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Entführte israelische Schüler sind tot

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Tel Aviv – Die drei entführten israelischen Jugendlichen sind im Westjordanland tot aufgefunden worden. Nach einer 18 Tage dauernden intensiven Suche wurden die Leichen am Montagabend nördlich von Hebron unter einem Steinhaufen entdeckt. Israels Premier Benjamin Netanjahu rief das Sicherheitskabinett zusammen, um über weitere Schritte zu beraten. Vor der Sitzung erklärte er: „Die Hamas ist verantwortlich, und die Hamas wird bezahlen“. Aus dem Gazastreifen meldete sich ein Sprecher der Organisation mit einer Warnung an Netanjahu. „Wenn er Gaza den Krieg erklärt, öffnet sich für ihn das Tor zur Hölle.“



Bei einem Gedenkgottesdienst in New York hält ein Kind das Foto der entführsten israelischen Jugendlichen.

Die 16 bis 19 Jahre alten Talmudschüler Eyal Yifrach, Gilad Schaer und Naftali Frenkel waren am 12. Juni verschwunden, als sie von einer Siedlung in der Nähe von Bethlehem aus per Anhalter zu ihren Eltern nach Hause fahren wollten. Einem der drei Jugendlichen war es noch gelungen, per Telefon die Polizei zu informieren. Allerdings wurde der Notruf zunächst als Scherz abgetan und nicht weiter verfolgt. Ersten Angaben zufolge waren die drei Jugendlichen schon kurz nach der Entführung erschossen worden.

Weit über die Suche nach den verschwundenen Schülern hinaus geriet die Aktion von Beginn an zum größten israelischen Militäreinsatz im besetzten Westjordanland seit dem Ende der zweiten Intifada im Jahr 2005. Häuser wurden durchsucht, Straßensperren errichtet und mehrere hundert Palästinenser, zumeist Mitglieder der radikalislamischen Hamas, verhaftet. Dies zielte darauf ab, die Infrastruktur der Organisation weitgehend zu zerschlagen.

Am Montagabend kündigte auch Wirtschaftsminister Naftali Bennett harte Reaktionen an. „Dies ist eine Zeit für Taten, nicht für Worte“, sagte er. „Es gibt keine Gnade für Kindermörder.“ Vize-Verteidigungsminister Danny Danon forderte, „dieses tragische Ende muss auch das Ende der Hamas sein“. Die gesamte palästinensische Führung müsse einen hohen Preis zahlen. Nahe Hebron wurden israelische Truppen zusammengezogen. Aus zwei Dörfern wurden heftige Schusswechsel gemeldet. Schon in den vergangenen Tagen hatte sich die Lage auch rund um den Gazastreifen deutlich zugespitzt.

Neben der Militäraktion verfolgt Netanjahu das Ziel, einen Keil in die erst vor kurzem gebildete Einheitsregierung der Hamas und der Fatah von Präsident Mahmud Abbas zu treiben. Abbas verurteilte nach anfänglichem Schweigen die Entführung, seine Sicherheitskräfte kooperierten mit den Israelis bei der Suche nach Tätern und Opfern. Nach dem Fund der Leichen berief er eine Dringlichkeitssitzung der Palästinenserführung ein. Die Hamas hat sich zwar nie zu der Tat bekannt, sie jedoch als Mittel zur Freipressung palästinensischer Gefangener zur Heldentat verklärt.

US-Präsident Barack Obama bezeichnete den Mord an den Schülern als „sinnlosen Terrorakt gegen unschuldige Jugendliche“. Bundeskanzlerin Angela Merkel reagierte „geschockt“ auf die Nachricht. „Es handelt sich um eine verabscheuenswürdige Tat, für die es keinerlei Entschuldigung geben kann“, erklärte sie.

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