Paris – Er fühlt sich rein und unschuldig wie ein Lamm. „Niemals“, so hat Nicolas Sarkozy im Fernsehinterview geschworen, „niemals habe ich das Vertrauen der Franzosen gebrochen.“ Genauso, wie der Ex-Präsident „niemals“ etwas getan haben will, „was gegen das Recht verstößt“. Sarkozy, seit Dienstag der Korruption und der illegalen Einflussnahme verdächtigt, wähnt sich als Opfer. Die Bösewichte, die wahren Täter sieht er auf der anderen Seite: Unter jenen, die ihn seit Jahren „jagen“ würden und die ihn nun in 15-stündigen Vernehmungen „erniedrigt“ hätten – in der Justiz also. Es ist eine alte Feindschaft, die Frankreichs früherer Präsident da im Fernsehen zelebrierte.
Nicolas Sarkozy fühlt sich nicht nur von der Presse, sondern auch von der Justiz verfolgt.
Schon vor zehn Jahren, damals noch als Innenminister, hatte er einen Magistrat wegen dessen lästigen Ermittlungseifers attackiert. Allen voran die Untersuchungsrichter ziehen seinen Zorn auf sich. Sie dürfen in Frankreich in größter Unabhängigkeit und mit bisweilen erstaunlich drastischen Methoden ermitteln: Sarkozys Telefonate mit seinem Anwalt wurden monatelang abgehört. Mal beschimpfte er die Richter als „kleine Erbsen“, mal wollte er sie gleich ganz abschaffen. Nun greift Sarkozy wieder an. Per Breitseite prangert er eine angebliche „politische Instrumentalisierung der Justiz“ an. Und er teilt gezielte Hiebe aus: Allen voran attackiert der frühere Präsident „diese beiden Damen“, die ihn kurz nach Mitternacht am Mittwochmorgen – bewacht von fünf Polizisten – zum Verhör in Paris einbestellt und „grotesken Vorwürfen“ ausgesetzt hätten. Beide Untersuchungsrichterinnen, so lautet sein Vorwurf, seien voreingenommen und parteiisch. Sie wollten „Revanche“, nicht Gerechtigkeit.
Sarkozy ging im TV-Interview nicht so weit, die Namen seiner angeblichen Häscherinnen zu nennen. Aber sie sind bekannt. Patricia Simon und Claire Thépaut, Sarkozys „Damen“ genießen unter Kollegen wie sogar bei Anwälten von Mandanten, denen sie in der Vergangenheit zusetzen, einen ausgezeichneten Ruf. Patricia Simon, mit 47 Jahren die Ältere und Erfahrene der beiden, hat sich vor Jahren auf Finanzdelikte und Korruption spezialisiert und steht im Ruf, eine hartnäckige Ermittlerin und „ein wahres Arbeitstier“ zu sein.
Claire Thépaut, 42 Jahre alt, arbeitete jahrelang in den rauen Vorstädten nördlich von Paris, ehe sie vor zwei Jahren auf ihren heutigen Posten als Untersuchungsrichterin für Wirtschafts- und Finanzkriminalität im Herzen der Hauptstadt wechselte. Von keiner der beiden Frauen gibt es Fotos, ihre Gesichter bleiben anonym. Das dient auch ihrer Sicherheit – denn Sarkozys Helfer sind seit Dienstag dabei, ein Zerrbild von ihnen zu malen. In ihr Visier geraten ist vor allem Claire Thépaut. Prominente Politiker aus den Reihen der konservativen Oppositionspartei UMP werfen ihr „Parteilichkeit“ vor und unterstellen ihr, sie sei gegenüber Sarkozy „von Gefühlen des Hasses“ getrieben. Als Beweis genügt ihnen Thépauts Mitgliedschaft in einer kleinen, sehr wohl linken Gewerkschaft: dem Syndicat de la Magistrature (SM).
Diese linke Standesorganisation war zu zweifelhaftem Ruhm gelangt, als Journalisten in ihrem Büro eine Pinnwand voller Fotos französischer Prominenter entdeckten: „Mur de Cons“ (Mauer der Idioten) stand über den Konterfeis zumeist rechter Politiker, Publizisten und Journalisten – und mittendrin hing ein Bild von Sarkozy. Zudem hatte das Syndikat 2012 dazu aufgerufen, bei der Präsidentschaftswahl gegen Sarkozy zu stimmen.
Jenseits des Gewerkschaftsausweises gibt es keine Beweise für eine persönliche Befangenheit der Richterin. Rechte Vorhaltungen, Thépaut sei einst Funktionärin der Gewerkschaft gewesen oder habe einen Hetzartikel gegen Sarkozy verfasst, erwiesen sich als falsch. Auch der Verdacht, sie sei von der linken Regierung gesteuert worden, zerstoben. Was zurückbleibt sind Zitate aus einem Interview, in dem Thépaut nach der Abwahl Sarkozys die Hoffnung äußerte, fortan wieder „in Ruhe und Gelassenheit“ und „mit mehr Respekt für die Gewaltenteilung“ arbeiten zu können.
Beim Volk scheinen die Klagen Sarkozys bisher wenig zu verfangen. 63 Prozent seiner Landsleute glauben laut einer Umfrage im Le Parisien vom Donnerstag, ihr ehemaliges Staatsoberhaupt werde von der Justiz „wie jeder andere Verdächtige auch“ behandelt. Allerdings äußern 80 Prozent der UMP-Anhänger den Verdacht, Sarkozy werde übermäßig hart angefasst. Sarkozys Sterne scheinen unter dem Eindruck seiner Affären zu sinken. Laut einer Umfrage des Fernsehsenders BFMTV hoffen zwar 75 Prozent seiner Parteifreunde, dass ihr Idol 2017 bei der Präsidentschaftswahl wieder antritt. Aber 65 Prozent aller Franzosen haben genug von ihm.
Nicolas Sarkozy fühlt sich nicht nur von der Presse, sondern auch von der Justiz verfolgt.
Schon vor zehn Jahren, damals noch als Innenminister, hatte er einen Magistrat wegen dessen lästigen Ermittlungseifers attackiert. Allen voran die Untersuchungsrichter ziehen seinen Zorn auf sich. Sie dürfen in Frankreich in größter Unabhängigkeit und mit bisweilen erstaunlich drastischen Methoden ermitteln: Sarkozys Telefonate mit seinem Anwalt wurden monatelang abgehört. Mal beschimpfte er die Richter als „kleine Erbsen“, mal wollte er sie gleich ganz abschaffen. Nun greift Sarkozy wieder an. Per Breitseite prangert er eine angebliche „politische Instrumentalisierung der Justiz“ an. Und er teilt gezielte Hiebe aus: Allen voran attackiert der frühere Präsident „diese beiden Damen“, die ihn kurz nach Mitternacht am Mittwochmorgen – bewacht von fünf Polizisten – zum Verhör in Paris einbestellt und „grotesken Vorwürfen“ ausgesetzt hätten. Beide Untersuchungsrichterinnen, so lautet sein Vorwurf, seien voreingenommen und parteiisch. Sie wollten „Revanche“, nicht Gerechtigkeit.
Sarkozy ging im TV-Interview nicht so weit, die Namen seiner angeblichen Häscherinnen zu nennen. Aber sie sind bekannt. Patricia Simon und Claire Thépaut, Sarkozys „Damen“ genießen unter Kollegen wie sogar bei Anwälten von Mandanten, denen sie in der Vergangenheit zusetzen, einen ausgezeichneten Ruf. Patricia Simon, mit 47 Jahren die Ältere und Erfahrene der beiden, hat sich vor Jahren auf Finanzdelikte und Korruption spezialisiert und steht im Ruf, eine hartnäckige Ermittlerin und „ein wahres Arbeitstier“ zu sein.
Claire Thépaut, 42 Jahre alt, arbeitete jahrelang in den rauen Vorstädten nördlich von Paris, ehe sie vor zwei Jahren auf ihren heutigen Posten als Untersuchungsrichterin für Wirtschafts- und Finanzkriminalität im Herzen der Hauptstadt wechselte. Von keiner der beiden Frauen gibt es Fotos, ihre Gesichter bleiben anonym. Das dient auch ihrer Sicherheit – denn Sarkozys Helfer sind seit Dienstag dabei, ein Zerrbild von ihnen zu malen. In ihr Visier geraten ist vor allem Claire Thépaut. Prominente Politiker aus den Reihen der konservativen Oppositionspartei UMP werfen ihr „Parteilichkeit“ vor und unterstellen ihr, sie sei gegenüber Sarkozy „von Gefühlen des Hasses“ getrieben. Als Beweis genügt ihnen Thépauts Mitgliedschaft in einer kleinen, sehr wohl linken Gewerkschaft: dem Syndicat de la Magistrature (SM).
Diese linke Standesorganisation war zu zweifelhaftem Ruhm gelangt, als Journalisten in ihrem Büro eine Pinnwand voller Fotos französischer Prominenter entdeckten: „Mur de Cons“ (Mauer der Idioten) stand über den Konterfeis zumeist rechter Politiker, Publizisten und Journalisten – und mittendrin hing ein Bild von Sarkozy. Zudem hatte das Syndikat 2012 dazu aufgerufen, bei der Präsidentschaftswahl gegen Sarkozy zu stimmen.
Jenseits des Gewerkschaftsausweises gibt es keine Beweise für eine persönliche Befangenheit der Richterin. Rechte Vorhaltungen, Thépaut sei einst Funktionärin der Gewerkschaft gewesen oder habe einen Hetzartikel gegen Sarkozy verfasst, erwiesen sich als falsch. Auch der Verdacht, sie sei von der linken Regierung gesteuert worden, zerstoben. Was zurückbleibt sind Zitate aus einem Interview, in dem Thépaut nach der Abwahl Sarkozys die Hoffnung äußerte, fortan wieder „in Ruhe und Gelassenheit“ und „mit mehr Respekt für die Gewaltenteilung“ arbeiten zu können.
Beim Volk scheinen die Klagen Sarkozys bisher wenig zu verfangen. 63 Prozent seiner Landsleute glauben laut einer Umfrage im Le Parisien vom Donnerstag, ihr ehemaliges Staatsoberhaupt werde von der Justiz „wie jeder andere Verdächtige auch“ behandelt. Allerdings äußern 80 Prozent der UMP-Anhänger den Verdacht, Sarkozy werde übermäßig hart angefasst. Sarkozys Sterne scheinen unter dem Eindruck seiner Affären zu sinken. Laut einer Umfrage des Fernsehsenders BFMTV hoffen zwar 75 Prozent seiner Parteifreunde, dass ihr Idol 2017 bei der Präsidentschaftswahl wieder antritt. Aber 65 Prozent aller Franzosen haben genug von ihm.