Jacke anziehen, Schuhe schnüren, Knarre an den Gürtel schnallen. Das Ehepaar Strong aus dem Mittleren Westen der USA geht niemals unbewaffnet aus dem Haus. Und weil Tochter Brenna, 13 Jahre alt, nur Einsen im Zeugnis hat, bekommt auch sie heute ihre erste Pistole. Tragen darf sie die Waffe erst mit 18 Jahren, aber ab sofort wird am Schießstand geübt.
Nur zur Gegenwehr? Ein US-Kinderbuch propagiert die Sinnhaftigkeit von Waffen
Die Strongs sind die dauergrinsenden Hauptfiguren des US-Kinderbuchs „My Parents Open Carry“, das seit Kurzem im Internet vertrieben wird und um mehr Toleranz für offenes Waffentragen, in den USA „open carry“ genannt, wirbt. Simpler Text und viele Bilder sollen schon den jüngsten Lesern die Vorteile nahebringen. Denn Selbstverteidigung, sagen die Strongs, gehört zur ureigenen Verantwortung eines jeden Menschen. „Wenn es auf Sekunden ankommt, ist die Polizei Minuten entfernt“, doziert der Vater immer wieder. Seine Botschaft lautet: Sei immer achtsam und bewaffnet, das Böse lauert überall. Und eine offen getragene Waffe schlägt Verbrecher von vornherein in die Flucht.
Klingt nach schlechtem Scherz, aber die beiden Autoren meinen es todernst: Brian Jeffs und Nathan Nephew sind Mitbegründer der Initiative „Open Gun Michigan“, die gegen die Diskriminierung von Waffenträgern in dem US-Bundesstaat kämpft. „Eltern haben hier oft das Problem, ihren Schusswaffenbesitz kindgerecht zu erklären“, sagt Jeffs. Und genau das sollen die glubschäugigen Strongs übernehmen.
Erfunden wurden die schon vor zwei Jahren, aber anfangs verkaufte sich das Buch kaum. „Seit einigen Monaten vertreiben wir es online. Seither haben wir auf einen Schlag mehrere Hundert Exemplare verkauft“, sagt Skip Coryell, der Leiter des kleinen Verlags White Feather Press. Die Auflage mag gering sein, aber der Wirbel um das Buch ist nun gewaltig.
Zielgruppe ist der Nachwuchs der Besitzer der geschätzten 300 Millionen Pistolen und Gewehre in US-Privathaushalten. Ihnen gegenüber steht eine unüberschaubare kritische Masse, darunter US-Comedian Bill Maher, der in seiner Show über das Buch herzog: „Wenn sich die aufgerüsteten Strongs so sicher fühlen, warum schieben sie ihre Tochter auf vielen Bildern als Schutzschild vor sich?“ Nach dem Auftritt seien die Verkaufzahlen gestiegen, behauptet der Verlag. Fans und Gegner des Kinderbuchs streiten vor allem im Netz. In Amazon-Kundenrezensionen, Waffenforen und sozialen Netzwerken. Die Gegner sind dabei nicht nur Europäer, Pazifisten und Kinderschützer, sondern auch amerikanische Waffenfans, die lediglich gegen das offene Tragen sind.
Die Botschaft des Buches wird den kleinen Lesern sehr nachhaltig eingetrichtert. 21 Seiten lang sagen die Strongs die Vorteile von „open carry“ auf. Im Supermarkt, am Schießstand, bis das Töchterchen schließlich seine erste eigene Pistole bekommt (siehe Bilder unten). Geladene Handfeuerwaffen, wiederholen sie wieder und wieder, sind Schutzvorkehrungen wie Feuerlöscher und Sicherheitsgurte. Wer sie offen trägt, schlägt das Böse in die Flucht.
Wie krude und wenig empirisch gesichert all das ist: geschenkt. Viel schlimmer: Wer das Exemplar bestellt, bekommt derzeit vom Verlag ein Buch mit dem ebenso unheilvollen Titel „Raising Boys Feminists Will Hate“ („So erziehen Sie Jungs, die Feministinnen hassen werden“) auch noch gratis dazu.
Nur zur Gegenwehr? Ein US-Kinderbuch propagiert die Sinnhaftigkeit von Waffen
Die Strongs sind die dauergrinsenden Hauptfiguren des US-Kinderbuchs „My Parents Open Carry“, das seit Kurzem im Internet vertrieben wird und um mehr Toleranz für offenes Waffentragen, in den USA „open carry“ genannt, wirbt. Simpler Text und viele Bilder sollen schon den jüngsten Lesern die Vorteile nahebringen. Denn Selbstverteidigung, sagen die Strongs, gehört zur ureigenen Verantwortung eines jeden Menschen. „Wenn es auf Sekunden ankommt, ist die Polizei Minuten entfernt“, doziert der Vater immer wieder. Seine Botschaft lautet: Sei immer achtsam und bewaffnet, das Böse lauert überall. Und eine offen getragene Waffe schlägt Verbrecher von vornherein in die Flucht.
Klingt nach schlechtem Scherz, aber die beiden Autoren meinen es todernst: Brian Jeffs und Nathan Nephew sind Mitbegründer der Initiative „Open Gun Michigan“, die gegen die Diskriminierung von Waffenträgern in dem US-Bundesstaat kämpft. „Eltern haben hier oft das Problem, ihren Schusswaffenbesitz kindgerecht zu erklären“, sagt Jeffs. Und genau das sollen die glubschäugigen Strongs übernehmen.
Erfunden wurden die schon vor zwei Jahren, aber anfangs verkaufte sich das Buch kaum. „Seit einigen Monaten vertreiben wir es online. Seither haben wir auf einen Schlag mehrere Hundert Exemplare verkauft“, sagt Skip Coryell, der Leiter des kleinen Verlags White Feather Press. Die Auflage mag gering sein, aber der Wirbel um das Buch ist nun gewaltig.
Zielgruppe ist der Nachwuchs der Besitzer der geschätzten 300 Millionen Pistolen und Gewehre in US-Privathaushalten. Ihnen gegenüber steht eine unüberschaubare kritische Masse, darunter US-Comedian Bill Maher, der in seiner Show über das Buch herzog: „Wenn sich die aufgerüsteten Strongs so sicher fühlen, warum schieben sie ihre Tochter auf vielen Bildern als Schutzschild vor sich?“ Nach dem Auftritt seien die Verkaufzahlen gestiegen, behauptet der Verlag. Fans und Gegner des Kinderbuchs streiten vor allem im Netz. In Amazon-Kundenrezensionen, Waffenforen und sozialen Netzwerken. Die Gegner sind dabei nicht nur Europäer, Pazifisten und Kinderschützer, sondern auch amerikanische Waffenfans, die lediglich gegen das offene Tragen sind.
Die Botschaft des Buches wird den kleinen Lesern sehr nachhaltig eingetrichtert. 21 Seiten lang sagen die Strongs die Vorteile von „open carry“ auf. Im Supermarkt, am Schießstand, bis das Töchterchen schließlich seine erste eigene Pistole bekommt (siehe Bilder unten). Geladene Handfeuerwaffen, wiederholen sie wieder und wieder, sind Schutzvorkehrungen wie Feuerlöscher und Sicherheitsgurte. Wer sie offen trägt, schlägt das Böse in die Flucht.
Wie krude und wenig empirisch gesichert all das ist: geschenkt. Viel schlimmer: Wer das Exemplar bestellt, bekommt derzeit vom Verlag ein Buch mit dem ebenso unheilvollen Titel „Raising Boys Feminists Will Hate“ („So erziehen Sie Jungs, die Feministinnen hassen werden“) auch noch gratis dazu.