Andrej, 28 Jahre alt, promovierter Historiker und Lehrer, lebt in Donezk, einer Hochburg der Separatisten. Donezk ist eine Stadt von normalerweise einer Million Einwohnern, seit Wochen wird sie von der ukrainischen Armee belagert. Experten von Human Rights Watch gehen davon aus, dass die ukrainische Armee Wohnviertel an den westlichen Rändern von Donezk mit unpräzisen Mehrfach-Raketenwerfern vom Typ „Grad“ („Hagel“) beschießt. Allein zwischen dem 16. und dem 21. Juli wurden hier 16 Menschen getötet. Die Armee streitet die Schuld daran ab. Auch am Dienstagabend schlugen hier wieder Granaten und Raketen ein.
Die Gewalt in der Ukraine ist nach wie vor drastisch - besonders transparent wird das, wenn Augenzeugen erzählen
Nun ähnele Donezk einer Geisterstadt, sagt Andrej am Telefon. Er will nicht, dass sein voller Name in einer Zeitung steht, auch nicht in einer deutschen. „In manchen Vierteln komme ich mir vor wie Will Smith in ,I am Legend‘. Mindestens ein Drittel der Einwohner sind ausgereist.“ Viele seien auf die Krim gegangen, einige nach Russland, einige in die Westukraine.
Andrej sagt, er sei sechs gewesen, als die Sowjetunion zerfiel. „Ich bin durchaus sowjetisch geprägt – allerdings nicht in dem Sinne, dass ich nicht selbständig denken kann, sondern weil ich keinen rabiaten Nationalismus akzeptiere, wie sie ihn nun in Kiew predigen. Für die Nationalisten dort bin ich kein wertvoller Bürger, denn ich spreche kein Ukrainisch.“
Andrej hat ukrainisches, russisches, griechisches und weißrussisches Blut. „Das macht mich schon verdächtig, und dazu habe ich einen kosmopolitischen Geist. Ich glaube, ich bin eigentlich ziemlich EU-konform. Aber in Kiew bauen sie gerade keine pluralistische Gesellschaft nach EU-Vorbild, sondern sie grenzen jeden aus, der ihren Ukrainisierungseifer nicht teilt.“
Andrejs Eltern leben in Kiew. Auch seine Frau hat er vergangene Woche dorthin geschickt. „Der Flughafen von Donezk ist zerstört. Die Rebellen haben sich da eingegraben, die Armee ballert drauf los. Zur Sowjetzeit war da ein Luftschutzbunker, da bombt man niemanden so leicht raus. Aber Züge fahren noch.“
Anders als in Lugansk, einer anderen größeren Stadt unter der Kontrolle der Separatisten, gibt es in Donezk noch Strom, Handyempfang und sogar heißes Wasser (von sechs bis zehn Uhr abends) . Viele Läden blieben zwar geschlossen, sagt Andrej, aber es herrsche keine Hungersnot, aus Russland komme Nachschub.
Andrej ist nun arbeitslos. Das Bildungsministerium in Kiew hat ihm schriftlich mitgeteilt, dass alle Lehrer, die am Unabhängigkeitsreferendum im Mai teilnahmen, entlassen sind. Die juristische Begründung: „Begehung einer amoralischen Tat in der Öffentlichkeit.“
Alle Lehrer und Schüler in Donezk, wie kürzlich bereits Polizisten und Geschäftsleute, sind aufgerufen, die Stadt zu verlassen. „Gefühlte 99 Prozent der Lehrer haben am Referendum teilgenommen“, sagt Andrej. „Sollen sie nun alle ausreisen?“
In den Neunzigerjahren, als es keine bezahlte Arbeit gab, bauten Andrejs Eltern, beide Hochschuldozenten, Kartoffeln an. „Vielleicht muss auch ich bald Kartoffeln anbauen. Donezk verlassen werde ich nicht. Es fühlt sich ein wenig an wie im belagerten Leningrad. Jetzt abzuhauen wäre Verrat. Aber ich werde vorerst nicht mit einem Gewehr gegen die ukrainische Armee kämpfen. Später, im politischen Prozess, könnte ich nützlicher sein.“
Im Stadtzentrum, wo Andrej wohnt, werde vor allem nachts geschossen. „Da bekriegen sich allerlei bewaffnete Gestalten, auch Plünderer sind unterwegs, auch die nennen sich Rebellen und wollen das Vaterland retten. Es gibt eine Ausgangssperre von elf bis fünf Uhr morgens, aber im Dunkeln geht eh keiner mehr aus dem Haus.“
Im Südwestenvon Donezk wurde am vergangenen Samstag das Stadtviertel Petrowskij mit Raketen beschossen, die aus der Richtung der ukrainischen Armee kamen. Mindestens neun Menschen starben. Mehrere zweistöckige Wohnhäuser wurden getroffen, das Dach der Schule Nummer 101 fing Feuer. Ein Absolvent der Schule, Sergej Miropolskij, drehte kurz nach dem Angriff ein elfminütiges Video und stellte es ins Netz.
Amateurvideos überfluten gerade das russisch-ukrainische Internet, immer mehr Menschen wenden sich von den Massenmedien in Kiew und Moskau ab, die seit Monaten einen Informationskrieg führen. „Der Westen der Ukraine soll das hier sehen, Russland soll das sehen“, sagt Sergej im Off. „Das hier ist kein Fernsehen, weder russisches noch ukrainisches. Ich, ein einfacher Mensch, Absolvent dieser Schule, zeige euch die Wahrheit.“
Man sieht ein brennendes Schulgebäude, davor Fußballtore, ausgemalt in den ukrainischen Nationalfarben. „Schulen muss man natürlich zerstören“, sagt Sergej bitter. „Hier lernen Kinder, wie man mit Kalaschnikows umgeht, dann wachsen sie ja auf und könnten noch auf Poroschenko (Präsident der Ukraine – Red.) schießen.“
Neben einem umgekippten Laternenpfahl liegt die Leiche eines älteren Mannes mit dem Gesicht nach unten. Der Mann hat blaue Fußballshorts von Adidas an, sonst nichts. Sergej filmt die ohnmächtige Wut einer Nachbarin: „Man soll seine Kinder so hinmetzeln, wie er unsere Leute metzelt! Poroschenko, dieser Hurensohn, dieser Bandit, dieses Ungeheuer!“
Eine Männerstimme im Off fragt Sergej, während er die Leiche einer älteren Frau mit zerfetzten Beinen filmt: „Warum dreschen die nur so auf uns ein? Bist du ein Bergkumpel? Ich bin ein Kumpel, ich will mich den Rebellen nicht anschließen, ich will nicht kämpfen. Ich glaube doch an Gott, verdammt noch mal!“
Es gibt Videos, die zeigen, wie 15-jährige Schüler in den Lagern der Separatisten den Umgang mit Waffen üben. Man kann sie als Gegenstück zu Videos aus der Westukraine sehen, wo Kinder Putin-Puppen verbrennen und ihr Taschengeld an die ukrainische Armee spenden.
Ein häufig geklicktes Amateurvideo zeigt, wie Separatisten einen ukrainischen Soldaten verhören, den sie in der Nähe des Städtchens Schachtjorsk festnahmen, 60Kilometer östlich von Donezk. Am Donnerstag vergangener Woche geriet dort eine Einheit ukrainischer Fallschirmjäger unter Beschuss. Drei Transportpanzer brannten aus. Unteroffizier Wadim Kowalenko, der einzige Überlebende, liegt unter einem Baum, den verbundenen Kopf auf einen Autoreifen gestützt. Das Verhör dauert zwanzig Minuten, die Separatisten sieht man nicht.
„Da liegen eure Kerle, ja, hast du gesehen, was sagen wir nun euren Eltern?“ Die Männer fragen auf Russisch, Kowalenko antwortet auf Ukrainisch, er kann kein Russisch. Er schwört, er habe kein einziges Mal geschossen. Die Männer fragen, was er seinem Präsidenten nun ausrichten möchte. Oder seinen Eltern? „Damit sie sehen, dass man dich hier nicht skalpiert oder so.“ Eine Frauenhand mit vielen Ringen streichelt Kowalenko den Verband zurecht.
„Warst du schon mal in Russland?“ – „Nein.“ – „Warum sagt ihr denn alle, Putin sei ein Arschloch?“
Ob er einen Großvater habe. „Ja“. – „War er im Krieg?“ – „Ja.“ – „Für wen denn?“ – „Für die UdSSR.“ – „Und warum kämpfst du nun gegen die UdSSR?!“ Kowalenko murmelt, man habe ihm nicht gesagt, gegen wen genau er hier kämpfen würde.
Es kommt ein Bewohner von Schachtjorsk dazu, ein älterer Mann mit Stock. Er sagt, er sei in der Kirche gewesen, um eine Trauerkerze für Poroschenko „und andere Schreckgespenster“ anzuzünden. Poroschenko ist nicht tot, aber der Mann wünscht sich, er wäre tot.
Er blickt auf den verwundeten Soldaten und sagt: „Ihr Arschlöcher befreit uns hier nicht, ihr tötet uns. Ihr tötet unsere Kinder, unsere Alten.“ Nun weint der alte Mann. Seine Stimme zittert.
„Was würden Sie mit dem da machen?“, fragen die Separatisten den alten Mann. „Erschießen“, sagt er. „Wie diese Leute in Krasnij Liman im Krankenhaus alle erschossen haben, sogar die Ärzte haben sie dort erschossen. Gott wird euch das nie verzeihen.“ Der alte Mann schlägt mit seinem Stock auf Kowalenkos Schienbeine ein. Die Frauenhand mit den vielen Ringen geht dazwischen: „Väterchen, tun Sie’s nicht!“
„Mein Sohn“, sagt der alte Mann. „Hast du schon mal Hühner geköpft? Genauso wird man auch dich köpfen.“ Jemand im Off schlägt vor, man solle den Soldaten mit Benzin übergießen und anzünden.
Schnitt – Kowalenko begräbt seinen Leutnant. Er packt die verkohlten Überreste am Gürtel, schleppt sie über die Straße.
Nach Angaben einer Psychologin aus Lugansk, die nach Kiew geflohen ist, wurde Kowalenko nach Donezk transportiert. „Wir haben Kontakt zu seinen Eltern“, sagt die Frau, die anonym bleiben will, am Telefon. „Sie hoffen nun auf einen Gefangenenaustausch.“
Die Gewalt in der Ukraine ist nach wie vor drastisch - besonders transparent wird das, wenn Augenzeugen erzählen
Nun ähnele Donezk einer Geisterstadt, sagt Andrej am Telefon. Er will nicht, dass sein voller Name in einer Zeitung steht, auch nicht in einer deutschen. „In manchen Vierteln komme ich mir vor wie Will Smith in ,I am Legend‘. Mindestens ein Drittel der Einwohner sind ausgereist.“ Viele seien auf die Krim gegangen, einige nach Russland, einige in die Westukraine.
Andrej sagt, er sei sechs gewesen, als die Sowjetunion zerfiel. „Ich bin durchaus sowjetisch geprägt – allerdings nicht in dem Sinne, dass ich nicht selbständig denken kann, sondern weil ich keinen rabiaten Nationalismus akzeptiere, wie sie ihn nun in Kiew predigen. Für die Nationalisten dort bin ich kein wertvoller Bürger, denn ich spreche kein Ukrainisch.“
Andrej hat ukrainisches, russisches, griechisches und weißrussisches Blut. „Das macht mich schon verdächtig, und dazu habe ich einen kosmopolitischen Geist. Ich glaube, ich bin eigentlich ziemlich EU-konform. Aber in Kiew bauen sie gerade keine pluralistische Gesellschaft nach EU-Vorbild, sondern sie grenzen jeden aus, der ihren Ukrainisierungseifer nicht teilt.“
Andrejs Eltern leben in Kiew. Auch seine Frau hat er vergangene Woche dorthin geschickt. „Der Flughafen von Donezk ist zerstört. Die Rebellen haben sich da eingegraben, die Armee ballert drauf los. Zur Sowjetzeit war da ein Luftschutzbunker, da bombt man niemanden so leicht raus. Aber Züge fahren noch.“
Anders als in Lugansk, einer anderen größeren Stadt unter der Kontrolle der Separatisten, gibt es in Donezk noch Strom, Handyempfang und sogar heißes Wasser (von sechs bis zehn Uhr abends) . Viele Läden blieben zwar geschlossen, sagt Andrej, aber es herrsche keine Hungersnot, aus Russland komme Nachschub.
Andrej ist nun arbeitslos. Das Bildungsministerium in Kiew hat ihm schriftlich mitgeteilt, dass alle Lehrer, die am Unabhängigkeitsreferendum im Mai teilnahmen, entlassen sind. Die juristische Begründung: „Begehung einer amoralischen Tat in der Öffentlichkeit.“
Alle Lehrer und Schüler in Donezk, wie kürzlich bereits Polizisten und Geschäftsleute, sind aufgerufen, die Stadt zu verlassen. „Gefühlte 99 Prozent der Lehrer haben am Referendum teilgenommen“, sagt Andrej. „Sollen sie nun alle ausreisen?“
In den Neunzigerjahren, als es keine bezahlte Arbeit gab, bauten Andrejs Eltern, beide Hochschuldozenten, Kartoffeln an. „Vielleicht muss auch ich bald Kartoffeln anbauen. Donezk verlassen werde ich nicht. Es fühlt sich ein wenig an wie im belagerten Leningrad. Jetzt abzuhauen wäre Verrat. Aber ich werde vorerst nicht mit einem Gewehr gegen die ukrainische Armee kämpfen. Später, im politischen Prozess, könnte ich nützlicher sein.“
Im Stadtzentrum, wo Andrej wohnt, werde vor allem nachts geschossen. „Da bekriegen sich allerlei bewaffnete Gestalten, auch Plünderer sind unterwegs, auch die nennen sich Rebellen und wollen das Vaterland retten. Es gibt eine Ausgangssperre von elf bis fünf Uhr morgens, aber im Dunkeln geht eh keiner mehr aus dem Haus.“
Im Südwestenvon Donezk wurde am vergangenen Samstag das Stadtviertel Petrowskij mit Raketen beschossen, die aus der Richtung der ukrainischen Armee kamen. Mindestens neun Menschen starben. Mehrere zweistöckige Wohnhäuser wurden getroffen, das Dach der Schule Nummer 101 fing Feuer. Ein Absolvent der Schule, Sergej Miropolskij, drehte kurz nach dem Angriff ein elfminütiges Video und stellte es ins Netz.
Amateurvideos überfluten gerade das russisch-ukrainische Internet, immer mehr Menschen wenden sich von den Massenmedien in Kiew und Moskau ab, die seit Monaten einen Informationskrieg führen. „Der Westen der Ukraine soll das hier sehen, Russland soll das sehen“, sagt Sergej im Off. „Das hier ist kein Fernsehen, weder russisches noch ukrainisches. Ich, ein einfacher Mensch, Absolvent dieser Schule, zeige euch die Wahrheit.“
Man sieht ein brennendes Schulgebäude, davor Fußballtore, ausgemalt in den ukrainischen Nationalfarben. „Schulen muss man natürlich zerstören“, sagt Sergej bitter. „Hier lernen Kinder, wie man mit Kalaschnikows umgeht, dann wachsen sie ja auf und könnten noch auf Poroschenko (Präsident der Ukraine – Red.) schießen.“
Neben einem umgekippten Laternenpfahl liegt die Leiche eines älteren Mannes mit dem Gesicht nach unten. Der Mann hat blaue Fußballshorts von Adidas an, sonst nichts. Sergej filmt die ohnmächtige Wut einer Nachbarin: „Man soll seine Kinder so hinmetzeln, wie er unsere Leute metzelt! Poroschenko, dieser Hurensohn, dieser Bandit, dieses Ungeheuer!“
Eine Männerstimme im Off fragt Sergej, während er die Leiche einer älteren Frau mit zerfetzten Beinen filmt: „Warum dreschen die nur so auf uns ein? Bist du ein Bergkumpel? Ich bin ein Kumpel, ich will mich den Rebellen nicht anschließen, ich will nicht kämpfen. Ich glaube doch an Gott, verdammt noch mal!“
Es gibt Videos, die zeigen, wie 15-jährige Schüler in den Lagern der Separatisten den Umgang mit Waffen üben. Man kann sie als Gegenstück zu Videos aus der Westukraine sehen, wo Kinder Putin-Puppen verbrennen und ihr Taschengeld an die ukrainische Armee spenden.
Ein häufig geklicktes Amateurvideo zeigt, wie Separatisten einen ukrainischen Soldaten verhören, den sie in der Nähe des Städtchens Schachtjorsk festnahmen, 60Kilometer östlich von Donezk. Am Donnerstag vergangener Woche geriet dort eine Einheit ukrainischer Fallschirmjäger unter Beschuss. Drei Transportpanzer brannten aus. Unteroffizier Wadim Kowalenko, der einzige Überlebende, liegt unter einem Baum, den verbundenen Kopf auf einen Autoreifen gestützt. Das Verhör dauert zwanzig Minuten, die Separatisten sieht man nicht.
„Da liegen eure Kerle, ja, hast du gesehen, was sagen wir nun euren Eltern?“ Die Männer fragen auf Russisch, Kowalenko antwortet auf Ukrainisch, er kann kein Russisch. Er schwört, er habe kein einziges Mal geschossen. Die Männer fragen, was er seinem Präsidenten nun ausrichten möchte. Oder seinen Eltern? „Damit sie sehen, dass man dich hier nicht skalpiert oder so.“ Eine Frauenhand mit vielen Ringen streichelt Kowalenko den Verband zurecht.
„Warst du schon mal in Russland?“ – „Nein.“ – „Warum sagt ihr denn alle, Putin sei ein Arschloch?“
Ob er einen Großvater habe. „Ja“. – „War er im Krieg?“ – „Ja.“ – „Für wen denn?“ – „Für die UdSSR.“ – „Und warum kämpfst du nun gegen die UdSSR?!“ Kowalenko murmelt, man habe ihm nicht gesagt, gegen wen genau er hier kämpfen würde.
Es kommt ein Bewohner von Schachtjorsk dazu, ein älterer Mann mit Stock. Er sagt, er sei in der Kirche gewesen, um eine Trauerkerze für Poroschenko „und andere Schreckgespenster“ anzuzünden. Poroschenko ist nicht tot, aber der Mann wünscht sich, er wäre tot.
Er blickt auf den verwundeten Soldaten und sagt: „Ihr Arschlöcher befreit uns hier nicht, ihr tötet uns. Ihr tötet unsere Kinder, unsere Alten.“ Nun weint der alte Mann. Seine Stimme zittert.
„Was würden Sie mit dem da machen?“, fragen die Separatisten den alten Mann. „Erschießen“, sagt er. „Wie diese Leute in Krasnij Liman im Krankenhaus alle erschossen haben, sogar die Ärzte haben sie dort erschossen. Gott wird euch das nie verzeihen.“ Der alte Mann schlägt mit seinem Stock auf Kowalenkos Schienbeine ein. Die Frauenhand mit den vielen Ringen geht dazwischen: „Väterchen, tun Sie’s nicht!“
„Mein Sohn“, sagt der alte Mann. „Hast du schon mal Hühner geköpft? Genauso wird man auch dich köpfen.“ Jemand im Off schlägt vor, man solle den Soldaten mit Benzin übergießen und anzünden.
Schnitt – Kowalenko begräbt seinen Leutnant. Er packt die verkohlten Überreste am Gürtel, schleppt sie über die Straße.
Nach Angaben einer Psychologin aus Lugansk, die nach Kiew geflohen ist, wurde Kowalenko nach Donezk transportiert. „Wir haben Kontakt zu seinen Eltern“, sagt die Frau, die anonym bleiben will, am Telefon. „Sie hoffen nun auf einen Gefangenenaustausch.“