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MH17 wurde „durchsiebt“

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Das Mitte Juli in der Ostukraine abgestürzte Passagierflugzeug ist von einer großen Anzahl von Objekten durchsiebt worden. Die Maschine sei noch in der Luft in mehrere Teile zerborsten, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten vorläufigen Ermittlungsbericht. Von einer Rakete ist dort nicht ausdrücklich die Rede, aber die beschriebenen Schäden seien typisch für Flugabwehrgeschosse, die in unmittelbarer Nähe ihres Ziels explodieren und eine große Anzahl von Splittern streuen.



Schreckensbild: Von der malaysischen Boing blieben nur die Trümmerteile zurück.

Beim Absturz der Maschine der Malaysia Airlines auf dem Flug MH17 von Amsterdam nach Kuala Lumpur starben 298 Menschen. Laut dem 34 Seiten langen Zwischenbericht wurden an Bord keine Probleme festgestellt. Sieben Sekunden nachdem die Flugsicherung am Boden zuletzt Kontakt zur Maschine hatte, brachen um 15.20 Uhr Ortszeit die Aufzeichnungen von Flugschreiber und Stimmenrekorder ab. „Es wurde kein Notruf empfangen“, heißt es im Bericht. Ein Kampfflugzeug sei nahe der Flugroute nicht geortet worden. Der russische Generalstab hatte zehn Tage nach dem Absturz erklärt, ein ukrainischer Kampfjet vom Typ SU-25 sei der Boeing gefolgt.

Es ist die erste Zwischenbilanz der international besetzten Kommission. Gemäß den Regeln der Internationalen Zivilluftfahrtbehörde (ICAO) arbeiten Experten aus dem Herkunftsland der Fluggesellschaft, den Herkunftsnationen der Opfer sowie aus dem Land, in dem die Maschine abgestürzt ist, an der Aufklärung. Die Niederlande, aus denen 192 Opfer kamen, leiten die Ermittlungen. Da keine russischen Staatsbürger betroffen waren, ist Russland den Regeln gemäß nicht beteiligt.

Die Regierungen der Ukraine, der europäischen Staaten und der USA gehen davon aus, dass die Maschine von prorussischen Separatisten abgeschossen wurde. Einer von deren Anführern hatte kurz nach der Katastrophe im Internet den Abschuss eines ukrainischen Militärflugzeuges gemeldet. Als sich herausstellte, dass eine Passagiermaschine getroffen wurde, entfernte er den Eintrag von seiner Website. Der ukrainische Geheimdienst hatte ein Telefonat veröffentlicht, in dem ein prorussischer Kämpfer einem zweiten gestand, versehentlich ein Zivilflugzeug getroffen zu haben. Mehrere Separatisten bestätigten Journalisten gegenüber, dass sie zum Absturzort geschickt wurden, um den Piloten zu ergreifen. Piloten von Kampffliegern können sich bei einem Angriff mit dem Schleudersitz retten.

Das russische Luftfahrtamt kritisierte den Bericht als wenig aussagekräftig. Bis zu seinem Erscheinen sei „zu viel Zeit verstrichen“, sagte ein Sprecher. Die Leichen der Passagiere hätten lange ohne Untersuchung am Absturzort gelegen, die Wrackteile seien in der Kampfzone möglicherweise beschädigt worden. Miroslaw Rudenko, Sprecher der Separatisten, sagte indes Interfax, der Bericht belaste die Regierung in Kiew: „Es ist offensichtlich, dass es eine Provokation der ukrainischen Armee war, um Russland und die Volkswehr zu diskreditieren.“ Ihre abschließenden Ergebnisse wollen die Experten bis nächsten Juli vorlegen – wenn es die Situation an der Absturzstelle zulässt.


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