Eine Umfrage, die Forsa im Auftrag der Gesellschaft für deutsche Sprache durchführte, legt das nahe. Es ging um das, was nur der Berliner hat: seine Mundart. 1001 Männer und Frauen haben Auskunft darüber gegeben.
Zuzug hat Berlin viel gebracht, das Image des Dialekts wird er nicht verbessern.
Ja, man berlinert noch, aber das Image von „icke, dette, kieke ma“ scheint ramponiert zu sein. So würde das ein Sprachwissenschaftler natürlich nie sagen, aber die Fakten sind eindeutig: „frech, witzig, intelligent“ wirkte das Berlinern 1983. Einundzwanzig Jahre danach klingt es nur noch „schlagfertig, frech, ehrlich“. Und die Intelligenz? „Intelligent“ ist auf den neunten, den letzten Platz gefallen in der Rangliste der Eigenschaften, die man mit dem Berlinischen verbindet. „Intelligent“ steht noch hinter „liebenswürdig“ und „pöbelhaft“. So urteilen, wohlgemerkt, Bewohner der Stadt, was man außerhalb meint, will man dann schon gar nicht mehr wissen. Passenderweise lautet der bekannteste Ausdruck des Berliner Dialekts „Doofkopp“.
Was ist da geschehen? Und was bitte ist mit einer Schlagfertigkeit gemeint, die eher nicht intelligent wirkt. Möglicherweise ist die Berliner Frechheit in formelhaften Wendungen erstarrt. Was auch immer geschieht, erst mal Konter geben: „Watt soll’n dit – Ick kann’s nich glob’n“. Das wirkt ehrlich, aber eben nicht besonders helle.
Eine zweite Umfrage dieser Tage führt zu einer möglichen Erklärung. Das Stadtmagazin tip sucht wie beinahe immer seit 1999 die „100 peinlichsten Berliner“. Jeder kann Vorschläge machen für das alljährliche „Ranking der größten Nervensägen, schlimmsten Wichtigtuer, ärgsten Dummschwätzer und größten Dilettanten“. 2012 hat Klaus Wowereit gewonnen, konnte den ersten Platz aber überraschenderweise nicht verteidigen, 2013 eroberte ihn Bushido. Meckern, peinlich finden, motzen scheinen bevorzugte Arten zu sein, den Zustand Berlins im Ganzen wahrzunehmen, sich irgendwie ihm gegenüber in Stellung zu bringen. Und ja, Gründe dafür finden sich genug, auch ist die Auswahl an Doofköppen ausreichend groß. Daher hat die Berliner Gesamtseele in den turbulenten Neunzigern beschlossen, den Stolz auf die eigenen Unzulänglichkeiten zu kultivieren. Allet jeht schief, aber das macht nichts, man ist ja schließlich Berliner.
Wer die 45 noch nicht erreicht hat, meint häufiger als die Älteren, dass Berlinern „pöbelhaft“ klinge, von denen über sechzig meinen das nur 21 Prozent. Trübe Aussichten, auch wenn man in Rechnung stellt, dass der Berliner Dialekt noch nie eine Mundart der gehobenen Kreise gewesen ist. Zuzug hat der Stadt immer viel gebracht, das Image des Dialekts wird er nicht verbessern. Wo feine Pinkel und die Boheme wohnen, wird mehrheitlich nicht berlinert. Jens Bisky
Zuzug hat Berlin viel gebracht, das Image des Dialekts wird er nicht verbessern.
Ja, man berlinert noch, aber das Image von „icke, dette, kieke ma“ scheint ramponiert zu sein. So würde das ein Sprachwissenschaftler natürlich nie sagen, aber die Fakten sind eindeutig: „frech, witzig, intelligent“ wirkte das Berlinern 1983. Einundzwanzig Jahre danach klingt es nur noch „schlagfertig, frech, ehrlich“. Und die Intelligenz? „Intelligent“ ist auf den neunten, den letzten Platz gefallen in der Rangliste der Eigenschaften, die man mit dem Berlinischen verbindet. „Intelligent“ steht noch hinter „liebenswürdig“ und „pöbelhaft“. So urteilen, wohlgemerkt, Bewohner der Stadt, was man außerhalb meint, will man dann schon gar nicht mehr wissen. Passenderweise lautet der bekannteste Ausdruck des Berliner Dialekts „Doofkopp“.
Was ist da geschehen? Und was bitte ist mit einer Schlagfertigkeit gemeint, die eher nicht intelligent wirkt. Möglicherweise ist die Berliner Frechheit in formelhaften Wendungen erstarrt. Was auch immer geschieht, erst mal Konter geben: „Watt soll’n dit – Ick kann’s nich glob’n“. Das wirkt ehrlich, aber eben nicht besonders helle.
Eine zweite Umfrage dieser Tage führt zu einer möglichen Erklärung. Das Stadtmagazin tip sucht wie beinahe immer seit 1999 die „100 peinlichsten Berliner“. Jeder kann Vorschläge machen für das alljährliche „Ranking der größten Nervensägen, schlimmsten Wichtigtuer, ärgsten Dummschwätzer und größten Dilettanten“. 2012 hat Klaus Wowereit gewonnen, konnte den ersten Platz aber überraschenderweise nicht verteidigen, 2013 eroberte ihn Bushido. Meckern, peinlich finden, motzen scheinen bevorzugte Arten zu sein, den Zustand Berlins im Ganzen wahrzunehmen, sich irgendwie ihm gegenüber in Stellung zu bringen. Und ja, Gründe dafür finden sich genug, auch ist die Auswahl an Doofköppen ausreichend groß. Daher hat die Berliner Gesamtseele in den turbulenten Neunzigern beschlossen, den Stolz auf die eigenen Unzulänglichkeiten zu kultivieren. Allet jeht schief, aber das macht nichts, man ist ja schließlich Berliner.
Wer die 45 noch nicht erreicht hat, meint häufiger als die Älteren, dass Berlinern „pöbelhaft“ klinge, von denen über sechzig meinen das nur 21 Prozent. Trübe Aussichten, auch wenn man in Rechnung stellt, dass der Berliner Dialekt noch nie eine Mundart der gehobenen Kreise gewesen ist. Zuzug hat der Stadt immer viel gebracht, das Image des Dialekts wird er nicht verbessern. Wo feine Pinkel und die Boheme wohnen, wird mehrheitlich nicht berlinert. Jens Bisky