Mehr als 1000 Möglichkeiten, das scheinbar Profane raffiniert zu verpacken, werden auf der Bastler-Plattform Dawanda angeboten: Wer Bares schenken will, findet dort von der schicken Karte über die Papierhochzeitstorte mit Fächern bis zum Sparschwein viele Varianten. Geld ist offenbar ein beliebtes Geschenk. Vor allem junge Menschen lassen sich im Zweifelsfall von der Oma lieber Scheine geben.
Viele Kunden bleiben ihr Leben lang bei der gleichen Bank. Gerade deswegen sind Jugendliche für Kreditinstitute eine wichtige Zielgruppe.
Den Kreditinstituten kann das nur recht sein. Junge Menschen zwischen zwölf und 18 Jahren sind für sie eine wichtige Zielgruppe. 80 Prozent von ihnen bekommen Taschengeld, viele haben ab 14 Jahren den ersten Nebenjob und spätestens, wenn sie mit 16 Jahren eine Ausbildung beginnen, befassen sich viele mehr oder minder freiwillig mit Geldthemen. Und da viele Kunden oft lebenslang bei der Bank bleiben, sind einmal gewonnene Jungkunden lebenslange Stammkunden.
Verständlich also, dass die Kreditinstitute mit einfallsreichen Methoden um junge Kunden werben. Zwar tun die Häuser es noch nicht den britischen Kollegen nach, die teils sogar Vergünstigungen auf Fahrstunden anbieten. Aber auch deutsche Banken lassen sich einiges einfallen: Es gibt Kinogutscheine, verbilligte Sporttickets und Konzertkarten. Junge Kunden bei der Münchner Stadtsparkasse bekommen sogar vergünstigten Eintritt in so manchen Club. Die Volks- und Raiffeisenbank Mannheim hat eine eigene Jugendfiliale eingerichtet: „Banking and fun“, zu Deutsch also „Bankgeschäfte und Spaß“ heißt sie. Dort kann man zwar weder ein Konto eröffnen noch Geld überweisen, aber es gibt einen Berufsnavigator, an dem junge Menschen herausfinden können, in welchem Bereich sie später einmal arbeiten möchten, und Computer, an denen man kostenlos im Internet surfen kann.
Doch wie ticken sie, die jungen, begehrten Kunden? „Sie sind erstaunlich konservativ“, sagt Bettina Kutscha von der Sparkasse Nürnberg, „das ist eine sehr bewusst lebende Generation.“ Die meisten Jugendlichen, so die Beraterin, wollten sichere Anlagen. Dabei haben viele in diesem Alter bereits ein beträchtliches Vermögen: Geschenke von Eltern, Onkels und Omas, dazu die durchschnittlichen 60 bis 75 Euro Taschengeld. Manche tragen dazu Zeitungen aus oder arbeiten als Babysitter, zudem stellen viele Eltern ihren Kindern einen Fixbetrag zur Verfügung, um etwa Kleidung selbst zu kaufen – diese Summen sind besser auf der Bank aufgehoben als im Sparschwein.
Doch dürfen Minderjährige überhaupt einfach zur Bank gehen und ein eigenes Konto eröffnen? Nein. Zwar sind Kinder ab dem siebten Lebensjahr bedingt geschäftsfähig. Ein Konto eröffnen können sie bis zum 18. Lebensjahr aber nur mit dem Einverständnis und in Anwesenheit der Eltern, formell sogar beider. „In der Praxis reicht es aber oft, wenn ein Elternteil zustimmt“, sagt Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Die Banken setzen deshalb auch bei den Eltern an. „Wir bieten beispielsweise unseren Kunden mit Kindern im Teenageralter an, ihren Nachwuchs zu einem Beratungsgespräch mitzubringen“, sagt Kutscha. Zum anderen setzen die Kreditinstitute auf jugendspezifische Produkte von der Prepaid-Kreditkarte bis zum Führerscheinkonto mit speziellen Zinskonditionen. Ab dem zwölften Geburtstag gibt es bei den meisten Banken EC-Karten. Spätestens ab dem 16. Lebensjahr sollte die auch Standard sein, rät Annabel Oelmann. Viele Banken haben deshalb ein sogenanntes mitwachsendes Konto – solange die Kinder klein sind, ist es ein Ansparkonto, dann gibt es die erste Karte ohne Dispokredit, später eine Kreditkarte.
Günstige Tickets, vergleichsweise stabile Zinsen, Geschenke zum Geburtstag – trotz all dieser Angebote rät Verbraucherschützerin zunächst zum Gang zur bisherigen Hausbank. „Bankgeschäfte sind Vertrauenssache“, sagt die Verbraucherschützerin. „Lockangebote wie Gutscheine, Bälle oder 50 Euro sollten keinen Einfluss auf die Entscheidung für diese Bank haben.“ Zu besonderer Vorsicht rät sie auch bei der Auswahl des Kontos. Die gern als sicher beworbene Variante einer Prepaid-Kreditkarte ist nicht so harmlos, wie die Anbieter gern vermitteln. „Viele Vertragsbedingungen von Prepaid-Kreditkarten gestatten durchaus das Schuldenmachen“, sagt Oelmann. „Das böse Erwachen der Kartennutzer sowie von Eltern, die ihre Kinder in Sicherheit wähnen, ist vorprogrammiert.“
Die Kreditinstitute locken unterdessen junge Kunden nicht nur mit spezifischen Produkten. Längst ist auch die Beratung orientiert an einer Generation, die den Alltag über ihr Smartphone organisiert. Die Nürnberger Sparkassenkunden bekommen Infos zum Kontostand nach Wunsch per SMS, die Münchner Stadtsparkasse bietet Videoberatung an, „das passt einfach besser zur online-affinen Zielgruppe“, sagt Daniel Nemec vom Vertriebsmarketing des Kreditinstituts. Darüber hinaus können sich die Teenager Ratschläge per Chat holen und mit einer eigens entwickelten App mit wenigen Klicks Geld vom Konto aufs Sparbuch übertragen. „Die spielerische Annäherung ist sehr wichtig“, sagt Nemec. Und natürlich spielen die sozialen Netzwerke eine Rolle. „Wir bekommen schon mal per Facebook die Frage, wann und wie man seine EC-Karte sperren kann“, erzählt er.
Auch wenn praktische Probleme wichtig sind: In Kundengesprächen mit Teenagern geht es oft ums große Ganze. Denn neben Zinsen und Dispokredit sprechen die Berater ab dem 16. Lebensjahr oft über Lebensentwürfe, Berufswünsche und Träume. „Ganzheitliche Beratung“ heißt dieser Ansatz bei den Kreditinstituten. „Manchmal muss man den Jugendlichen erst bewusst machen, dass manche Träume mit unserer Hilfe wahr gemacht werden können“, sagt Kutscha. In Nürnberg gibt es ebenso wie in den Münchner Filialen deshalb Jugendberater. Die müssen nicht zwangsläufig im Zielgruppenalter sein. „Interessanterweise wünschen die sich oft einen älteren, erfahrenen Kollegen, der mit ihnen auf Augenhöhe kommuniziert, und nicht jemanden mit Piercings, der so alt ist wie sie selbst“, sagt Kutscha.
In die Filiale selbst kommen die Jugendlichen oft erst, wenn es ernst wird – wenn ein neues Konto eröffnet wird oder der Schüleraustausch ansteht und die Kreditkarte nötig wird. Dann sind meist Mutter oder Vater dabei, denn die spielen, neben den Beratern, selbst bei Teenagern eine wichtige Rolle. Vor allem gerade erst volljährig Gewordene bringen Vater oder Mutter oft zum Gespräch mit. „Bei Vorschlägen sagen sie dann gar nicht gleich ihre Meinung, sondern fragen erst mal: ,Mama, wie findest du das‘“, erzählt Kutscha.
Gleichzeitig geht es in solchen Gesprächen oft um Schuldenfallen. Vor allem die Eltern haben Bedenken, dass ihre Zöglinge beim Einkaufen im Internet schneller Schulden machen, als sie die Sache begreifen. „Wir weisen in den Gesprächen zum Beispiel auch immer wieder darauf hin, welche Verantwortung mit Krediten einhergeht – und welche Folgen eine schlechte Bonität haben kann, das ist vielen Jugendlichen nicht klar“, sagt Nemec.
Tatsächliche Schuldenfallen drohen jedoch seltener bei den klassischen Banken – und viel öfter bei der reinen Online-Konkurrenz. „Schnell zu bekommende Kredite, Null-Prozent-Finanzierungen und intransparente Vertragsbedingungen tun ihr übriges, dass gerade junge Menschen ab 18 Jahren besonders gefährdet sind“, sagt Verbraucherschützerin Oelmann. Sie rät deshalb den Eltern, nicht nur einmal mit zum Banktermin zu gehen, sondern im Alltag das Thema Geld offen in der Familie zu besprechen.
Und noch einen Tipp hat die Verbraucherschützerin: Die Jugendlichen sollten einen Teil des Taschengeldes bar erhalten. „Wer bargeldlos zahlt, kann schwerer den Wert des Geldes einschätzen“, sagt sie. „Und lernt dadurch den Wert des Geldes im Zweifel gar nicht mehr kennen.“
Viele Kunden bleiben ihr Leben lang bei der gleichen Bank. Gerade deswegen sind Jugendliche für Kreditinstitute eine wichtige Zielgruppe.
Den Kreditinstituten kann das nur recht sein. Junge Menschen zwischen zwölf und 18 Jahren sind für sie eine wichtige Zielgruppe. 80 Prozent von ihnen bekommen Taschengeld, viele haben ab 14 Jahren den ersten Nebenjob und spätestens, wenn sie mit 16 Jahren eine Ausbildung beginnen, befassen sich viele mehr oder minder freiwillig mit Geldthemen. Und da viele Kunden oft lebenslang bei der Bank bleiben, sind einmal gewonnene Jungkunden lebenslange Stammkunden.
Verständlich also, dass die Kreditinstitute mit einfallsreichen Methoden um junge Kunden werben. Zwar tun die Häuser es noch nicht den britischen Kollegen nach, die teils sogar Vergünstigungen auf Fahrstunden anbieten. Aber auch deutsche Banken lassen sich einiges einfallen: Es gibt Kinogutscheine, verbilligte Sporttickets und Konzertkarten. Junge Kunden bei der Münchner Stadtsparkasse bekommen sogar vergünstigten Eintritt in so manchen Club. Die Volks- und Raiffeisenbank Mannheim hat eine eigene Jugendfiliale eingerichtet: „Banking and fun“, zu Deutsch also „Bankgeschäfte und Spaß“ heißt sie. Dort kann man zwar weder ein Konto eröffnen noch Geld überweisen, aber es gibt einen Berufsnavigator, an dem junge Menschen herausfinden können, in welchem Bereich sie später einmal arbeiten möchten, und Computer, an denen man kostenlos im Internet surfen kann.
Doch wie ticken sie, die jungen, begehrten Kunden? „Sie sind erstaunlich konservativ“, sagt Bettina Kutscha von der Sparkasse Nürnberg, „das ist eine sehr bewusst lebende Generation.“ Die meisten Jugendlichen, so die Beraterin, wollten sichere Anlagen. Dabei haben viele in diesem Alter bereits ein beträchtliches Vermögen: Geschenke von Eltern, Onkels und Omas, dazu die durchschnittlichen 60 bis 75 Euro Taschengeld. Manche tragen dazu Zeitungen aus oder arbeiten als Babysitter, zudem stellen viele Eltern ihren Kindern einen Fixbetrag zur Verfügung, um etwa Kleidung selbst zu kaufen – diese Summen sind besser auf der Bank aufgehoben als im Sparschwein.
Doch dürfen Minderjährige überhaupt einfach zur Bank gehen und ein eigenes Konto eröffnen? Nein. Zwar sind Kinder ab dem siebten Lebensjahr bedingt geschäftsfähig. Ein Konto eröffnen können sie bis zum 18. Lebensjahr aber nur mit dem Einverständnis und in Anwesenheit der Eltern, formell sogar beider. „In der Praxis reicht es aber oft, wenn ein Elternteil zustimmt“, sagt Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Die Banken setzen deshalb auch bei den Eltern an. „Wir bieten beispielsweise unseren Kunden mit Kindern im Teenageralter an, ihren Nachwuchs zu einem Beratungsgespräch mitzubringen“, sagt Kutscha. Zum anderen setzen die Kreditinstitute auf jugendspezifische Produkte von der Prepaid-Kreditkarte bis zum Führerscheinkonto mit speziellen Zinskonditionen. Ab dem zwölften Geburtstag gibt es bei den meisten Banken EC-Karten. Spätestens ab dem 16. Lebensjahr sollte die auch Standard sein, rät Annabel Oelmann. Viele Banken haben deshalb ein sogenanntes mitwachsendes Konto – solange die Kinder klein sind, ist es ein Ansparkonto, dann gibt es die erste Karte ohne Dispokredit, später eine Kreditkarte.
Günstige Tickets, vergleichsweise stabile Zinsen, Geschenke zum Geburtstag – trotz all dieser Angebote rät Verbraucherschützerin zunächst zum Gang zur bisherigen Hausbank. „Bankgeschäfte sind Vertrauenssache“, sagt die Verbraucherschützerin. „Lockangebote wie Gutscheine, Bälle oder 50 Euro sollten keinen Einfluss auf die Entscheidung für diese Bank haben.“ Zu besonderer Vorsicht rät sie auch bei der Auswahl des Kontos. Die gern als sicher beworbene Variante einer Prepaid-Kreditkarte ist nicht so harmlos, wie die Anbieter gern vermitteln. „Viele Vertragsbedingungen von Prepaid-Kreditkarten gestatten durchaus das Schuldenmachen“, sagt Oelmann. „Das böse Erwachen der Kartennutzer sowie von Eltern, die ihre Kinder in Sicherheit wähnen, ist vorprogrammiert.“
Die Kreditinstitute locken unterdessen junge Kunden nicht nur mit spezifischen Produkten. Längst ist auch die Beratung orientiert an einer Generation, die den Alltag über ihr Smartphone organisiert. Die Nürnberger Sparkassenkunden bekommen Infos zum Kontostand nach Wunsch per SMS, die Münchner Stadtsparkasse bietet Videoberatung an, „das passt einfach besser zur online-affinen Zielgruppe“, sagt Daniel Nemec vom Vertriebsmarketing des Kreditinstituts. Darüber hinaus können sich die Teenager Ratschläge per Chat holen und mit einer eigens entwickelten App mit wenigen Klicks Geld vom Konto aufs Sparbuch übertragen. „Die spielerische Annäherung ist sehr wichtig“, sagt Nemec. Und natürlich spielen die sozialen Netzwerke eine Rolle. „Wir bekommen schon mal per Facebook die Frage, wann und wie man seine EC-Karte sperren kann“, erzählt er.
Auch wenn praktische Probleme wichtig sind: In Kundengesprächen mit Teenagern geht es oft ums große Ganze. Denn neben Zinsen und Dispokredit sprechen die Berater ab dem 16. Lebensjahr oft über Lebensentwürfe, Berufswünsche und Träume. „Ganzheitliche Beratung“ heißt dieser Ansatz bei den Kreditinstituten. „Manchmal muss man den Jugendlichen erst bewusst machen, dass manche Träume mit unserer Hilfe wahr gemacht werden können“, sagt Kutscha. In Nürnberg gibt es ebenso wie in den Münchner Filialen deshalb Jugendberater. Die müssen nicht zwangsläufig im Zielgruppenalter sein. „Interessanterweise wünschen die sich oft einen älteren, erfahrenen Kollegen, der mit ihnen auf Augenhöhe kommuniziert, und nicht jemanden mit Piercings, der so alt ist wie sie selbst“, sagt Kutscha.
In die Filiale selbst kommen die Jugendlichen oft erst, wenn es ernst wird – wenn ein neues Konto eröffnet wird oder der Schüleraustausch ansteht und die Kreditkarte nötig wird. Dann sind meist Mutter oder Vater dabei, denn die spielen, neben den Beratern, selbst bei Teenagern eine wichtige Rolle. Vor allem gerade erst volljährig Gewordene bringen Vater oder Mutter oft zum Gespräch mit. „Bei Vorschlägen sagen sie dann gar nicht gleich ihre Meinung, sondern fragen erst mal: ,Mama, wie findest du das‘“, erzählt Kutscha.
Gleichzeitig geht es in solchen Gesprächen oft um Schuldenfallen. Vor allem die Eltern haben Bedenken, dass ihre Zöglinge beim Einkaufen im Internet schneller Schulden machen, als sie die Sache begreifen. „Wir weisen in den Gesprächen zum Beispiel auch immer wieder darauf hin, welche Verantwortung mit Krediten einhergeht – und welche Folgen eine schlechte Bonität haben kann, das ist vielen Jugendlichen nicht klar“, sagt Nemec.
Tatsächliche Schuldenfallen drohen jedoch seltener bei den klassischen Banken – und viel öfter bei der reinen Online-Konkurrenz. „Schnell zu bekommende Kredite, Null-Prozent-Finanzierungen und intransparente Vertragsbedingungen tun ihr übriges, dass gerade junge Menschen ab 18 Jahren besonders gefährdet sind“, sagt Verbraucherschützerin Oelmann. Sie rät deshalb den Eltern, nicht nur einmal mit zum Banktermin zu gehen, sondern im Alltag das Thema Geld offen in der Familie zu besprechen.
Und noch einen Tipp hat die Verbraucherschützerin: Die Jugendlichen sollten einen Teil des Taschengeldes bar erhalten. „Wer bargeldlos zahlt, kann schwerer den Wert des Geldes einschätzen“, sagt sie. „Und lernt dadurch den Wert des Geldes im Zweifel gar nicht mehr kennen.“