Es ist eine Weltkarte des Verzichts, des verweigerten Wohlstands, der entzogenen Chancen. So dürften es jene Regionen der Erde sehen, bei denen auf dieser Karte die größten Zahlen stehen. Sie beziffern Bodenschätze, Milliarden Barrel Erdöl, Billionen Kubikmeter Erdgas, Gigatonnen Kohle, die im Boden belassen werden sollten, um die heftigsten Folgen des Klimawandels zu vermeiden.
Die Welt müsste auf einen Großteil ihrer Rohstoffe wie Öl, Gas und Kohle verzichten, um den Klimawandel in Grenzen halten zu können. Das haben zwei Londoner Wissenschaftler errechnet.
Die Zahlen auf der Karte stammen von zwei Wissenschaftlern aus London, Christophe McGlade und Paul Ekins vom University College (Nature, Bd.517, S.187, 2015). Sie reichern eine Aussage des Weltklimarats IPCC aus dem vergangenen Jahr mit Details an. Das von den Vereinten Nationen eingesetzte Forschergremium hatte – unter Zustimmung der Regierungen der Welt – festgestellt, dass alle Fabriken und Kraftwerke zusammen bis zum Jahr 2050 nur noch etwa 1000 Milliarden Tonnen Kohlendioxid ausstoßen dürfen. Sonst lasse sich das Ziel, die Erwärmung des Planeten auf zwei Grad Celsius zu begrenzen, kaum noch einhalten.
Es war schnell klar, dass das Verzicht bedeutet. Allein in den sogenannten Reserven von Öl, Gas und Kohle, die kaum genug Energie für die kommenden 35 Jahre liefern, steckt Kohlenstoff für 2900 Milliarden Tonnen CO2 . „Reserven“ ist ein Fachbegriff aus der Energiebranche, der jene Teilmenge der Rohstoffe meint, von der man weiß, dass sie sich zu heutigen Preisen fördern lässt. In den weniger genau bestimmten fossilen „Ressourcen“ steckt zudem ein Vielfaches an Kohlendioxid.
McGlade und Ekins quantifizieren nun den Verzicht. Schon die globalen Zahlen sind enorm: Die Welt müsste auf sämtliche der angenommenen Ressourcen verzichten, auf Rohstoffe der Arktis, auf Schiefergas und Ölsand. Und zusätzlich auf 35 Prozent der Öl-Reserven, 52 Prozent des Erdgases und 88 Prozent der Kohle. Es sind Mengen, die Energiefirmen bereits als Vermögenswerte in ihren Bilanzen ausweisen.
Als Nächstes haben die englischen Forscher berechnet, wer wie viel von seinen Vorräten im Boden lassen sollte. Das Programm, das die Quoten kalkulierte, suchte dabei wie eine rein rationale Weltregierung ohne Rücksicht auf regionale Empfindlichkeiten die global wirtschaftlichste Lösung. Das trifft am härtesten die jetzigen Öl- und Gaslieferanten im Nahen Osten und der ehemaligen Sowjetunion. Und diejenigen, die sich Chancen ausrechnen, wie Kanada: Das Land müsste auf 75 Prozent der eher kleinen Ölreserven verzichten. Berücksichtigt man aber auch Ölsand, erreicht der Verlust sogar 98 Prozent.
Die Amerikaner hingegen kommen bei Öl und Gas gut weg, weil sie relativ preisgünstig vor allem für den eigenen Markt produzieren. Dafür müssten sie 95 Prozent ihrer Kohlereserven abschreiben. Schwierig wäre die Situation auch für Afrika, dessen Staaten Energierohstoffe nutzen könnten, um die Armut zu bekämpfen.
All die Zahlen sind dabei ohne die CCS-Technik gerechnet, die CO₂ aus Kohle-Kraftwerken einfangen und dann im Untergrund verpressen soll. Der Effekt wäre den Rechnungen aus London zufolge gering: Die aufwendige Methode würde es lediglich erlauben, weltweit sechs Prozentpunkte mehr Kohle zu nutzen.
„Die Resultate erfordern ein deutliches Umdenken, was Verfügbarkeit fossiler Brennstoffe eigentlich bedeutet“, fassen die Autoren zusammen. Und sie wecken Zweifel an der Ökonomie der Rohstoffe, ergänzen Michael Jakob und Jérôme Hilaire vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung in einem Kommentar in Nature. Die Reserven seien zurzeit etwa 27 Billionen Dollar wert, ihr Preis könnte aber schnell verfallen, wenn klar wird, wie wenig davon noch nutzbar ist. Stattdessen planen Wirtschaftswissenschaftler wie Ottmar Edenhofer, der eine Arbeitsgruppe des IPCC geleitet hat, die Rechte am Ausstoß jener tausend Milliarden Tonnen CO2 zu Geld zu machen. Damit könne man auch die jetzigen Besitzer der Rohstoffe für ihren Verzicht entschädigen.
Die Welt müsste auf einen Großteil ihrer Rohstoffe wie Öl, Gas und Kohle verzichten, um den Klimawandel in Grenzen halten zu können. Das haben zwei Londoner Wissenschaftler errechnet.
Die Zahlen auf der Karte stammen von zwei Wissenschaftlern aus London, Christophe McGlade und Paul Ekins vom University College (Nature, Bd.517, S.187, 2015). Sie reichern eine Aussage des Weltklimarats IPCC aus dem vergangenen Jahr mit Details an. Das von den Vereinten Nationen eingesetzte Forschergremium hatte – unter Zustimmung der Regierungen der Welt – festgestellt, dass alle Fabriken und Kraftwerke zusammen bis zum Jahr 2050 nur noch etwa 1000 Milliarden Tonnen Kohlendioxid ausstoßen dürfen. Sonst lasse sich das Ziel, die Erwärmung des Planeten auf zwei Grad Celsius zu begrenzen, kaum noch einhalten.
Es war schnell klar, dass das Verzicht bedeutet. Allein in den sogenannten Reserven von Öl, Gas und Kohle, die kaum genug Energie für die kommenden 35 Jahre liefern, steckt Kohlenstoff für 2900 Milliarden Tonnen CO2 . „Reserven“ ist ein Fachbegriff aus der Energiebranche, der jene Teilmenge der Rohstoffe meint, von der man weiß, dass sie sich zu heutigen Preisen fördern lässt. In den weniger genau bestimmten fossilen „Ressourcen“ steckt zudem ein Vielfaches an Kohlendioxid.
McGlade und Ekins quantifizieren nun den Verzicht. Schon die globalen Zahlen sind enorm: Die Welt müsste auf sämtliche der angenommenen Ressourcen verzichten, auf Rohstoffe der Arktis, auf Schiefergas und Ölsand. Und zusätzlich auf 35 Prozent der Öl-Reserven, 52 Prozent des Erdgases und 88 Prozent der Kohle. Es sind Mengen, die Energiefirmen bereits als Vermögenswerte in ihren Bilanzen ausweisen.
Als Nächstes haben die englischen Forscher berechnet, wer wie viel von seinen Vorräten im Boden lassen sollte. Das Programm, das die Quoten kalkulierte, suchte dabei wie eine rein rationale Weltregierung ohne Rücksicht auf regionale Empfindlichkeiten die global wirtschaftlichste Lösung. Das trifft am härtesten die jetzigen Öl- und Gaslieferanten im Nahen Osten und der ehemaligen Sowjetunion. Und diejenigen, die sich Chancen ausrechnen, wie Kanada: Das Land müsste auf 75 Prozent der eher kleinen Ölreserven verzichten. Berücksichtigt man aber auch Ölsand, erreicht der Verlust sogar 98 Prozent.
Die Amerikaner hingegen kommen bei Öl und Gas gut weg, weil sie relativ preisgünstig vor allem für den eigenen Markt produzieren. Dafür müssten sie 95 Prozent ihrer Kohlereserven abschreiben. Schwierig wäre die Situation auch für Afrika, dessen Staaten Energierohstoffe nutzen könnten, um die Armut zu bekämpfen.
All die Zahlen sind dabei ohne die CCS-Technik gerechnet, die CO₂ aus Kohle-Kraftwerken einfangen und dann im Untergrund verpressen soll. Der Effekt wäre den Rechnungen aus London zufolge gering: Die aufwendige Methode würde es lediglich erlauben, weltweit sechs Prozentpunkte mehr Kohle zu nutzen.
„Die Resultate erfordern ein deutliches Umdenken, was Verfügbarkeit fossiler Brennstoffe eigentlich bedeutet“, fassen die Autoren zusammen. Und sie wecken Zweifel an der Ökonomie der Rohstoffe, ergänzen Michael Jakob und Jérôme Hilaire vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung in einem Kommentar in Nature. Die Reserven seien zurzeit etwa 27 Billionen Dollar wert, ihr Preis könnte aber schnell verfallen, wenn klar wird, wie wenig davon noch nutzbar ist. Stattdessen planen Wirtschaftswissenschaftler wie Ottmar Edenhofer, der eine Arbeitsgruppe des IPCC geleitet hat, die Rechte am Ausstoß jener tausend Milliarden Tonnen CO2 zu Geld zu machen. Damit könne man auch die jetzigen Besitzer der Rohstoffe für ihren Verzicht entschädigen.