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"Moderne Sklaverei"

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Der neue DGB-Chef Reiner Hoffmann ist normalerweise keiner, der schnell lospoltert. Der Vorsitzende des Gewerkschaftsbundes wägt seine Worte lieber vorsichtig ab. Umso bemerkenswerter ist nun der Weckruf, den Hoffmann – wohlkalkuliert vor dem nationalem IT-Gipfel in Hamburg – von sich gegeben hat.

Darin sagt Hoffmann neuen digitalen Billigjobs den Kampf an: „Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie hier eine Art moderne Sklaverei entsteht, mit einem Wettbewerb um Löhne nach unten“, verkündet der DGB-Vorsitzende in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Zugleich warnt er: „Die vermeintliche Freiheit, einfach Geld zu verdienen mit Jobs wie Crowdworking oder über digitale Putzhilfenvermittler könnte sich als Falle entpuppen.“ Dann entstehe ein Proletariat in der Internet-Branche ohne jeden sozialen Schutz und zum Beispiel ohne Sozialversicherungsbeiträge und Zuschläge für Nacht- oder Sonntagsarbeit.



DGB-Chef Reiner Hoffmann: Digitale Billigsjobs bekämpfen

Beim Crowdsourcing oder -working vermitteln Online-Plattformen einfache Aufgaben von Unternehmen, die Heimarbeiter am PC zu Hause übernehmen können. Diese gleichen dann zum Beispiel bestimmte Daten ab, finden Adressen heraus oder sortieren Bilder. Auf dem 8. IT-Gipfel geht es um Wettbewerb, Sicherheit und Arbeiten in der digitalen Welt. Ein wichtiges Thema, auch für Kanzlerin Angela Merkel (CDU), die an diesem Dienstag genauso wie Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) in die Hansestadt kommt.

Die Branche der Informationstechnologie gilt mittlerweile als zweitgrößter industrieller Arbeitgeber Deutschlands. Sie gibt nach Berechnungen des Hightech-Verbandes Bitkom in diesem Jahr etwa 953 000 Menschen Arbeit. In den vergangenen fünf Jahren entstanden in dem Wirtschaftszweig knapp 100000 neue Arbeitsplätze. Kleine und mittelständische Unternehmen stellen dabei die meisten Jobs. Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder sagt: „Angesichts des Fachkräftemangels von seit Jahren rund 40000 offenen und nur schwer zu besetzenden Stellen für IT-Spezialisten ist ein Wettbewerb um die besten Köpfe mit Lohndumping kaum vorstellbar.“ Trotzdem müsse die Branche offen sein für neue Geschäftsmodelle, „die auch mit neuen Beschäftigungsformen einhergehen“.

Die Gewerkschaften versuchen seit Jahren in der Branche Fuß zu fassen. Es sei aber gerade in kleinen, jungen Betrieben der Internetwirtschaft schwer, Mitglieder zu gewinnen und Tarifverträge durchzusetzen, sagt Reinhard Bispinck, Leiter des WSI-Tarifarchivs in der Hans-Böckler-Stiftung. Die Arbeitnehmer hätten bei ihrem Bildungsgang mit Gewerkschaften kaum Berührungspunkte gehabt. Häufig gebe es in den Unternehmen keine Betriebsräte. Oder die Aufbruchstimmung, das gemeinsame Arbeiten an einem Projekt, trage dazu bei, dass Arbeitnehmer „interessierte Selbstausbeutung“ betrieben. Noch schwieriger sei es für die Gewerkschaften an Solo-Selbständige heranzukommen, „die sich um Aufträge bemühen, von Job zu Job hangeln und einem ständigen Unterbietungswettbewerb ausgeliefert sind“, sagt Bispinck.

Der DGB-Chef will sich davon nicht unterkriegen lassen. „Warum sollen in der digitalen Welt keine Arbeitnehmerrechte entstehen?“, fragt er. Hoffmann ist sich sicher: „Da wird es kreative Antworten geben, die in diese Welt passen.

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