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Aufstieg im Chaos

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Shanghai – Rund um den Jahreswechsel hängen die Wolken in Indonesiens Hauptstadt Jakarta tief. Die nahezu täglichen Gewitterstürme im Dezember und Januar kühlen nicht nur die Lufttemperatur etwas ab, sie verlangsamen auch vorübergehend das Tempo des Alltags in der Megacity, die ansonsten pulsiert wie kaum eine andere Metropole der Region. Jakarta ist das Zentrum der größten Volkswirtschaft Südostasiens, die in den vergangenen fünf Jahren um durchschnittlich sechs Prozent wuchs. Hier schlägt das Herz des wirtschaftlichen Aufstiegs des Landes.

Immer mehr Menschen nehmen Kurs in Richtung Wohlstand und verursachen in Jakarta vor allem eins: Stau. Die Hauptverkehrsadern kommen regelmäßig zum Stillstand. Zwischen dem Kreisverkehr am Hotel Indonesia und dem Merdeka Platz mit dem Palastgebäude und dem Nationalmuseum drängen sich so viele Fahrzeuge, dass Fußgänger häufig schneller am Ziel sind. Neben einer wachsenden Anzahl an Autos bahnen sich neun Millionen Motorräder den Weg durch die Stadt. Zwei Hauptrouten sind jetzt sogar für Zweiräder gesperrt, um einen Teil der Pendler zur Nutzung öffentlicher Transportmittel zu bewegen.



Jakarta Im November 2014. Die Wirtschaft wächst, manche Experten sehen sogar potential für zweistellige Wachstumsraten.


Der Verkehr kollabiert auch, weil der Sprit so billig ist. Die Regierung subventioniert den Verbrauch. Ein Liter kostet seit dem 1. Januar nur noch 7600 Rupiah, umgerechnet gut 50 Cent. Das sind mehr als zehn Prozent weniger als zuvor, obwohl die Subventionen gekürzt wurden. Die Regierung will ihre Ausgaben verringern. Der sinkende Ölpreis auf dem Weltmarkt verschafft ihr jetzt die Möglichkeit, die staatliche Unterstützung zu kürzen und dennoch die Last für die Verbraucher zu senken. Das hilft besonders den Geringverdienern. Die Inflation kletterte im Dezember auf ein Sechsjahreshoch von fast neun Prozent.

Doch der Ölpreis drückt wie anderswo auch auf den Wert der eigenen Währung. Die Pessimisten fürchten eine Delle in der Weltwirtschaft, die Indonesien als beliebten Produktionsstandort der globalen Wertschöpfung stark treffen würde. Der gleichzeitige Höhenflug des Dollar und die Hoffnung von Investoren auf eine Zinserhöhung der Fed sorgen für einen schmerzhafte Kapitalabfluss, unter dem die Rupiah leidet. Der Kurs der Währung fiel kurz vor Weihnachten auf den tiefsten Stand seit August 1998. Damals traf die Asienkrise die Schwellenländer der Region mit brutaler Wucht.

Für Panik gibt es mehr als 16 Jahre später jedoch kaum einen Grund. Die Inflation entwickelt sich bei aller Sorge vergleichsweise gemütlich wie zu Zeiten der Krise, als sie auf 78 Prozent hochschnellte. Der Leitzins liegt heute bei 7,75 Prozent, geradezu schwindelerregend tief im Vergleich zu den 60 Prozent von damals. Die Folge der enorm hohen Kapitalfinanzierung waren 1998 etliche faule Kredite. Auch die Auslandsschulden und die Staatsschulden sind heute markant geringer. Und immer noch wächst die indonesische Wirtschaft. Im vergangenen Jahr zwar nur noch um 5,1 Prozent, doch Analysten sind optimistisch, dass die Konjunktur 2015 wieder schneller zulegt. Im Jahr der Asienkrise dagegen schrumpfte die Wirtschaft um 13 Prozent.

Manche Ökonomen sehen in Indonesien sogar das Potenzial für zweistellige Wachstumsraten. Das Buch „The Economic Choices Facing the Next President“ von Gustav Papanek und anderen Wirtschaftsforschern zeichnet den Pfad vor. Im Sog eines kontinuierlichen Reformprozesses, der den fairen Wettbewerb fördern muss, könnten sich in den nächsten Jahren etliche Unternehmen für eine Verlagerung ihrer Produktionsanlagen aus China nach Südostasien entscheiden. Schon sieben Prozent des chinesischen Anteils an der weltweiten arbeitsintensiven Industrie würden 21 Millionen Arbeitsplätze in Indonesien schaffen. Das wäre genug, um die wachsende Anzahl der Arbeiter auch in Zukunft zu versorgen.


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