Vor Jahrhunderten war die Versicherung eine einfache Sache. Mit den Feuergilden entstanden kleine Kollektive, bei denen jedes Mitglied Geld oder Sachleistungen einbrachte. Kam es zu einem Brand, wurde dem betroffenen Mitglied damit geholfen. Heute tummeln sich Versicherer mit versicherungsmathematischen Modellen auf dem Markt, von denen einem ganz schwindelig wird.
Schäden werden aus dem Töpfen der Freunde gezahlt, wenn sie nicht allzu groß sind.
Tim Kunde will das ändern. Er ist Geschäftsführer der Alecto GmbH, die seit vier Jahren mit der Marke Friendsurance als Versicherungsmakler aktiv ist. Die Grundidee: Kunden bilden mit ihren Freunden Gruppen, die Teile ihrer Prämie in einen Topf einzahlen. Daraus werden Selbstbehalte bei Schäden bezahlt. Gibt es keine Schäden, erhalten sie Geld zurück.
Die Idee des Berliner Start-ups hat gerade zwei neue Investoren überzeugt: die Beteiligungsfirmen Vantage Fund und Horizons Ventures. Horizons gehört dem Investor Li Ka-Shing aus Hongkong. Er gilt als einer der reichsten Menschen Asiens und hat bereits in eine Reihe von Internetunternehmen investiert, darunter Facebook, Spotify und Skype.
Auch wenn die Idee von Friendsurance auf den ersten Blick leicht verständlich klingt, steckt dahinter ein komplexes System. Dabei nutzt der Makler Policen mit einer hohen Selbstbeteiligung, die entsprechend billig sind. Dafür muss der Kunde bei einem Schaden eben einen großen Teil selbst tragen. Das Besondere: Im Schadensfall zahlt nicht der Versicherte allein den Selbstbehalt, sondern eine ganze Gruppe. Beispiel: Ein Kunde schließt über Friendsurance eine Versicherung mit einer Prämie von 100 Euro ab. 60 Euro fließen an den Hauptversicherer für die Police mit hohem Selbstbehalt, 40 Euro an Friendsurance. Der Makler leitet einen Teil der 40 Euro an einen Spezialversicherer weiter.
Die Versicherten können sich in Gruppen bis zu 13 Personen zusammenfinden. Friendsurance unterstützt die Suche nach Gruppenmitgliedern. Jeder Interessent schließt zuerst den Versicherungsvertrag ab. Dann kann er über die Community auf der Internetseite des Maklers seine Gruppe bilden. Entweder lädt man Freunde ein, die noch keine Kunden bei Friendsurance sind. Schließen sie ebenfalls eine Versicherung über das Unternehmen ab, dürfen sie mit in die Gruppe. Oder Friendsurance erkennt automatisch, dass eine Gruppe noch nicht voll ist. Dann erhält man Vorschläge von Kunden, die ebenfalls noch Lücken in ihrer Gruppe haben. Der Versicherte bekommt ihre Namen und Fotos angezeigt. Dann kann sich jeder Kunde entscheiden, ob er sie in seine Gruppe einladen will. Die 40 Euro jedes Mitglieds fließen in einen Gruppentopf.
Bei einem Schaden zahlt ganz normal der Hauptversicherer – aber der einzelne Kunde hat ja einen besonders günstigen Vertrag mit einem sehr hohen Selbstbehalt abgeschlossen. Dieser Selbstbehalt wird mit dem Geld aus dem Topf gedeckt. Meldet niemand einen Schaden, bekommen alle einen Teil des Geldes zurück. So weit alles wie bei einer Feuergilde. Es kann allerdings auch zu Schäden kommen, bei denen der Selbstbehalt so hoch ist, dass er nicht mit dem Geld aus dem Topf beglichen werden kann. Dann springt der Spezialversicherer ein.
Bereits vor zehn Jahren hatte Gründer Tim Kunde mit Sebastian Herfurth die Idee für das Unternehmen. „Viele Kunden brauchen ihre Versicherung kaum, müssen aber für Verwaltung, Schäden und Betrug Dritter zahlen“, sagt Kunde. Mit Friendsurance soll das anders sein.
Verbraucherschützer raten dennoch zur Vorsicht. „Versicherungen müssen bedarfsgerecht sein“, sagt ein Sprecher des Bundes der Versicherten. „Wenn man sich zu sehr darauf konzentriert, durch das Freunde-System Geld zu sparen, kann man am Ende mit einem falschen Vertrag heraus kommen.“ Besser sei es, sich einen guten Vertrag zu suchen, der den Bedarf trifft.
Lena Kamprolf, Redakteurin bei Finanztest, weist auf das eingeschränkte Angebot hin. „Die Tarife sind nicht unbedingt die günstigsten“, hat Kamprolf festgestellt. Friendsurance habe nur mit einer kleinen Anzahl von Versicherern Kooperationen – bei anderen könnten die Policen günstiger sein.
Trotzdem: Die Netzwerkidee zieht gerade bei jungen Kunden. Sie bilden die Mehrheit bei Friendsurance. Nur bei den Versicherern habe es Überzeugungsarbeit gebraucht, sagt Tim Kunde. Aber auch sie haben mittlerweile verstanden, dass soziale Netzwerke nicht nur bleiben werden, sondern auch profitabel sein können.
Schäden werden aus dem Töpfen der Freunde gezahlt, wenn sie nicht allzu groß sind.
Tim Kunde will das ändern. Er ist Geschäftsführer der Alecto GmbH, die seit vier Jahren mit der Marke Friendsurance als Versicherungsmakler aktiv ist. Die Grundidee: Kunden bilden mit ihren Freunden Gruppen, die Teile ihrer Prämie in einen Topf einzahlen. Daraus werden Selbstbehalte bei Schäden bezahlt. Gibt es keine Schäden, erhalten sie Geld zurück.
Die Idee des Berliner Start-ups hat gerade zwei neue Investoren überzeugt: die Beteiligungsfirmen Vantage Fund und Horizons Ventures. Horizons gehört dem Investor Li Ka-Shing aus Hongkong. Er gilt als einer der reichsten Menschen Asiens und hat bereits in eine Reihe von Internetunternehmen investiert, darunter Facebook, Spotify und Skype.
Auch wenn die Idee von Friendsurance auf den ersten Blick leicht verständlich klingt, steckt dahinter ein komplexes System. Dabei nutzt der Makler Policen mit einer hohen Selbstbeteiligung, die entsprechend billig sind. Dafür muss der Kunde bei einem Schaden eben einen großen Teil selbst tragen. Das Besondere: Im Schadensfall zahlt nicht der Versicherte allein den Selbstbehalt, sondern eine ganze Gruppe. Beispiel: Ein Kunde schließt über Friendsurance eine Versicherung mit einer Prämie von 100 Euro ab. 60 Euro fließen an den Hauptversicherer für die Police mit hohem Selbstbehalt, 40 Euro an Friendsurance. Der Makler leitet einen Teil der 40 Euro an einen Spezialversicherer weiter.
Die Versicherten können sich in Gruppen bis zu 13 Personen zusammenfinden. Friendsurance unterstützt die Suche nach Gruppenmitgliedern. Jeder Interessent schließt zuerst den Versicherungsvertrag ab. Dann kann er über die Community auf der Internetseite des Maklers seine Gruppe bilden. Entweder lädt man Freunde ein, die noch keine Kunden bei Friendsurance sind. Schließen sie ebenfalls eine Versicherung über das Unternehmen ab, dürfen sie mit in die Gruppe. Oder Friendsurance erkennt automatisch, dass eine Gruppe noch nicht voll ist. Dann erhält man Vorschläge von Kunden, die ebenfalls noch Lücken in ihrer Gruppe haben. Der Versicherte bekommt ihre Namen und Fotos angezeigt. Dann kann sich jeder Kunde entscheiden, ob er sie in seine Gruppe einladen will. Die 40 Euro jedes Mitglieds fließen in einen Gruppentopf.
Bei einem Schaden zahlt ganz normal der Hauptversicherer – aber der einzelne Kunde hat ja einen besonders günstigen Vertrag mit einem sehr hohen Selbstbehalt abgeschlossen. Dieser Selbstbehalt wird mit dem Geld aus dem Topf gedeckt. Meldet niemand einen Schaden, bekommen alle einen Teil des Geldes zurück. So weit alles wie bei einer Feuergilde. Es kann allerdings auch zu Schäden kommen, bei denen der Selbstbehalt so hoch ist, dass er nicht mit dem Geld aus dem Topf beglichen werden kann. Dann springt der Spezialversicherer ein.
Bereits vor zehn Jahren hatte Gründer Tim Kunde mit Sebastian Herfurth die Idee für das Unternehmen. „Viele Kunden brauchen ihre Versicherung kaum, müssen aber für Verwaltung, Schäden und Betrug Dritter zahlen“, sagt Kunde. Mit Friendsurance soll das anders sein.
Verbraucherschützer raten dennoch zur Vorsicht. „Versicherungen müssen bedarfsgerecht sein“, sagt ein Sprecher des Bundes der Versicherten. „Wenn man sich zu sehr darauf konzentriert, durch das Freunde-System Geld zu sparen, kann man am Ende mit einem falschen Vertrag heraus kommen.“ Besser sei es, sich einen guten Vertrag zu suchen, der den Bedarf trifft.
Lena Kamprolf, Redakteurin bei Finanztest, weist auf das eingeschränkte Angebot hin. „Die Tarife sind nicht unbedingt die günstigsten“, hat Kamprolf festgestellt. Friendsurance habe nur mit einer kleinen Anzahl von Versicherern Kooperationen – bei anderen könnten die Policen günstiger sein.
Trotzdem: Die Netzwerkidee zieht gerade bei jungen Kunden. Sie bilden die Mehrheit bei Friendsurance. Nur bei den Versicherern habe es Überzeugungsarbeit gebraucht, sagt Tim Kunde. Aber auch sie haben mittlerweile verstanden, dass soziale Netzwerke nicht nur bleiben werden, sondern auch profitabel sein können.