Cristiano Ronaldo brüllte „Uuuuuuuuuuuuu“, damit endete der offizielle Teil des Abends. Und die aufgebrezelte Fußball-Gesellschaft mit ihren Smokings und Fliegen, mit ihren Steckfrisuren und geschlitzten Abendkleidern fand sich doch noch für einen Moment auf dem Fußballplatz wieder, wo sich die Sieger auf die Brust trommeln und Triumphgeheul ausstoßen. Wenn das Testosteron die Kontrolle übernimmt.
Aber der globale Fußball will ja längst mehr sein als nur auf dem Platz, also war er am Montag im Zürcher Kongresshaus mal wieder alles durcheinander: Der moderne Fußball war Glamour, soziales Ereignis, Charlie, Ebola-Bekämpfer, Selbstbeweihräucherer. Vor allem Letzteres. Er war aber auch mal demütig (Joachim Löw), nachdenklich (Ralf Kellermann), und er war alles in allem ziemlich deutsch, wenn man mal von der prestigeträchtigsten Preiskategorie absieht: der des Weltfußballers bei den Männern. Wenn man also Cristiano Ronaldo mal für einen Moment beiseite lässt.
Christiano Ronaldo ist wieder Weltfußballer. Und freut sich
Aber Cristiano Ronaldo beiseite lassen, das ist eben gar nicht so leicht, was nicht nur an seinen Brilli-Ohrringen liegt, die im Bühnenlicht besonders grell funkeln, sondern auch daran, dass er ja immerhin mit Real Madrid die Champions League gewonnen und auch maßgeblich geprägt hat mit seinen Toren. Die wahlberechtigten Nationalelf-Kapitäne, Nationaltrainer und Journalisten aus 209 Fifa-Mitgliedsländern haben den stolzen Portugiesen mit eigenem Museum auf Madeira jedenfalls so oft angeklickt bei der Abstimmung zum „Ballon d’Or“, dass Ronaldo, 29, am Ende deutlich vor Lionel Messi, 27, und Manuel Neuer, 28, ins Ziel kam. Ronaldo und Messi, das sind, wenn man so will, die größten Stars der Branche und zugleich die kleinsten gemeinsamen Nenner der jährlichen Branchenwahl: dreimal Ronaldo (2008, 2013, 2014), viermal Messi (2009 – 2012), so heißen die Weltfußballer der letzten sieben Jahre. Und es ist wohl kein Geheimnis, wie es weitergehen wird mit dem Goldenen Ball, solange die beiden zur Wahl stehen.
„Ich will in die Geschichte des Fußballs als der Beste eingehen, und ich bin auf dem richtigen Weg“, sagte Ronaldo, kurz vor dem „Uuuuuuuuuuuuu“, und kurz nachdem er den Goldenen Ball überreicht bekommen hatte. Während er im Rahmen einer belanglosen Presseplauderei am Nachmittag noch behauptet hatte, der Beste zu sein, das sei ihm eigentlich gar nicht so wichtig. Trophäen, Rekorde, ach: „Es gibt Wichtigeres im Leben.“ Ja, was denn nun?
Am späten Montagabend jedenfalls brach am Privatjet-Terminal des Zürcher Flughafens vor lauter Vergötterung das Chaos aus hinter den Absperrgittern, als Ronaldo zu seinem Flieger eilte. Insofern hat die Auszeichnung zumindest aus Sicht des Publikums den Richtigen getroffen. Von der Abreise der deutschen Delegation am Dienstag wurden keine verehrungsbedingten Komplikationen gemeldet.
Der inoffizielle Teil des Montagabends hatte zuvor damit begonnen, dass der deutsche Torwart Manuel Neuer sehr entspannt durch die Gänge des alten Kongresshauses am Zürisee geschlendert war, nicht als Geschlagener, wie ihm das manche einreden wollten angesichts seines dritten Platzes: „Ich werde mit einem Lächeln nach Hause gehen.“ Und damit, dass Nadine Keßler, 26, es immer noch nicht fassen konnte, dass sie jetzt tatsächlich die Weltfußballerin 2014 ist, Siegerin der Frauen-Wahl vor der Brasilianerin Marta und Abby Wambach aus den USA. „Unglaublich“, sagte Keßler, „alles kribbelt!“
Bei den Männern hatten also wieder einmal die beiden Ikonen gewonnen. Die globalen Werbebotschafter, die im Rahmenprogramm der Gala konsequent die balkengroßen Schriftzüge ihrer Ausrüster durch Zürich getragen hatten, während Neuer einfach einen dunklen Pulli anhatte – was den Unterschied zwischen Weltmarke und Weltmanuel griffig illustrierte.
Frage an Nadine Keßler: Wer genau hat nun bei den Frauen gewonnen?
„Ja, da ist es ganz sicher anders“, sagte Keßler: „Da sind Marta und Abby Wambach die Ikonen, die ich immer verehrt habe, mit denen ich mich nie vergleichen würde. Und jetzt hier zu stehen mit dieser Auszeichnung – unglaublich.“ Eine baugleiche Trophäe trug auch Ralf Kellermann, 46, durchs Kongresshaus, Keßlers Trainer, der Wolfsburg mit einigem VW-Geld, aber mindestens mit ebenso viel Leidenschaft und Akribie inzwischen zur ersten Adresse des Frauenfußballs gemacht hat, zum Champions-League-Sieger 2013 und 2014.
Joachim Löw, 54, der Weltmeister-Coach und Trainer des Jahres bei den Männern, komplettierte den deutschen Abend von Zürich. Außerdem Philipp Lahm, Toni Kroos und eben Manuel Neuer mit ihren Berufungen in die sogenannte Welt-Elf.
„Ist doch schön, so viele Teamkollegen hier zu sehen“, sagte der Bayern-Kapitän Lahm – dass Neuer ohne Goldenen Ball zurückreisen müsse ins Trainingslager nach Katar, dürfe man „nicht so schlimm nehmen, das hat sicher auch mit seiner Position zu tun“. Seit 1991 gibt es die Weltfußballer-Wahl der Fifa, 2010 wurde sie mit dem „Ballon d’Or“ des Fachmagazins France Football fusioniert, aber ein Torhüter ist noch nie Weltfußballer geworden.
Joachim Löw wertete den Ausgang dieser Wahl auch als Beleg dafür, „dass wir bei der WM in Brasilien eben nicht den einen überragenden Superstar in der Mannschaft hatten, aber dafür viele, die über sich hinausgewachsen sind“. Und Manuel Neuer fand schon seine Nominierung in die Top drei einen „Volltreffer“: „für mich, für die Mannschaften, in denen ich spiele, und auch für die Torhüterschaft“. Und nicht zuletzt war der Torwart Neuer auch froh, dass er am Ende keine Rede halten musste. „Ich hatte da nichts geplant“, verriet er, „und Cristiano hatte ja offenbar ein bisschen was vorbereitet. Insofern passt das schon so.“
Ja, diese Choreografie hätten sich Zürich und die Fußballwelt in der Tat ungern entgehen lassen.
„Uuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu!“
Aber der globale Fußball will ja längst mehr sein als nur auf dem Platz, also war er am Montag im Zürcher Kongresshaus mal wieder alles durcheinander: Der moderne Fußball war Glamour, soziales Ereignis, Charlie, Ebola-Bekämpfer, Selbstbeweihräucherer. Vor allem Letzteres. Er war aber auch mal demütig (Joachim Löw), nachdenklich (Ralf Kellermann), und er war alles in allem ziemlich deutsch, wenn man mal von der prestigeträchtigsten Preiskategorie absieht: der des Weltfußballers bei den Männern. Wenn man also Cristiano Ronaldo mal für einen Moment beiseite lässt.
Christiano Ronaldo ist wieder Weltfußballer. Und freut sich
Aber Cristiano Ronaldo beiseite lassen, das ist eben gar nicht so leicht, was nicht nur an seinen Brilli-Ohrringen liegt, die im Bühnenlicht besonders grell funkeln, sondern auch daran, dass er ja immerhin mit Real Madrid die Champions League gewonnen und auch maßgeblich geprägt hat mit seinen Toren. Die wahlberechtigten Nationalelf-Kapitäne, Nationaltrainer und Journalisten aus 209 Fifa-Mitgliedsländern haben den stolzen Portugiesen mit eigenem Museum auf Madeira jedenfalls so oft angeklickt bei der Abstimmung zum „Ballon d’Or“, dass Ronaldo, 29, am Ende deutlich vor Lionel Messi, 27, und Manuel Neuer, 28, ins Ziel kam. Ronaldo und Messi, das sind, wenn man so will, die größten Stars der Branche und zugleich die kleinsten gemeinsamen Nenner der jährlichen Branchenwahl: dreimal Ronaldo (2008, 2013, 2014), viermal Messi (2009 – 2012), so heißen die Weltfußballer der letzten sieben Jahre. Und es ist wohl kein Geheimnis, wie es weitergehen wird mit dem Goldenen Ball, solange die beiden zur Wahl stehen.
„Ich will in die Geschichte des Fußballs als der Beste eingehen, und ich bin auf dem richtigen Weg“, sagte Ronaldo, kurz vor dem „Uuuuuuuuuuuuu“, und kurz nachdem er den Goldenen Ball überreicht bekommen hatte. Während er im Rahmen einer belanglosen Presseplauderei am Nachmittag noch behauptet hatte, der Beste zu sein, das sei ihm eigentlich gar nicht so wichtig. Trophäen, Rekorde, ach: „Es gibt Wichtigeres im Leben.“ Ja, was denn nun?
Am späten Montagabend jedenfalls brach am Privatjet-Terminal des Zürcher Flughafens vor lauter Vergötterung das Chaos aus hinter den Absperrgittern, als Ronaldo zu seinem Flieger eilte. Insofern hat die Auszeichnung zumindest aus Sicht des Publikums den Richtigen getroffen. Von der Abreise der deutschen Delegation am Dienstag wurden keine verehrungsbedingten Komplikationen gemeldet.
Der inoffizielle Teil des Montagabends hatte zuvor damit begonnen, dass der deutsche Torwart Manuel Neuer sehr entspannt durch die Gänge des alten Kongresshauses am Zürisee geschlendert war, nicht als Geschlagener, wie ihm das manche einreden wollten angesichts seines dritten Platzes: „Ich werde mit einem Lächeln nach Hause gehen.“ Und damit, dass Nadine Keßler, 26, es immer noch nicht fassen konnte, dass sie jetzt tatsächlich die Weltfußballerin 2014 ist, Siegerin der Frauen-Wahl vor der Brasilianerin Marta und Abby Wambach aus den USA. „Unglaublich“, sagte Keßler, „alles kribbelt!“
Bei den Männern hatten also wieder einmal die beiden Ikonen gewonnen. Die globalen Werbebotschafter, die im Rahmenprogramm der Gala konsequent die balkengroßen Schriftzüge ihrer Ausrüster durch Zürich getragen hatten, während Neuer einfach einen dunklen Pulli anhatte – was den Unterschied zwischen Weltmarke und Weltmanuel griffig illustrierte.
Frage an Nadine Keßler: Wer genau hat nun bei den Frauen gewonnen?
„Ja, da ist es ganz sicher anders“, sagte Keßler: „Da sind Marta und Abby Wambach die Ikonen, die ich immer verehrt habe, mit denen ich mich nie vergleichen würde. Und jetzt hier zu stehen mit dieser Auszeichnung – unglaublich.“ Eine baugleiche Trophäe trug auch Ralf Kellermann, 46, durchs Kongresshaus, Keßlers Trainer, der Wolfsburg mit einigem VW-Geld, aber mindestens mit ebenso viel Leidenschaft und Akribie inzwischen zur ersten Adresse des Frauenfußballs gemacht hat, zum Champions-League-Sieger 2013 und 2014.
Joachim Löw, 54, der Weltmeister-Coach und Trainer des Jahres bei den Männern, komplettierte den deutschen Abend von Zürich. Außerdem Philipp Lahm, Toni Kroos und eben Manuel Neuer mit ihren Berufungen in die sogenannte Welt-Elf.
„Ist doch schön, so viele Teamkollegen hier zu sehen“, sagte der Bayern-Kapitän Lahm – dass Neuer ohne Goldenen Ball zurückreisen müsse ins Trainingslager nach Katar, dürfe man „nicht so schlimm nehmen, das hat sicher auch mit seiner Position zu tun“. Seit 1991 gibt es die Weltfußballer-Wahl der Fifa, 2010 wurde sie mit dem „Ballon d’Or“ des Fachmagazins France Football fusioniert, aber ein Torhüter ist noch nie Weltfußballer geworden.
Joachim Löw wertete den Ausgang dieser Wahl auch als Beleg dafür, „dass wir bei der WM in Brasilien eben nicht den einen überragenden Superstar in der Mannschaft hatten, aber dafür viele, die über sich hinausgewachsen sind“. Und Manuel Neuer fand schon seine Nominierung in die Top drei einen „Volltreffer“: „für mich, für die Mannschaften, in denen ich spiele, und auch für die Torhüterschaft“. Und nicht zuletzt war der Torwart Neuer auch froh, dass er am Ende keine Rede halten musste. „Ich hatte da nichts geplant“, verriet er, „und Cristiano hatte ja offenbar ein bisschen was vorbereitet. Insofern passt das schon so.“
Ja, diese Choreografie hätten sich Zürich und die Fußballwelt in der Tat ungern entgehen lassen.
„Uuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu!“