Leseratten sind sie nicht. Kaum hatten die Militanten vom Islamischen Staat (IS) ihr Kalifat ausgerufen, säuberten sie die Uni von Mossul. In den Bibliotheken der irakischen Stadt blieb nur medizinische und wirtschaftswissenschaftliche Fachliteratur stehen, flankiert von Büchern über Maschinenbau. Der Rest, Kunst, Philosophie oder Politik, flog auf den Müll. Denn die Radikalsten unter den Islamisten lesen wenig, zwischen Buchdeckeln und in Zeitschriften lauert Sünde. Der Koran und die frommen Begleitwerke, das immer. Ansonsten ist bestenfalls Propaganda erlaubt.
Radikalisierung der Kämpfer - wie hier in Gaza City - dürfte auch Ziel des Magazins sein
Die wird beim Islamischen Staat gekonnt betrieben. Neben Webseiten, Filmen und Twitter gibt es ein Magazin, Dabiq erschien erstmals im Juli. Das Heft ist handwerklich stimmig gestaltet: Wenn Kalif Ibrahim irgendwann eine Fluglinie in seinem Gottesstaat haben sollte, kann er das Blatt in die Sitztaschen stecken lassen, in denen sich bisher die Duty-Free-Kataloge finden. Sozusagen am Kiosk gibt es die arabische Dabiq-Ausgabe nur in den Gebieten Syriens und des Iraks, in denen der Islamische Staat regiert. Wer nicht im Kalifat lebt, findet es im Internet. Auf Englisch.
Die Blattmacher im Al-Hayat-Media-Center, der Propaganda-Zentrale des IS, zielen mit Titeln wie „Die Rückkehr des Kalifats“ oder „Die Flut“ auf nicht Arabisch sprechende Muslime in Europa, Russland, Amerika. Auf junge Migranten oder auf Konvertiten, junge Männer, welche die Kriegsgräuel der arabischen Welt kaum kennen, den Dschihad aber mitkämpfen wollen. Heiliger Krieg und Kalifats-Staat sind die zentrale Botschaft, vorgekaut für nicht textsichere Muslime: Die Dabiq-Texte sind durchsetzt mit religiösen Formulierungen in transkribiertem Arabisch.
Erklärt wird das Kalifat als einzig akzeptable Staatsform von Dschihad-Größen wie dem Al-Qaida-Mann Abu Mussab al-Sarkawi. Dabiq lobt ihn als Vordenker und Vorbild-Dschihadist. Der extrem brutale Jordanier hatte einen der Vorläufer des Islamischen Staats gegründet und starb 2006 bei einem US-Bombenangriff im Irak. Auch Kalif Ibrahim, geistlicher und politischer Führer des nun real existierenden Gottesstaats im Irak und in Syrien, wendet sich an die Leser: „Erhebt das Haupt. Ihr habt nun einen Staat und ein Kalifat, das euch Würde, Macht, Rechte und Führerschaft zurückgibt.“
Was das heißt, zeigen blutgesättigte Bilder. Von Ibrahims „Gotteskriegern“ niedergemetzelte schiitische Gegner sind alle „Perser“, die eigenen Toten aber „Muslime“. Dazu Propaganda über den Jubel der Menschen in den „befreiten Gebieten“, Siegesparaden der Kämpfer, den wirtschaftlichen Aufbau im Kalifat. Auch die anderen Konflikte in der islamischen Welt kommen vor. Es brauche „Zeit und Geduld“, bis der IS nach Palästina komme, um „die barbarischen Juden“ zu töten.
So ist der Name des Magazins Programm. Dabiq ist ein Ort in Syrien, der in der Frühgeschichte des Islam erwähnt wird. Kurz vor dem Ende der Welt wird dort eine Entscheidungsschlacht geschlagen werden zwischen den Muslimen und den anderen, den Christen und Kreuzrittern: Der Sieger steht fest. Dazu gibt es Nachhilfe für solche, die den militanten Islam nicht kennen. Erklärt wird, warum Ehebrecherinnen gesteinigt, Straßenräuber erschossen werden. Noch härter waren frühere Online-Auftritte des Islamischen Staats. Gezeigt wurden panische Gefangene, daneben stand: „Zusammengetrieben fürs Schlachtfest“.
Offenbar arbeitet man mit Dabiq an einem Image des Islamischen Staats, das auch Dschihad-Unerfahrene und nicht nur notorisch Gewalttätige anspricht: Die könnten dem Kalifat als Zivilisten dienen, als Ärzte oder Ingenieure. Gemacht wird Dabiq wohl von westlichen Konvertiten. Im ersten Heft wird der Kalif als Hirte mit Hund symbolisiert. Das Motiv vom guten Hirten und seinen Schäfchen ist ein Klassiker der christlichen Bildersprache, nicht der islamischen. Auch des Schäfers treuester Begleiter irritiert: Im Islam gelten Hunde als unrein.
Radikalisierung der Kämpfer - wie hier in Gaza City - dürfte auch Ziel des Magazins sein
Die wird beim Islamischen Staat gekonnt betrieben. Neben Webseiten, Filmen und Twitter gibt es ein Magazin, Dabiq erschien erstmals im Juli. Das Heft ist handwerklich stimmig gestaltet: Wenn Kalif Ibrahim irgendwann eine Fluglinie in seinem Gottesstaat haben sollte, kann er das Blatt in die Sitztaschen stecken lassen, in denen sich bisher die Duty-Free-Kataloge finden. Sozusagen am Kiosk gibt es die arabische Dabiq-Ausgabe nur in den Gebieten Syriens und des Iraks, in denen der Islamische Staat regiert. Wer nicht im Kalifat lebt, findet es im Internet. Auf Englisch.
Die Blattmacher im Al-Hayat-Media-Center, der Propaganda-Zentrale des IS, zielen mit Titeln wie „Die Rückkehr des Kalifats“ oder „Die Flut“ auf nicht Arabisch sprechende Muslime in Europa, Russland, Amerika. Auf junge Migranten oder auf Konvertiten, junge Männer, welche die Kriegsgräuel der arabischen Welt kaum kennen, den Dschihad aber mitkämpfen wollen. Heiliger Krieg und Kalifats-Staat sind die zentrale Botschaft, vorgekaut für nicht textsichere Muslime: Die Dabiq-Texte sind durchsetzt mit religiösen Formulierungen in transkribiertem Arabisch.
Erklärt wird das Kalifat als einzig akzeptable Staatsform von Dschihad-Größen wie dem Al-Qaida-Mann Abu Mussab al-Sarkawi. Dabiq lobt ihn als Vordenker und Vorbild-Dschihadist. Der extrem brutale Jordanier hatte einen der Vorläufer des Islamischen Staats gegründet und starb 2006 bei einem US-Bombenangriff im Irak. Auch Kalif Ibrahim, geistlicher und politischer Führer des nun real existierenden Gottesstaats im Irak und in Syrien, wendet sich an die Leser: „Erhebt das Haupt. Ihr habt nun einen Staat und ein Kalifat, das euch Würde, Macht, Rechte und Führerschaft zurückgibt.“
Was das heißt, zeigen blutgesättigte Bilder. Von Ibrahims „Gotteskriegern“ niedergemetzelte schiitische Gegner sind alle „Perser“, die eigenen Toten aber „Muslime“. Dazu Propaganda über den Jubel der Menschen in den „befreiten Gebieten“, Siegesparaden der Kämpfer, den wirtschaftlichen Aufbau im Kalifat. Auch die anderen Konflikte in der islamischen Welt kommen vor. Es brauche „Zeit und Geduld“, bis der IS nach Palästina komme, um „die barbarischen Juden“ zu töten.
So ist der Name des Magazins Programm. Dabiq ist ein Ort in Syrien, der in der Frühgeschichte des Islam erwähnt wird. Kurz vor dem Ende der Welt wird dort eine Entscheidungsschlacht geschlagen werden zwischen den Muslimen und den anderen, den Christen und Kreuzrittern: Der Sieger steht fest. Dazu gibt es Nachhilfe für solche, die den militanten Islam nicht kennen. Erklärt wird, warum Ehebrecherinnen gesteinigt, Straßenräuber erschossen werden. Noch härter waren frühere Online-Auftritte des Islamischen Staats. Gezeigt wurden panische Gefangene, daneben stand: „Zusammengetrieben fürs Schlachtfest“.
Offenbar arbeitet man mit Dabiq an einem Image des Islamischen Staats, das auch Dschihad-Unerfahrene und nicht nur notorisch Gewalttätige anspricht: Die könnten dem Kalifat als Zivilisten dienen, als Ärzte oder Ingenieure. Gemacht wird Dabiq wohl von westlichen Konvertiten. Im ersten Heft wird der Kalif als Hirte mit Hund symbolisiert. Das Motiv vom guten Hirten und seinen Schäfchen ist ein Klassiker der christlichen Bildersprache, nicht der islamischen. Auch des Schäfers treuester Begleiter irritiert: Im Islam gelten Hunde als unrein.