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Kampf um die Hauptstadt

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Der syrische Bürgerkrieg verlagert sich immer mehr auf die Vororte von Damaskus. Während die Aufständischen inzwischen erbeutete Luftabwehrraketen einsetzen, warnt US-Außenministerin Hillary Clinton Assad vorm Einsatz von Chemiewaffen

Kairo - Im syrischen Bürgerkrieg konzentrieren die Kämpfe sich immer stärker auf die Hauptstadt Damaskus. Der internationale Flughafen, etwa 25 Kilometer von Damaskus entfernt, ist seit Tagen umkämpft, der Flugbetrieb schien zeitweise eingestellt worden zu sein. Regierungstruppen bombardieren seit Tagen Vorstädte entlang der Flughafenstraße mit Artillerie und aus der Luft. Am Montag eskalierten aber auch die Kämpfe an der türkischen Grenze im Norden: Flugzeuge der Luftwaffe von Präsident Baschar al-Assad hatten erneut Stellungen der Aufständischen in der aus einem türkischen und einem syrischen Teil bestehenden Grenzstadt Ras al-Ain bombardiert. Am Vortag war es an der syrisch-libanesischen Grenze zu Gefechten zwischen syrischen Rebellen und der libanesischen Armee gekommen.



Der Kampf tobt: Ein syrischer Soldat bezieht Stellung in Damaskus

Mit dem Bombardement von 'Stellungen der Terroristen' entlang der Vorstädte von Damaskus schien sich das Regime den Zugang zum Flughafen sichern zu wollen, über den der größte Teil des Nachschubs an Waffen und Munition läuft; als Hauptlieferanten des Assad-Regimes gelten Iran und Russland. Die bisher ungebrochene militärische Überlegenheit der Truppen Assads beruht vor allem auf dem immer stärkeren Einsatz von Kampfjets und Helikoptern. Die Rebellen verfügen nun aber offenbar über eine kleinere Zahl an Luftabwehrraketen. Diese sollen nicht von Unterstützerstaaten aus dem Ausland geliefert worden sein, sondern den Aufständischen bei der Eroberung von Militärstützpunkten in die Hand gefallen sein. Vergangene Woche waren nach Rebellenangaben mindestens ein Kampfjet und ein Hubschrauber abgeschossen worden. Die Aufständischen behaupten, SA-16-Raketen sowjetischer Bauart eingesetzt zu haben. Diese von der Schulter abzuschießenden Igla-1-Raketen heißen im Nato-Jargon 'Gimlet', fliegen ihr Ziel mit Hilfe einer hitzesuchenden Infrarot-Steuerung an und sollen eine Reichweite von mindestens 3000 Metern haben. Sie sind vergleichbar mit der US-Luftabwehrrakete Stinger. Laut einem Bericht der New York Times sollen die Rebellen aber auch über Raketen der Bauart SA-24 -Bauart verfügen, die zu den modernsten Luftabwehrwaffen zählen.

Laut dem syrischen Staatsfernsehen sollte mit dem Einsatz von Luftwaffe und Bodentruppen die Sicherheit der Hauptstadt gewährleistet werden: Die Aufständischen waren im Juli in die inneren Stadtbezirke vorgestoßen und hatten sich erst nach wochenlangen Kämpfen wieder zurückgezogen. Der Rebellenkommandeur Abu Nidal sagte der Nachrichtenagentur dpa, dass es Kämpfern gelungen sei, die Elektrizitätsversorgung des Flughafens zu unterbrechen. Von offizieller Seite wurde dies nicht kommentiert. Der Flugbetrieb schien aber nicht dauerhaft lahmgelegt zu sein: Egypt Air wollte Damaskus wieder anfliegen, nachdem die ägyptische Fluggesellschaft wie andere internationale Airlines den Flugverkehr vorübergehend eingestellt hatte.

Bei den jüngsten Kämpfen an der türkischen Grenze bombardierte ein Jet offenbar ein von Aufständischen eingenommenes Geheimdienstgebäude in der Grenzstadt Ras al-Ain. Die Stadt, die auf der türkischen Seite Ceylanpinar heißt, ist seit Wochen umkämpft. Auch auf der türkischen Seite der Grenze kam es früher schon zu Opfern durch Beschuss aus Syrien. Die türkische Luftwaffe ließ nach dem jüngsten Bombardement Kampfjets aufsteigen.

Das Nato-Mitglied Türkei hatte vor Kurzem die Unterstützung des westlichen Verteidigungsbündnisses angefordert: In den kommenden Tagen sollen Patriot-Luftabwehr-Raketen an der Grenze stationiert werden. Zwei der drei Raketen-Batterien gehören der Bundeswehr, die dritte der niederländischen Armee. Die deutschen Patriots werden mit deutschen Soldaten bemannt sein, aber nicht unter direktem türkischen, sondern unter Nato-Befehl stehen. Nach US- Angaben werden bis zur Einsatzbereitschaft aber 'noch Wochen' vergehen. US-Außenministerin Hillary Clinton warnte Assad noch einmal davor, seine Chemiewaffen gegen die Aufständischen einzusetzen: Ein Chemiewaffen-Einsatz sei eine 'rote Linie'. Die New York Times hatte über Hinweise auf Vorbereitungen für einen Einsatz der Waffen berichtet. Thema dürfte der Bürgerkrieg in Syrien auch beim am Montag begonnenen Türkei-Besuch des russischen Staatschefs Wladimir Putin sein. Während Moskau Assad mit seinem Vetorecht im UN-Sicherheitsrat schützt und dem Regime Waffen liefert, zählt Ankara zu den Unterstützern der Aufständischen.

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