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Alte Schule

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Im Umgang mit Computern und dem Internet liegen deutsche Achtklässer im Vergleich zu ihren Altersgenossen in anderen Ländern nur im Mittelfeld. Das ist das Ergebnis der International Computer and Information Literacy Study (Icils 2013), die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Sie vergleicht die PC-Kenntnisse von zwölf- bis 13-jährigen Jugendlichen in 21 Bildungssystemen. Zwar liegt Deutschland danach über dem internationalen Mittelwert, im Vergleich fällt die Bundesrepublik aber deutlich hinter Länder wie Tschechien, Kanada, Australien, Dänemark oder Polen oder Norwegen zurück. Und: In Deutschland gibt es weitaus weniger Spitzenschüler im digitalen Bereich als in anderen Ländern.



In deutschen Schulen sind moderne Tablets eher die Ausnahme. Sie sind sind zu teuer - und vielen Lehrern fehlt digitale Kompetenz.

Nur 1,5 Prozent der deutschen Achtklässler erreichen die höchste Kompetenzstufe, das heißt, sie finden sich allein in der digitalen Welt zurecht und können Inhalte eigenständig kritisch hinterfragen. Hingegen scheitern 40 Prozent der Schüler, die nicht auf das Gymnasium gehen, daran, selbständig am Computer zu arbeiten oder Dokumente zu erstellen. „Das ist eine Gruppe, von der wir fürchten müssen, dass sie den Anschluss verliert an die modernen Informationstechnologien und damit auch an das 21. Jahrhundert, wenn da nicht eingeschritten wird“, sagte Professor Wilfried Bos vom Institut für Schulentwicklungsforschung der Technischen Universität Dortmund, der die Studie in Deutschland geleitet hat. Für die Untersuchung wurden 2225 Schüler der achten Klassen und 1386 Lehrer repräsentativ ausgewählt, insgesamt waren an dem Test 142 Schulen beteiligt.


Das Ergebnis umfasst 327 Seiten, auf denen die Wissenschaftler auch Gründe für ihre Resultate ausmachen: Die Ausstattung in den Schulen mit digitalen Medien ist schlecht. Im Bundesdurchschnitt teilen sich 11,5 Schüler einen Computer im Klassenraum, genau die gleiche Zahl wie schon bei einer Erhebung 2006. „Wir müssen hier von einer Stagnation sprechen“, sagte die Professorin und Co-Studienleiterin Birgit Eickelmann vom Institut für Erziehungswissenschaft an der Uni Paderborn. Nur 6,5 Prozent der Achtklässler besuchen Schulen, in denen es Tablets gibt, zudem seien viele Lehrer der neuen Technik gegenüber skeptisch eingestellt; weniger als 20 Prozent der Lehrer nähmen an Fortbildungen teil. Was den Einsatz neuer Technologien in Schulen angehe, sei Deutschland „Schlusslicht“, sagte Eickelmann. Ihr Kollege Bos drückt es so aus: „In Deutschland lernen Jugendliche den Umgang mit digitalen Medien trotz Schule.“


Bildungspolitiker diskutieren seit Jahren, wie Schülern digitale Fähigkeiten besser vermittelt werden können. Als ein Grundproblem gilt die mangelnde Ausbildung vieler Lehrer im Umgang mit den neuen Techniken selbst wie auch in der Vermittlung dieser Techniken. Bei der Nutzung sozialer Netzwerke wie Facebook sind viele Jugendliche ihren Lehrern voraus. Als zweites Grundproblem gilt die magere Ausstattung vieler Schulen. Rechner und Software sind teuer, zu teuer für manche Länder und Kommunen. Hinzu kommt das Design des Lehrplanes. In nur drei Bundesländern ist Informatik für einzelne Jahrgangsstufen als Pflichtfach vorgesehen: in Bayern, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Ansonsten führt die Disziplin oft ein Schattendasein, etwa als Wahlpflichtfach. Viele Kenntnisse ließen sich auch in anderen Fächern vermitteln – dies passiert jedoch nur mit mittelmäßigem Erfolg, wie nun die Studie zeigt.

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