatte er Zweifel gehabt, ob dies ein geeigneter Weg sei, auch hochwertige Artikel zu verkaufen. Inzwischen ist er ein Fan dieses Vertriebswegs. Die Verkaufzahlen seien überwältigend, sagt er. Offensichtlich vertrauten viele Verbraucher den Verkäufern und Moderatoren auf dem Bildschirm.
Bedarf für neue Bettwaren gibt es Sanders zufolge in Deutschland genug. „Aus hygienischen Gründen sollten Kissen alle drei Jahre und Daunendecken alle fünf bis sieben Jahre gewechselt werden. Tatsächlich aber sind sie doppelt so lange in Gebrauch“, beobachtet der Firmenchef.
Das Unternehmen hat seine Produktionsstätten in Deutschland Schritt für Schritt dichtgemacht. Schon seit 1992 wird in der Ukraine gefertigt. Auf der grünen Wiese, fernab größerer Orte und nahe der Grenze zu Ungarn, fingen die Sanders-Leute mit einer Näherei an, später kam eine Weberei dazu. Heute ist der Standort mit 600 Mitarbeitern der wichtigste Pfeiler der Firmengruppe. Gefertigt werden dort nicht nur Kissen und Decken. Seit einiger Zeit produziert Sanders auch Gardinen – im Lohnauftrag für deutsche und internationale Kunden. „Hochprofitabel und ausbaufähig“ sei das, betont der Chef. Die politischen Unruhen in der Ukraine hätten das Geschäft nicht behindert. Die Produktion laufe auf Hochtouren und ohne Behinderungen. „Das erste Quartal war für unser Unternehmen in der Ukraine äußerst erfolgreich. Wir wollen dort weiter investieren“, betont Sanders.