Auf dem Cover prangt ein großes grünes Dollar-Zeichen, geformt aus Marihuanablüten und -blättern. Die Titelgeschichte der aktuellen High Times handelt vom Geschäft mit Gras samt Tipps für Start-up-Gründer und für die Jobsuche auf dem Marihuana-Markt. Seit der kompletten oder zumindest partiellen Legalisierung in halb Amerika erlebt er eine Goldgräberstimmung wie kein anderer.
Außerdem liefert das Monatsmagazin eine Gebrauchsanweisung zum Anbau von Marihuana in Hydrokulturen, Nachrichten über allerlei Verhaftungen und sonstige Polizeiaktionen gegen Anbauer und Konsumenten und einen Hintergrundbericht zum effizientesten Marihuanalabor der Welt. High Times ist ein Fachblatt für Kiffer, nach eigenen Angaben die „Nummer eins Nachrichtenquelle für Cannabis-Informationen und -Kultur“.
Seit Marihuana in einzelnen US-Bundesstaaten legalisiert wurde, brummt das Geschäft.
Das Novemberheft ist die Jubiläumsausgabe der High Times, die in diesem Jahr 40 wird. In einer Zeit schrumpfender Auflagen bei fast allen Zeitungen und Zeitschriften weltweit geht es High Times besser als je zuvor. Die genaue Auflage verraten die Verleger nicht, aber das Magazin mit Redaktionssitz mitten in Manhattan sei profitabel. 13 Ausgaben des Monatsmagazins kosten 29,99 Dollar. Das Heft wird immer dicker – und jede Ausgabe hat 70 bis 80 Seiten Werbung, gut zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Es werben Bonghersteller, legale Marihuanaapotheken und Hanfsamenbanken. Vor allem die Anzahl der Onlineleser steigt rasant: binnen gut einem Jahr von einer auf mehr als fünf Millionen Unique Visitors pro Monat. Bei Twitter hat das Magazin 427000 Follower, bei Facebook 3,7 Millionen Likes. Nach Verlagsangaben verdoppelten sich die Onlinewerbeerlöse in einem Jahr. „Wir sind die Marke in der Branche, der die Leute am meisten vertrauen“, sagte High-Times-Verlegerin Mary McEvoy dem Magazin Time. „Niemand kommt an unsere Integrität auch nur heran, wenn es um Informationen über Cannabis geht.“
Für die guten Zeiten bei High Times gibt es einen Grund: Die Kifferbranche boomt. Von 2002 bis 2010 ist der Marihuanakonsum in den USA um 40 Prozent gestiegen, Konsumenten gaben im Jahr 2010 zwischen 30 und 50 Milliarden Dollar dafür aus, hat das Rechercheinstitut Rand Corporation im Auftrag der US-Drogenaufsichtsbehörde ermittelt. Laut einer Studie des auf die Branche spezialisierten Marktforschers Arcview Market Research wächst der Markt für legales Kiffen von heute 1,4 Milliarden Dollar auf mehr als 10 Milliarden Dollar in fünf Jahren. Zwischen 2013 und 2014 soll die Branche um 64 Prozent wachsen. Hinzu kommen die Milliarden, die sich mit Zubehör für Kiffer oder Equipment für die Produktion erzielen lassen.
In den Bundesstaaten Washington und Colorado ist Gras nach Volksabstimmungen bereits völlig legal. Allein zum Verkaufsstart am 1. Januar haben die Kunden in Colorado mehr als eine Million Dollar ausgegeben. In 20 Staaten und in der Hauptstadt Washington D.C. darf man zumindest mit einer medizinischen Erlaubnis kiffen. Inzwischen sind 58 Prozent der Amerikaner für die Komplettfreigabe.
Die Legalisierungswelle verändert auch die Medienbranche. Die Denver Post, eine seriöse Lokalzeitung, hat inzwischen einen Marihuana-Redakteur. Und andere Onlinemedien machen High Times Konkurrenz, zum Beispiel das Start-up Leafly, das aus Seattle eine Internetplattform mit Nachrichten betreibt und eine Datenbank, in der Kiffer Geschmack und Wirkung verschiedener Marihuanasorten nachschlagen und bewerten können.
Wie viele Magazine hat sich High Times breit aufgestellt und nach Umsatzquellen jenseits des reinen Journalismus gesucht. Es gibt nicht nur das Printmagazin und die Onlineseite heraus, sondern auch Fachbücher zum Thema, Videodokumentationen und sogar eine CD mit Hip-Hop-Musik. Inzwischen verdient der Verlag auch Geld als Eventmanager, vor allem mit dem „Cannabis Cup“ genannten Festival, eine Mischung aus Branchenmesse und Kifftreff, bei dem sich Start-up-Unternehmer vorstellen können, Firmen für ihre Produkte werben und eine Jury die beste Marihuanapflanze kürt. Es gibt Musik, Comedy und Seminare zu Kochkunst mit Cannabis. Seit 1987 organisiert High Times Cannabis Cups in Amsterdam, seit vier Jahren auch in den USA – das war der Durchbruch. Inzwischen gibt es neben dem in Amsterdam auch Festivals in Seattle, Los Angeles, San Francisco und dem Örtchen Clio in Michigan. Am kommenden Wochenende findet ein Cup in Seattle statt, die Eintrittskarte für beide Tage kostet 120 Dollar. High Times erwartet mehr als 40000 Besucher. Bob Marleys Reggaeband The Wailers wird ihr Legend-Album zum Besten geben.
Gerade ist das Magazin dabei, sich noch weiter von der Medienbranche zu entfernen: Der Herausgeber Michael Kennedy hat mit Geschäftspartnern einen Private-Equity-Fonds gegründet. Bis Ende des Jahres wollen sie 300 Millionen Dollar bei Anlegern einsammeln und dieses Geld in junge Marihuanaunternehmen investieren. Die Mindesteinlage für den High Times Growth Fund liegt bei 500000 Dollar.
Es gibt zwar eine wachsende Anzahl von Start-ups in der Branche, die Hanf anbauen, E-Zigaretten oder Cannabisschlaftabletten erfinden, Haschkekse backen oder Kochkurse anbieten, allerdings tun sie sich oft schwer, an Geld zu kommen. Banken arbeiten nicht mit ihnen zusammen, oft können die Firmen nicht einmal Konten eröffnen, weil Marihuana zwar in einzelnen US-Bundesstaaten legalisiert wurde, aber noch unklar ist, ob die Drogenbehörden der Bundesregierung die Unternehmer verfolgen. „Wir sind an einem Punkt, an dem Angebot und Nachfrage steigen“, sagte Herausgeber Kennedy der Zeitschrift Businessweek. „Dem High Times Growth Fund geht es darum, den Leuten zu erlauben, damit auch ihren Lebensunterhalt zu verdienen, denn die Banken tun das ja nicht.“
Im Jubiläumsjahr erinnert das Magazin auch an seinen Gründer, den berühmt-berüchtigten Aktivisten, Untergrundjournalisten und Drogenschmuggler Tom Forçade, Herausgeber Kennedy war sein Anwalt. Forçade wollte den Amerikanern mit High Times beibringen, selbst Gras anzubauen. Wenn der Staat die Handelswege nicht kontrollieren kann, so seine Überzeugung, würde sich Marihuana so verbreiten, dass dem Staat bald nichts anderes übrigbleibe, als das Verbot aufzuheben. Forçade hat sich 1978 umgebracht. Und verpasst so nun, wie er 40 Jahre später nicht mehr allzu weit von seinem Ziel entfernt ist.
Außerdem liefert das Monatsmagazin eine Gebrauchsanweisung zum Anbau von Marihuana in Hydrokulturen, Nachrichten über allerlei Verhaftungen und sonstige Polizeiaktionen gegen Anbauer und Konsumenten und einen Hintergrundbericht zum effizientesten Marihuanalabor der Welt. High Times ist ein Fachblatt für Kiffer, nach eigenen Angaben die „Nummer eins Nachrichtenquelle für Cannabis-Informationen und -Kultur“.
Seit Marihuana in einzelnen US-Bundesstaaten legalisiert wurde, brummt das Geschäft.
Das Novemberheft ist die Jubiläumsausgabe der High Times, die in diesem Jahr 40 wird. In einer Zeit schrumpfender Auflagen bei fast allen Zeitungen und Zeitschriften weltweit geht es High Times besser als je zuvor. Die genaue Auflage verraten die Verleger nicht, aber das Magazin mit Redaktionssitz mitten in Manhattan sei profitabel. 13 Ausgaben des Monatsmagazins kosten 29,99 Dollar. Das Heft wird immer dicker – und jede Ausgabe hat 70 bis 80 Seiten Werbung, gut zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Es werben Bonghersteller, legale Marihuanaapotheken und Hanfsamenbanken. Vor allem die Anzahl der Onlineleser steigt rasant: binnen gut einem Jahr von einer auf mehr als fünf Millionen Unique Visitors pro Monat. Bei Twitter hat das Magazin 427000 Follower, bei Facebook 3,7 Millionen Likes. Nach Verlagsangaben verdoppelten sich die Onlinewerbeerlöse in einem Jahr. „Wir sind die Marke in der Branche, der die Leute am meisten vertrauen“, sagte High-Times-Verlegerin Mary McEvoy dem Magazin Time. „Niemand kommt an unsere Integrität auch nur heran, wenn es um Informationen über Cannabis geht.“
Für die guten Zeiten bei High Times gibt es einen Grund: Die Kifferbranche boomt. Von 2002 bis 2010 ist der Marihuanakonsum in den USA um 40 Prozent gestiegen, Konsumenten gaben im Jahr 2010 zwischen 30 und 50 Milliarden Dollar dafür aus, hat das Rechercheinstitut Rand Corporation im Auftrag der US-Drogenaufsichtsbehörde ermittelt. Laut einer Studie des auf die Branche spezialisierten Marktforschers Arcview Market Research wächst der Markt für legales Kiffen von heute 1,4 Milliarden Dollar auf mehr als 10 Milliarden Dollar in fünf Jahren. Zwischen 2013 und 2014 soll die Branche um 64 Prozent wachsen. Hinzu kommen die Milliarden, die sich mit Zubehör für Kiffer oder Equipment für die Produktion erzielen lassen.
In den Bundesstaaten Washington und Colorado ist Gras nach Volksabstimmungen bereits völlig legal. Allein zum Verkaufsstart am 1. Januar haben die Kunden in Colorado mehr als eine Million Dollar ausgegeben. In 20 Staaten und in der Hauptstadt Washington D.C. darf man zumindest mit einer medizinischen Erlaubnis kiffen. Inzwischen sind 58 Prozent der Amerikaner für die Komplettfreigabe.
Die Legalisierungswelle verändert auch die Medienbranche. Die Denver Post, eine seriöse Lokalzeitung, hat inzwischen einen Marihuana-Redakteur. Und andere Onlinemedien machen High Times Konkurrenz, zum Beispiel das Start-up Leafly, das aus Seattle eine Internetplattform mit Nachrichten betreibt und eine Datenbank, in der Kiffer Geschmack und Wirkung verschiedener Marihuanasorten nachschlagen und bewerten können.
Wie viele Magazine hat sich High Times breit aufgestellt und nach Umsatzquellen jenseits des reinen Journalismus gesucht. Es gibt nicht nur das Printmagazin und die Onlineseite heraus, sondern auch Fachbücher zum Thema, Videodokumentationen und sogar eine CD mit Hip-Hop-Musik. Inzwischen verdient der Verlag auch Geld als Eventmanager, vor allem mit dem „Cannabis Cup“ genannten Festival, eine Mischung aus Branchenmesse und Kifftreff, bei dem sich Start-up-Unternehmer vorstellen können, Firmen für ihre Produkte werben und eine Jury die beste Marihuanapflanze kürt. Es gibt Musik, Comedy und Seminare zu Kochkunst mit Cannabis. Seit 1987 organisiert High Times Cannabis Cups in Amsterdam, seit vier Jahren auch in den USA – das war der Durchbruch. Inzwischen gibt es neben dem in Amsterdam auch Festivals in Seattle, Los Angeles, San Francisco und dem Örtchen Clio in Michigan. Am kommenden Wochenende findet ein Cup in Seattle statt, die Eintrittskarte für beide Tage kostet 120 Dollar. High Times erwartet mehr als 40000 Besucher. Bob Marleys Reggaeband The Wailers wird ihr Legend-Album zum Besten geben.
Gerade ist das Magazin dabei, sich noch weiter von der Medienbranche zu entfernen: Der Herausgeber Michael Kennedy hat mit Geschäftspartnern einen Private-Equity-Fonds gegründet. Bis Ende des Jahres wollen sie 300 Millionen Dollar bei Anlegern einsammeln und dieses Geld in junge Marihuanaunternehmen investieren. Die Mindesteinlage für den High Times Growth Fund liegt bei 500000 Dollar.
Es gibt zwar eine wachsende Anzahl von Start-ups in der Branche, die Hanf anbauen, E-Zigaretten oder Cannabisschlaftabletten erfinden, Haschkekse backen oder Kochkurse anbieten, allerdings tun sie sich oft schwer, an Geld zu kommen. Banken arbeiten nicht mit ihnen zusammen, oft können die Firmen nicht einmal Konten eröffnen, weil Marihuana zwar in einzelnen US-Bundesstaaten legalisiert wurde, aber noch unklar ist, ob die Drogenbehörden der Bundesregierung die Unternehmer verfolgen. „Wir sind an einem Punkt, an dem Angebot und Nachfrage steigen“, sagte Herausgeber Kennedy der Zeitschrift Businessweek. „Dem High Times Growth Fund geht es darum, den Leuten zu erlauben, damit auch ihren Lebensunterhalt zu verdienen, denn die Banken tun das ja nicht.“
Im Jubiläumsjahr erinnert das Magazin auch an seinen Gründer, den berühmt-berüchtigten Aktivisten, Untergrundjournalisten und Drogenschmuggler Tom Forçade, Herausgeber Kennedy war sein Anwalt. Forçade wollte den Amerikanern mit High Times beibringen, selbst Gras anzubauen. Wenn der Staat die Handelswege nicht kontrollieren kann, so seine Überzeugung, würde sich Marihuana so verbreiten, dass dem Staat bald nichts anderes übrigbleibe, als das Verbot aufzuheben. Forçade hat sich 1978 umgebracht. Und verpasst so nun, wie er 40 Jahre später nicht mehr allzu weit von seinem Ziel entfernt ist.