Noch eine überrannte Stadt, tote Soldaten, fliehende Zivilisten, triumphierende Dschihadisten: Mit etwas veränderten Vorzeichen und in deutlich kleinerem Maßstab wiederholt sich in Libanon, was die IS-Milizen im Irak vorgemacht haben. Am Wochenende sind sie im bislang größten Vorstoß aus dem benachbarten Syrien in die Stadt Arsal eingefallen, verärgert, weil die libanesische Armee einen ihrer Kommandeure, Imad Ahmad Dschomaa, in Arsal festgenommen hatte. „Ich weiß nicht, woher sie kamen“, sagte die Libanesin Hala der Zeitung Daily Star: „Sie waren plötzlich da und haben die Stadt eingekreist.“
Dunkle Bedrohung: Hier Dschihadisten im Gaza-Streifen
Seitdem starben mindestens 16 libanesische Soldaten, 20 weitere wurden entführt. Mindestens ein Lager syrischer Flüchtlinge in Arsal ging offenbar in Flammen auf, die Armee konnte nicht verhindern, dass sich der Konflikt ausweitete: Auch in der Küstenstadt Tripolis brachen Unruhen aus, Soldaten wurden verletzt, als ein Armeebus angegriffen wurde. Ein achtjähriges Mädchen soll getötet worden sein.
Der Hintergrund ist komplex. Arsal liegt in der Bekaa-Ebene. Die Bekaa ist eine Hochburg der Schiiten, also auch der Hisbollah-Miliz, Arsal aber eine vornehmlich sunnitische Stadt. Seitdem das Nachbarland Syrien in den Bürgerkrieg abgeglitten ist, haben sich auch die Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten in Libanon verschärft: Die Sunniten unterstützen die vornehmlich sunnitischen Aufständischen. Wie in Syrien gibt es auch in Libanon sunnitische Extremisten. Die schiitische Hisbollah aber kämpft auf der Seite des Regimes von Baschar al-Assad, der zur schiitischen Sekte der Alawiten gehört.
In Tripolis sind die Kräfteverhältnisse umgekehrt: Die Stadt ist vornehmlich sunnitisch. Jüngst kam es hier zu Solidaritätsdemonstrationen mit den sunnitischen Extremisten des „Islamischen Staates“ (IS). Sunnitische Geistliche aus Tripolis wollten in Arsal vermitteln, eine Waffenruhe erreichen, eine Erste-Hilfe-Zone für Zivilisten durchsetzen. Als aber ihr Konvoi auf dem Weg dorthin angegriffen wurde, brachen in Tripolis Unruhen aus.
Libanon ächzt unter einem Flüchtlingsstrom aus Syrien, allein in der Bekaa-Ebene leben nach UN-Angaben 1,1 Millionen Flüchtlinge. Die Flüchtlinge in der Grenzstadt Arsal sind nun in einer noch schwierigeren Lage. Offenbar erlaubt die libanesische Armee ihnen nicht, weiter ins Landesinnere zu fliegen. Die New York Times zitiert einen Mann mit den Worten: „Einige Anwohner sind wütend auf uns, sie wollen niemanden von uns mehr aufnehmen, weil sie denken, dass wir hinter den Kämpfen stecken. Als hätten wir die Angreifer willkommen geheißen.“
Die komplexe Balance zwischen den Konfessionen und ethnischen Gruppen wird durch die Spannungen im Nachbarland schwer belastet. Immer wieder kam es an der Grenze zu Schusswechseln oder Raketeneinschlägen, auch zu Selbstmordanschlägen. In Arsal haben die Radikalen aus Syrien erstmals eine ganze Stadt eingenommen. Zu den Angreifern gehört neben der IS-Miliz auch die al-Qaida-nahe Nusra-Front. Die IS-Miliz kontrolliert nach den irakischen Eroberungen im Juni einen zusammenhängenden Landstrich im Norden Syriens und des Irak. Dort hat sie vor einigen Wochen das Kalifat ausgerufen.
Am Wochenende hat sie zudem drei kurdische Städte erobert, weitere Ölfelder sowie Orte in der Nähe des Mosul-Staudammes. Die Eroberer Arsals fordern die Freilassung ihres Kommandeurs. „Sie sollen unseren Emir freilassen, und wir werden uns aus der ganzen Stadt zurückziehen“, zitiert die New York Times einen Sprecher der Angreifer namens Abu Osama, den sie telefonisch erreichte.
Am Montag traf sich das libanesische Kabinett zu einer Krisensitzung. Premierminister Tammam Salam gab sich unnachgiebig: „Es gibt keine politische Lösung mit Extremistengruppen, die die arabische Gesellschaft mit religiösem Obskurantismus und seltsamen Titeln manipulieren und ihre kranken Operationen nach Libanon übertragen wollen.“ Die einzige Lösung sei der Rückzug der Radikalen aus Arsal und der Umgebung, es werde keine „Nachsicht“ geben.
Arsal ist eine der wenigen verbliebenen Transportrouten der sunnitischen Aufständischen in Syrien und der Dschihadisten aus Libanon nach Syrien. In Syrien sind in den vergangenen drei Jahren mindestens 170000 Menschen gestorben. Der UN-Sicherheitsrat hat das Vorgehen der libanesischen Armee gegen die Extremisten unterstützt, warnte aber das Land davor, sich in den Bürgerkrieg hineinziehen zu lassen.
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Seitdem starben mindestens 16 libanesische Soldaten, 20 weitere wurden entführt. Mindestens ein Lager syrischer Flüchtlinge in Arsal ging offenbar in Flammen auf, die Armee konnte nicht verhindern, dass sich der Konflikt ausweitete: Auch in der Küstenstadt Tripolis brachen Unruhen aus, Soldaten wurden verletzt, als ein Armeebus angegriffen wurde. Ein achtjähriges Mädchen soll getötet worden sein.
Der Hintergrund ist komplex. Arsal liegt in der Bekaa-Ebene. Die Bekaa ist eine Hochburg der Schiiten, also auch der Hisbollah-Miliz, Arsal aber eine vornehmlich sunnitische Stadt. Seitdem das Nachbarland Syrien in den Bürgerkrieg abgeglitten ist, haben sich auch die Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten in Libanon verschärft: Die Sunniten unterstützen die vornehmlich sunnitischen Aufständischen. Wie in Syrien gibt es auch in Libanon sunnitische Extremisten. Die schiitische Hisbollah aber kämpft auf der Seite des Regimes von Baschar al-Assad, der zur schiitischen Sekte der Alawiten gehört.
In Tripolis sind die Kräfteverhältnisse umgekehrt: Die Stadt ist vornehmlich sunnitisch. Jüngst kam es hier zu Solidaritätsdemonstrationen mit den sunnitischen Extremisten des „Islamischen Staates“ (IS). Sunnitische Geistliche aus Tripolis wollten in Arsal vermitteln, eine Waffenruhe erreichen, eine Erste-Hilfe-Zone für Zivilisten durchsetzen. Als aber ihr Konvoi auf dem Weg dorthin angegriffen wurde, brachen in Tripolis Unruhen aus.
Libanon ächzt unter einem Flüchtlingsstrom aus Syrien, allein in der Bekaa-Ebene leben nach UN-Angaben 1,1 Millionen Flüchtlinge. Die Flüchtlinge in der Grenzstadt Arsal sind nun in einer noch schwierigeren Lage. Offenbar erlaubt die libanesische Armee ihnen nicht, weiter ins Landesinnere zu fliegen. Die New York Times zitiert einen Mann mit den Worten: „Einige Anwohner sind wütend auf uns, sie wollen niemanden von uns mehr aufnehmen, weil sie denken, dass wir hinter den Kämpfen stecken. Als hätten wir die Angreifer willkommen geheißen.“
Die komplexe Balance zwischen den Konfessionen und ethnischen Gruppen wird durch die Spannungen im Nachbarland schwer belastet. Immer wieder kam es an der Grenze zu Schusswechseln oder Raketeneinschlägen, auch zu Selbstmordanschlägen. In Arsal haben die Radikalen aus Syrien erstmals eine ganze Stadt eingenommen. Zu den Angreifern gehört neben der IS-Miliz auch die al-Qaida-nahe Nusra-Front. Die IS-Miliz kontrolliert nach den irakischen Eroberungen im Juni einen zusammenhängenden Landstrich im Norden Syriens und des Irak. Dort hat sie vor einigen Wochen das Kalifat ausgerufen.
Am Wochenende hat sie zudem drei kurdische Städte erobert, weitere Ölfelder sowie Orte in der Nähe des Mosul-Staudammes. Die Eroberer Arsals fordern die Freilassung ihres Kommandeurs. „Sie sollen unseren Emir freilassen, und wir werden uns aus der ganzen Stadt zurückziehen“, zitiert die New York Times einen Sprecher der Angreifer namens Abu Osama, den sie telefonisch erreichte.
Am Montag traf sich das libanesische Kabinett zu einer Krisensitzung. Premierminister Tammam Salam gab sich unnachgiebig: „Es gibt keine politische Lösung mit Extremistengruppen, die die arabische Gesellschaft mit religiösem Obskurantismus und seltsamen Titeln manipulieren und ihre kranken Operationen nach Libanon übertragen wollen.“ Die einzige Lösung sei der Rückzug der Radikalen aus Arsal und der Umgebung, es werde keine „Nachsicht“ geben.
Arsal ist eine der wenigen verbliebenen Transportrouten der sunnitischen Aufständischen in Syrien und der Dschihadisten aus Libanon nach Syrien. In Syrien sind in den vergangenen drei Jahren mindestens 170000 Menschen gestorben. Der UN-Sicherheitsrat hat das Vorgehen der libanesischen Armee gegen die Extremisten unterstützt, warnte aber das Land davor, sich in den Bürgerkrieg hineinziehen zu lassen.