„Die Bahn ist sowieso zu teuer“ – gerade unter jungen Menschen ist diese Einstellung verbreitet. Seitdem man mit dem Fernbus für 1,50 Euro von Mainz nach Karlsruhe fahren oder sich per Mitfahrzentrale für zehn Euro von Berlin nach Hamburg kutschieren lassen kann, verliert die Deutsche Bahn viele preisbewusste Kunden. Alleine in der ersten Jahreshälfte sind dem Konzern eigenen Angaben zufolge wegen der neuen Konkurrenz Umsätze von 50 Millionen Euro entgangen.
Längst weiß die Bahn um ihren Ruf in dieser Kundengruppe – und versucht dagegenzusteuern. Seit April lockt sie gezielt Fernbuskunden im Internet. Auf gängigen Vergleichsportalen für Busreisen lanciert der Konzern Sonderangebote, die nur dort erhältlich sind. Ein Beispiel: Wer auf busliniensuche.de für den nächsten Tag nach einer Reise von München nach Frankfurt sucht, dem werden nicht nur Fernbusfahrten, sondern auch ein Spezialpreis der Bahn angeboten: für 29 Euro mit dem ICE.
Die Bahn lockt mit Sonderangeboten auf Fernbus-Portalen.
Dieser Preis kann zwar nicht ganz mit den Busanbietern mithalten, ist aber dennoch erstaunlich. Denn an Fahrkartenautomaten, in Reisezentren oder auf bahn.de muss man mindestens 79 Euro zahlen, um am selben Tag mit demselben Zug fahren zu dürfen. Auf ähnlichen Seiten wie fernbusse.de oder beim Reiseveranstalter L’tur finden sich ähnliche Angebote.
Es klingt nach einem Geheimtipp: Wer günstig und spontan mit der Bahn fahren will, sollte sich im Internet als Fernbusreisender ausgeben – auch wenn er gar kein Interesse an diesem Verkehrsmittel haben sollte. Vielleicht bekommt er seine Fahrkarte dann – wie im Beispiel – 50 Euro günstiger. Vielleicht aber auch nicht. Denn wie viele dieser Spezialpreise zu welchen Zeiten auf welchen Strecken zur Verfügung stehen, ist nicht durchschaubar. Die Bahn will auf Anfrage keine Angaben zur Größe der Kontingente machen.
Wer denkt, der offizielle Vertriebskanal bahn.de böte einen vollständigen Überblick über die Tarife, wird hinters Licht geführt. Genauso wie die mehr als 43 Millionen Deutschen, die keine Kreditkarte besitzen. Die ist bei den Spezialpreisen nämlich das einzige mögliche Zahlungsmittel. Die Sonderangebote halten weitere Eigenheiten bereit: So können die Kunden ihre Buchung zu keinem Zeitpunkt stornieren, nicht einmal gegen Aufpreis. Ausländische Reisende haben es schwer, die Spezial-Fahrkarten zu nutzen, weil man weder mit einem Reisepass noch mit einer ausländischen Bankkarte die Echtheit seines Tickets beweisen kann. Und wer zunächst mit einem Regionalzug zum nächsten Fernverkehrsbahnhof tuckern muss, benötigt dafür eine gesonderte Fahrkarte.
Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert auf Anfrage die komplizierten Auswüchse dieser Tarifpolitik: „Die Spezialpreise machen das Preissystem noch unübersichtlicher, als es sowieso schon ist“, sagt ein Sprecher. Er ergänzt: „Heutzutage braucht man mindestens Bahn-Abitur, um da noch durchzublicken.“ Zudem bemängelt Pro Bahn, dass Stammkunden mit einer Bahn-Card 25 auf die Sonderangebote nicht die üblichen 25 Prozent Ermäßigung erhalten. Die Bahn begründet dies damit, dass die Spezial-Fahrkarten bereits so stark rabattiert seien, dass kein weiterer Preisnachlass möglich sei.
Vollkommen schlechtmachen möchte der Fahrgastverband die Sonderangebote allerdings nicht. Denn gerade für junge Menschen würden sie längere Zugreisen erst erschwinglich machen, sagt der Pro Bahn-Sprecher. „Wenn wieder alle Bahnpreise vereinheitlicht würden, wären die Tarife auf einem Niveau, über das sich viele beklagen würden.“
Seit Ende 2002 bestimmt die Deutsche Bahn den Preis einer Fahrt nicht mehr strikt proportional zur Anzahl der Kilometer. Stattdessen können Reisende, die sich rechtzeitig vorher auf einen bestimmten Zug zu einer bestimmten Zeit festlegen, Sparpreise in Anspruch nehmen. Diese liegen bis zu 50 Prozent unter dem Normalpreis. Durch diese Preisunterscheidung kann die Bahn auf Nachfrageschwankungen reagieren: Zu beliebten Reisezeiten wie dem Freitagabend bietet sie weniger Sparpreise an als in Stunden mit geringerer Auslastung. Auch bei den Spezialpreisen auf den Vergleichsportalen müssen sich Reisende auf den konkreten Zug festlegen. Nur bei Ausfällen oder großen Verspätungen dürfen Reisende von der geplanten Verbindung abweichen. Auffällig ist, dass die Sonderangebote erst frühestens eine Woche vor der Fahrt gebucht werden können. Die Bahn nutze die preisbewusste Zielgruppe der Fernbusportale, um einzelne Züge vollzubekommen, erklärt eine Bahn-Sprecherin.
Gegen die Vorwürfe einer intransparenten Tarifpolitik wehrt sich der Konzern. Mit den Spezialpreisen spreche man eine Zielgruppe an, die sich sonst gar nicht erst auf bahn.de über Zugpreise informieren würde, sagt die Sprecherin. Aus Konzernsicht sei es besser, die jungen Menschen reisten für 29 Euro in nicht vollbesetzten Zügen mit, als dass sie auf die Fernbuskonkurrenz auswichen. Gerade in der Verkehrs- und Tourismusbranche ist es üblich, die unterschiedlichen Zahlungsbereitschaften der Kunden durch eine Vielfalt an Tarifen und Konditionen abzufangen. „Auch die Bahn hat das Recht, ihr Produkt flexibel am Markt zu platzieren“, sagt die Sprecherin. In der Luftfahrt seien die Tarifschwankungen noch viel größer.
Längst weiß die Bahn um ihren Ruf in dieser Kundengruppe – und versucht dagegenzusteuern. Seit April lockt sie gezielt Fernbuskunden im Internet. Auf gängigen Vergleichsportalen für Busreisen lanciert der Konzern Sonderangebote, die nur dort erhältlich sind. Ein Beispiel: Wer auf busliniensuche.de für den nächsten Tag nach einer Reise von München nach Frankfurt sucht, dem werden nicht nur Fernbusfahrten, sondern auch ein Spezialpreis der Bahn angeboten: für 29 Euro mit dem ICE.
Die Bahn lockt mit Sonderangeboten auf Fernbus-Portalen.
Dieser Preis kann zwar nicht ganz mit den Busanbietern mithalten, ist aber dennoch erstaunlich. Denn an Fahrkartenautomaten, in Reisezentren oder auf bahn.de muss man mindestens 79 Euro zahlen, um am selben Tag mit demselben Zug fahren zu dürfen. Auf ähnlichen Seiten wie fernbusse.de oder beim Reiseveranstalter L’tur finden sich ähnliche Angebote.
Es klingt nach einem Geheimtipp: Wer günstig und spontan mit der Bahn fahren will, sollte sich im Internet als Fernbusreisender ausgeben – auch wenn er gar kein Interesse an diesem Verkehrsmittel haben sollte. Vielleicht bekommt er seine Fahrkarte dann – wie im Beispiel – 50 Euro günstiger. Vielleicht aber auch nicht. Denn wie viele dieser Spezialpreise zu welchen Zeiten auf welchen Strecken zur Verfügung stehen, ist nicht durchschaubar. Die Bahn will auf Anfrage keine Angaben zur Größe der Kontingente machen.
Wer denkt, der offizielle Vertriebskanal bahn.de böte einen vollständigen Überblick über die Tarife, wird hinters Licht geführt. Genauso wie die mehr als 43 Millionen Deutschen, die keine Kreditkarte besitzen. Die ist bei den Spezialpreisen nämlich das einzige mögliche Zahlungsmittel. Die Sonderangebote halten weitere Eigenheiten bereit: So können die Kunden ihre Buchung zu keinem Zeitpunkt stornieren, nicht einmal gegen Aufpreis. Ausländische Reisende haben es schwer, die Spezial-Fahrkarten zu nutzen, weil man weder mit einem Reisepass noch mit einer ausländischen Bankkarte die Echtheit seines Tickets beweisen kann. Und wer zunächst mit einem Regionalzug zum nächsten Fernverkehrsbahnhof tuckern muss, benötigt dafür eine gesonderte Fahrkarte.
Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert auf Anfrage die komplizierten Auswüchse dieser Tarifpolitik: „Die Spezialpreise machen das Preissystem noch unübersichtlicher, als es sowieso schon ist“, sagt ein Sprecher. Er ergänzt: „Heutzutage braucht man mindestens Bahn-Abitur, um da noch durchzublicken.“ Zudem bemängelt Pro Bahn, dass Stammkunden mit einer Bahn-Card 25 auf die Sonderangebote nicht die üblichen 25 Prozent Ermäßigung erhalten. Die Bahn begründet dies damit, dass die Spezial-Fahrkarten bereits so stark rabattiert seien, dass kein weiterer Preisnachlass möglich sei.
Vollkommen schlechtmachen möchte der Fahrgastverband die Sonderangebote allerdings nicht. Denn gerade für junge Menschen würden sie längere Zugreisen erst erschwinglich machen, sagt der Pro Bahn-Sprecher. „Wenn wieder alle Bahnpreise vereinheitlicht würden, wären die Tarife auf einem Niveau, über das sich viele beklagen würden.“
Seit Ende 2002 bestimmt die Deutsche Bahn den Preis einer Fahrt nicht mehr strikt proportional zur Anzahl der Kilometer. Stattdessen können Reisende, die sich rechtzeitig vorher auf einen bestimmten Zug zu einer bestimmten Zeit festlegen, Sparpreise in Anspruch nehmen. Diese liegen bis zu 50 Prozent unter dem Normalpreis. Durch diese Preisunterscheidung kann die Bahn auf Nachfrageschwankungen reagieren: Zu beliebten Reisezeiten wie dem Freitagabend bietet sie weniger Sparpreise an als in Stunden mit geringerer Auslastung. Auch bei den Spezialpreisen auf den Vergleichsportalen müssen sich Reisende auf den konkreten Zug festlegen. Nur bei Ausfällen oder großen Verspätungen dürfen Reisende von der geplanten Verbindung abweichen. Auffällig ist, dass die Sonderangebote erst frühestens eine Woche vor der Fahrt gebucht werden können. Die Bahn nutze die preisbewusste Zielgruppe der Fernbusportale, um einzelne Züge vollzubekommen, erklärt eine Bahn-Sprecherin.
Gegen die Vorwürfe einer intransparenten Tarifpolitik wehrt sich der Konzern. Mit den Spezialpreisen spreche man eine Zielgruppe an, die sich sonst gar nicht erst auf bahn.de über Zugpreise informieren würde, sagt die Sprecherin. Aus Konzernsicht sei es besser, die jungen Menschen reisten für 29 Euro in nicht vollbesetzten Zügen mit, als dass sie auf die Fernbuskonkurrenz auswichen. Gerade in der Verkehrs- und Tourismusbranche ist es üblich, die unterschiedlichen Zahlungsbereitschaften der Kunden durch eine Vielfalt an Tarifen und Konditionen abzufangen. „Auch die Bahn hat das Recht, ihr Produkt flexibel am Markt zu platzieren“, sagt die Sprecherin. In der Luftfahrt seien die Tarifschwankungen noch viel größer.