Ulrich Homburg ist offen und direkt. Wer den Personenverkehr-Vorstand der Deutschen Bahn schon mal auf einer Pressekonferenz erlebt hat, weiß: Wenn in seinem Bereich etwas schiefgelaufen ist, zeigt sich der 58-Jährige zerknirscht. Wenn er sich über etwas geärgert hat, poltert er los. Findet er etwas albern, spottet er. Und wenn er ratlos ist? Ist er ratlos. Das scheint zurzeit tatsächlich der Fall zu sein – jetzt, da die Bahn praktisch über Nacht eine immer stärker werdende Konkurrenz bekommen hat: den Fernbus.
Ein ratloser Mann: Ulrich Homburg, Personenverkehr-Vorstand der Deutschen Bahn, gibt zu, den Wachstum der Fernbusse unterschätzt zu haben.
Er gebe zu, sagt Homburg am Montagabend im Berliner Bahn-Tower, „die Geschwindigkeit haben wir sicherlich unterschätzt“. Obwohl der Markt für Fernbusse erst Anfang 2013 freigegeben wurde, hat der Schienenfernverkehr der Bahn im vergangenen Jahr bereits 20 Millionen Euro Umsatz eingebüßt, weil Menschen anstatt des Zuges lieber den Bus genommen haben. In diesem Jahr erwartet Homburg sogar eine Umsatzeinbuße von 50 Millionen Euro. Wobei „Umsatz“ in dem Fall gleichzusetzen ist mit „Gewinn“, denn die Züge fahren ja in jedem Fall – auch wenn sie leer sind. Jeder Fahrgast mehr bringt mehr Geld, ohne dabei die Kosten zu erhöhen. Jeder Fahrgast weniger wirkt sich also unmittelbar auf den Gewinn aus.
Natürlich war den Managern bei der Bahn klar gewesen, dass ihnen der Fernbus nach der Liberalisierung Fahrgäste wegnehmen würde. Schließlich sind die Fahrten in den Bussen meist deutlich billiger als Bahntickets. Dass aber so schnell so viele Fahrgäste umsteigen würden, hätte Homburg dann doch nicht gedacht. Seitdem der Fernbus-Markt freigegeben wurde, ist das Angebot rasant gestiegen. Gab es vor der Liberalisierung gerade mal 86 Verbindungen, so waren es Anfang 2014 schon 221. Erst Anfang dieser Woche haben Deutsche Post und ADAC mitgeteilt, dass sie von Mitte August an 30 weitere Ziele in ihren Fahrplan aufnehmen wollen. Damit wird es für die Bahn noch ein Stückchen schwieriger. Dabei macht ihr die Konkurrenz jetzt schon zu schaffen.
Homburg zufolge wurden 44 Prozent der Fahrgäste, die im vergangenen Jahr in einem Fernbus unterwegs waren, der Bahn abspenstig gemacht. Weitere 46 Prozent hätten sonst das Auto oder eine Mitfahrzentrale genutzt, und nur zehn Prozent seien tatsächlich Neuverkehr. „Der Markt für Mobilität wächst schon seit Jahren nicht mehr spürbar“, sagt Homburg. Mit jedem neuen Player, der an den Start gehe, verteile sich die Nachfrage also auf mehr Anbieter. Für die Bahn stelle sich daher die Frage, wie sie darauf reagieren solle – wie sie verhindern könne, dass sich andere ein immer größeres Stück aus dem nicht wachsenden Kuchen abschneiden. Eine Antwort hat Homburg darauf noch nicht.
Der Bahn-Vorstand ist überzeugt, dass keiner der derzeitigen Fernbus-Anbieter nennenswerte Gewinne macht. Auch die Bahn, die mit ihren Berlin-Linienbussen selbst zu den großen Fernbus-Anbietern gehört, schreibt nur knapp „eine schwarze Null“. Sobald eine Verbindung profitabel sei, gebe es sofort einen neuen Akteur, der auf dieselbe Linie dränge und noch billigere Tickets anbiete, stellt Homburg fest. Deshalb seien viele Busse, selbst auf stark nachgefragten Strecken, nicht ausgelastet.
Auch wenn Homburg noch keine Strategie hat, wie er auf die neue Konkurrenz reagieren soll, steht für ihn doch eines fest: Auf einen Preiskampf mit den Fernbussen wird er sich nicht einlassen. „Da könnten wir uns auch gleich umbringen.“ Anders als die Busse müsse die Bahn Trassenpreise zahlen und habe zudem viel höhere Personal- sowie Stationskosten. Ein Gedanke tröstet ihn: Trotz des rasanten Wachstums sind voriges Jahr gerade mal neun Millionen Menschen in Fernbusse gestiegen. In den Zügen der Bahn dagegen waren zwei Milliarden unterwegs.
Ein ratloser Mann: Ulrich Homburg, Personenverkehr-Vorstand der Deutschen Bahn, gibt zu, den Wachstum der Fernbusse unterschätzt zu haben.
Er gebe zu, sagt Homburg am Montagabend im Berliner Bahn-Tower, „die Geschwindigkeit haben wir sicherlich unterschätzt“. Obwohl der Markt für Fernbusse erst Anfang 2013 freigegeben wurde, hat der Schienenfernverkehr der Bahn im vergangenen Jahr bereits 20 Millionen Euro Umsatz eingebüßt, weil Menschen anstatt des Zuges lieber den Bus genommen haben. In diesem Jahr erwartet Homburg sogar eine Umsatzeinbuße von 50 Millionen Euro. Wobei „Umsatz“ in dem Fall gleichzusetzen ist mit „Gewinn“, denn die Züge fahren ja in jedem Fall – auch wenn sie leer sind. Jeder Fahrgast mehr bringt mehr Geld, ohne dabei die Kosten zu erhöhen. Jeder Fahrgast weniger wirkt sich also unmittelbar auf den Gewinn aus.
Natürlich war den Managern bei der Bahn klar gewesen, dass ihnen der Fernbus nach der Liberalisierung Fahrgäste wegnehmen würde. Schließlich sind die Fahrten in den Bussen meist deutlich billiger als Bahntickets. Dass aber so schnell so viele Fahrgäste umsteigen würden, hätte Homburg dann doch nicht gedacht. Seitdem der Fernbus-Markt freigegeben wurde, ist das Angebot rasant gestiegen. Gab es vor der Liberalisierung gerade mal 86 Verbindungen, so waren es Anfang 2014 schon 221. Erst Anfang dieser Woche haben Deutsche Post und ADAC mitgeteilt, dass sie von Mitte August an 30 weitere Ziele in ihren Fahrplan aufnehmen wollen. Damit wird es für die Bahn noch ein Stückchen schwieriger. Dabei macht ihr die Konkurrenz jetzt schon zu schaffen.
Homburg zufolge wurden 44 Prozent der Fahrgäste, die im vergangenen Jahr in einem Fernbus unterwegs waren, der Bahn abspenstig gemacht. Weitere 46 Prozent hätten sonst das Auto oder eine Mitfahrzentrale genutzt, und nur zehn Prozent seien tatsächlich Neuverkehr. „Der Markt für Mobilität wächst schon seit Jahren nicht mehr spürbar“, sagt Homburg. Mit jedem neuen Player, der an den Start gehe, verteile sich die Nachfrage also auf mehr Anbieter. Für die Bahn stelle sich daher die Frage, wie sie darauf reagieren solle – wie sie verhindern könne, dass sich andere ein immer größeres Stück aus dem nicht wachsenden Kuchen abschneiden. Eine Antwort hat Homburg darauf noch nicht.
Der Bahn-Vorstand ist überzeugt, dass keiner der derzeitigen Fernbus-Anbieter nennenswerte Gewinne macht. Auch die Bahn, die mit ihren Berlin-Linienbussen selbst zu den großen Fernbus-Anbietern gehört, schreibt nur knapp „eine schwarze Null“. Sobald eine Verbindung profitabel sei, gebe es sofort einen neuen Akteur, der auf dieselbe Linie dränge und noch billigere Tickets anbiete, stellt Homburg fest. Deshalb seien viele Busse, selbst auf stark nachgefragten Strecken, nicht ausgelastet.
Auch wenn Homburg noch keine Strategie hat, wie er auf die neue Konkurrenz reagieren soll, steht für ihn doch eines fest: Auf einen Preiskampf mit den Fernbussen wird er sich nicht einlassen. „Da könnten wir uns auch gleich umbringen.“ Anders als die Busse müsse die Bahn Trassenpreise zahlen und habe zudem viel höhere Personal- sowie Stationskosten. Ein Gedanke tröstet ihn: Trotz des rasanten Wachstums sind voriges Jahr gerade mal neun Millionen Menschen in Fernbusse gestiegen. In den Zügen der Bahn dagegen waren zwei Milliarden unterwegs.