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Unter Druck

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Was tun die Jungfilmer mit ihren immer besseren Mitteln? Erkenntnisse beim Filmhochschul-Festival

Schleimige Schneckenmonster sind auf Teenager-Jagd. Sie fallen auf einer Party ein, fressen die Rockband, den Barkeeper, die knutschenden Pärchen - im Schneckentempo, aber unaufhaltsam. Bis eine gigantische Bierfassexplosion sie schließlich doch stoppen kann. Mit seiner Horror-Comedy 'Snails!' verbeugt sich der spanische Regisseur Geoffrey Cowper vor dem Monstergruselkino. Sein Beitrag zum Wettbewerb des 32. Internationalen Festivals der Filmhochschulen ist ein Musterbeispiel dafür, welche enormen Möglichkeiten Jungfilmer mittlerweile bereits während der Ausbildung haben - digitale Fotografie und Computereffekte machen"s möglich.


Mit dem Hummerkostüm bei der Jam-Session: Ein Beitrag auf dem 32. internationalen Festival der Filmhochschulen

Handwerklich beeindruckend, reich an Spezialeffekten - solche Studentenfilme kommen vor allem aus Ländern mit einer starken Infrastruktur an staatlichen Förderprogrammen und Senderbeteiligungen, wie Deutschland, USA, England oder Israel. Hier können die Jungfilmer zusätzlich auf die Unterstützung von Technikverleihen, Casting-Agenturen und Postproduktionsstudios zählen, die ihren künftigen Kunden umsonst oder zum Sonderpreis aushelfen.

Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass die Ausreden knapp werden. Diese Generation ist ausgestattet wie keine andere vor ihr, die komplette Filmgeschichte steht ihr per Mausklick zur Verfügung, die Technik ist ihr zu Diensten wie nie zuvor. Und umso gnadenloser fällt es dann auf, wenn Mangel an dramaturgischen und inszenatorischen Ideen herrscht. Ein Druck, den die Filmemacher natürlich spüren - und also versuchen sie, sich mit schweren Themen zu wappnen.

Die Tragödien des Münchner Festivals im Überblick: Afghanistankrieg, Amoklauf, Bandenkampf, Blutdoping, Gottesopfer, Revolution, Vergewaltigung, Waffenklau, Wirtschaftskrise. 50 Kurzfilme von 38 Filmschulen aus 22 Ländern - und die meisten: überschwer. So gerne ein Filmfestival nach politischen Themen und roten Fäden fahnden und auswählen mag - die Gefahr, sich am Stoff zu verheben, ist groß.

Natürlich sind diese Filme Übungen, die im Rahmen einer Ausbildung entstanden sind - wo, wenn nicht hier, soll Experimentieren und Scheitern erlaubt sein? Doch gemessen daran, dass das Münchner Festival den Anspruch hat, die besten internationalen Studentenfilme eines Jahrgangs zu präsentieren, dass die Ahnenliste der Jungfilmer, die hier entdeckt wurden, Namen wie Lars von Trier, David Yates oder Detlev Buck umfasst - gemessen daran verwundert die Auswahl mancher Kurzfilme doch.

Globalisiert kommt der Wettbewerb mittlerweile daher, es gibt immer mehr Austausch und Koproduktionen zwischen den Filmschulen. Student, Hochschule und Drehort gehören oft jeweils einer anderen Nation an. Letzteres zeigt beispielsweise der Film 'Teardrop' des Amerikaners Damion John Harper, der in München studiert und in seiner Heimat eine Gangfehde inszeniert hat - mit einem legendären Einstellungstrick, dessen sich schon John Carpenter in 'Halloween' bedient hat: Der Zuschauer wird in die Sicht des Protagonisten gepresst, sein Blick ist der Blick der Kamera. Er muss seinen ersten Mord begehen und am Ende, beim Blick in den Spiegel, erweist er sich noch als halbes Kind. Überhaupt widmen sich die eindrucksvollsten Kurzspielfilme dem Zauber und Horror der Pubertät, zwischen sexueller Sehnsucht und brutalen Initialisierungsriten. Das Coming of Age-Drama bleibt ein Genreklassiker an den Hochschulen: Auch Mahalia Belos 'Volume' ist ein wunderbares Stück über die Wirren der Jugend, aus den voyeuristischen Tiefen des Kinos, zwischen Lust, Angst und Scham.

Und immer lohnt auch ein Blick auf die Dokumentarfilme, die oft mutiger und kompromissloser sind als die Fiktionen. Besonders aufgefallen ist diesmal 'Sterben nicht vorgesehen', der mit dem Preis für die beste Dokumentation ausgezeichnet wurde. Matthias Stoll, der an der Kunsthochschule für Medien in Köln studiert hat, erzählt in seinem Abschlussfilm vom Tod seines Vaters. Eine sehr intime Geschichte, ein Erinnerungspuzzle, das auch viel über die Heimwerker- und Maggi-Nation Deutschland erzählt, über das Leben in der Peripherie.

Den Preis für den besten Kurzspielfilm hat die Jury um Regisseur Dennis Gansel schließlich dem Finnen Antti Heikki Pesonen verliehen für die Tragikomödie 'Korsoteoria/So It Goes' - auch das eine liebevoll-düstere Coming of Age-Story. Elli ist ein resolutes Working-Class-Girl, ihr Motto: Das Leben ist eine Kuh, die auf den Schienen steht und vom Zug überfahren wird. Ihr Traum: Finnland gen Süden zu verlassen - nur am Geld hapert es. Doch als sie kurz davor ist, einen reichen Jungen auszunehmen, kommt ihr ein ganz eigenartiges neues Gefühl dazwischen, das merkwürdigerweise viel glücklicher macht als Zigaretten zu klauen.

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