Wann ist ein Mann ein Mann? Uralte Frage, schon klar. 1984 von Herbert Grönemeyer in die Welt hinausgeröhrt und bis heute nicht eindeutig beantwortet, das bleibt wohl auch so. Damit kann man klarkommen – oder man liest Manual, das neue Männermagazin von Gruner + Jahr. Untertitel: „Jetzt bist du dran.“ Eine Drohung, kein Zweifel. Manual, das muss man so hart sagen, ist in seiner konzeptgewordenen Bevormundung ungefähr so männlich, wie sich von Mutti auch mit 36 noch die Anziehsachen rauslegen zu lassen.
„Statt vorgekauten Mainstream zu servieren“, schreibt Chefredakteur Joern Kengelbach im Editorial des neuen Magazins, „schauen wir über den Tellerrand der Norm hinaus“.
Wer sich gern Vorschriften machen lässt, ist bei Manual genau an der richtigen Adresse. „In der Anzugmode ist Blau das neue Schwarz“, heißt es in der ersten Ausgabe. Weil man dazu natürlich farblich passende, schmale Schuhe trägt, „darf die Hose auch schon etwas über der Absatzkante enden.“ Oder hier: „Slip-Ons sind die neuen Sneaker.“ Allerdings „dürfen sie nur vorm Wochenende mit Augenzwinkern, aber ohne Socken getragen werden.“
Apropos Augenzwinkern: Das kommt zwar im Text vor, aber nicht im Heft. Ironie und Tipps zur Vollbartpflege passen einfach nicht zusammen. „Statt vorgekauten Mainstream zu servieren“, schreibt Chefredakteur Joern Kengelbach im Editorial, „schauen wir über den Tellerrand der Norm hinaus“. Was er darunter versteht, erklärt er sogleich: „Ich zum Beispiel habe das Einstecktuch neu für mich entdeckt.“ Potzblitz, Herr Kengelbach! „Nicht zum Anzug, sondern zu Sakko und Shirt“, schreibt er weiter. Diese „einfachste Form, sein Stil-Level zu erhöhen“, stehe „nicht im Benimmführer, funktioniert trotzdem.“ Angesichts solcher Humorlosigkeit, dieses Ex-cathedra-Poser-Journalismus, wünscht man sich fast den mackerhaften, aber immerhin leidlich (selbst)ironischen Ton von Magazinen wie FHM und Maxim zurück.
Manual ist kein Heft für Hipster, sondern für Immobilienmakler, die gern Hipster wären. Es setzt keine Trends, sondern hechelt ihnen hinterher. Dazu passt hervorragend, dass das von der G+J-Sparte Corporate Editors herausgegebene Manual mit H&M kooperiert. 150000 Männer, die bei der schwedischen Klamottenkette etwa den in einer kaum als solche erkennbaren Anzeige auf Seite 82 angepriesenen „sportlichen Parka aus Baumwolle“ (39,99 Euro) kaufen, erhalten Manual derzeit gratis dazu. Bei einer Druckauflage von 160000 Exemplaren werden also nur die wenigsten den Verkaufspreis von 3,80Euro für Manual zahlen.
Weil Matt das neue Hochglanz ist, dominiert in Manual eine Manufactum-Ästhetik, die hervorragend mit dem Rasiermesser mit Rosenholzgriff und den Vintagemöbeln des Münchner Architekten Sascha Arnold harmoniert, der ordentlich Geld in seine Mietwohnung gesteckt hat. „Mit 15000 bis 20000 Euro für einen Umbau kann man viel zum Positiven ändern“, sagt er. Aus Versehen doch zur Architectural Digest gegriffen? Entbehrlich auch Tipps wie diese: „Einen Fachmann kann sich jeder suchen. Es gibt genügend Architektur- und Innenarchitekturbüros, die sich auf solche Sanierungen spezialisiert haben.“ Wie soll man das nennen? Placebo-Nutzwertjournalismus? Die Texte sind kurz (weil echte Männer nicht viele Worte machen?), Tiefe haben sie wahrlich nicht.
Die zweite Ausgabe von Manual erscheint erst im September – das kann die Redaktion ihrer Zielgruppe doch nicht antun! Am Ende muss in der Zwischenzeit doch wieder Mutti ran.
Für „charakterstarke“ und „trendbewusste“ Männer soll Manual laut Werbung sein, tatsächlich hechelt das neue Magazin auf seinen 132 Seiten für 3,80 Euro dem Trend hinterher.
„Statt vorgekauten Mainstream zu servieren“, schreibt Chefredakteur Joern Kengelbach im Editorial des neuen Magazins, „schauen wir über den Tellerrand der Norm hinaus“.
Wer sich gern Vorschriften machen lässt, ist bei Manual genau an der richtigen Adresse. „In der Anzugmode ist Blau das neue Schwarz“, heißt es in der ersten Ausgabe. Weil man dazu natürlich farblich passende, schmale Schuhe trägt, „darf die Hose auch schon etwas über der Absatzkante enden.“ Oder hier: „Slip-Ons sind die neuen Sneaker.“ Allerdings „dürfen sie nur vorm Wochenende mit Augenzwinkern, aber ohne Socken getragen werden.“
Apropos Augenzwinkern: Das kommt zwar im Text vor, aber nicht im Heft. Ironie und Tipps zur Vollbartpflege passen einfach nicht zusammen. „Statt vorgekauten Mainstream zu servieren“, schreibt Chefredakteur Joern Kengelbach im Editorial, „schauen wir über den Tellerrand der Norm hinaus“. Was er darunter versteht, erklärt er sogleich: „Ich zum Beispiel habe das Einstecktuch neu für mich entdeckt.“ Potzblitz, Herr Kengelbach! „Nicht zum Anzug, sondern zu Sakko und Shirt“, schreibt er weiter. Diese „einfachste Form, sein Stil-Level zu erhöhen“, stehe „nicht im Benimmführer, funktioniert trotzdem.“ Angesichts solcher Humorlosigkeit, dieses Ex-cathedra-Poser-Journalismus, wünscht man sich fast den mackerhaften, aber immerhin leidlich (selbst)ironischen Ton von Magazinen wie FHM und Maxim zurück.
Manual ist kein Heft für Hipster, sondern für Immobilienmakler, die gern Hipster wären. Es setzt keine Trends, sondern hechelt ihnen hinterher. Dazu passt hervorragend, dass das von der G+J-Sparte Corporate Editors herausgegebene Manual mit H&M kooperiert. 150000 Männer, die bei der schwedischen Klamottenkette etwa den in einer kaum als solche erkennbaren Anzeige auf Seite 82 angepriesenen „sportlichen Parka aus Baumwolle“ (39,99 Euro) kaufen, erhalten Manual derzeit gratis dazu. Bei einer Druckauflage von 160000 Exemplaren werden also nur die wenigsten den Verkaufspreis von 3,80Euro für Manual zahlen.
Weil Matt das neue Hochglanz ist, dominiert in Manual eine Manufactum-Ästhetik, die hervorragend mit dem Rasiermesser mit Rosenholzgriff und den Vintagemöbeln des Münchner Architekten Sascha Arnold harmoniert, der ordentlich Geld in seine Mietwohnung gesteckt hat. „Mit 15000 bis 20000 Euro für einen Umbau kann man viel zum Positiven ändern“, sagt er. Aus Versehen doch zur Architectural Digest gegriffen? Entbehrlich auch Tipps wie diese: „Einen Fachmann kann sich jeder suchen. Es gibt genügend Architektur- und Innenarchitekturbüros, die sich auf solche Sanierungen spezialisiert haben.“ Wie soll man das nennen? Placebo-Nutzwertjournalismus? Die Texte sind kurz (weil echte Männer nicht viele Worte machen?), Tiefe haben sie wahrlich nicht.
Die zweite Ausgabe von Manual erscheint erst im September – das kann die Redaktion ihrer Zielgruppe doch nicht antun! Am Ende muss in der Zwischenzeit doch wieder Mutti ran.
Für „charakterstarke“ und „trendbewusste“ Männer soll Manual laut Werbung sein, tatsächlich hechelt das neue Magazin auf seinen 132 Seiten für 3,80 Euro dem Trend hinterher.